Flagge Mecklenburg-VorpommernMecklenburg-VorpommernFlagge Deutschland

Koloss von Prora

Der „Koloss von Prora” ist die zu Stein erstarrte Gigantomanie des Nationalsozialismus. Zwanzigtausend Menschen sollten hier gleichzeitig im Urlaub „Kraft durch Freude” tanken. Jetzt wird die Geschichte abgebaut.

Koloss von Prora
Rügen, Prora, Juni 2013
Koloss von Prora, Landseite
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Die Menschenmassen und die monumentale Anlage waren Ausdruck des nationalsozialistischen Willens zur Uniformität und eine Demonstration der Macht. In acht Blöcken auf 4,5 Kilometern Länge, in 10.000 seeseitigen Zimmern, mit Wellenschwimmbecken, Seebrücken und Gemeinschaftshäusern sollten verdiente „Volksgenossen” in Hitlers „größtem Strandbad der Welt” gemeinsam Urlaub machen.
Doch der Beginn des Zweiten Weltkriegs verhinderte die Fertigstellung. Und am Ende blieben nur Ruinen. Erst seit etwa 2015 gibt es eine Neunutzung mit Wohnungen und Ferienunterkünften als Seebad Prora. Der Denkmalschutz blieb dabei auf der Strecke.

Koloss Prora Luftaufnahme
Luftbild Koloss von Prora, Juli 2020
Gesamtansicht, im Hintergrund der Kleine Jasmunder Bodden
Foto © Wikipedia/Ralf Roletschek

KdF-Seebad Prora

„Kraft durch Freude”

Am 2. Mai 1933 wurden im nationalsozialistischen Deutschland die Gewerkschaften gewaltsam aufgelöst. An ihre Stelle, jedoch ohne als Vertreter der Interessen der Arbeitnehmer zu fungieren, trat die „Deutsche Arbeitsfront” (DAF). Ihre Aufgaben waren andere:

„Das hohe Ziel der Arbeitsfront ist die Erziehung aller im Arbeitsleben stehenden Deutschen zur nationalsozialistischen Gesinnung” (Robert Ley, Führer der Arbeitsfront)

Durch die Einziehung des beschlagnahmten Vermögens der Gewerkschaften und Übernahme der Mitglieder wurde die DAF zur reichsten und mitgliederstärksten NS-Massenorganisation. Ihr Einfluss auf sozial- und arbeitsrechtliche Belange war jedoch gering. Sie bediente sich zwar zeitweilig antikapitalistischer Redewendungen, um so die Verheißungen der „Volksgemeinschaft” zu unterstreichen: Gleichstellung der „Arbeitskameraden”, zukünftiger Wohlstand auf Kosten der zu besiegenden Völker. Es war nicht die Verheißung eines Lebens in Frieden, Humanität und sozialer Gerechtigkeit, sondern ein Konsumentenglück mit Volkswagen, Volkskühlschrank, Vierzimmerwohnung und KdF-Reisen.

Rügen Prora Plakat KdF-Wagen
Rügen, Prora, Juni 2013
Ausstellung KulturKunststatt, Plakat des KdF-Wagens
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
„Diese Gemeinschaft kann kein Wunschtraum sein, sie ist ein Problem der Erziehung unseres Volkes und damit eine Aufgabe, von deren Größe und Schwere wir alle durchdrungen sind. ” (Adolf Hitler, Rede beim Stapellauf der „Robert Ley” am 29. März 1938)

Kraft durch Freude (KdF) war eine im November 1933 gegründete Unterorganisation der DAF. Ziel war die Organisation der Freizeit, die „totale Betreuung” der Volksgemeinschaft. Ein Privatleben sollte es in Deutschland nicht mehr geben:

„Wenn Du schläfst, ist das deine Privatsache, aber sobald du wach bist und mit anderen Menschen in Berührung kommst, dann mußt du eingedenk sein, daß du ein Soldat Adolf Hitlers bist und nach einem Regiment zu leben und zu exerzieren hast ... Die Zeit, wo jeder tun und lassen konnte, was er wollte, ist vorbei. Wir pfeifen auf die liberalistische Auffassung. Ein Soldat muß gehorchen.” (Robert Ley, Rede am 2. Juli 1937)

KdF war die populärste Organisation im „Dritten Reich” und gewährleistete Systemstabilität. Sie entwickelte den „formatierten Urlaub” — Tages- und Wochenendfreizeiten im Rahmen organisierter Reisen. In der Außendarstellung standen die ab Mai 1934 angebotenen Schiffsreisen im Vordergrund, die sich die normal verdienenden Arbeiter und Angestellten jedoch nicht leisten konnten. Trotzdem war der propagandistische Effekt enorm und stärkte die Illusion der „klassenlosen Volksgemeinschaft”.

Rügen Prora Plakat KdF-Schiff Der Deutsche
Rügen, Prora, Juni 2013
Ausstellung KulturKunststatt, Plakat des KdF-Schiffs „Der Deutsche”
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Seebäder der 20.000

Bei Inlandsreisen lag der Anteil der KdF-Reisen inklusive Übernachtungen bei etwa 10 Prozent, etwa 2-3 Prozent aller Arbeiter kamen in den Genuß einer KdF-Reise. Um diesen Anteil zu erhöhen und mehr Menschen in die organisierten Reisen zu bringen, entstand die Idee der „Seebäder der 20.000”. So sollten einhundertausend Volksgenossen (= blutreine Mitglieder der „Volksgemeinschaft”) in den geplanten fünf Seebädern gleichzeitig günstig Pauschal-Urlaub machen können. Damit sollten die Nerven der Deutschen für den Krieg gestärkt werden.

„Ich will, dass dem Arbeiter ein ausreichender Urlaub gewährt wird und dass alles geschieht, um ihm diesen Urlaub sowie seine übrige Freizeit zu einer wahren Erholung werden zu lassen. Ich wünsche das, denn nur mit einem Volk, das seine Nerven behält, kann man wahrhaft große Politik machen.” (Adolf Hitler)
Rügen Prora KdF-Bad im Bau
Rügen, Prora
Bau der Gebäude des KdF-Seebades an der Ostsee, 1937
Quelle: Wikipedia/Bundesarchiv

Blaupause für diese „Seebäder der 20.000” war das KdF-Seebad Prora. 1935 beauftragte DAF-Führer Ley den Architekten Clemens Klotz (1886–1969) mit einem Entwurf, der auch am Parteitag der NSDAP vorgestellt wurde. Klotz plante die Infrastruktur einer kompletten Kleinstadt – unter anderem mit einem Kraftwerk, einem Krankenhaus, Schule, Bahnstation, Geschäften und Poststelle, einem Wellenschwimmbad, einem Turm mit Höhencafé, Restaurants, Theater und einem Kino. Der Plan, den Klotz vorlegte, ging auf einen Entwurf einer „Bandstadt” von Le Corbusier aus dem Jahr 1930 zurück, eine Art Vorläufer der sozialistischen Neubauplatte in Endlosschleife. Hitler und Speer waren begeistert, wahrscheinlich, weil sie den eigentlichen Urheber nicht kannten. Die zentrale Festhalle für 20.000 Gäste entwarf der Hamburger Architekt Erich zu Putlitz (1892-1945). Hitler deponierte den Wunsch, daß das Seebad im Kriegsfall auch als Lazarett nutzbar sein sollte.
Der Gesamtentwurf wurde auf der Weltfachausstellung Paris 1937 („Exposition Internationale des Arts et Techniques dans la Vie Moderne”) mit einem Grand Prix ausgezeichnet. Auf die Festhalle von Putlitz wurde während der Bauausführung 1939 verzichtet.

Architektur und Konzeption

Prora liegt zwischen Sassnitz und Binz an der Prorer Wiek, einer weitläufigen Meeresbucht mit einem langen, flachen Sandstrand, auf der sogenannten Schmalen Heide, die den Kleinen Jasmunder Bodden von der Prorer Wiek und der Ostsee trennt. Heute ist Prora ein Ortsteil der Gemeinde Binz.
Am 2. Mai 1936, drei Jahre nach der Zerschlagung der Gewerkschaften, erfolgte die Grundsteinlegung durch DAF-Führer Ley. Für die Unterbringung der Urlauber waren acht, jeweils 550 Meter lange, sechsgeschossige, völlig gleichartige Häuserblocks mit insgesamt 10.000 Gästezimmern vorgesehen. Mit der etwa fünf Kilometer entlang der Küstenlinie reichenden Bauweise sollte alle Zimmer Meerblick haben, während die Flure zur Landseite hin gelegen waren. Jedes Zimmer sollte zehn Quadratmeter groß und schlicht eingerichtet sein: mit zwei Betten, Kleiderschrank, Sitzecke und Waschtisch. Teilweise waren jeweils zwei Zimmer mit einer Zwischentüre verbunden. Die sanitären Einrichtungen befanden sich in den landwärts gerichteten Treppenhäusern der Blocks. Zentrale Elemente der Anlage waren der jeweils in der Mitte zwischen den Blocks geplante Aufmarschplatz.

Rügen Prora KdF-Bad Modell
Rügen, Prora, Juni 2013
Koloss von Prora, Modell, 18 Meter lang (Ecke projektionsbedingt), Panorama
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Dem totalitären Anspruch des Systems folgend sollte das Leben in der Ferienanlage in der Gemeinschaft stattfinden. Zu diesem Zweck waren Gemeinschaftshäuser mit Gastronomie- und Wirtschaftsräumen sowie Kegelbahnen und Leseräumen geplant, die in regelmäßigen Abständen „wellenbrecherartig“ küstenwärts aus der Häuserfront herausragen sollten. Offene, beheizbare Liegehallen innerhalb der Bettentrakte sollten den Urlaub vom Wetter unabhängiger machen. Schließlich war eine Erweiterung der Saison auf acht Monate geplant. Weitere Gemeinschaftseinrichtungen waren zwei Wellenschwimmbäder, ein Kino und mehrere Gastronomiebetriebe.
Die größten deutschen Baufirmen wie Hochtief, Philipp Holzmann AG, Siemens und Dykerhoff zogen in nur 17 Monaten den Rohbau aller Bettenhäuser auf vier Kilometern Länge gleichzeitig hoch. Ebenso Teile eines Restaurants, ein Theater und ein Kino.

Der Zweite Weltkrieg

Am 1. September 1939 war mit Beginn des Weltkriegs Schluss mit den Bauarbeiten. Die Arbeiter wurden für den Bau des Raketen-Testgeländes Peenemünde auf Usedom gebraucht. Prora sollte nach dem von den Nationalsozialisten geplanten „Endsieg” fertig gestellt werden.
Dennoch wurde während des Krieges die Anlage von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern weiter ausgebaut und militärisch genützt. Mehrere Polizeibataillone wurde hier ausgebildet, von 1942 bis Kriegsende nutzte man die Gefolgschaftslager zur Ausbildung junger Mädchen und Frauen zu Nachrichtenhelferinnen der Kriegsmarine, ab 1943 wurden Ausgebombte aus Hamburg und Ende 1944 Flüchtlinge aus Ostpreußen hier untergebracht. Auch ein Lazarett wurde zeitweilig eingerichtet.

DDR

Prora ist nicht nur eine NS-Hinterlassenschaft, wie Politik und Medien den Ort vielfach deuten, sondern mindestens ebenso verbunden mit der Geschichte der DDR, der SED-Diktatur und des Kalten Krieges. Denn die Geschichte des „Koloss von Prora” endet nicht mit dem Zweiten Weltkriegs. Die Anlage war die monumentalste Kaserne der DDR, was in Vergessenheit zu geraten droht. Denn bis auf das Gesamtkonzept und die Betonhülle stammt kaum etwas aus NS-Zeiten.

Versuch der Beseitigung

Nachdem die Rote Armee die Grundbesitzer aus Thüringen, die sie vorher enteignet hatte, in Prora interniert hatte, wollte sie 1947 den „Koloss von Prora” als Symbol der Naziherrschaft beseitigen. Der südlichste Block, der als einziger noch nicht über alle Etagen verfügte, wurde am Ende des Krieges von der Roten Armee gesprengt und abgetragen. Von den beiden nördlichen Blöcken verblieben nach Sprengungen wenige Segmente als Ruine. So dezimierte sich die Anlage im Wesentlichen auf fünf Blöcke, die sich heute noch auf 2,5 Kilometern Länge den Strand entlangziehen. Aber auch diese Blöcke wurden durch Reparationsdemontage, Sprengungen und Plünderungen in weiten Teilen zurückgebaut beziehungsweise beschädigt. Prora diente als Steinbruch, jeder plünderte die Baustoffe, die er brauchte. Einige Rüganer bauen in Bergen ganze Häuser aus Prora-Steinen.

Die Monumental-Kaserne

Die Demontage erwies sich als undurchführbar. Aber schließlich erkannte man, daß die abgeschiedene Lage des Gebäudes, die architektonischen Gegebenheiten - gleichförmige Zimmer, breite Treppenhäuser, lange Gänge - beste Voraussetzungen für eine Nutzung als Kaserne waren. 1950 zog die Kasernierte Volkspolizei, die Vorläuferin der Nationalen Volksarmee (NVA), in das Gebäude ein. Die Anlage wurde zum militärischen Sperrgebiet erklärt
Bis 1956 waren die fünf Blöcke zwar weitgehend hergestellt, sie wurden jedoch bis in die 1980er-Jahre hinein weiter aus- und umgebaut sowie graubraun verputzt. Putz, Türen, Fenster, Innenausbau – das sind alles DDR-Relikte. Signifikante Kennzeichen der veränderten Architektur wiesen die geplanten Seebad-Liegehallen auf, die in jeden der ursprünglich acht Blöcke zwischen jeweils drei Bettentrakten eingegliedert wurden und Frischluft- und Ruhezonen bei schlechterem Wetter bieten sollten.
15.000 Soldaten waren hier zeitweise stationiert, bis in den 1960er-Jahren die Nutzung vom Kampftruppenstandort zu einem Schulungsort für Soldaten und Offiziere überging. Es gab geheime Ausbildungsstätten für Kubaner, Libyer, Syrer und Schwarzafrikaner und andere Angehörige befreundeter Nationen. In den zerstörten Gebäuden im Norden übten sich NVA, Polizei, Feuerwehr und Rotes Kreuz im Häuserkampf und Katastrophenschutz.

Rügen Prora Urlauberzimmer
Rügen, Prora, Juni 2013
Urlauberzimmer im Erholungsheim „Walter Ulbricht”
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

In den südlichen Bettenburgen machten Offiziersfamilien Ferien im „Walter Ulbricht-Heim”.

Bausoldaten

Schulterklappe der Bausoldaten
Schulterklappe der Bausoldaten
Quelle: Wikipedia/Schäfer-Hartmann

Ab 1964 wurden hier Bausoldaten, sogenannte „Spatensoldaten” oder „Spatis” kaserniert. Sie wurden vor allem in Mukran beim Bau des neuen Hafens eingesetzt. Nach der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in der DDR mußte die Führung Protesten nachgeben und den Dienst ohne Waffe ermöglichen. Diese Kriegsdienstverweigerer blieben aber Angehörige der Nationalen Volksarmee, auf den Schulterklappen ihrer Uniformen war ein Spaten abgebildet. Sie galten als Soldaten zweiter Klasse und wurden oft wie Gefangene behandelt.

„Die Jungs sind unter unwürdigsten Bedingungen in Block V untergebracht worden - dort, wo jetzt die Jugendherberge ihre Gäste empfängt - und mussten zwölf Stunden am Tag im Dreck wühlen, in Senkkästen unter der Wasseroberfläche schuften oder Betonteile entladen. Wer nicht spurte, bekam Arrest, und das MfS war allgegenwärtig, logisch, oder? Die Spatis waren schließlich höchst verdächtig. Die reinste Schikane war das, daran sind viele Männer kaputtgegangen - direkt vor der wunderschönen Kulisse unserer Insel -, aber das will keiner mehr wissen.” (Katharina PETERS: Dünenmord)

Aber nicht nur Bausoldaten, sondern auch einfach Grundwehrdienstleistende, verbinden mit dem Ort die traumatischsten Erfahrungen ihrer Jugend. Prora wurde von vielen Betroffen als ein Ort bezeichnet, „an dem niemals die Sonne aufgeht”. Selbst für viele Offiziere war es das „Wladiwostok der DDR”.

Bundesrepublik Deutschland

Nach der Wende übernahm die Deutsche Bundeswehr bis 1992 die Anlage. 1994 wurde der „Koloss von Prora” unter Denkmalschutz gestellt, was jedoch das Problem der zukünftigen Nutzung nicht löste.

Verkauf und Neunutzung

Wegen des Denkmalschutzes gelang es der Bundesvermögensverwaltung (ab 2005 Bundesanstalt für Immobilienaufgaben) nicht, Käufer für die Blöcke zu finden. So entstand im Block 3, Prora Mitte, die Museumsmeile Prora mit einem KdF-Museum (Museum Prora), Museum der NVA, Rügen-Museum und diversen Sonderausstellungen, die Bildergalerie Rügenfreunde und ein Wiener Kaffeehaus. Zwischen 1993 und 1999 befand sich hier auch die größte Jugendherberge Europas.

Rügen Koloss Prora Seeseite
Rügen, Prora, Juni 2013
Koloss von Prora, Seeseite
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Ab 2004 wurden die Blöcke 1, 2 und 4 einzeln an verschiedene Investoren verkauft und saniert. Es entstanden exklusive Eigentumswohnungen (5000-6500 Euro/m²), Ferienappartments, Hotelzimmer und die erforderliche Infrastruktur - Gastronomie, Sport, Wellness. Damit, so meinten Kritiker, werde das „Seebad der Zwanzigtausend” als „Seebad der oberen Zwanzigtausend” fertiggestellt. Und der Denkmalschutz?

Rügen Prora KdF-Bad im Bau
Rügen, Koloss von Prora nach der Rekonstruktion 2019
Quelle: Wikipedia/Lappländer

Block 5 wurde vom Landkreis Vorpommern Rügen erworben, der hier 2011 Europas größte Jugendherberge eröffnete.

Prora-Museen

2020: Das Dokumentationszentrum und das Prora-Zentrum haben einen Dachverband gegründet. Ihm werden in Zukunft etwa 40 Meter in Block 5 des sechsstöckigen Superbaus (ehemalige Liegehalle) zur Verfügung stehen, um die Geschichte Proras zu dokumentieren.
Die nachfolgenden Ausführungen über die Museen sind möglicherweise überholt.

Das Dokumentationszentrum Prora informiert in der Dauerausstellung „MACHTUrlaub” über die NS-Geschichte von Prora und stellt sie in den Kontext der nationalsozialistischen Gesellschaftspolitik, die zentral durch den Begriff der „Volksgemeinschaft“ geprägt wurde. Eine Auseinandersetzung über die militärische Nutzung von Prora durch die Nationale Volksarmee der DDR findet allerdings nicht statt.

Rügen Museum Dokumentationszentrum
Rügen, Prora, Juni 2013
Dokumentationszentrum
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Dokumentationszentrum Prora, Objektstraße 1, Block 3/Querriegel, tägl. 9:30-19 Uhr (Mai-August, sonst kürzer); Webseite

Das Prora-Zentrum in Block 5 bietet eine Ausstellung zur Geschichte Proras sowie Wechselausstellungen in der ehemaligen Rezeption der Jugendherberge. Es ist vor allem eine Bildungsstätte.

Prora-Zentrum, Fünfte Straße 6 (bei der Jugendherberge), tägl. 10-18 Uhr (Mai-Oktober, sonst kürzer); Webseite

Die KulturKunststatt Prora besteht aus fünf Museen:

Prospekt Kulturkunststatt Prora
Prospekt Museum Kulturkunststatt Prora
  • das KdF-Museum zeigt in der Dauerausstellung Zeitfenster Prora 1934-2002 die 18 Meter lange Modellanlage des „KdF-Seebads Prora”, ein KdF-Urlaubszimmer, Modelle der KdF-Schiffe und Dokumentarfilmvorführungen;
  • das NVA-Museum thematisiert die militärische Nutzung von 1942-1992 mit Infos zur „16. Kompanie”, zur Offiziershochschule und zum Erholungsheim „Walter Ulbricht”;
  • die DDR-Motorradwelt präsentiert 60 Maschinen aus der DDR;
  • das Rügen-Museum widmet sich der Inselgeschichte, der Hanse, der Hafengeschichte Sassnitz sowie Rügens Herren- und Gutshäusern;
  • in der Bildergalerie, eine ständige Verkaufsaustellung, zeigen Rügener Künstlerinnen und Künstler etwa 500 Exponate.

Zur Erholung von so viel Museum gibt es in der 5. Etage ein Wiener Kaffeehaus mit einem herrlichen Ostseeblick und eine Vinothek.

KulturKunststatt Prora, Objektstraße Block 3/TH 2, seit Herbst 2018 geschlossen und zu Ferienwohnungen umgebaut!

Das Oldtimer und NVA Museum Rügen liegt außerhalb der Blöcke von Prora. Gezeigt werden 40 Jahre geteilte deutsche Automobilgeschichte, Feuerwehr- und Eisenbahnfahrzeuge sowie Fahrzeuge und Militärtechnik der NVA.

Technikmuseum Rügen, Proraer Allee 119, tägl. 10-17 Uhr (April-Oktober); Webseite

Das Ende des KdF-Seebades

Mit dem Verkauf der Blöcke an private Investoren und dem Umbau in Wohungen, Ferienappartments und Hotels ist das „KdF-Seebad Prora” am Ende angelangt und mutiert zum „Seebad Prora”. Der Koloss, der den unbedingten Machtwillen des Nationalsozialismus, seinen Hang zur Gigantomanie und die Unterwerfung des Einzelnen unter die „Volksgemeinschaft”, die Verdrägung des Individuums zugunsten der Masse, symbolisierte und erlebbar machte, sieht nun aus wie ein etwas zu lang geratener Wohnblock. Seine Atmosphäre der spürbaren Bedrohung ist verflüchtigt. Eine deutsche Geschichte, vom Nationalsozialismus zur DDR, wird verdrängt und verräumt. Das Zeitfenster Prora 1934-2002 ist geschlossen. Die geplanten 40 Meter Museum werden es nicht ersetzen.
In 20 Jahren werden sich die Menschen, die davor stehen, nur noch fragen, warum diese etwas lange Anlage einmal „Koloss von Prora” genannt wurde - wenn ihnen der Begriff überhaupt noch bekannt ist. Stätten der Erinnerung physisch zu erhalten - wie etwa Konzentrationslager, das Nürnberger Parteitagsgelände oder den Palast der Republik - ist für das Begreifen und Fühlen von Geschichte essentiell. Aber der „Palast der Republik” in Berlin wurde durch eine historisierende Rekonstruktion des Stadtschlosses ersetzt, der „Koloss von Prora” durch eine etwas lange Wohnanlage in Instant-Architektur.
Willkommen im „Seebad Prora”!

Literatur

Sachbuch

Belletristik

Internet

Top