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Wappen Stralsund kleinHansestadt Stralsund - Klöster

Mit der Reformation wurden auch in Stralsund die Klöster aufgelöst und anderen Bestimmungen zugeführt.

Stralsund Johanniskloster Kirchenruine
Stralsund, Johanniskloster, Juni 2013
Ruine der 1624 zerstörten Kirche
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Im Johanniskloster befindet sich das Stadtarchiv, im Areal des Heilgeistklosters Wohnungen. Das Katharinenkloster wurde zum Meeres- und Kulturhistorischen Museum. Das Kloster St. Jürgen am Strande dient als Studentenwohnheim. Die Kapelle des Klosters St. Annen und Brigitten wird für Veranstaltung verwendet.

Sehenswertes

St. Johanniskloster

1254 gründeten die Franziskaner das Kloster St. Johannis im Norden der Altstadt. Es ist ein großer, um zwei Höfe gruppierter Baukomplex aus dem 13. bis 14. Jh. Von der Klosterkirche, einer ursprünglich dreischiffigen Backstein-Hallenkirche, sind heute nur noch Reste erhalten. Ein Großbrand vernichtete 1624 die 77 Meter lange gotische Hallenkirche, die anschließend nicht wieder aufgebaut wurde. Stattdessen wurde der erhalten gebliebene Chor als „Kleine Johanniskirche” eingerichtet.

Stralsund Johanniskloster Kirchenruine Chor
Stralsund, Johanniskloster, Juni 2013
Ruine der „Kleinen Johanniskirche”, davor die Pietà von Ernst Barlach
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler

Nach der Reformation nutzte die Stadt das Kloster als Armenanstalt. Nach der weitgehenden Zerstörung des Klosters durch einen Bombenangriff 1944 wurde es von 1963 bis 1986 sorgfältig restauriert.
Eine kulturgeschichtliche Rarität stellt der Räucherboden im Obergeschoss dar. Hier wohnten bis 1980 Menschen in winzigen Wohnungen, deren Rauchabzüge im offenen Dachstuhl endeten.

Stralsund Johanniskloster Judenstele
Stralsund, Johanniskloster, Juni 2013
Judenstele zur Erinnerung an den Progrom vom 9. November 1938
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler

Auf dem Hof des Klosters steht die Judenstele. Sie erinnert an den Progrom vom 9. November 1938 und die nahezu vollständige Vertreibung und Vernichtung der Stralsunder Juden durch die Nationalsozialisten.

Im Zuge der Ostkolonisation kamen im Mittelalter erstmals jüdische Siedler aus dem Westen in die slawisch dominierte Ostseestadt. Von Anfang an hatte die kleine Gemeinde mit Verleumdungen zu kämpfen. Man sagte den Juden nach, Brunnen zu vergiften und unschuldige Christenkinder zu fressen oder zumindest zu missbrauchen. Nach dem Sternberger Hostienschänderprozess von 1492 wurden 27 Juden auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Angeblich hatten sie durch Nadelstiche den Heiland in geweihten Hostien gequält. In Stralsund vertrieben nichtjüdische Bürger sämtliche jüdischen Familien aus der Stadt. Mitleid mit unschuldigen Judenkindern kannte man dabei nicht.
1757 kamen trotz lokaler Widerstände zwölf Münzjuden in die Stralsunder Münzprägeanstalt. Sie gründeten erneut eine Gemeinde. Zu den in Hochzeiten 170 Mitgliedern gehörten die Familien Wertheim und Tietz, deren Warenhauskonzerne Wertheim und Kaufhof ihren Ursprung in Stralsund haben. 1938 steckten Nazis die Synagoge in der Langenstraße 69 in Brand. Fünf Jahre später wurden die letzten Juden der Stadt in Vernichtungslager deportiert. Seitdem existiert keine jüdische Gemeinde mehr in Stralsund. Die vier oder fünf gläubigen Juden der Stadt fahren am Schabbat zu den Synagogen in Rostock oder Schwerin.

Stralsund Johanniskloster Judenstele
Stralsund, Johanniskloster, Juni 2013
Judenstele im Hof des Klosters
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler

Die Judenstele wurde 1988 auf dem Apollonienmarkt errichtet und bald mit nationalsozialistischen Losungen und Zeichen beschmiert. 1992 verlegte man ihren Standort auf den mittelalterlich anmutenden Platz am Rand des Johannisklosters. Abgesehen von der Stele erinnern unter anderem der jüdische Friedhof gegenüber der Frankensiedlung und über 50 Stolpersteine an eine fast vernichtete Kultur. Im Gegenzug findet sich in der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem der Name Stralsund auf einer der Steintafeln im Tal der Gemeinden.

„Ich gebe ihnen in meinem Haus und in meinen Mauern ein Denkmal und einen Namen: Einen ewigen Namen der nicht ausgetilgt wird.” Jesaja 56,5
„Zum Gedenken an die jüdische Gemeinde und ihre Synagoge, in der sie von 1787 bis 1938 versammelt war.”
Inschriften auf der Stele
Stralsund Johanniskloster Pietà
Stralsund, Johanniskloster, Juni 2013
Pietà von Ernst Barlach
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Im Innenhof vor der Ruine der Kleinen Johannis­kirche steht eine Nachbildung der Pietà des Bildhauers, Grafikers und Dichters Ernst Barlach (1870-1938) zur Mahnung an die Schrecken des Krieges und an das unsagbare Leid, welches das Völkermorden der Kriege über die Menschheit brachte. Von weitem bilden Mutter und Sohn die Form eines Kreuzes. Aus der Nähe sind sie ein Bildnis des Schreckens, spenden keinen Trost oder Mitleid. Verhärmt und mit leerem Blick sieht die Mutter auf den steifen Leib ihres Soldatensohnes.
Der Entwurf der Pietà für Stralsund kam 1932 wegen Anfeindungen aus nationalsozialistischen Kreisen nicht mehr zur Vollendung. Erst 1987 goß der Plastiker Hans-Peter Jaeger (*1941) nach Barlachs Entwurf die Skulptur.

St. Johanniskloster, Schillstraße 27/28; aufgrund von Sanierungsarbeiten ist das Innere seit 2012 geschlossen

Heilgeistkloster

Das 1256 erstmals erwähnte Heilgeist-Spital gehört neben dem Spital in Lübeck zu den besterhaltenen Spitalskomplexen an der südlichen Ostsee. Anfang des 14. Jahrhunderts wurde es an den Außenrand der Stadt, an die Wasserstraße, verlegt, weshalb es ständig Belagerungen und Zerstörungen ausgesetzt war. Ältester Teil des Hospitals ist die Heilgeistkirche, eine kleine vierjochige Hallenkirche. Sie stammt aus dem Beginn des 15. Jahrhunderts.

Stralsund Heilgeistkloster
Stralsund, Heilgeistkloster, Juni 2013
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler

An die Kirche schließt sich das eigentliche Spital an, wobei sich die Wohnräume über zwei Geschosse eines lang­gestreckten Hofes zu beiden Seiten ausdehnen. Dieser wird an drei Seiten von säulen­gestützten Galerien begrenzt. Die Heilgeistkirche war vor 1945 Garnisonskirche und wird heute als Gotteshaus für die Heilgeist-Jakobigemeinde genutzt. Der restaurierte Kirchgang wurde mit Wohnungen ausgestattet.

Heilgeistkloster, Wasserstraße

Katharinenkloster

Das 1251 von Dominikanern gegründete Kloster St. Katharinen gehört zu den wenigen Klöstern Norddeutschlands, deren gotische Substanz fast vollständig erhalten geblieben ist. Stifter des Klosters war Fürst Jaromar II. (um 1218-1260) von Rügen. Im Zuge der Reformation wurde das Kloster 1525 aufgelöst und ging in den Besitz der Stadt Stralsund über.
1560 wurde der westliche Teil des Klostergebäudes zum Sundischen Gymnasium, im östlichen Teil wurde ein Waisenhaus eingerichtet. Ab 1678 wurde die Klosterkirche von den Schweden als Arsenal und als Zeughaus des schwedischen Generalgouvernements genutzt.
1919-1924 wurde das Klostergebäude umfassend renoviert und bis 1945 als Gymnasium genutzt.

Stralsund Katharinenkloster
Stralsund, Katharinenkloster, Juni 2013
Blick vom Turm der St. Marienkirche
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler

Heute befindet sich in den ehemaligen Klausurgebäuden des Klosters der Hauptsitz des Stralsund Museums (1924-2015 das Kulturhistorische Museum, das älteste Museum Mecklenburg-Vorpommerns) und in der Hallenkirche seit 1951 das Deutsche Meeresmuseum.

Katharinenkloster, Mönchstraße 25-27; die Museen sind wegen Renovierung geschlossen

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