Porträts — Toskana

Sandro Botticelli, toskanischer Renaissance-Maler

* 1. März 1444/45 Florenz/Toskana;
† 17. Mai 1510 (begraben) ebenda

Er malte im Geist der Frührenaissance und des Humanismus religiöse Bilder, Altarbilder sowie Bilder aus dem Themenbereich der griechischen Mythologie und Allegorien mit Gegenwartsbezug. Seine Porträtkunst prägte das Image der Medici und ihrer Parteigänger nachhaltig.

Herkunft und Ausbildung

Sandro Botticelli, italienischer Maler
Sandro Botticelli, vermutliches Selbstbildnis, um 1475
Detail aus dem Zanobi-Altar, Uffizien, Florenz
Quelle: Wikipedia

Alessandro di Mariano di Vanni Filipepi - so der eigentliche Name von Sandro Botticelli - war der Sohn des Gerbers Mariano di Vanni und seiner Frau Smeralda. Das zweitjüngste von acht Kindern wuchs im Stadtviertel des mittelalterlichen Dominikaner­klosters Santa Maria Novella, unweit der Kirche von Ognissanti auf. Hier verbrachte er auch den Großteil seines Lebens.
In der Nachbarschaft lebte die Vespucci-Familie, der der berühmte Kaufmann und Entdeckungsreisende Amerigo Vespucci (1454-1512) entstammte, der Amerika seinen Namen gab. Die Vespuccis, treue Freunde der Medici, gehörten zu den eifrigsten Förderern Botticellis und empfahlen ihn an bedeutende Auftraggeber.
1449 begann Botticelli, wie viele Renaissance-Künstler, eine Lehre als Goldschmied. Im Zuge seiner Ausbildung entwickelte er einen ausgeprägten Sinn für die dekorative Ausgestaltung von Formen.
1461/62 begann er eine Lehre als Maler bei Fra Filippo Lippi (um 1406-1469). Der damals nicht ungewöhnliche Wechsel vom Goldschmied zum Bildhauer oder Maler lag vielleicht auch an der sich verschlechternden Auftragslage für Goldschmiede. Lippi lebte damals in Prato, Botticelli lernte bis 1467 bei ihm: Zusammensetzung, Herstellung und Vorbereitung der Farben, Techniken von Fresko- und Tafelmalerei. Er durfte mit der Zeit auch untergeordnete, aber eigenständige Malereien ausführen, wie etwa die Darstellung des Himmels, Dekorationen der Gewänder oder das Auftragen von Blattgold. Schließlich durfte er auch Hintergrundlandschaften und Nebenfiguren gestalten. Sein erstes eigenständiges Werk, die Anbetung der Heiligen Drei Könige, entstand 1465-67 und war wohl als Zierde der erhöhten Rückenlehne eines Sofas oder Bettes gedacht.

1470-79: Das Frühwerk

Um 1467 beendete Botticelli seine Ausbildung bei Lippi und führte ab 1470 eine eigene Werkstatt in Florenz. Die Loslösung von seinem Lehrer machte den jungen Künstler für neue Einflüsse empfänglich. Wichtige Werke dieser Zeit sind verschiedene Madonnentafeln und die biblische Geschichte der Judith. Sie war der Prototyp weiblicher Stärke und tötete den assyrischen König Holofernes. Sein erster größerer Auftrag war, die Tugend Stärke als Teil eines Zyklus über die Haupttugenden zu malen. Auftraggeber war die Sei della Mercanzia, ein Tribunal von sechs Richtern, die über Streitfälle zwischen Kaufleuten richteten.

Sandro Botticelli, Die Anbetung der Heiligen Drei Könige
Sandro Botticelli, Die Anbetung der Heiligen Drei Könige (Del Lama-Anbetung), um 1475, Uffizien
Quelle: Wikipedia Commons

Den Ruhm Botticellis in Florenz begründete das Gemälde Die Anbetung der Heiligen Drei Könige, das er um 1475 für Guasparre del Lama, einen Emporkömmling, malte. Das Bild war für eine Kapelle in der Kirche Santa Maria Novella bestimmt. Porträtiert sind neben dem Auftraggeber die berühmtesten Mitglieder der Medici-Familie und Botticelli (ganz rechts) selbst.
Botticelli war zu dieser Zeit bereits als Porträtist bekannt. Zu den berühmtesten Bildnissen zählen das Porträt eines Unbekannten (1475), der mit beiden Händen eine Medaille mit dem Bildnis Cosimos des Älteren hält, und jenes von Giuliano de' Medici (um 1476-78, Gemäldergalerie Berlin), dem jüngeren Bruder von Lorenzo il Magnifico. Giuliano wurde 1478 bei einer Verschwörung der Pazzi-Familie gegen die Medici im Dom von Florenz ermordet.

1480-81: Künstlerische Selbstfindung

Mit der Madonna del Magnificat (Madonna mit Kind und fünf Engeln) schuf Botticelli Anfang der 1480er-Jahre sein wohl berühmtestes Madonnenbild. Von dem Gemälde sind fünf zeitgenössische Repliken erhalten. Es ist eines der ersten Rundbilder (Tondi) Botticellis. Tondi waren im Florenz des 15. und 16. Jahrhunderts sehr beliebt. Sie waren jedoch nicht als Altargemälde gedacht, sondern schmückten die Räume profaner Gebäude.

Sandro Botticelli, Madonna del Magnificat
Sandro Botticelli, Madonna del Magnificat, 1480-81
Quelle: Wikipedia Commons

Das Marienbild ist das kostbarste Tondo Botticellis. Denn in keinem anderen Gemälde hat er so viel Gold verwendet: für die Dekoration der Gewänder, die göttlichen Strahlen, die Krone Mariens und als Höhung in den Haaren der Engel und Mariens. Gold war die teuerste Farbe und wurde daher normalerweise nur selten verwendet. Die Landschaft im Hintergrund verweist auf den Einfluss der zeitgenössischen niederländischen Künstler.

Bildnis eines jungen Mannes
Sotheby’s

Das Porträt Bildnis eines jungen Mannes mit Medaillon, Sandro Botticelli in seiner Hochphase um 1480 zugeschrieben, wurde am 28. Januar 2021 um etwa 70 Millionen Euro bei Sotheby’s in New York versteigert. Der im November 2020 verstorbene New Yorker Milliardär Sheldon Solow hatte das Bild 1982 bei Christie’s um 1,3 Millionen Dollar (nach heutiger Kaufkraft rund 1,9 Mio. Euro) erworben. Das mit Tempera auf Pappelholz gemalte Bildnis hing bisher als Dauerleihgabe in der Londoner National Gallery, im New Yorker Metropolitan Museum und in der National Gallery in Washington. Das Dreiviertelporträt im Geiste des Humanismus zeigt einen selbstbewussten blonden jungen Mann in einfachem Wams im Rahmen eines Fensters. Er hält ein rundes Heiligenbild eines mangels Attribute nicht mehr zu identifizierenden Heiligen in seinen Händen. Sein rechter Mittelfinger ragt über die Brüstung und täuscht Dreidimensionalität vor.

1481-82: Der römische Aufenthalt

Papst Sixtus IV. beorderte Botticelli 1481 nach Rom. Dort sollte er zusammen mit den Florentinern Domenico Ghirlandaio und Cosimo Rosselli sowie dem aus Perugia stammenden Piero del Perugino die Wände der päpstlichen Wahlkapelle mit Fresken schmücken. Die Bemalung der Wände erfolgte in der erstaunlich kurzen Zeit von einem Jahr und umfasst einen alt- und neutestamentarischen Zyklus mit Szenen aus dem Leben Moses und Christus. Über diesen Szenen ist eine Galerie von Papstgemälden angebracht. Botticelli malte drei Szenen und die darüberliegenden Papstporträts.

Sandro Botticelli, Aufruhr gegen das Gesetz Moses
Sandro Botticelli, Aufruhr gegen das Gesetz Moses (Conturbatio), um 1481-82, Sixtinische Kapelle
Quelle: Wikipedia Commons

Ihre Berühmtheit als Sixtinische Kapelle erreichte sie jedoch erst durch die späteren Arbeiten Michelangelos, der zwischen 1508 und 1512 unter Julius II. Decke und Altarwand bemalte.
Die Berufung vor allem toskanischer oder in Florenz tätiger Künstler für die Ausmalung der Sixtinischen Kapelle kann als Ausdruck der Versöhnung zwischen den Medici und dem Papsttum gesehen werden. Denn nach der gescheiterten Pazzi-Verschwörung vom April 1478 hatten sich die Medici in offener Gegnerschaft zu Papst Sixtus IV. befunden, der seinerseits ein Feind der Medici und an der Verschwörung beteiligt war.

Weltliche Gemälde

Nach seiner Rückkehr aus Rom im Frühjahr 1482 erstellte Botticelli eine Reihe von mythologischen Gemälden. Eines der bekanntesten, aber auch rätselhaftesten, ist La Primavera (Der Frühling). Wahrscheinlich wurde es für Lorenzo di Pierfrancesco aus einem Nebenzweig der Medici-Familie geschaffen. Weitere bedeutende Gemälde aus dieser Zeit sind Minerva und der Kentaur (um 1482), Venus und Mars (um 1483), die Geschichte des Nastagio degli Onesti (1483) - vier Gemälde mit einer höfischen Liebesgeschichte aus Giovanni Boccaccios „Decamerone” - und natürlich Die Geburt der Venus (um 1485).

Sandro Botticelli, Die Geburt der Venus
Sandro Botticelli, Die Geburt der Venus (La nascita di Venere), 1486
Quelle: Wikimedia Commons

Das Bild wurde für ein Mitglied der Familie Medici auf Leinwand gemalt und war für die Ausstattung einer Landvilla bestimmt. In diesen Refugien vor Lärm, Hitze und den hektischen Geschäften der Stadt waren Repräsentation und Zurschaustellung weniger wichtig als in den Stadtpalästen. Die Gemälde über den Türen der Hauptsäle zeigten meist sonnendurchflutete Landschaften mit Tieren, badenden Frauen, Sängern und tanzenden Menschen. Die Geburt der Venus passt in diesen Rahmen. Allerdings stellt sie nicht die Geburt der Liebesgöttin dar, sondern ihre Landung auf der Insel Cythera. Nach der Beschreibung des antiken Dichters Homer stieg sie nach ihrer Geburt an der Küste der Insel aus dem Meer.
Abgeschlossen wird die Reihe der mythologischen Gemälde mit zwei Fresken, die Giovanni Tornabuoni anlässlich der Hochzeit seines Sohne in Auftrag gab.

Religiöse Gemälde

Neben den mythologischen entstanden in den 1480er-Jahren auch religiöse Werke Botticellis, die zu seinen schönsten Altarbildern zählen. Den Anfang der Serie bildet die Anbetung der Heiligen Drei Könige (1481-82), das noch während seines Rom-Aufenthaltes entstand. Den Hauptanziehungspunkt bilden nun Maria und das Christuskind.

Sandro Botticelli, Bardi-Altar
Sandro Botticelli, Madonna mit Kind zwischen Johannes dem Täufer und Johannes dem Evangelisten (Bardi-Altar, 1484)
Quelle: Wikimedia Commons

Eines der bedeutendsten religiösen Gemälde Botticellis aus dieser Zeit ist der sogenannte Bardi-Altar (1484), das er für Giovanni d'Agnolo de' Bardi, den Leiter der englischen Filiale der Medici-Bank malte. Bestimmt war es für die Familienkapelle in der Kirche Santo Spirito, die Teil einer generellen Neugestaltung des von Filippo Brunelleschi im Renaisancestil errichteten Sakralbaus war.
Ebenfalls in diesem Zeitraum entstand eines seiner Hauptwerke, die Verkündigung Mariens (um 1489-90) für die Grabkapelle von Benedetto di Ser Francesco Guardi in der Kirche Santa Maria Maddalena de' Pazzi. Der Erzengel Gabriel unterbricht die Jungfrau Maria bei der Lektüre ihres Buches und teilt ihr mit, daß sie auserwählt sei, Gottes Sohn zu gebären. Verglichen mit anderen Bildkompositionen Botticellis wirkt dieses Gemälde fast schon provozierend traditionell und schlicht.

1490-95: Das Spätwerk

Botticellis Spätwerk aus überwiegend religiösen Bildern ist eine Absage des Künstlers an die Errungenschaften der Renaissance hin zu einer Konzentration auf die Botschaft. Die zahlreichen Marienbilder zeigen die Abkehr von den harmonischen Proportionen der Gestalten im Verhältnis zum Bildraum. Botticelli ging von wohlausgewogenen Körperideal zurück zur mittelalterlichen Bedeutungsgröße, erstellte die Bildaussage über die ästhetisch wohlgefällige Erscheinung der Figuren.
Botticelli reagierte damit auf eine sich ausbreitende Welle religiösen Empfindens, deren Protagonist der Dominikanermönch Girolamo Savonarola war. Er rief in seinen berühmten Bußpredigten die Florentiner zuur Loslösung von ihrem sündigen und ausschweifenden Leben auf. Besonders geiselte er den luxuriösen Lebenswandel der Medici-Familie. Botticelli, der einer der wichtigsten Künstler der Medici war und bedeutende mythologische Bilder für sie gemalt hatte, fühlte sich persönlich betroffen. Seine Stiländerungen zeigen sich sehr eindrücklich in den zwei Gemälden der Beweinung Christi. Sie geben den inbrünstigen Glaubenseifer der Savonarola-Anhänger wieder. Zwei Mitglieder der Familie des Auftraggebers Donato Cioni waren piagnoni (Weinende), wie sich die Jünger Savonarolas selbst nannten.

Sandro Botticelli, Beweinung Christi mit den Heiligen
Sandro Botticelli, Beweinung Christi mit den Heiligen Hieronymus, Paulus und Petrus (um 1490)
Quelle: Wikimedia Commons

Das letzte weltliche Werk Botticellis, die Verleumdung des Apelles, folgt einem verschollenen Gemälde des berühmten Malers der Antike, Apelles (4. Jahrhundert v.Chr.). Es ist nur durch durch mehrere Beschreibungen, darunter die des Dichters Lukian in seinen „Dialogen”, überliefert.
Apelles hat in seinem Gemälde die Verleumdung seiner Person durch den Maler Antiphilos dargestellt, der behauptete, Apelles habe sich an einer Verschwörung gegen den ägyptischen König Ptolemäus I. beteiligt. Die lateinischen und italienischen Beschreibungen waren im 15. Jahrhundert in Italien verbreitet und waren die Quelle Botticellis. Die Geschichte endet mit der Rehabilitierung Apelles und der Bestrafung Antiphilos.

Sandro Botticelli, Die Verleumdung des Apelles
Sandro Botticelli, Die Verleumdung des Apelles (um 1495)
Quelle: Wikimedia Commons

Botticelli stellt, wie vermutlich auch Apelles selbst, den Moment vor der Rehabilitierung dar: der verleumdete Maler Apelles wird vor den rechts stehenden Thron von König Ptolemäus I. geschleppt, links steht die als alte Frau dargestellte Reue und die Wahrheit in Gestalt der nackten Venus. Sie sind als Gegengewicht zu den Personifikationen von Unwissenheit und Mißtrauen zu verstehen, die die König flankieren.
Botticellis Umsetzung der Beschreibung Lukians in ein Gemälde erinnert an seine profanen Werke der 1480er-Jahre. Sie waren Teil der Kultur des „laurenzianischen Zeitalters” gewesen, das mit dem Tod von Lorenzo il Magnifico de' Medici am 8. April 1492 geendet hatte. Unbekannt ist, für wen und warum Botticelli dieses Werk geschaffen hat. Vielleicht hat er es vor seiner religiösen Bekehrung durch Savonarola gemalt, als Abwehr gegen die Verteufelung der Kunst und der Künstler.

Boticelli und Dante

Mehrmals in seinem Leben hat sich Botticelli mit Illustrationen zu Dantes „Göttlicher Kommödie” beschäftigt. Zwischen 1480 und 1500 schuf er einen Dante-Zyklus für seinen Gönner und Mäzen Lorenzo di Pierfrancesco aus der Medici-Familie. Allerdings sind die Zeichnungen aus unbekannten Gründen nicht vollendet worden. Nur vier der erhaltenen 93 Bilder wurden koloriert, was wohl ursprünglich für alle vorgesehen war.

1496-1510: Die letzten Werke

Rund ein Drittel der Gemälde, die Botticelli zwischen 1495 und 1500 schuf, waren für Auftraggeber aus dem Umfeld des fanatischen Predigers Girolamo Savonarola, darunter die Mystische Kreuzigung (ca. 1497), die Mystische Geburt (1501), das Gebet Christi im Garten Gethsemane (ca. 1500) sowie die zahlreichen Porträts wichtiger Persönlichkeiten des Florentiner Lebens.
Mit dem nahenden Ende des 15. Jahrhunderts steigerte sich die Angst vor dem baldigen Untergang der Welt und dem Kommen des Jüngsten Gerichts. Savonarola steigerte diese Angst weiter, er verlangte Buße und Reue und prangerte den luxuriösen Lebenswandel der Bürger an. Am 7. Februar 1497 ließ er auf der Piazza della Signoria einen „Scheiterhaufen der Eitelkeiten” errichten, auf dem die Bürger ihre Prachtgewänder, wertvollen Möbel, Bücher, Gemälde und andere Luxusartikel verbrennen sollten. Auch Künstler haben dort ihre Werke verbrannt, ob Botticelli sich beteiligte, ist nicht mit Sicherheit feststellbar.
In dieser Zeit des sich ausbreitenden Glaubenfanatismus starb Lorenzo. Sein Sohn Piero war unerfahren und ungeschickt, und schließlich wurden die Medici am 9. November 1494 aus Florenz vertrieben. Botticellis Bild Die Mystische Kreuzigung veranschaulicht die Ereignisse eindrucksvoll. Es stellt die Zeit nach der Medici-Herrschaft dar, in der Friede und Gerechtigkeit in Florenz eingekehrt sind.
1497 wendete sich das Schicksal Savonarolas. Sein fanatisches, an Tyrannei grenzendes Verhalten entfesselte eine immer radikalere Opposition gegen ihn, die bis zur römischen Kurie reichte. Papst Alexander VI. ließ ihn exkommunizieren und schließlich verhaften. Der Ketzerei angeklagt wurde er am 23. Mai 1498 öffentlich hingerichtet und verbrannt.
Botticelli war von diesen Ereignissen tief betroffen. Sein Bruder Simone, ein feuriger Anhänger Savonarolas, mußte vor der Verfolgung nach Bologna fliehen. Botticelli verarbeitete die Ereignisse in seinen späten Gemälden wie Die Mystische Geburt (1501) und in den beiden Tafeln Geschichte der Virginia und Geschichte der Lukrezia (beide um 1504).

Sandro Botticelli, Geschichte der Virginia
Sandro Botticelli, Geschichte der Virginia (um 1504)
Quelle: Wikimedia Commons
Sandro Botticelli, Geschichte der Lucretia
Sandro Botticelli, Geschichte der Lucretia (um 1500)
Quelle: Wikimedia Commons (PD)

Die Tugendhaftigkeit dieser beiden Heldinnen aus der römischen Epoche sollte als christliches Vorbild dienen. Die inhaltliche Zusammengehörigkeit der beiden Tafeln wird durch ihre jeweils dreiteilige Unterteilung und den antiken Architekturformen verdeutlicht. Botticelli griff dabei auf mittelalterliche Simultandarstellungen zurück und stellte in beiden Bildern mehrere Szenen gleichzeitig dar. Das Hauptereignis ist jeweils die durch das willkürliche Verhalten der Herrscher verursachte Revolte. Hier wird auf die Vertreibung dre Medici-Familie und die Errichtung der Republik Florenz angespielt.

Sandro Botticelli, Der Schmerzensmann
Der Schmerzens­mann
(Sotheby’s)

Das ursprünglich als Werkstattarbeit Botticellis eingeschätzte Gemälde Der Schmerzensmann gilt heute als das entscheidende Spätwerk des Meisters. Es stellt eine wichtige Ergänzung zu seinem Frühwerk dar. Das Gemälde wurde am 27. Januar 2022 bei der jährlichen Sotheby's Masters Week in New York um 45,5 Millionen US-$ versteigert.
Gegen Ende seines Lebens nahm Botticellis Schaffenskraft rapide ab, er war von Krankheit und Altersschwäche gezeichnet. Im Mai 1510 starb er und wurde auf dem Friedhof von Ognissanti, der heute bebaut ist, begraben. Heute ruht er in der Krypta der Kirche Ognissanti (Chiesa di Ognissanti).

Was bleibt

Mit Botticelli und seinen zeitgenössischen Malerkollegen kam die Florentiner Frührenaissance-Malerei um die Wende des 15. zum 16. Jahrhundert zum Ende. Seine Bilder bergen einen philosophischen, politischen und religiösen Gehalt, der sie zu Schlüsselwerken für das Verständnis der Florentiner Kultur der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts macht. Und er konnte die Vorstellungen seiner Auftraggeber in eine dem Bildinhalt entsprechende Formensprache bringen. Er leistete Außergewöhnliches in drei Gattungen der italienischen Malerei des 15. Jahrhunderts: im Altarbild, im autonomen Porträt und im mythologischen Gemälde, als dessen Erfinder er gilt. Auch die virtuose Umsetzung komplexer, auf präzisen Textvorgaben beruhender Bildkonzepte hat wesentlich zu seinem Ruhm beigetragen. Als Maler von Texten ist er einzigartig.
Aber mit der Veränderung der Weltanschauungen und der politischen und religiösen Situation rückte Botticellis Malerei in dern Hintergrund des Interesses. Im Zeitalter des Manierismus in der Mitte des 16. Jahrhunderts erlebte sie noch einmal einen kurzen Aufschwung, um bis ins 19. Jahrhundert zu verschwinden. Erst mit dem aufkommenden Interesse an der Renaissance wurden seine Gemälde wiederentdeckt. Sie wurden philosophisch ausgedeutet und die mythologischen Szenen entschlüsselt. Dann versuchte man, den politischen und religiösen Hintergrund und den Einfluß der Auftraggeber in die Werkanalyse einzubeziehen.
Ein maßgeblicher Faktor für den Beginn dieser faszinierenden Renaissance Botticellis war die englische Präraffelitenbewegung, die immer mehr Künstler und ein stetig wachsendes Publikum in ihren Bann zog. Botticellis Schaffen ist seither sehr unterschiedlich interpretiert worden und wirft eine Vielzahl von Fragen auf: Wie erlangte der Maler den Status universaler Berühmtheit? Wie wurde er zur Pop-Ikone? Warum gelten seine Werke als zeitlos und in einer Weise „europäisch”, daß sie sogar auf Euromünzen erscheinen? Mit Sicherheit lässt sich sagen, daß Botticelli – wie kaum ein zweiter Altmeister – die Kunst der Moderne und der Gegenwart inspiriert. Künstlerinnen und Künstler wie Dante Gabriel Rossetti, Edward Burne-Jones, Edgar Degas, Elsa Schiaparelli, René Magritte, Andy Warhol, Bill Viola, Jeff Koons, Cindy Sherman oder David LaChapelle sind hier zu nennen.

LeseTipps: Bücher über Sandro Botticelli

Alle Porträts:

Cuba: Tamara Bunke, Julio Antonio Mella,
Fotografie: René Burri, Harry Callahan, Henri Cartier-Bresson, Frank Hurley, Anna Kahn, André Kertész, Saul Leiter, Joel Meyerowitz, Anja Niedringhaus, Joel Sternfeld, Weegee,
Hamburg: Albert Ballin, Gabriel Riesser,
Island: Snorri Sturluson, Victor Urbancic,
Kanalinseln: Elizabeth II., Sir Walter Raleigh,
Korsika: Napoleon I. Bonaparte, Joseph Fesch,
Mecklenburg-Vorpommern: Otto Lilienthal, Wilhelm Malte I.,
Norwegen: Johan Halvorsen, Anne Holt, Richard With,
Reisende-Abenteurer: James Cook, Rudolf Carl Slatin Pascha,
Sizilien: Maria Carolina, Friedrich II.,
Toskana: Sandro Botticelli,
USA: John Steinbeck,

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