Sehenswertes
Ratskirche St. Marien
Die Ratskirche St. Marien gehörte zu den schönsten Kirchen der Backsteingotik in Norddeutschland. Vorbild für Baumeister Johann Grote war die Marienkirche in Lübeck. Der Bau der dreischiffigen Basilika begann in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Im 15. Jahrhundert erhielt sie ihr endgültiges Aussehen und den 81 Meter hohen Kirchturm. Dieser ist ein nautischer Fixpunkt in den Seekarten.

St. Marien
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)
Die Kirche St. Marien wurde bei dem Bombenangriff vom 14./15. April 1945 stark beschädigt und von den DDR-Behörden dem Verfall preisgegeben. 1960 wurde sie gegen den Protest der Bewohner wegen EinsturzgefahrVerantwortungsvoll geprüft und beschlossen, Hinweise und Vorschläge der Bevölkerung beachtet. Nach gründlicher Aussprache einstimmiger Beschluss: Hauptschiff der Marienkirche wird beseitigt, Turm bleibt erhalten. ... Dieses Bauwerk, das am 14. August 1945 [sic] durch anglo-amerikanische Flugzeuge (Luftminen) schwer beschädigt wurde, bildet seit Jahren einen großen Gefahrenherd und bedroht das Leben und die Gesundheit vieler in unmittelbarer Nähe lebender Bürger. Wir setzten Bauexperten und Sachverständige aus Dresden und Rostock ein und ließen den baulichen Zustand exakt untersuchen. Das Ergebnis besagt, daß der weithin sichtbare Turm erhalten bleiben kann, das Hauptschiff dagegen eine große Gefahrenquelle bildet und deshalb beseitigt werden muß, sagt Genosse Fliegert (Oberbürgermeister) den Abgeordneten... (Ostsee-Zeitung, 5. August 1960)
Auf YouTube gibt es ein Video von der Sprengung gesprengt. Nur der Turm blieb erhalten, da er ein Seezeichen ist.

St. Marien, Blick vom Turm auf den Umriss der Kirche
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)
Im Turm hängen neun Glocken aus dem 16. und 17. Jahrhundert.

St. Marien, Glocke im Turm
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Die Turmuhr misst 5 x 5 Meter, der Minutenzeiger ist 3,30 Meter und der Stundenzeiger 2,40 Meter lang. Täglich um 7, 12, 17 und 19 Uhr erklingt eine Minute nach dem vollen Stundenschlag einer von 20 Chorälen des Glockenspiels. Die drei Glocken für den Uhrschlag sind oberhalb des Ziffernblattes aufgehängt. Die Uhr wurde 1647 vom schwedischen Kommandanten General Helmuth von Wrangel (ca. 1600-1647) gestiftet.

St. Marien, Turmuhr
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Im Turm gibt es eine ständige Ausstellung „Gebrannte Größe - Wege zur Backsteingotik” und einen 3-D-Animationsfilm über den Bau von St. Marien (etwa 12 Minuten). Der Turm kann im Rahmen von Führungen erstiegen werden (kostenlos, Spende erwünscht). Diese Führung lohnt unbedingt; man erfährt viel über mittelalterliche Bauweise, den Bau der Kirche (5 Millionen Backsteine wurden für den Bau benötigt), ihre Zerstörung - und hat einen großartigen Ausblick auf Wismar.

Tretrad vor der Marienkirche, Nachbau
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Das Tretrad (auch Laufrad, Tretmühle) diente der Beförderung von Lasten in die Höhe. In den Treträdern, deren Innenfläche (Lauffläche) mit rutschmindernden Trittleisten versehen war, liefen die Radläufer, Tret- oder Windenknechte (auch Windenfahrer genannt, bei Kranen auch Kranenknechte) und setzten damit den Mechanismus in die gewünschte Richtung in Gang. Zum Heben einer Last auf eine Höhe von 4 Metern mussten die Windenknechte in den Laufrädern etwa 56 Meter an Laufstrecke zurücklegen. Die Arbeit war gut bezahlt, aber sehr anstrengend und gefährlich.
Marienkirche, St.-Marien-Kirchhof, Tel. 03841/2513026, tägl. 10-18/20 Uhr (Turmbesteigung etwa alle zwei Stunden ab 11 Uhr für max. 15 Personen, Anmeldungen im Souvenirshop St. Marien), Kirchengemeinde St. Marien WismarArchidiakonat
Auch das um 1540 erbaute Archidiakonat wurde 1945 zerstört und 1962-63 wieder aufgebaut. Mit dem dreiteiligen Staffelgiebel an der Nordseite und dem reichen Baudekor gehört es zu den schönsten Bauten norddeutscher Backsteingotik.

Archidiakonat, nur die halbe Länge wurde rekosntruiert
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Urspünglich war das Gebäude doppelt so lang und diente als Verwaltungsgebäude und Wohnhaus des bischöflichen Stellvertreters. Heute befindet sich hier die Landessuperintendentur der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs sowie eine Begegnungsstätte für Kinder und Jugendliche.
Archidiakonat, St.-Marien-Kirchhof 3/SargmeisterstraßeFürstenhof
Der Fürstenhof war der Wohnsitz der mecklenburgischen Herzöge in Wismar. Er besteht aus zwei fast rechtwinklig zueinander stehenden Flügeln: Der westliche Flügel, das so genannte „Alte Haus”, entstand 1512/13 im spätgotischen Stil. Das „Neue Haus”, der Nordflügel, entstand 1553-55 im Stil der italienischen Renaissance. Anlässlich der Vermählung von Herzog Johann Albrecht I. (1525-1576) mit der preußischen Prinzessin Anna Sophie beauftragte dieser Gabriel von Aken und Valentin von Lyra mit dem Bau des Nordflügels. Vorlage war der terrakottageschmückte Palazzo Roverela des Herzogs von Ferrara.

Fürstenhof, Nordflügel
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Auch die Portale der Tordurchfahrt zeigen eine reiche plastische Ausgestaltung.

Fürstenhof, Portal der Tordurchfahrt
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Die Rahmungen der aus jeweils drei Rundbogen bestehenden Fenster sind von seitlichen Karyatiden und einem bekrönenenden Dreieckgiebel zusammengefasst. Der obere Fries zeigt antike Heroen und Heroinnen in Medaillons.

Fürstenhof, Fenster
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Nach der Abtretung Wismars an die schwedische Krone 1648 wurde tagte hier von 1653 bis 1802 das Tribunal, das höchste schwedische Gericht für die schwedischen Besitzungen in Norddeutschland. Heute ist der Fürstenhof nach umfangreichen Sanierungsarbeiten Sitz des Amtsgerichtes Wismar.
Fürstenhof/Amtsgericht Wismar, Vor dem Fürstenhof 1Kirche St. Georgen
Die St.-Georgen-Kirche war das Gotteshaus der Handwerker und Gewerbetreibenden. Die mächtige, dreischiffige Basilika wurde 1404-1594 als Pfarrkirche für die Neustadt erbaut. Sie ist eine der drei großen Hauptkirchen Wismars und ein hervorragendes Baudenkmal norddeutscher Backsteingotik. Allerdings orientiert sie sich nicht so stark am Urvorbild der Lübecker Marienkirche wie die anderen großen Kirchen Wismars.

St.-Georgen-Kirche
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Die Kirche wurde am 14./15. April 1945 durch Luftminen weitgehend zerstört und in der DDR dem weiteren Verfall preisgegeben. 1990 stürzte in einer Orkannacht der Nordgiebel ein. Daraufhin wurde der forcierte Wiederaufbau beschlossen. Die Kosten betrugen zwischen 1990 und 2010 40 Millionen Euro, die unter anderem von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz bereitgestellt wurden.

St.-Georgen-Kirche, Hauptschiff, Blick nach Westen
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Am 8. Mai 2010, 65 Jahre nach Kriegsende, war der Wiederaufbau abgeschlossen. Die zukünftige Nutzung der Georgenkirche soll in einer Kombination von Gotteshaus und Kulturkirche liegen.
Von der ursprünglichen Innenausstattung ist derzeit nichts vorhanden.