Sehenswertes
Speicher
Zwischen 1862 und 1940 entstand die Wismarer Speicherstadt. Natürlich ist sie nicht mit der Hamburger Speicherstadt vergleichbar, die innerhalb weniger Jahre an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert nach einem gemeinsamen Schema als Lagerhäuser erbaut worden war.
Der Thormann-Speicher, der Löwe-Speicher, der Kruse-Speicher und der Ohlerich-Speicher bilden als Getreidespeicher ein Ensemble.
Thormann-Speicher
Der 1862 in der Speicherstadt für den Großkaufmann, Reeder und Ratsherrn Johann Christian Thormann (1814–1896) errichtete verklinkerte neogotische Thormann-Speicher ist 22 Meter hoch und hat eine Nutzfläche von 4000 m². 1893 erwarb ihn die Getreidehandelsfirma G.W. Loewe.

Thormann-Speicher
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)
In der DDR verstaatlicht betrieb der VEB Kombinat Getreidewirtschaft, Betrieb Wismar den Speicher zusammen mit dem Löwe-Speicher (Silo 1, 1935), dem Kruse-Speicher (Silo 2, 1940) und dem Ohlerich-Speicher (Silo 3, 1938) bis in die 1980er-Jahre. Nach Sanierungsarbeiten verkaufte die Stadt Wismar als neuer Eigentümer das Gebäude 2018 an einen privaten Investor aus Schwerin.
Löwe-Speicher
Der etwa 22 Meter hohe, verklinkerte Löwe-Speicher (Silo 1) mit einem zehngeschossigen zentralen Turm wurde 1935 für die Getreidehandelsfirma G.W. Loewe gebaut. Ebenfalls in der DDR verstaatlicht und bis in die 1980er-Jahre genutzt, konnte die Stadt Wismar als neuer Eigentümer den Speicher nicht verkaufen.

Löwe-Speicher (links), daneben Thormann-Speicher
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)
Mit einer Sauganlage und einer Förderanlage konnte das Getreide der Schiffe gelöscht werden, unabhängig vom Hafenbecken, in dem sie lagen. Damit weist der Speicher keine Zwischendecken und keine Fenster auf, was eine mögliche neue Nutzung erschwert. Nach einer Ausschreibung von 2020 soll jedoch eine Hauptnutzung mit weiteren Ferienwohnungen nicht favorisiert werden.
Kruse-Speicher
Der siebengeschossige 22 Meter hohe verklinkerte Kruse-Speicher (Silo 2) wurde 1940 für das Getreidehandelsunternehmen des Hamburger Kaufmanns Peter Kruse fertiggestellt. Ebenfalls in der DDR verstaatlicht errichtete die VEAB/VEB Getreidewirtschaft 1967 neben dem Kruse-Speicher ein fünfgeschossiges Sozialgebäude.

Kruse-Speicher
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2017 wurden die Pläne für einen Umbau zu einem Feriendomizil mit 39 Wohnungen vom Sachverständigenbeirat der UNESCO gebilligt. Das ehemalige Sozialgebäde wird zu einem Wohnhaus umgebaut.
Ohlerich-Speicher
1855 gründeten die jüdischen Kaufleute Joseph Löwenthal und Semmy Nord die offene Handelsgesellschaft Joseph Löwenthal & Co. Der Hauptsitz befand sich in Schwerin. Die Getreidegroßhandlung Löwenthal, Nord & Co entwickelte sich Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts zu Norddeutschlands größtem Getreidehandelsunternehmen.
1891 wurde Paul Ohlerich als Handlungsreisender eingestellt, bereits 1895 wurde er Teilhaber. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurden die jüdischen Kaufleute Löwenthal von Ohlerich aus der Firma gedrängt, die in Ohlerich und Sohn KG. umbenannt wurde. Otto Löwenthal, seine Frau und seine beiden Kinder wurden Opfer des Holocaust.

Ohlerich-Speicher
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)
Der sieben- bis elfgeschossige 34 Meter hohe verklinkerte Ohlerich-Speicher wurde 1938 als Silo 3 neben dem Baumhaus fertiggestellt. Nach der Verstaatlichung in der DDR und der Nutzung bis 1990 stand er 25 Jahre leer. Dann wurde der Getreidespeicher mit Genehmigung des Sachverständigenbeirates der UNESCO zu einem Feriendomizil umgebaut.
Das Baumhaus
Am Ende des Alten Hafens, direkt am Kai der Hafeneinfahrt, steht das im 18. Jahrhundert errichtete Baumhaus. Es war das Amtsgebäude des Bohmschlüter. Dieser mußte bei Gefahr und am Abend die Hafeneinfahrt mit einem Langholz, einem Baum, verschließen.

das im 18. Jahrhundert errichtete barocke Baumhaus
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)
Der Eingang wird von den „Schwedenköpfen” bewacht, zwei holzgeschnitzte Köpfe auf Pfählen. Sie sollten grimmig aussehen, wirken aber eher putzig. Angeblich haben sie als Warnung für Seeräuber gediehnt, denen die Enthauptung drohte. Wahrscheinlich aber waren sie nur einfach fanatsievolle Bojen.
Bis vor nicht allzu langer Zeit hatte die Schifffahrtsaufsicht hier ihren Dienstsitz. Heute wird das Gebäude für Wechselausstellungen genutzt.
Altes Zollhaus
Am Beginn des Hafens steht das 1868 erbaute Alte Zollhaus, ein neugotischer Backsteinbau mit hübschen, blendengeschmückten Staffelgiebeln. Heute befinden sich hier ein Lokal und Ferienwohnungen .

altes Zollhaus von 1868
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

altes Zollhaus und St. Nikolai
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)
Wassertor
Man verlässt den Alten Hafen durch das Wassertor, das letzte der ursprünglich fünf Stadttore Wismars. Es wurde um 1450 errichtet und war in die vier Meter hohe Stadtmauer integriert

Wassertor, Seite zum Hafen
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)
Zu Stadt hin zeigt es den typischen gotischen Stufengiebel, während zum Hafen hin der einfachere, um 1600 gebaute Giebel die Silhouette bestimmt.
Lohberg
Die kleine Straße hinter dem Wassertor ist mit ihrem Kopfsteinpflaster und den restaurierten alten Speicherhäusern besonders malerisch. Hier befinden sich zahlreiche Lokale, darunter auch das bekannte Brauhaus.

Lohberg, Brauhaus
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)
Zeughaus
Das Zeughaus wurde um 1700 als neunachsiges, zweigeschossiges Gebäude errichtet. König Karl XII. (1682-1718) von Schweden ließ es als Waffenarsenal für die schwedische Garnison bauen, die Pläne werden dem schwedischen Festungsbaumeister Erik Dahlberg (1625-1703) zugeschrieben. Es ist der Nachfolger des 1699 bei einem Unwetter explodierten Pulverturms.

Zeughaus
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)
Von besonderer Bedeutung ist der einzigartige Dachstuhl, der durch seine doppelte Hängekonstruktion ein stützenfreies Obergeschoss von 60 x 15 m ermöglicht. Die Last des Dachstuhls ruht also nur auf der Umfassungmauer. Dadurch entstand ein 900 m² großer Raum, der zur Lagerung von Waffen und Gerät diente. Das Obergeschoss war über eine schräge Rampe erschlossen, über die Pferde auch schweres Gerät transportieren konnten.
1869 wurde die Straßenfassade durch einen Mittelgiebel zur Hauptfassade aufgewertet. 1934-35 erfolgte der Umbau zur Ingenieurakademie. 1994 wurde das Gebäude aufwendig saniert und beherbergt heute die Stadtbibliothek.