Sehenswertes
Westportal
Das 1318 errichtete Westportal ist im barocken Stil ausgeführt.

Kirche St. Nikolai, Westportal
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler
Im Zuge der Pogromnacht vom 9. November 1938 musste aus dem im eichenen Westportal platzierten Spruchschild der hebräische Gottesname entfernt werden. Der Originalzustand wurde erst im November 2007 wieder hergestellt.
Innenraum
Die wirkungsvolle Ausmalung aus dem 14./15. Jahrhundert, die hochgotische Architektur, die überreiche Ausstattung von der Gotik bis zum Barock verbinden sich zu einem beeindruckenden Gesamteindruck des Innenraums. Eines der ältesten Stücke ist die um 1290 entstandene 2,25 Meter hohe Figurengruppe der Anna Selbdritt.

Kirche St. Nikolai, Innenraum
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler
Viele Bilder, Altäre und andere Kunstwerke der Kirche wurden am 10. April 1525 beim Stralsunder KirchenbrechenIm Zuge der Ausbreitung der Reformation und vor dem Hintergrund sozialer und gesellschaftlicher Konflikte kam es im Frühjahr 1529 zur umfassenden Zerstörung von Kirchen- und Klosterausstattungen in Stralsund. zerstört. Allerdings konnten viele Güter wiederbeschafft werden. Die Stadt wurde allerdings protestantisch.
Altäre
Hochaltar
Der gotische Hochaltar wurde um 1470 gestiftet, ist etwa 12 Meter groß und birgt rund 100 geschnitzte Figuren. Bei der Auslagerung im Zweiten Weltkrieg gingen jedoch etliche Figuren verloren. Die Fehlstellen wurden 1997 zurückhaltend mit einem modernen Kreuz von Johann Peter Hinz ergänzt.

Kirche St. Nikolai, Hochaltar
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler
Der Mittelschrein zeigt die Kreuzigung Jesu. Die ursprünglich beweglichen Seitenschreine enthalten sechs Darstellungen: Jesus am Ölberg, die Dornenkrönung und die Kreuztragung links sowie den Kuss des Judas, das Verhör bei Pilatus und die Geißelung rechts.
Auf dem Untersatz sind Geburt und Beschneidung Jesu dargestellt.
Bürgermeisteraltar

Kirche St. Nikolai, Bürgermeisteraltar
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler
Der um 1500 entstandene Bürgermeisteraltar zeigt in der Mitte eine Darstellung der Abnahme Jesu vom Kreuz. Auf der Seite sind der heilige Georg und Katharina dargestellt, auf der rechten Seite der heilige Martin und eine zweite Blutzeugin. Die Gestaltung verrät den holländischen Einfluss.
Es ist die letzte Altarstiftung vor der Reformation.
Hauptaltar
Der Hauptaltar (Trennaltar) wurde 1708-1735 nach Entwürfen von Andreas Schlüter errichtet. Er ist ein Meisterwerk barocker Sakralkunst.

Kirche St. Nikolai, Hauptaltar nach einem Entwurf von Andreas Schlüter, Ansicht von Hinten
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler
In der Nikolaikirche befanden sich ursprünglich 56 weitere Altäre. Diese dienten vor allem den Ämtern (Gewerken), aber auch einzelnen Familien, und waren in der ganzen Kirche verteilt, oft auch an Pfeilern. Viele gingen beim Stralsunder Kirchenbrechen 1525 verloren.
Gestühl
Als katholische Prozessionskirche hatte die Nikolaikirche keine Bänke für die Allgemeinheit. Nur reiche Familien sowie die Ämter besaßen eigene Bänke, das Gestühl.
Rigafahrergestühl
Das Rigafahrergestühl (auch Russland- oder Nowgorodfahrergestühl) belegt neben dem Altar der Bergenfahrer und dem Ahussischen Gestühl die Bedeutung der Handelsbeziehungen der Stralsunder Kaufleute zu Zeiten der Hanse. Sie bieten angesichts oft unvollständiger historischer Aufzeichnungen eine gute Darstellung des Handels.

Kirche St. Nikolai, Rigafahrergestühl
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler
Vier Eichenholztafeln von 1370 aus der Schmuckseite des Gestühls sind erhalten. Sie präsentieren eine einzigartige profane Darstellung mit Szenen der Jagd, der Imkerei und des Handels aus der Zeit der Hanse.
Ratsgestühl
Im Ratsgestühl kamen die Mitglieder des Stadtrates zusammen, bevor sie zum Rathaus zur Wahl gingen. Hier wurden Amtsgeschäfte getätigt, politische Gespräche geführt, Verträge ausgehandelt und Vereinbarungen getroffen.

Kirche St. Nikolai, Ratsgestühl
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler
Das 1652 errichtetete, reichverzierte Gestühl mit säulenflankierten Nischen und Wappenkartuschen zeugt von der Bedeutung und dem Selbstverständnis eines hansischen Stadtrates.
Buchholz-Orgel
Die Buchholz-Orgel ist die ältere Orgel der Nikolaikirche und stammt aus dem Jahr 1841. Sie zählt zu den in Nordeuropa selten erhaltenen Orgeln der Frühromantik. Gebaut wurde sie von Carl August Buchholz (1796-1884), einem deutschen Orgelbauer. Mit drei Manualen, Pedal und 56 Registern ist sie eine der größten Buchholz-Orgeln, die erhalten geblieben sind.

Kirche St. Nikolai, Buchholz-Orgel
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler
1985 stillgelegt wurde sie nach der Wende umfangreich restauriert und ist seit Oktober 2006 wieder spielbar. Die Restaurierung erfolgte durch die die Orgelwerkstatt Wegscheider, die auch die Mehmel-Orgel in der St.-Jakobi-Kirche und die Stellwagen-Orgel in der St.-Marien-Kirche restaurierten.
Weitere Orgeln sind die Schuke-Orgel und die Sauer-Orgel.
Kanzel
Die um einen Pfeiler gebaute Kanzel entstand im Jahr 1611.

Kirche St. Nikolai, Kanzel
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler
Ihre Reliefs aus Alabaster zeigen das Leben Jesu, der Korb wird von einer Moses-Statue getragen.
Mahnmal für die Kriegsopfer
Die große Christusfigur wurde 1932 zunächst für die Opfer des ersten Weltkrieges aufgestellt. Das Werk des Bildhauers Hans Schwegerle (1882–1950) wurde von den nationalsozialistischen Funktionären abgelehnt, obwohl er kein Antifaschist war. Das wenig heroische, sondern eher leidvolle Gedenken der Toten und das Mahnen gegen den Krieg entsprachen nicht dem Zeitgeist. Die Gemeinde ließ die Figur trotzdem errichten und in einer Nacht-und-Nebel-Aktion in den 60er Jahren auch die Tafel für die Toten des zweiten Weltkriegs anbringen.

Kirche St. Nikolai, Mahnmal für die Kriegsopfer
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler
Dieser stille Ort ermutigt Gäste auch heute ihren Wünschen, ihrer Trauer und ihren Hoffnungen Ausdruck zu geben.
Astronomische Uhr
Die astronomische Uhr befindet sich hinter dem Hochaltar. Die älteste, fast vollständig erhaltene astronomische Uhr im Ostseeraum, wurde 1394 von Nikolaus Lilienfeld gefertigt. An der südlichen Seitenwand des Gehäuses sieht man ein Porträt des Uhrmachers. Diese älteste mechanische Uhr der Welt, die noch immer ihr ursprüngliches Räderwerk enthält, funktioniert seit dem 15. oder 16. Jahrhundert jedoch nicht mehr.

Kirche St. Nikolai, Astronomische Uhr von Nikolaus Lilienfeld, 1394
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler
Das von einem verzierten goldenen Rahmen umgebene Zifferblatt zeigt die Zahlen der 12 Stunden in gotischen Minuskeln zweimal: links von unten nach oben, rechts von oben nach unten. Somit zeigt die Uhr alle 24 Stunden des Tages an. Auf einem metallenen Gürtel sind die Tierkreise dargestellt. Die vier Ecken des Zifferblattes zeigen die zu seiner Zeit bedeutendsten Astronomen: Claudius Ptolemäus, König Alfons X. (Kastilien), Hali (Ali ibn Ridwan) und Albumasar (Persien).
Weitere bemerkenswerte Astronomische Uhren befindet sich in der Kirche des Doberaner Münsters in Bad Doberan und in der Marienkirche in Rostock.