Sehenswertes
Circus
Am kreisrunden weiträumigen Circus laufen sternförmig alle Durchgangsstraßen zusammen. In der Mitte steht der 1845 errichtete, 19 Meter hohe Obelisk aus schlesischem Sandstein mit Fürstenkrone, der an die Gründung der Stadt durch Fürst Wilhelm Malte I. (1783-1854) erinnert. Acht von Kugeleichen gesäumte Wege laufen auf ihn zu und geben ihm aus der Vogelperspektive das Aussehen einer Acht-Stücke-Torte. Die ursprünglich gepflanzten Pappeln mußten 1872 nach einer Sturmflut ersetzt werden.

Obelisk, dahinter das Pädagogium
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Umgeben ist der Platz von 16 zwei- und dreistöckigen weißen Kavaliershäusern im klassizistischen Stil, in denen einst Hofbeamte, das gehobene Bürgertum, aber auch Handwerker wohnten. Vorbild war der „Circus” im englischen Badeort Bath sowie französische Anlagen. Der Circus gilt als der letzte einheitlich ausgeführte Rondellplatz in Deutschland.

klassizistische Häuser am Circus
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Pädagogium
Das größte Gebäude, Circus 16 an der Ecke zur Alleestraße, ist das frühere Pädagogium, das erste Gymnasium der Insel. Fürst Malte stiftete das Pädagogium als höhere Schule mit Alumnat (Internat) für Söhne adeliger, aber auch bürgerlicher Familien. Ziel war die Heranbildung der Jugend für wissenschaftliche und praktische Berufe. Es wurde 1833-1836 nach Plänen von Johann Gottfried Steinmeyer durch den fürstlichen Baumeister Theodor Bamberg erbaut. 1835 übernahm der preußische König Friedrich Wilhelm III. (1770-1840) das Patronat für die Lehranstalt.

Circus 16, Pädagogium
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Das um 1835 von Schiffer Wilcken erbaute Nebenalumnat wurde nach einem Entwurf des Berliner Architekten Johann Gottfried Steinmeyer mit Mäanderfries und Terrakottarosetten zwischen den Rundbogenblenden der Fenster errichtet. Bis zur Fertigstellung des Direktorhauses bewohnte es der Schulleiter des Pädagogiums. 1864 kaufte es das Pädagogium und nutzte es zur Unterbringung, als Lehrerwohnung und Krankenhaus.

Circus, Nebenalumnat des Königl. Pädagogiums
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1843 erbaute Fürstin Luise zu Putbus das Gebäude nach Plänen von Johann Gottfried Steinmeyer. Hier haben mehrfach königliche Herrschaften bei ihren Aufenthalten in Putbus logiert. 1869 kaufte es das Pädagogium und richtete ein Nebenalumnat ein.

Circus, Nebenalumnat von Fürstin Luise zu Putbus
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Kronprinzenpalais
Das Kronprinzenpalais (Circus 1) wurde 1859 von Maurermeister Kummer erbaut. Die Rügener Ritterschaft beabsichtigte, das Grundstück Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen, der spätere deutsche Kaiser Friedrich III., und seiner Gemahlin Victoria von Sachsen-Coburg und Gotha für ihre Besuche in Putbus zu schenken. Leider wurde die Schenkung abgelehnt. Daher diente das Eckgebäude mit den Zinnen im Tudorstil dem Erbauer als Wohnhaus.

Circus 1, Kronprinzenpalais
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Heute wird es als CIRCUS EINS für wechselnde Ausstellungen aktueller und zeitgenössischer Kunst genützt.
Marktplatz
1825, zwei Jahre nachdem Putbus das eingeschränkte Stadtrecht für Handel und Gewerbe erhalten hatte, entstand der weitläufige, rechteckige Marktplatz in seiner heutigen Form, zunächst nach der Fürstin zu Putbus auch Louisenplatz genannt. Ab 1829 fanden hier Wochenmärkte statt. In der Mitte steht ein Kriegerdenkmal für die in den napoleonischen Kriegen 1864, 1866 und 1870/71 gefallenen Söhne des Ortes.

Marktplatz, Kriegerdenkmal für die Gefallenen der napoleonischen Kriege
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Theater
Das Theater von Putbus wurde 1819-21 von Fürst Malte als Fürstliches Schauspielhaus errichtet. Das klassizistische Juwel mit einem hohen Säulenportikus und dem hellenistischen Figurenfries „Apollo und die neun Musen” ist das einzige Theater Rügens und eine der wichtigsten Bühnen Vorpommerns. 1826 und 1835/36 wurde das Theater von dem Berliner Architekten Steinmeyer umgebaut.

Marktplatz, Theater
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Der Schriftsteller Gerhart Hauptmann verbrachte 1886 einen Erholungsurlaub in Putbus. Seine Erlebnissen am Putbusser Theater schildert er in dem Roman „Im Wirbel der Berufung“.

Marktplatz, Theater, Figurenfries „Apollo und die neun Musen”
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Heute besteht zwischen dem Gastspieltheater Putbus ohne eigenes festes Ensemble, dem Stralsunder Theater und dem Theater in Greifswald als Theater Vorpommern eine enge Kooperation. Im Mai und Juni veranstaltet der „Förderverein Theater Putbus ” hier und im Schlosspark die Putbus-Festspiele.
Rathaus
Das vor 1830 von Brauer Schwartz erbaute Honoratiorenwohnhaus und Kaufmannsgeschäft wird seit 1960 als Rathaus der Stadt Putbus genützt. Für die Vermietung an Baronin von Platen erhielt Schwartz später die fürstliche Konzession für einen Haken- und Viktualienhandel.
1862-1898 befanden sich hier die Postexpedition und das Postamt. Anfang der 1930er-Jahre bezog das Gemeindeamt Putbus seinen Sitz im Vorderhaus. Seit der Verleihung des uneingeschränkten Stadtrechts 1960 befindet sich hier das Rathaus.

Marktplatz, Rathaus
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Villa Lottum
Um 1815 erbaute Fürst Malte I. zu Putbus die Villa Lottum als Wohnung für fürstliche Bedienstete. Die Baronin von Lauterbach erwarb das einstöckige Gebäude und ließ es herrschaftlich umbauen. Bei ihren Badeaufenthalten in Putbus bewohnten es 1820 der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm und 1825 Prinz und Prinzessin „Friedrich“. Später wurde es als fürstliches Majorats-Witwenhaus genutzt und zwischen 1839 und 1843 von der Gräfin Lottum nach Plänen des Berliner Architekten Johann Gottfried Steinmeyer umgebaut.

Marktplatz, Villa Lottum (mittlerweile saniert)
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Fürstliche Apotheke
Die fürstlich protegierte Apotheke des Badeortes Putbus wurde 1818 gegründet. 1820 erbaute der Apotheker Camerius Amtsberg das Haus und erhielt die Erlaubnis, hier eine Hof-Apotheke zu betreiben. Eine Apotheke war eine unabdingbare Voraussetzung für einen Badeort. Denn neben den Vergnügungs- und Gesellschaftsreisenden kamen auch erholungs- und heilungssuchende Menschen hierher.

Marktplatz, Fürstliche Apotheke (Hof-Apotheke)
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Hahn'sches Theaterhaus
Vor der Einweihung des Fürstlichen Schauspielhauses wurden bereits Schauspielstücke im Hahn'schen Theaterhaus am Markt 1 aufgeführt. Initiator war der „Theatergraf“ Karl Friedrich von Hahn, ein Studienfreund von Fürst Malte. Um 1825 wurde an dieser Stelle ein Wohnhaus für die Majorin Wahrenberg erbaut.

Marktplatz, Hahn'sches Theaterhaus, später Wohnhaus
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Geschichte
Der Name der Stadt sowie des gleichnamigen rügenschen Adelsgeschlecht ist aus der slawischen Bezeichnung pod buss (beim Walde) hervorgegangen. 1239 fiel es durch einen Erbvergleich an die Freiherren von Putbus. Kaiser Karl erhebt den Freiherrn 1727 in den Grafenstand.
Wilhelm Malte I., Fürst zu Putbus, wurde 1807 vom schwedischen König Gustav Adolf in den Fürstenstand erhoben. Ihm fehlte nun eine repräsentative Residenzstadt. Das herrschaftliche Schloss derer zu Putbus stand zu dieser Zeit ganz allein in der Landschaft. Und so beschloß er 1810, seine Vision umzusetzen und eine Stadt im klassizistischen Stil zu errichten - Putbus. Es sollte ein mondänes, elegantes Seebad sein, wie es gerade in Mode kam. Vorbild war einserseits die herzogliche Sommerresidenz Bad Doberan-Heiligendamm, das erste deutsche Seebad an der Ostseeküste. Friedrich Franz I. (1756-1837), Großherzog von Mecklenburg, hatte es 1793 errichten lassen. Andererseits war es das englische Bath, das jährlich 8000 Fremde anlockte.

Gründungstafel am Obelisk
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
So entstand ein klassizistisches Traumensemble mit kirschblütenweißen Prachtbauten an einem weiten Rondell, mit Alleen, Plätzen, Theater, Schloss und Schlosspark mit Orangerie - und einem Badehaus an der Goor im drei Kilometer entfernten Lauterbach. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fanden sich zahlreiche berühmte Besucher aus Politik, Wissenschaft und Kunst hier ein: Otto von Bismarck, König Wilhelm III. von Preußen, General von Wrangel, Elisabeth von Armin, Alexander und Wilhelm von Humboldt, Königin Josephine von Schweden oder die Großfürstin Helene von Rußland. Doch Ende des 19. Jahrhunderts kamen Wannenbäder und ins Meer geschobene Bäderkarren aus der Mode, es begann das Zeitalter des Bade- und Strandlebens. Die Menschen fuhren in die neuen Seebäder direkt an der Küste mit ihren Sandstränden. 1889 entstand der Bahnanschluss Putbus-Bergen, 1895 das erste Teilstück der Schmalspur-Kleinbahn Rasender Roland nach Binz.

Circus, Rasen-Achtel mit Obelisk
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
In der DDR wurde Putbus weitgehend vernachlässigt, 1962 das Schloss gesprengt. In den 1990er-Jahren setzten nach der Wende umfangreiche Sanierungsarbeiten ein, so daß die klassizistischen Prachtbauten wieder in Weiß erstrahlen. Vor fast jedem Gebäude blühen wieder rote und weiße Rosen, wie es Fürst Malte einst bestimmt hatte. Putbus ist die letzte planmäßig erbaute Residenzstadt in Europa und eines der bedeutendsten klassizistischen Stadtensembles. Aber damit wirkt sie zu künstlich, ihr fehlt das Flair anderer Städte auf Rügen. Selbst im Sommer wirken die Plätze verwaist, urbanes Leben will nicht aufkommen. Circus und Marktplatz sind zu weitläufig, um durch Cafés, Geschäfte und Spaziergänger belebt werden zu können. Putbus ist ein potemkinsches Dorf, aber mit eigenem Charme.

Quelle: Wikipedia/Wolfgang Pehlemann
Putbus auf einen Blick
Landkreis Vorpommern-Rügen; 4.500 Einwohner (inkl. Ortsteile); Fläche 66,6 km², 67 Einwohner je km², Höhe 48 Meter ü. NHN, PLZ: 18581, Vorwahl: 038301
Internet: Stadt Putbus
nähere Informationen zu den klassizistischen Häusern