Sehenswertes
Seebrücke
Die 370 Meter in die Ostsee ragende Seebrücke ist die Verlängerung der Hauptstraße. Die erste Brücke wurde 1902 gebaut, damit die Reisenden sicher an Land gehen konnten. Zuvor waren sie mit kleinen Booten von den großen Dampfern abgeholt worden, wobei es beim Übersetzen immer wieder zu Unfällen kam. Nun konnten die Dampfer direkt anlegen.

Seebrücke, rechts das Kurhaus
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Durch einen Sturm in der Neujahrsnacht 1905 wurde die Seebrücke zerstört, aber im folgenden Jahr wieder aufgebaut. Als am 28. Juli 1912 ein Dampfer die Seebrücke rammte, brachen die Balken und zahlreiche Urlauber fielen ins Wasser. Über ein Dutzend Menschen ertranken. Durch Eisgang wurde die Brücke 1942 völlig zerstört und erst 1994, nach der Wende, neu errichtet. Sie dient heute als Anlegestelle für Ausflugsschiffe.
Kurhaus
Das Kurhaus wurde 1890 als Fachwerkhaus errichtet, brannte aber 1906 bis auf die Grundmauern nieder. 1908 wurde es dreiflügelig mit einem zum Meer hin offenen Portal im Jugendstil wieder errichtet. Bemerkenwert sind der große Festsaal und das Dachtürmchen über der Mitte des Haupthauses. Zu den ersten Gästen gehörte Kaiserin Auguste Viktoria. 1923 wurde es überschuldet an eine Investorengruppe verkauft. Der Berliner Hotelier Adalbert Bela Kaba-Klein (1895–1962) holte die bessere Gesellschaft - Industrielle, Ärzte, Juristen, Beamte und Künstler - nach Binz. Fast alle deutschen Vorkriegsberühmtheiten, darunter Gustav Gründgens und Max Schmeling, die „Elizabeth auf Rügen”-Autorin Elisabeth von Arnim, Lilian Harvey, Theo Lingen, der „Zaubergeiger” Helmut Zacharias und der „Capri-Fischer” Gerhard Winkler waren hier zu Gast. Man feierte auf der Terrasse, dem „Balkon von Binz”, im Varieté, Kasino und der Kakadu-Bar. Das Haus verfügte über eine eigene Stromversorgung, den Gästen servierte man eisgekühlte Getränke.

Kurhaus, Blick von der Seebrücke
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Im Zuge der „Arisierung” wurde Kaba-Klein 1938 enteignet. Er überlebte das KZ und erhielt das Kurhaus per Gerichtsurteil zurück, das nun als Erholungsheim für Bergbauarbeiter genutzt wurde. 1953 wurde er bei der Aktion RoseDie Aktion Rose war eine Aktion der DDR-Regierung zur Verstaatlichung von Hotels, Erholungsheimen, Taxi- und Dienstleistungsunternehmen im Februar 1953. Der Schwerpunkt lag auf den Badeorten der Ostseeküste, insbesondere Rügen. Die Aktion ist ein Fallbeispiel für die staatlichen Enteignungsvorhaben der SED, speziell der strikten Umsetzung des Volkseigentumsschutzgesetzes vom September 1952. Die Justiz der DDR wollte mit flächendeckenden schnellen Strafverfahren und abschreckenden Zuchthausstrafen für die Mittelständler der Ostseeküste ein Exempel statuieren, um die Überführung von Betrieben in Volkseigentum zu beschleunigen. wiederum enteignet und verhaftet. Auf der Strandpromenade 27 erinnert ein 2012 verlegter Stolperstein von Gunter Demnig an Kaba-Klein.
In der DDR nutzten der SDAG Wismut, FDJ, die NVA und das DDR-Reisebüro das Kurhaus, das auch internationale Touristen anlockte.

Kurhaus Binz, heute Hotel
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Nach der Wende 1989 übernahm eine Hotelkette das Haus von der Treuhand, rekonstruierte und sanierte es nach den ursprünglichen Plänen des Baumeisters Otto Spalding und baute auch den Kaiserhof neu auf, der durch Lobby und Café Glashaus mit dem Kurhaus verbunden wurde.
Strand und Strandpromenade
Der Strand vor Binz ist über fünf Kilometer lang, durchschnittlich 50 Meter breit, steinfrei und feinsandig. Durch seine geschützte Lage in der Prorer Wiek ist für die ganze Familie geeignet und für seine Wasserqualität mit dem internationalen Umweltsymbol „Blaue Flagge“ ausgezeichnet.

Strand und Strandkörbe
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Strand und Strandvillen
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Den Strand entlang erstreckt sich die Strandpromenade bis Prora. Hier lässt es sich prächtig flanieren - mit dem rauschenden Meer und dem quirligen Strandbetrieb auf der einen Seite und der glanzvollen Villen der Bäderarchitektur auf der anderen Seite.

die Strandpromenade lädt zum Flanieren
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Übersicht über die Auslastung der Strände der Binzer Bucht: Strandampel/Strandlotse
Bäderarchitektur
Das wichtigste Erkennungszeichen der Rügener Bäderarchitektur sind die weiß gestrichenen Holzbalkone beziehungsweise die verglasten Veranden, die meist die gesamte Fassadenbreite in Anspruch nehmen und wie ein Vorhang vor das eigentliche Gebäude treten. Die an manchen Gebäuden geradezu filigrane Fachwerkkonstruktion dieser Vorbauten erfüllt zugleich dekorative Zwecke.

Villa „Malepartus”, Heinrich-Heine-Straße
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Die zeitliche Nähe zum Jugendstil spiegelt sich aber nicht nur im Hang zum Ornamentalen wider, sondern auch in Details wie den verspielten Erkern, den häufig anzutreffenden Ecktürmchen und Dachreitern und den abwechslungsreichen Dachlandschaften.

Villa „Sirene”, Strandpromenade
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Villa Pension „Haiderose”, Strandpromenade
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Eine unauslotbare Vielfalt an ornamentalen Spielereien: Türmchen und Erker, Veranden, Loggien und Balkone mit ziselierten Schmuckblenden und verspielten gußeisernen Geländern.
Schmachter See
Der Schmachter See, ein zugewachsener Bodden, erstreckt sich im Rücken von Binz. Vor 5000 Jahren schloß sich die Nehrung Schmale Heide und schnitt die Bucht vom Meer ab. Man kommt dem See nur an der Schmachter Promenade in Binz nahe, denn seine Ufer sind von einem breiten Schilfgürtel gesäumt.

Schmachter See, Schilfufer
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Der Flachwassersee mit einer Tiefe von zwei Metern ist eiszeitlichen Ursprungs und Bestandteil des Naturschutzgebietes Schmachter See und Fangerien (Buchenwald am Nortwestufer des Schmachter See). Die Uferbereiche sind Brut-, Rast- und Nahrungsbiotope einer artenreichen Vogelwelt.

Schmachter See, Binzer Promenade
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
An Sommerabenden die Promenade am See ein beliebter Treffpunkt, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Im 2003 angelegten Park der Sinne finden sich sieben Sinnes- und Spielstationen.
Geschichte
Binz wird erstmals als „Byntze“ 1318 in einer Steuererhebung der Grafschaft Streu erwähnt. Bis 1326 ist der Ort Teil des Fürstentums Rügen und danach des Herzogtums Pommern. Mit dem Westfälischen Frieden von 1648 werden Rügen und damit auch Binz Teil von Schwedisch-Pommern. 1815 kommt Binz als Teil von Neuvorpommern zur preußischen Provinz Pommern. Seit 1818 gehört es zum dortigen Landkreis Rügen und seit 2011 zum Landkreis Vorpommern-Rügen.
Entwicklung zum Ostseebad
Eine erste Andeutung der späteren Entwicklung zum Ostseebad zeigt sich bereits um 1830, als Gäste des Fürsten zu Putbus an der Mündung der Ahlbeck, dem Abfluss des Schmachter Sees, badeten. Um 1875 kommt das Baden im Meer in Mode und die ersten Gäste in den kleinen Ort Binz. 1885 wird Binz offiziell Seebad, die Strandpromenade, die Seebrücke, das Kurhaus und der Kaiserhof sowie ein neues Wegenetz werden errichtet. Die Kleinbahn „Rasender Roland” nimmt auf der Strecke Putbus—Binz den Betrieb auf, eine Schiffahrtslinie verbindet Stettin—Binz—Sassnitz.

Kleinbahn „Rasender Roland” im Bahnhof Binz
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
In Binz und anderen Badeorten an der Ostseeküste entstehen allerdings Ende des 19. Jahrhunderts noch keine großen Hotels, sondern Logierhäuser im Villenstil der sogenannten Bäderarchitektur. Das erste Hotel wird 1876 gebaut. 1880 lässt Wilhelm Klünder das erste Hotel in Strandnähe errichten - das Strandhotel.
In den 1892 erlangt Binz die Stellung einer selbstständigen Landgemeinde. Am Strand werden getrennte Damen- und Herrenbäder angelegt, 1902 eine 600 Meter lange Seebrücke erbaut. In den 1920er-Jahren verschwinden nach und nach die am Strand errichteten Badeanstalten. 1922 wird das Herrenbad, 1932 als Letztes das Familienbad abgerissen.
Nationalsozialismus
1937 beginnen die umfangreichen Arbeiten zur Errichtung des KdF-Seebads Prora bei Binz, das zum größten und modernsten Seebad Europas ausgebaut werden soll. Der Kurplatz wird neu angelegt. 1938 wird das Bahnhofsgebäude Binz (heute DB) erbaut, 1939 die Bahnstrecke Lietzow—Binz eröffnet. Durch Eisgang wird 1942 die Seebrücke zerstört.
DDR
Mit der Gebietsreform von 1952 wird Binz Teil des neu entstandenen Kreises Putbus, der allerdings 1955 wieder aufgelöst wurde. Binz gehört nun bis 1990 zum Kreis Rügen im Bezirk Rostock. 1953 kommt es auch in Binz im Rahmen der „Aktion Rose” zu Enteignungen und Verhaftungen. 1956 übernimmt der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund FDGB mit dem Seeschloß das erste Ferienheim in Binz, ab 1972 werden weitere Ferienheime errichtet.
Zwischen 1970 und 1985 entstehen nördlich und westlich des Ortes große Wohngebiete in Plattenbauweise, wodurch das gewachsene Ortsbild beeinträchtigt wird.
Ab 1990
1990 wird der Kreis Rügen Teil des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Seit der Kreisgebietsreform 2011 liegt Binz im Landkreis Vorpommern-Rügen. Mit der deutschen Wiedervereinigung werden zahlreiche Villen an die ursprünglichen Besitzer zurückgegeben. Sanierungen, Rekonstruktionen und Neubauten prägen das Bild des Ortes, die Strandpromenade wird in Richtung Prora verlängert. Die neue, 370 Meter lange Seebrücke wird 1994 eingeweiht.
2003 werden die Promenade am Schmachter See und der Park der Sinne eröffnet.

Schmachter See, Figur an der Binzer Promenade
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Binz auf einen Blick
Landkreis Vorpommern-Rügen (DE); 5.400 Einwohner; Fläche 25,23 km², 214 Einwohner je km², Höhe 3 Meter ü. NHN, PLZ: 18609, Vorwahl: 038393
Internet: Gemeinde Ostseebad Binz,
Binzer Bucht Tourismus, Informationen Binzer Bucht