Slawen, Dänen, Schweden und Preußen stritten jahrhundertelang um die Insel. Von den Bombardierungen des 2. Weltkriegs blieb sie beinahe verschont. Jeder DDR-Bürger sollte etwa alle zehn Jahre einmal nach Rügen fahren können - statistisch.
7. bis 12. Jahrhundert
Slawenzeit
7. Jahrhundert
Westslawischen Ranen (Rujanen, slaw. „die Roten”) siedeln auf Rügen. Sie betreiben Fischfang, Ackerbau und Viehzucht und errichteten Befestigungsanlagen, Verwaltungsgebäude und Tempel. Die Grundlage der starken militärischen Stellung bildeten die ranische Flotte und die günstige geographische Lage.
Der dänische König Waldemar I. (1131|1157-1182) und sein Heerführer Bischof Absalon von Roskilde zerstören den Svantovit-Tempel im Burgwall am Kap Arkona. Damit ist sowohl die territoriale als auch die religiöse Eigenständigkeit der Ranen beendet. Der Ranenfürst Jaromar I. († 1218) wird ein Vasall des dänischen Königs, die Inselbewohner werden christianisiert.
1180
Bau der Marienkirche in Bergen.
1184
Die Pommern dehnen ihren Herrschaftsbereich bis in das Land Gützkow und nach Demmin aus und werden somit zu direkten Nachbarn des nun dänischen Fürstentums Rügen. Im Auftrag ihres Lehnsherren, des römisch-deutschen Kaisers, versuchten sie, Rügen für das Reich zu erobern, werden aber im Greifswalder Bodden vernichtend geschlagen.
13. bis 16. Jahrhundert
Herrschaft der Dänen und Pommern
1234
Der slawisch/dänische Fürst Witzlaw I. von Rügen gründet die Stadt Stralsund.
1304
Fürst Witzlaw III. (1265/68-1325), höfisch erzogen und als Minnesänger gerühmt, führt Deutsch als Amtssprache auf Rügen ein.
1325
Mit dem Tod von Witzlaw III. stirbt die Linie der slawischen Rügenfürsten aus. In Folge der Auseinandersetzungen zwischen dem Herzogtum Pommern und dem Herzogtum Mecklenburg um die Nachfolge im Fürstentum Rügen kommt es zum Ersten Rügischen Erbfolgekrieg (1326-28). Er endet mit dem Frieden von Brudersdorf, in dem die Mecklenburger auf das Fürstentum Rügen verzichten. Damit fallen Rügen, Hiddensee und Stralsund an das Herzogtum Pommern-Wolgast.
1354
Der Zweite Rügische Erbfolgekrieg, in dem die Mecklenburger erneut das Fürstentum Rügen beanspruchen, endet mit dem Frieden von Stralsund. Das gesamte ehemalige Fürstentum Rügen wird mit dem Herzogtum Pommern-Wolgast vereinigt und damit Teil des Heiligen Römischen Reichs.
1365
Große Teile Rügens werden an Adelige verteilt. So erhält der Fürst von Putbus etwa ein Drittel der Insel.
1478
Pommern-Wolgast wird mit Pommern-Stettin vereinigt.
1532
In der zweiten großen Landesteilung des Herzogtums Pommern entsteht Vorpommern (zum dem Rügen und Hiddensee sowie Usedom gehören) im Herzogtum Pommern-Wolgast und Hinterpommern im Herzogtum Pommern-Stettin.
1535
Durch Beschluss des Landtags zu Treptow wird der protestantische Glaube Landesreligion in Pommern. Die Klöster Bergen und Hiddensee werden säkularisiert und fallen an die Pommernherzöge.
1616
In der Bauern- und Schäferordnung wird die traditionelle Bauern-Leibeigenschaft auf Rügen und in Pommern Gesetz. Bauern können samt Land ge- und verkauft werden. Schon im 16. Jahrhundert waren viele Bauern durch Steuern und Zwangsabgaben in wirtschaftliche Not geraten. 1607 wurde das schriftlich nicht fixierte, durch Gewohnheitsrecht legitimierte Erbzinsrecht der Bauern abgeschafft. Das „Legen” der Bauern, mithin das „Dazulegen” des Bauernlandes zum Adelsbesitz, nimmt seinen Lauf. Insbesondere nach dem 30-jährigen Krieg eskaliert die Lage der durch Hunger, Plünderung und Pest dezimierten Rüganer. Drei Viertel der Bevölkerung werde Opfer des „Bauernlegens”.
17. bis 19. Jahrhundert
Schwedische Herrschaft
1628-48
Im 30-jährigen Krieg werden Rügen und Hiddensee von deutschen, dänischen und schwedischen Truppen besetzt und geplündert. Albrecht von Wallenstein (1583-1634), auch Herzog von Mecklenburg, lässt die sehr waldreichen Inseln praktisch kahlschlagen.
1648
Im Westfälischen Frieden kommt Rügen zusammen mit Vorpommern und Stralsund zum Königreich Schweden.
1678
Nach einem Erbvertrag hätte ganz Pommern eigentlich an Brandenburg fallen müssen. Die Landung des großen Kurfürsten auf Rügen Hermann Kretzschmer, um 1862 Quelle: Wikipedia
Der „Große Kurfürst” Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620-1688) besetzt Rügen und belagert vom 10. - 11. Oktober Stralsund, das damit unter seine Herrschaft gelangt.
Die Invasion von Rügen war eine militärische Operation im Schwedisch-Brandenburgischen Krieg beziehungsweise dem Schonischen Krieg.
1679
Am 29. Juni, mit dem Frieden von St. Germain-en-Laye, kommen Rügen und Stralsund zurück an das Königreich Schweden.
1712
Die Seeschlacht vor Rügen im Libben zwischen Dornbusch (Hiddensee) und Dranske (Wittow) war eine der größten Seeschlachten der Ostseegeschichte zwischen Dänen und Schweden. Die schwedischen Verluste sind der Anfang vom Ende der schwedischen Vorherrschaft in der südlichen Ostsee.
1715
Im Großen Nordischen Krieg (1700-1721) okkupieren Sachsen und Preußen die Insel. In der Seeschlacht bei Jasmund vor der Insel Rügen trifft die schwedische auf die dänische Flotte. Die Schlacht wurde von den Dänen gewonnen, brachte aber keine eigentliche Entscheidung.
1720
Im Frieden von Frederiksborg geht Rügen an das Königreich Schweden zurück und bleibt bis 1815 unter schwedischer Herrschaft.
1794
In Sagard öffnet der erste Badebetrieb auf Rügen, die „Brunnen-, Bade- und Vergnügungsanstalt”, auch als Gesundbrunnen Sagard bekannt. Das Wasser stammt aus einer eisen- und kohlensäurehaltigen Quelle. Infolge der Besetzung Rügens durch napoleonische Truppen und der Errichtung des Badehauses in Goor (1817/1818) wurde der Betrieb um 1830 eingestellt.
um 1800
Die ersten Reiseführer für Rügen erscheinen: Johann Friedrich Zöllner, „Reise durch Pommern nach der Insel Rügen und einem Teile des Herzogtums Mecklenburg” Johann Jacob Grümbke, „Streifzüge durch das Rügenland”
1806
Der schwedische König Gustav IV. Adolf schafft die Leibeigenschaft ab. Angeregt wurde er wahrscheinlich durch die Schrift des auf Rügen geboreren Dozenten der Universität Greifswald, Ernst Moritz Arndt: „Versuch einer Geschichte der Leibeigenschaft auf Pommern und Rügen”.
1807-1813
Nach der preußischen Niederlage bei Jena im Vierten Koalitionskrieg der napoleonischen Kriege wird Rügen von den Franzosen besetzt.
1814
Im Kieler Frieden vom 14. Januar geht Rügen zunächst von Schweden an Dänemark.
1815
Am 23. Oktober tritt Schweden in Umsetzung der Verträge des Wiener Kongresses Rügen, Stralsund und Vorpommern an Preußen ab. Damit endet die Schwedenherrschaft.
Fürst Wilhelm Malte I. (1783-1854) lässt das Jagdschloss Granitz im Stil der norditalienischen Renaissancekastelle errichten.
1872/74
Der Goldschatz von Hiddensee (auch Hiddenseer Goldschmuck) wird als Strandgut bei Neuendorf auf der Ostseeinsel Hiddensee gefunden. Um 970/980 gefertigt gilt er als herausragendes Beispiel der Goldschmiedekunst der Wikinger. Das aus 16 Teilen bestehende Sammlungsstück befindet sich der archäologischen Sammlung des Kulturhistorischen Museums in der Hansestadt Stralsund.
Kopie des Goldschmucks im Stralsunder Kulturhistorischen Museum (2014) Quelle: Wikipedia/Klugschnacker
Einweihung des Rügendammes am 5. Oktober zunächst für den Eisenbahnbetrieb, am 13. Mai 1937 auch für den Straßenverkehr. Über 70 Jahre war er die einzige feste Verbindung zwischen der Insel und dem Festland. Die Strelasundquerung besteht aus drei Abschnitten: der als Klappbrücke ausgeführten Ziegelgrabenbrücke; dem eigentlichen, bei Dänholm beginnenden Rügendamm und der Rügendammbrücke. Bei Kriegsende 1945 wird die Anlage von der Deutschen Wehrmacht gesprengt, 1947 unter sowjetischer Leitung wieder hergestellt.
Am 6. März erfolgt der einzige große Luftangriff der Alliierten auf die Insel, der in Sassnitz 900 Menschenleben kostete. Der Hafen und viele Häuser werden zerstörte Am 2. Mai wird der Rügendamm von einer deutschen Kommandoeinheit gesprengt. Am 5. September erlässt die Regierung des von der sowjetischen Besatzungsmacht gebildeten Landes Mecklenburg-Vorpommern (ab 1. März 1947: Land Mecklenburg) das Gesetz zur Bodenreform. Damit werden die Großgrundbesitzer, die bis dahin über 60 Prozent der land- und forstwirtschaftlichen Nutzfläche Rügens verfügten, enteignet. Das Land wird unter den ansässigen Bauern und Landarbeitern aufgeteilt. Doch bald schon wird Druck auf die Bauern ausgeübt, sich in Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften zusammenzuschließen.
1948
Wiederaufnahme des Fährverkehrs zwischen Sassnitz und Schweden.
1952
Rügen wird Teil des Bezirks Rostock. Er vereinigte die ostseenahen Gebiete des aufgelösten Landes Mecklenburg-Vorpommern, womit er nahezu die gesamte Ostseeküste der DDR umfasste.
1953
In der sogenannten Aktion RoseDie Aktion Rose war eine Aktion der DDR-Regierung zur Verstaatlichung von Hotels, Erholungsheimen, Taxi- und Dienstleistungsunternehmen im Februar 1953. Der Schwerpunkt lag auf den Badeorten der Ostseeküste, insbesondere Rügen. Die Aktion ist ein Fallbeispiel für die staatlichen Enteignungsvorhaben der SED, speziell der strikten Umsetzung des Volkseigentumsschutzgesetzes vom September 1952. Die Justiz der DDR wollte mit flächendeckenden schnellen Strafverfahren und abschreckenden Zuchthausstrafen für die Mittelständler der Ostseeküste ein Exempel statuieren, um die Überführung von Betrieben in Volkseigentum zu beschleunigen. verstaatlicht die DDR-Regierung Hotels, Erholungsheime, Taxi- und Dienstleistungsunternehmen. Der Schwerpunkt liegt bei den Badeorten der Ostseeküste, insbesondere Rügen. Die Aktion ist ein Fallbeispiel für die staatlichen Enteignungsvorhaben der SED, speziell der strikten Umsetzung des Volkseigentumsschutzgesetzes vom September 1952. Die Justiz der DDR wollte mit flächendeckenden schnellen Strafverfahren und abschreckenden Zuchthausstrafen für die Mittelständler der Ostseeküste ein Exempel statuieren, um die Überführung von Betrieben in Volkseigentum zu beschleunigen. Die meisten Häuser erhielt der DDR-Gewerkschaftsbund FDGB, die besten Hotels konfiszierte die SED unter Walter Ulbricht.
1959
Die „Störtebeker Festspiele“ beginnen auf der Naturbühne Ralswiek. Störtebeker – der Held der Meere – kämpfte im 14. Jahrhundert mit Goedeke Michels und den Vitalienbrüdern gegen die Ungerechtigkeit und Gier der Hansefürsten. Für Hamburg und andere Hansestädte ist er nur ein Pirat und wird 1401 auf dem Grasbrook enthauptet.
1960
Da 1959 erst rund die Hälfte aller landwirtschaftlichen Betriebe den LPGs angehören, greift die SED-Staatspartei zu härteren Mitteln und „zwangskollektiviert” im März die noch „freien” Bauern.
1970er-Jahre
Vor allem Binz entwickelt sich zu einem FDGB-Ferienort. Entlang der Küste entstehen zahlreiche, meist einfache Unterkünfte wie Campingplätze, Kinder- und Jugendferieneinrichtungen oder Ferienheime. Rein statistisch gesehen kam jeder DDR-Bürger etwa alle zehn Jahre einmal nach Rügen. Die SED-Elite hingegen erklärte die Insel Vilm zum Sperrgebiet und machte sie zu ihrem eigenen Urlaubs-Eiland.
1989
Auch auf Rügen kommt es zu friedlichen Demonstrationen gegen die SED-Regierung mit Versammlungen in der Marienkirche in Bergen und an anderen Orten.
1990
Rügen wird Bestandteil des Landes Mecklenburg-Vorpommern und bildet zusammen mit den Nachbarinseln Hiddensee und Ummanz den Landkreis Rügen.
1998
Das Theater Putbus wird wieder eröffnet.
ab 2000
2004
Das Nationalpark-Zentrum Königsstuhl wird eröffnet, eine Ausstellung über den Nationalpark Jasmund.
2005
Die bis zu 20 Meter hohen Hauptzinken der Wissower KlinkenDas berühmte Bild „Kreidefelsen auf Rügen” von Caspar David Friedrich (1774-1840) zeigt allerdings nicht, wie oft angenommen, diese Klinken, sondern die „Kleine Stubbenkammer”. sowie andere Kreideformationen brechen von der Rügener Steilküste ab.
Das Rügener Sandskulpturenfestival findet erstmals in Binz statt. Die größte überdachte Skulpturenschau weltweit wird seitdem jährlich zwischen März und November abgehalten.
2011
Der Buchenwald der Halbinsel Jasmund wird UNESCO-Weltnaturerbe. Rügen, Hiddensee und Stralsund werden Teil des neuen Landkreises Vorpommern-Rügen. Das zuvor kreisfreie Stralsund wird Verwaltungssitz, der Landkreis Rügen wird aufgelöst.
2013
Das Naturerbe Zentrum Rügen mit Baumwipfelpfad und Erlebnisausstellung eröffnet in Prora. Der Baumwipfelpfad schlängelt sich stufenlos hinauf in den Wald der Prora, bis 17 Meter über dem Waldboden.
2016
Die um 950 Meter verlängerte Binzer Strandpromenade wird feierlich eröffnet. Sie verbindet das Ostseebad Binz mit dem alten Ortsteil Prora. Die Strandpromenade erreicht eine Gesamtlänge von rund 4,2 Kilometern und lädt zum Flanieren ein.
2017
Im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel wird im Nationalpark Jasmund bei Sassnitz das UNESCO-Welterbeforum – eine Ausstellung zu den als Weltnaturerbe ausgezeichneten Buchenwäldern – eröffnet.
2018
In der Nähe von Schaprode wird ein Silberschatz mit Münzen des dänisch/norwegischen Königs Harald Blauzahn (um 910-987) gefunden. Er war von 936/958 bis 987 König von Dänemark und ab 970 auch König von Norwegen.
2019
Im April nimmt der Offshore-Windpark Arkona den Betrieb auf. Er liegt 35 Kilometer nordöstlich der Insel Rügen und hat eine installierte Leistung von 385 MW.
Beim Sandskulpturen-Festival in Binz wird die mit einer Höhe von 17,66 Metern größte Sandburg der Welt erschaffen. Das Kunstwerk bestand aus insgesamt 11.000 Tonnen Sand.