Toskana—Florenz: San Miniato al Monte

San Miniato al Monte [Kirche]

Der Legende nach war Minias ein christlicher armenischer Fürst, der um 250 unter Kaiser Decius das Martyrium erlitt. Nach seiner Gefangennahme sollte er im Amphitheater von Florenz hingerichtet werden, was jedoch mißlang. Selbst als er enthauptet wurde, nahm er seinen abgeschlagenen Kopf, durchschwamm den Arno und lief den Mons Florentinus hinauf.
Der im 11. Jahrhundert begonnene Bau wurde im 15. Jahrhundert durch Erweiterungen nur unwesentlich in seinem romanischen Grundaufbau verändert. Der 1499 eingestürzte gotische Glockenturm wurde durch einen Entwurf von Baccio d'Agnolo ersetzt, blieb allerdings unvollendet.

Außenfassade

Florenz, San Miniato al Monte, Juni 2015
Außenfassade
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Die Außenfassade, ein besonders schönes Beispiel der Florentiner Protorenaissance, wurde ähnlich wie beim Baptisterium mit dünnen Platten aus weißem Carrara-Marmor und dunkelgrünem Serpentin (Verde di Prato) belegt. Das Mosaik aus dem 13. Jahrhundert über dem Eingang zeigt Christus in seinem Richteramt. Der Adler auf der Giebelspitze ist das Wappentier der Zunft der Wollhändler, die seit 1288 die Kirche verwaltete und förderte.

Florenz, San Miniato al Monte, Juni 2015
Mosaik und Adler auf der Giebelspitze
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Kirche, Kloster und Turm verfielen, bis sie 1924 von den Olivetanern, einer Kongregation der Benediktiner, übernommen und planvoll restauriert wurden.

Innenraum

Der Innenraum nimmt mit seiner spirituellen Aura gefangen. Da die Kirche nicht am Menü der geführten Touristenhorden zu stehen scheint, herrscht im Inneren eine wunderbare Stille. Mit etwas Glück kann man um die Mittagszeit die Rezitative der Mönche hören.

Florenz, San Miniato al Monte, Juni 2015
Marmorziborium im Langhaus
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Das tonnengewölbte Marmorziborium von Michelozzo wurde 1448 im Auftrag von Piero de' Medici geschaffen.
Die Apsis ziert das Mosaik „Christus mit Maria und San Miniato” von 1297 wurde in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts fast völlig erneuert. Es lässt byzantinischen Einfluß erkennen.

Florenz, San Miniato al Monte, Juni 2015
Christusmosaik in der Apsis
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Zu beachten sind auch die orientalisch anmutenden Einlegearbeiten des Fußbodens, die um 1207 entstanden, und die aufwendig verzierte Kanzel im erhöhten Chor.

Palazzo dei Vescovi

Rechts von der Kirche San Miniato sieht man den zinnenbewehrten, 1295 von Andrea di Mozzi begonnenen und 1320 von Bischof Antonio d'Orso vollendeten Palazzo dei Vescovi, etwas ungenau als Bischofspalast bezeichnet. Tatsächlich handelt es sich um eine ehemalige Landvilla, die Sommerresidenz der Florentiner Bischöfe. 1594 wurde er unter Großherzog Ferdinand I. Teil des Klosters.

Florenz, San Miniato al Monte, Juni 2015
Palazzo dei Vescovi
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

1857 wurde bei der Kirche der Friedhof Cimitero delle Porte Sante nach Plänen von Nicola Matas angelegt. Zahlreiche bekannte Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts sind hier begraben.

San Miniato al Monte, Via del Monte alle Croci 34, tägl. 8-20 Uhr (Sommer)
Kunstwerke von: Alesso Baldovinetti, Baccio d'Agnolo, Luca della Robbia