Wappen San GimignanoToskana—San Gimignano

Im „Manhattan des Mittelalters” standen ursprünglich 72 Geschlechtertürme, 15 sind noch erhalten. Der Nord-Süd-Verlauf der Via Francingena bestimmt das Stadtbild. Sie führt zur Piazza della Cisterna und zur Piazza del Duomo.

Toskana: San Gimignano
San Gimignano, September 2003
Geschlechtertürme
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Sehenswertes

Porta San Giovanni [Stadttor]

Von den Parkplätzen außerhalb der Altstadt betritt man San Gimignano durch die Porta San Giovanni, dem am besten erhaltenen Stadttor im Mauerring von 1300.

Toskana: San Gimignano, Porta San Giovanni
San Gimignano, Porta San Giovanni, Juni 2015
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Via San Giovanni [Straße]

Wie im Mittelalter säumen Herbergen, Tavernen und Souvernierläden die Via San Giovanni. In der ehemaligen Kirche San Francesco, von der nur der untere Teil erhalten ist, befindet sich nun eine Enoteca. Von der Terrasse hat man einen schönen Blick über das Tal.

Toskana: San Gimignano, Via San Giovanni
San Gimignano, Via San Giovanni, September 2003
ehemaligen Kirche San Francesco
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Stetig ansteigend führt die Straße hinauf zum Arco dei Becci, dem inneren Stadttor. Gesäumt wird es von den Zwillingstürmen Cugnanesi und Becci.

Toskana: San Gimignano, Via San Giovanni
San Gimignano, Via San Giovanni, Juni 2015
Richtung Arco dei Becci mit den Türmen Cugnanesi und Becci
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Piazza della Cisterna [Platz]

Die Piazza della Cisterna, das Herz der mittelalterlichen Stadt, wurde nach dem 1237 eingeweihten Ziehbrunnen aus Travertin benannt. Sie ist von zahlreichen Türmen und Palästen umgeben.

Toskana: San Gimignano, Piazza della Cisterna
San Gimignano, Piazza della Cisterna, September 2003
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Zisternen sind neben Brunnen die älteste technische Anlage der Wasserversorgung. Sie dienten in den hochgelegenen Städten weitab der Flussläufe als Wasserspeicher.

Piazza del Duomo [Platz]

Der Name des Platzes ist irreführend, denn San Gimignano war niemals Bischofssitz. Dominiert wird er durch eine breite Freitreppe, die zur Kollegiatskirche führt. Gegenüber steht der ehemalige Bürgermeisterpalast (Palazzo Vecchio del Podestà), an der Seite der Palazzo del Popolo.

Collegiata Santa Maria Assunta [Kirche]

Die 1148 geweihte Collegiata Santa Maria Assunta wurde 1456 von Giuliano da Maiano erweitert. Die mehrmals umgestaltete Fassade wurde nie verkleidet.

Toskana: San Gimignano, Collegiata Santa Maria Assunta
San Gimignano, Piazza del Duomo, Juni 2015
Collegiata Santa Maria Assunta, Fassade, links der Palazzo Popolo
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Das Fresko „Verkündigung” beim Haupteingang (ehemalige Loggia del Battistero) wird Sebastiano Mainardi zugeschrieben.

Toskana: San Gimignano, Collegiata Santa Maria Assunta
San Gimignano, Piazza del Duomo, Juni 2015
Collegiata Santa Maria Assunta, Fresko beim Eingang
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Fotografieren verboten Das Innere der dreischiffigen Basilika ist mit zwei großen Freskenzyklen geschmückt. Den Themen des Alten Testaments von Bartolo di Fredi (1367) im linken Seitenschiff stehen im rechten Seitenschiff Themen des Neuen Testaments gegenüber. Diese entstanden zwischen 1333 und 1341 von einem Maler, der Simone Martini sehr nahe stand.
An der Westwand der Kirche wird als drittes Thema das zukünftige Weltgericht behandelt. Die 1393 gemalten Fresken stammen von Taddeo di Bartolo. An der Innenfassade sieht man das Fresko Martyrium des Heiligen Sebastian, 1465 von Benozzo Gozzoli gemalt.
Die dekorativen Fresken im Obergaden des Mittelschiffs stammen von Pier Francesco Fiorentino aus dem 15. Jahrhundert.
Die Cappella di Santa Fina am Ende des rechten Seitenschiffs wurde 1468 von Giuliano da Maiano erbaut und von dem Bildhauer Benedetto di Maiano und dem Maler Domenico Ghirlandaio ausgeschmückt. In ihrer Einheitlichkeit erinnert sie an die ältere Kapelle des Kardinals von Portugal in San Miniato al Monte in Florenz. Geweiht ist die Kapelle der Heiligen Fina, der Stadtheiligen von San Gimignano. Sie verstarb 1253 mit 15 Jahren nach einem mit Wundern erfüllten Leben.

Auf einen Blick

Collegiata Santa Maria Assunta, Piazza del Duomo, Mo-Fr 10-19:30 (Sa 17:30) Uhr, So 12:30-17 Uhr (Apr-Okt), Webseite, Eintritt, Fotografieren verboten!;
Kollegiatskirche, geweiht 1148, Langhaus im 14. Jahrhundert erhöht und gewölbt, Querhaus ab 1446;
Baumeister: Giuliano da Maiano;
Werke von Bartolo di Fredi (Freskenzyklus Altes Testament), Simone Martini (nahestehend, Freskenzyklus Neues Testament), Taddeo di Bartolo (Weltgericht), Benozzo Gozzoli (Innenfassade), Pier Francesco Fiorentino (Obergaden des Mittelschiffs), Benedetto di Maiano (Bildhauer, Cappella di Santa Fina), Domenico Ghirlandaio (Maler, Cappella di Santa Fina), Sebastiano Mainardi (zugeschrieben, Verkündigung).

Palazzo Nuovo del Podestà [Palast]

Toskana: San Gimignano, Palazzo Popolo
San Gimignano, Piazza del Duomo, September 2003
Palazzo Popolo/Museo Civico
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Der Palazzo Nuovo del Podestà (Palazzo Popolo) an der Südseite des Domplatzes beherbergt heute das Museo Civico mit einer erlesenen Sammlung zur Kunst des Mittelalters und der Renaissance. Die der Palastfassade vorgelagerte typische Freitreppe diente der Verkündigung von Gesetzen.
In der Sala di Dante erklärte Dante Alighieri im Jahr 1300 der Republik San Gimignano die Notwendigkeit für eine guelfische (pabsttreue) Liga. Bemerkenswert ist das Fresko Maestà von Lippo Memmi (1317).
Die Fresken in der Camera del Podestà von Memmo di Filippuccio und Niccolò de Segna bieten Einblicke in das Alltags- und Eheleben des 14. Jahrhunderts.
Die Pinakothek im Obergeschoß zeigt Werke der Sieneser und Florentiner Schule des 13.-15. Jahrhunderts.
Vom daneben stehenden, 1311 errichteten Torre Grossa (Dicker Turm) hat man einen herrlichen Panoramablick. Seine Höhe von 54 Metern (100 Ellen) wurde als Höchstmaß für alle Türme festgelegt.
Die Loggia im Hof diente der Rechtssprechung. Ein Fresko von Sodoma zeigt den Heiligen Ivo, den Schutzpatron der Advokaten. Er nimmt die Bitten der Bürgen entgegen, während im Vorraum weitere Rechtssuchende warten.

Toskana: San Gimignano, Palazzo Popolo, Fresko von Sodoma
San Gimignano, Piazza del Duomo, September 2003
Palazzo Popolo, Fresko von Sodoma in der Loggia
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

 

Auf einen Blick

Palazzo Popolo/Museo Civico, Piazza del Duomo, tägl. 9:30-19 Uhr (Mrz-Okt), Eintritt Eintritt kostenpflichtig;
ehemaliger Gerichtssitz, 1288 fertiggestellt, Turm 1300-1323, Zinnen 19. Jahrhundert;
Baumeister: unbekannt;
Werke von Lippo Memmi („Maestà” Sala di Dante), Memmo di Filippuccio, Niccolò de Segna (Camera del Podestà), Sodoma („Gerechtigkeit”, Loggia), Coppo di Marcovaldo, Benozzo Gozzoli, Filippino Lippi, Tadeo di Bartolo, Lorenzo di Niccolò Gerini (Pinakothek).

Palazzo Vecchio del Podestà [Palast]

Gegenüber der Collegiata steht der Palazzo Vecchio del Podestà, der ehemalige Bürgermeisterpalast. Er wurde 1239 errichtet und 1337 erweitert. Im Untergeschoß befindet sich eine große Loggia. 1537 wurde er in ein Theater umgebaut. Überragt wird der Palazzo vom 51 Meter hohen Geschlechterturm Torre Rognosa (der Räudige).

Toskana: San Gimignano, Palazzo Vecchio del Podestà, Torre Rognosa
San Gimignano, Piazza del Duomo, Juni 2015
Palazzo Vecchio del Podestà, Torre Rognosa
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Rocca [Burg]

Hinter der Collegiata führt ein steiler Weg zur Rocca. Die Burg wurde 1353 von den Florentinern an der höchsten Stelle des Stadthügels angelegt. 1558 ließ sie Großherzog Cosimo I. weitgehend schleifen. Erhalten blieben Teile der Mauer und einer der Türme.

Toskana: San Gimignano, Rocca
San Gimignano, Rocca, September 2003
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Auch Sehenswert

Sant' Agostino — einschiffige Basilika im Norden der Altstadt, charakteristisches Beispiel mittelitalienischer Bettelordensgotik, Freskenzyklus von Benozzo Gozzoli

San Gimignano: Geschichte

Die an der Via Francigena (Frankenstraße) gelegene Kommune wurde im 8. Jahrhundert erstmals erwähnt. Ab 929 unterstand sie den Bischöfen von Voltera. 1199 nutzte San Gimignano die Auseinandersetzungen zwischen Florenz und Siena, um sich zur freien Kommune zu erklären und Konsuln zu wählen. Dank der Tuchproduktion und dem Anbau von Safran, der als Seidenfarbe verwendet wurde, prosperierte die Stadt.
Nach der Niederlage in der Schlacht von Montaperti an der Seite von Florenz mußte sich San Gimignano gegen die Angriffe der Nachbarstaaten, insbesondere Voltera, wehren. Intern gab es heftige Auseinandersetzungen zwischen Guelfen (Pabsttreue), angeführt von der Familie Ardinghelli, und den Ghibellinen (Kaisertreue) um die Familie Salvucci. Unmittelbare Folge dieser Kämpfe war der Bau der Geschlechtertürme.
Diese casa torre waren abgeleitet von den Wehrtürmen der Landburgen und gingen dem Palast als urbaner Familiensitz voraus. Hier sind die Räume übereinander angeordnet und durch Leitern verbunden. Auch die hoch gelegenen Zugänge sind nur über eine bewegliche Stiege erreichbar. Die Höhe der Türme wurde im 12. Jahrhundert aus Gründen der öffentlichen Sicherheit auf 54 Meter (100 toskanische Ellen) begrenzt. In der Folge errichteten die rivalisierenden Familien Zwilligsanlagen.
Nach der Großen Pest von 1348, die die Bevölkerung drastisch reduzierte, stellte sich San Gimignano unter den Schutz der Florentiner. Damit war der Ort seiner ökonomischen Basis und seiner politischen Souveränität beraubt und stürzte in die Bedeutungslosigkeit. Von den einstmals 72 Türmen wurden die meisten abgetragen, andere fielen den Kämpfen des Zweiten Weltkriegs zum Opfer. Heute gibt es in der historisch konservierten Stadt nur noch 15 Geschlechtertürme.

San Gimignano auf einen Blick

Wappen San Gimignano Provinz Siena (SI), lokaler Name: San Gimignano, Einwohner: Sangimignanesi, Webseite (engl./ital.)
7.800 Einwohner (2013), 138 km², 56 Einwohner/km², 324 Meter ü.d.M.
PLZ 53037, Vorwahl 0577, ISTAT-Nummer: 052028
Touristen-Information: Piazza del Duomo 1, Tel. 0577 940008, tägl. 10-13 und 15-17 Uhr (März-Okt)
UNESCO-Weltkulturerbe (historischer Stadtkern, 1990)

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