Sizilien: Palermo

Kulturhauptstadt Italiens 2018

Zwischen häufig wolkenverhangenen Bergen eingelagert, an der Mündung des Flusses Oreto und am Golfo di Palermo sich in einem breiten Tal ins Landesinnere ziehend, liegt die Hauptstadt der Region Sizilien. Im Norden ragt der Monte Pellegrino hoch über die Stadt, im Osten bildet der Monte Catalfano den Abschluss der Bucht.

Palermo, Cattedrale Maria SS. Assunta
Palermo, Piazza Cattedrale, Mai 2014
Am Dach der Cattedrale Maria SS. Assunta
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Palermo, seit 1130 Hauptstadt Siziliens, ist keine gefällige Stadt. Es gibt einige interessante Sehenswürdigkeiten und nette Orte, aber Vernachlässigung und Verfall sind überall gegenwärtig. Vieles geht auf die schweren Bombardierungen von 1943 und den planlosen Wiederaufbau - Folge mafioser Machenschaften und korrupter Politiker - zurück. Das Müllproblem ist, wenn auch sehr abgeschwächt, in den Seitenstraßen noch immer sichtbar.
Vor allem dem umtriebigen Leoluca Orlando (*1947), der - mit kurzen Unterbrechungen - von 1985-2000 Bürgermeister war und im Mai 2012 wiedergewählt wurde, verdankt Palermo hunderte durchgeführte Renovierungsprojekte, einen kulturellen Aufschwung und den Rückgang der Kriminalität. Nach dem Vorbild von Neapel „adoptierten” in dem Projekt La scuole adotta un monumento Schulen ein Denkmal. Die Schüler restaurierten es unter fachkundiger Anleitung in Gemeinschaftsarbeit und präsentierten es der Öffentlichkeit.
Orlandos Festhalten an der Bekämpfung von organisierter Kriminalität und Korruption konnte zuletzt das diesem Phänomenen zugrunde liegende Schweigen, die „omertà”, brechen. Die Mafia bedrohte Orlando an Leib und Leben, über viele Jahre hinweg galt er als höchstplaziert auf der sogenannten „Abschussliste“.
Trotz der Bemühungen Orlandos und anderer bleibt noch viel zu tun. Noch immer liegen Glanz und Verfall eng nebeneinander, stehen schön renovierte Bauwerke neben Ruinen. Der Verkehr ist chaotisch und laut, aber nicht agressiv. Und zumindest in der Altstadt fühlt man sich weitgehend sicher, auch am Abend.

Palermo Sehenswertes

Das etwa 240 ha große Centro Storico (Altstadt) läßt sich gut zu Fuß erkunden, der Großteil der Sehenswürdigkeiten liegt hier nahe beieinander. Die Hauptachsen der Stadt, die Via Maqueda und der Corso Vittorio Emanuele, kreuzen sich am Platz I Quattro Canti, dem „Herzen Palermos”.

Palermo Geschichte

Palermo entstand im 8. Jh. v.Chr. als Siedlung und Handelsstützpunkt der Phönizier unter dem Namen Ziz. Karthagische Flüchtlinge nannten die Stadt Panormus, griechisch für „ganz Hafen“. Zwei Mal - 480 und 251 v.Chr. - schlug sich Palermo auf die Seite Karthagos und erlebte jeweils eine Niederlage, zuerst gegen die Griechen, dann gegen die Römer. Später geriet Sizilien unter byzantinische Herrschaft.
Ab dem Jahr 831, als die Sarazenen unter Ibn el Athir Palermo eroberten, wurde es als Balerm Hauptstadt des arabischen Sizilien und spielte wieder eine wichtigere Rolle für die Region. Die Stadt wuchs auf über 100.000 Einwohner, das Viertel am Hafen entstand und erhielt bereits damals seinen heutigen Namen Kalsa.
1072 eroberten die Normannen unter Roger I. von Hauteville (1031-1101) Sizilien. Unter seinem Sohn Roger II. (1095-1154) wurde Palermo 1130 Hauptstadt des Königreichs Sizilien.
1194 ging das Königreich Sizilien durch die Heirat von Rogers II. Tochter Konstanze mit Kaiser Heinrich VI. (1165-1197) auf die Staufer über. Der Sohn aus dieser Ehe, Friedrich II. (1194-1250), wurde 1198 in Palermo zum König gekrönt. Unter ihm erlebte die Stadt einen ungeheuren wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung. Mit seinem Tod setzte der Niedergang Palermos ein.

Palermo, Cattedrale Maria SS. Assunta, Sarkophag von Kaiser Friedrich II.
Palermo, Piazza Cattedrale, Mai 2014
Cattedrale Maria SS. Assunta, Sarkophag von Kaiser Friedrich II.
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Als das französische Fürstengeschlecht der Anjou die Macht übernahm und den König des Königreich Neapel-Sizilien stellte, begann für die Stadt eine lange, dunkle Periode. Neapel löste sie als Hauptstadt Siziliens ab, Palermo verfiel zusehends, bittere Armut kehrte ein. 1282 kam es zum Volksaufstand, der als sogenannte „Sizilianische Vesper“ in die Geschichte einging. Sizilien fiel an die Könige von Aragon, die auf der Insel durch Vizekönige vertreten wurden.
Im 18. und 19. Jahrhundert wurde Sizilien von den Savoyen, Habsburgern, Bourbonen und Engländern beherrscht. 1815 wurde König Ferdinand IV. von Neapel als Ferdinand I. (1751-1825) König beider Sizilien. Im Mai 1860 eroberte Giuseppe Garibaldi (1807-1882) nach einem viertätgigen Kampf Palermo.
1943 war Palermo das Ziel alliierter Bombardierungen, die zu erheblichen Beschädigungen führten. Die Wiederaufbauarbeiten gingen nur sehr schleppend voran. Um Palermo herum wurden massenweise billig gebaute Sozialsiedlungen errichtet, während die Restaurierung des alten Zentrums vernachlässigt wurde und es zunehmend verfiel.
Von Kriegsende bis Ende des 20. Jahrhunderts war Palermo fest in der Hand der Mafia. Es war Zentrum zweier großer Mafiakriege und zählte zu den gewalttätigsten Städten Europas - 1981 bis 1983 ereignete sich in Palermo durchschnittlich alle drei Tage ein Mafiamord. In den 1980er Jahren kämpften vor allem die Staatsanwälte Giovanni Falcone und Paolo Borsellino dagegen an. 1992 wurden beide in der Nähe Palermos von der Mafia umgebracht. Erst unter dem „Antimafia“-Bürgermeister Leoluca Orlando (Amtszeit 1985-2000 und seit Mai 2012) blühte das öffentliche, wirtschaftliche und kulturelle Leben der Stadt wieder auf. Die Macht der Mafia konnte zurückgedrängt werden, die Kriminalität sank. Heute liegt Palermo in der Verbrechensstatistik nicht mehr unter den 15 kriminellsten Städten Italiens.

Palermo auf einen Blick

Wappen Palermo Provinz Palermo (PA), lokaler Name: Palermu / Paliemmu, Bewohner: Palermitani, Webseite (ital.)
655.000 Einwohner (2012), 158 km², 4.145 Einwohner/km²
PLZ 90121–90151, Vorwahl 091, ISTAT-Nummer: 082053
Touristeninformation: Ufficio Turistico, Piazza Castelnuovo 14, Tel. 091 6058351, www.palermotourism.com

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