Sizilien: Siracusa (Syrakus)

Siracusa (Syrakus) war, neben Athen und Alexandria, jahrhundertelang eine der wichtigsten kulturellen Metropolen der altgriechischen Welt. Sehenswert ist die verwinkelte Altstadt auf der Insel Ortygia und die archäologische Zone von Neapolis.

Siracusa, Ortygia, Porto Piccolo

Siracusa, Ortygia, Mai 2014
Porto Piccolo-Viale Mazzini
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

In der Antike soll Siracusa nach vorsichtigen Schätzungen 500.000 Einwohner gehabt haben, heute leben hier rund 112.000 Menschen.
Die Wirtschaft von Syrakus basiert hauptsächlich auf der Erdölverarbeitung, das im Gebiet des Kais Panagiadas zur Versorgung der Raffinerie ERG angelandet wird. Die Industrie in der Gegend nördlich von Syrakus hat mit dem Industriekomplex Augusta-Priolo zwar eine große Zahl von Arbeitsplätzen geschaffen, aber die Umwelt in dem betreffenden Gebiet auch stark verunreinigt.
2005 wurde Syrakus zusammen mit der Nekropolis von Pantalica zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.

Siracusa Sehenswertes

Über die Ponte Santa Lucia auf die Insel Ortygia zur Piazza Pancali, über den Corso Matteotti zur Piazza Archimede und weiter zur Piazza Duomo, zur Fonte Aretusa, entlang des Lungomare Alfeo zur Piazza Frederico di Svevia. Aber auch die verwinkelten schmalen Gassen laden zum Schlendern ein.

Parco Archeologio della Neapoli

Die interessanten Ausgrabungen aus der Zeit der griechisch-römischen Antike befinden sich im ehemaligen Stadtteil Neapolis, der griechischen „Neustadt”. Wegen Zeitmangels leider nicht besichtigt.

Siracusa Geschichte

Nicht einmal drei Jahrhunderte dauerte die Glanzzeit des antiken Syrakus. Aber in dieser Zeit war es eine der größten und reichsten Metropolen des Mittelmeers.
Ortygia, die „Insel der Wachteln”, ist der Ursprung des antiken Syrakus. 734 v. Chr. ließen sich Griechen aus Korinth in einer bereits existierenden Sikulersiedlung auf der Insel und bald darauf auch auf dem Festland nieder. Zwei große Naturhäfen, eine Süßwasserquelle und fruchtbares Hinterland versprachen Sicherheit und die Versorgung mit allem, was zum Leben nötig war. Die politische Macht lag zunächst in den Händen der Aristokratie. Um 500 v. Chr. entwickelte sich in Siracusa, wie in vielen anderen griechischen Kolonien, die dauerhafte Alleinherrschaft eines Tyrannen (damals wertfrei: Herrscher).

Siracusa, Apollotempel
Siracusa, Piazza Pancali, Mai 2014
Apollotempel, 6. Jahrhundert v. Chr.
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Einer der ersten war Gelon (485–478 v. Chr.). Er unterwarf die umliegenden Dörfer, siedelte die Bevölkerung um und streckte seine Arme immer weiter nach Westen, in phönizisches Einflussgebiet, aus. So entwickelte sich der Stadtstaat zu einem der mächtigsten Territorialstaaten. Seine Blütezeit begann um 480 v. Chr., nachdem Siracusa im Bündnis mit den Orten Gela und Akragas bei Himera an der sizilianischen Nordküste einen entscheidenden Sieg über das karthagische Heer errungen hatte. Zehntausende von Phöniziern gerieten in Gefangenschaft, riesige Schätze wurden erbeutet. Dies ermöglichte Gelon, auf Ortygia einen Siegestempel zu Ehren der Göttin Athena zu errichten. Unter seinem Bruder Hieron (478– 467 v. Chr.) entwickelte sich die Stadt zum Musenhof der griechischen Welt.
Von ihrem immensen Reichtum kündeten Schatzhäuser in Delphi und Olympia, die die Begehrlichkeit der Athener weckten. 413 v. Chr. starteten diese ihre Sizilische Expedition, die mit einer katastrophalen Niederlage im Großen Hafenbecken von Siracusa endete: Flotte und Landstreitkräfte wurden völlig aufgerieben, mehr als 7.000 Athener starben als Sklaven in den Latomien, den berüchtigten Steinbrüchen.
Unter dem Strategen Dionysios I. (405–367 v. Chr.) wurde Siracusa zur unbestrittenen Herrscherin auf Sizilien. Dionysios ging als Sinnbild des eiskalten und machtbesessenen Tyrannen in die Geschichte ein, zahlreiche Legenden ranken sich um ihn. Friedrich Schiller porträtierte ihn in der 1798 entstandenen Ballade Die Bürgschaft. Aber Dionysios war auch ein kulturell aufgeschlossener Herrscher, zwei Mal weilte der Philosoph Platon (428/427-348/347 v. Chr.) an seinem Hof.
Nach zahlreichen schwachen Nachfolgern erlebte die Stadt unter Hieron II. (275– 215 v. Chr.) eine letzte Blüte. Er zog zahlreiche Künstler und Gelehrte an seinen Hof, darunter den ebenso genialen wie sonderlichen Mathematiker Archimedes (287–212 v. Chr.), der die Hebelgesetze formulierte, die so genannte Archimedische Schraube zum Wasserschöpfen erfand und die Formel des Körpervolumens entwickelte. Eine Anekdote erzählt, er habe im Badebecken bemerkt, dass das überlaufende Wasser dem Volumen seines Körpers entsprach und sei daraufhin mit dem Ruf „Heureka!” (Ich hab’s gefunden) nach Hause gestürmt.
Nach dem Ersten Punischen Krieg der Römer gegen die Karthager (264– 241 v. Chr.) war es Hieron II. noch gelungen, die Selbstständigkeit Ostsiziliens zu erhalten. Prunkvolle Bauten wie das Griechische Theater und der Altar des Hieron entstanden. Nach seinem Tod verbündete sich Siracusa mit Karthago gegen die Römer, doch 212 v. Chr. eroberten diese die Stadt. Zwei Jahre hatte die Belagerung gedauert und Archimedes hatte mit raffinierten Verteidigungsmaschinen wie Katapulten, Kranen und Brennspiegeln dazu beigetragen, die Stadt zu halten.
Zwar wurde Siracusa im 7. Jh. n. Chr. für kurze Zeit Hauptstadt des Byzantinischen Reichs (663–668), doch seine einstige Größe und Bedeutung erreichte es nie wieder. Zunehmend beschränkte sich die Stadt auf die Insel Ortygia. Da sie jedoch militärisch interessant war, ließ der Stauferkönig und Kaiser des römisch-deutschen Reiches Friedrich II. (1194-1250) das byzantinische Kastell Maniace ausbauen.

Siracusa, Castello Maniace
Siracusa, Piazza Frederico di Svevia, Mai 2014
Castello Maniace
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Unter spanischer Herrschaft entstanden repräsentative Adelspalazzi im gotisch-katalanischen Stil und zahlreiche Ordenskirchen. Nach dem Erdbeben von 1693 wurden die Bauten im zeitgemäßen Barockstil umfassend restauriert. Erst im 20. Jahrhundert erlangte Siracusa wegen des günstig gelegenen Hafens, der im Zweiten Weltkrieg bombardiert wurde, wieder provizielle Bedeutung.

Siracusa auf einen Blick

Wappen Siracusa Provinz Syrakus (SR), lokaler Name: Saraùsa, Bewohner: Siracusani
112.000 Einwohner (2012), 204 km², 582 Einwohner/km²
PLZ 96100, Vorwahl 0931, ISTAT-Nummer: 089017
Webseite (ital.)

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