Sizilien: Agrigento-Tal der Tempel

Auf dem Höhenzug zu Füßen der Stadt reihen sich die berühmten dorischen Tempel von Agrigento. Der östliche Tempelbezirk weist die besser erhaltenen Tempel - Hera, Concordia, Herakles - auf, wobei die Benennung nicht historisch und etwas willkürlich ist.

Agrigento, Tempio di Giunone
Agrigento, Tal der Tempel, Mai 2014
Tempio di Giunone (Juno-/Hera-Tempel)
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Sehenswertes im Tal der Tempel

Die Besichtigung des Valle dei Templi beginnt man am Besten am Morgen beim oberen Eingang in der Nähe des Hera-Tempels im östlichen Tempelbezirk. Der etwas rustikale Parkplatz rechts vom Eingang ist leicht zu übersehen, aber trotzdem kostenpflichtig.

Tempio di Giunone (Juno-/Hera-Tempel) [Tempel]

Der Tempio di Giunone wurde 460-450 v.Chr. erbaut, der moderne Name des Baueerks (Hera-, Juno-, Juno Lacinia-Tempel) ist willkürlich. Es handelt sich um einen klassischen dorischen Ringhallentempel mit 6 x 13 Säulen, von denen noch 25 stehen, und einer Fläche von rund 38 x 17 Metern.

Agrigento, Tempio di Giunone
Agrigento, Tal der Tempel, Mai 2014
Tempio di Giunone (Juno-/Hera-Tempel)
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Der Tempel wurde in römischer Zeit mehrfach restauriert, verfiel jedoch danach und diente als Baumaterial. Im 18. Jahrhundert wurde er bei einem Erdbeben schwer beschädigt und um 1785 in Teilen wieder aufgebaut.

Agrigento, Tempio di Giunone
Agrigento, Tal der Tempel, Mai 2014
Tempio di Giunone (Juno-/Hera-Tempel)
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Im 19. Jahrhundert zählte der Tempel zu den prominentesten Ruinen Siziliens und wurde auf zahlreichen Stichen und Gemälden, darunter auch von Caspar David Friedrich, abgebildet.

Caspar David Friedrich, Junotempel in Agrigent, um 1828–1830
Öl auf Leinwand, 54×72 cm
Museum am Ostwall (Dortmund)
Quelle: Zeno.org

Stadtmauer [Befestigung]

Die massive Stadtmauer zwischen dem Juno- und dem Concordia-Tempel wurde in frühchristlicher Zeit als Begräbnisstätte genutzt.

Agrigento, Stadtmauer
Agrigento, Tal der Tempel, Mai 2014
Stadtmauer zwischen dem Juno- und dem Concordia-Tempel
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Tempio della Concordia (Concordia-Tempel) [Tempel]

Der Tempio della Concordia wurde um 430 v.Chr. nach dem Juno-Tempel gebaut. Die Bezeichnung geht auf eine in der Nähe gefundene römische Inschrift zurück. Diese berichtet über „Concordia” (Eintracht) unter den Akragantinern, steht jedoch in keiner Beziehung zum Tempel.

Agrigento, Tempio della Concordia (Concordia-Tempel)
Agrigento, Tal der Tempel, Mai 2014
Tempio della Concordia (Concordia-Tempel)
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Der Tempel ist außerordentlich gut erhalten. Hätte er noch sein mit Marmorschindeln bedecktes Holzdach, so würde der Ringhallentempel beinahe noch so aussehen wie zur Zeit Griechen. Grund dafür ist seine Verwendung als Kirche, in die ihn Bischof Gregor von Agrigent 597 umwandeln ließ. Im 18. Jahrhundert wurde er dann nahezu in den ursprüngliche Zustand versetzt.

Agrigento, Tempio della Concordia (Concordia-Tempel)
Agrigento, Tal der Tempel, Mai 2014
Tempio della Concordia (Concordia-Tempel)
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Einst war der rund 40 x 17 Meter große Tempels mit 6 x 13 Säulen mit weißem Stuck überzogen und farbig gefasst.

Ikarus [Skulptur]

Vor dem Concordia-Tempel liegt seit 2011 eine Bronzeskulptur des polnischen Bildhauers Igor Mitoraj (1942-2014), die den Sturz des Ikarus darstellt.

Agrigento, Tempio della Concordia
Agrigento, Tal der Tempel, Mai 2014
Tempio della Concordia, Sturz des Ikarus - Bronzeskulptur von Igor Mitoraj
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Frühchristliche Nekropole [Skulptur]

Zwischen dem Concordia- und dem Herakles-Tempel befindet sich eine frühchristliche Nekropole aus der Zeit zwischen dem 3. und dem 5. Jahrhundert, wobei die jüngsten Gräber aus dem 9. Jahrhundert stammen. Die Gräber sind in den Kalkstein des Hügelzugs gegraben und verbreitern sich nach unten.

Agrigento, Frühchristliche Nekropole
Agrigento, Tal der Tempel, Mai 2014
Frühchristliche Nekropole
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Villa Aurea [Sehenswertes Gebäude]

Die Villa Aurea war von 1921 bis 1933 Wohnsitz des englischen Amateur-Archäologen Sir Alexander Hardcastle (1872-1933), der den Anstoß zu vielen der Ausgrabungsarbeiten im Tal der Tempel gab.

Agrigento, Villa Aurea
Agrigento, Tal der Tempel, Mai 2014
Villa Aurea, davor die Büste von Sir Alexander Hardcastle
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

So ermöglichte er die Ausgrabungen des Archäologen Pirro Marconi (1897-1938) in den 1920er-Jahren und das Wiederaufrichten der acht Säulen an der Südseite des Heraklestempels.

Tempio di Ercole (Herakles-Tempel) [Tempel]

Der Tempio di Ercole (Herakles-Tempel) ist der älteste Tempel und stammt aus der Zeit zu Beginn des 5. Jahrhunderts v.Chr. Er befand sich direkt neben der Porta Aurea. Die Widmung des Tempels an Herakles ist durch Marcus Tullius Cicero bezeugt, der 75 v.Chr. Quaestor auf Sizilien war. Laut Cicero befand sich im Inneren ein bronzenes Kultbild des athenischen Bildhauers Myron (5. Jahrhundert v.Chr.) sowie ein großes Gemälde des berühmten Malers Zeuxis von Herakleia, das den schlangentötenden Herakles zeigte.

Agrigento, Tempio di Ercole
Agrigento, Tal der Tempel, Mai 2014
Tempio di Ercole
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Der Tempel hat mit 6 x 15 Säulen und einem Grundriss von rund 25 x 67 Metern eine beachtliche Größe. Er wurde 406 v.Chr. von den Karthagern zerstört, von den Römern wieder aufgebaut und später durch ein Erbeben endgültig zerstört. Die Wiederaufrichtung von acht der neun noch vorhandenen Säulen 1923 verdanken wir Sir Alexander Hardcastle, der sich dabei finanziell ruinierte.

Agrigento, Tempio di Ercole
Agrigento, Tal der Tempel, Mai 2014
Tempio di Ercole, die wieder aufgerichteten acht Säulen
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Auch sehenswert - nicht besichtigt

Die westlichen Tempel: Tempio die Giove Olimpico (Tempel des Olympischen Zeus/Olympieon), Tempio di Castore e Polluce (Kastor- und Pollux- oder Dioskuren-Tempel), Templio di Vulcona (Vulkantempel), Tomba di Terone (Grab des Theron) und der Tempio di Esculapio (Asklepios-Tempel).

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