Sizilien: Siracusa (Syrakus) - Ortygia

Auf der Insel Ortygia liegt das historische Zentrum: Piazza Pancali, Piazza Archimede, Piazza Duomo, Largo Aretusa, Piazza Frederico di Svevia

Siracusa, Piazza Duomo

Siracusa, Ortygia, Mai 2014
Piazza Duomo
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Sehenswertes in Ortygia

Tempio di Apollo [Tempel]

Der Tempio di Apollo (Apollo-Tempel) auf der Piazza Pancali ist der älteste dorische Ringhallentempel Siziliens und stammt aus dem Anfang des 6. Jahrhunderts v. Chr. Allzu beeindruckend sind die Reste des erst während des Zweiten Weltkriegs freigelegten Tempels nicht. Erhalten geblieben sind nur Säulenstümpfe und Teile der Cella.

Siracusa, Tempio di Apollo
Siracusa, Piazza Pancali, Mai 2014
Tempio di Apollo
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Der Tempel wurde mehrmals umgebaut: zunächst in eine byzantinische Kirche, dann in eine Moschee, dann zur Normannenkirche und schließlich zur Kaserne. Auf der obersten Stufe findet sich die Inschrift: „Kleomen, Sohn des Knidiedas, errichtete diesen Tempel Apollon und Epikles schuf die Säulen, schöne Werke”.

Siracusa, Tempio di Apollo
Siracusa, Piazza Pancali, Mai 2014
Tempio di Apollo
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Fontana di Artemide [Brunnen]

Die Fontana di Artemide von Giulio Moschetti (1847-1909) auf der Piazza Archimede ist der römischen Jagdgöttin Artemis gewidmet. Sie symbolisiert die Verwandlung der Nymphe Arethusa in die gleichnamige Quelle, die Fonte Aretusa.

Siracusa, Fontana di Artemide
Siracusa, Piazza Archimede, Mai 2014
Fontana di Artemide
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Der geographische Mittelpunkt von Ortygia wird von noblen Palazzi wie dem Palazzo Lanza-Bucceri oder dem Palazzo Mergulese-Montalto mit edlen Biforien- und Triforienfenstern gesäumt, Zeugnisse der Blütezeit des Stadtadels im 14./15. Jahrhundert.

Siracusa, Fontana di Artemide
Siracusa, Piazza Archimede, Mai 2014
Fontana di Artemide, Palazzi
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Piazza Duomo [Platz]

Die Piazza Duomo, der schönste Platz der Stadt, ist halbrund geschwungen und von prachtvollen Barock-Palazzi aus dem 17. und 18. Jahrhundert umgeben.

Siracusa, Piazza Duomo
Siracusa, Piazza Duomo, Mai 2014
links der Dom, Blick auf die Chiesa di Santa Lucia alla Badia
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Siracusa, Piazza Duomo
Siracusa, Piazza Duomo, Mai 2014
rechts der Dom, Blick auf den Palazzo Beneventano del Bosco
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Duomo S. Maria delle Colonne [Kirche]

Seit 2700 Jahren befindet sich hier der religiöse Mittelpunkt der Stadt. In der Antike war es der dorische Athena-Tempel, das Monument des Siegs über die Karthager. Auf seinem Dach stand die überlebensgroße Statue der Göttin, deren in der Sonne blitzender goldener Schild den Seefahrern die Orientierung erleichterte. Später beteten die Römer hier zur Göttin Minerva, und in frühchristlicher Zeit wurde der Tempel in eine dreischiffige Basilika umgebaut.
Marcus Tullius Cicero berichtete, daß sich der korrupte römische Statthalter Gaius Verres (73–71 v. Chr.) der Kostbarkeiten des Tempels bemächtigte.

Siracusa, Duomo S. Maria delle Colonne,
Siracusa, Piazza Duomo, Mai 2014
Duomo S. Maria delle Colonne
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Man verlegte den Eingang von der Ost- auf die Westseite, die freien Räume zwischen den Säulen wurden vermauert und die cella, in der ursprünglich das Götterbild stand, wurde zum Mittelschiff umgestaltet. Mit dem Wiederaufbau der Stadt nach dem Erdbeben von 1693 bekam auch der Dom seine heutige Fassade.

Siracusa, Duomo S. Maria delle Colonne, Fassade

Die barocke, zweigegliederte, von Säulen und Voluten getragene Fassade des Doms ist u. a. mit den Statuen mehrer Apostel geschmückt. Sie wurde 1725–1753 von Andrea Palma (1644|1664-1730), einem bedeutenden Vertreter des Sizilianischen Barock, entworfen. Der Dom ist eine Synthese griechischer, arabischer, normannischer und barocker Baustile.
Andrea Palma wählte bewusst die Säule als zentrales Gliederungselement: Wer die Längsseite der Kathedrale aus der Nähe betrachtet, kann immer noch die dorischen Säulen und Kapitelle des antiken Tempels aus der Wand ragen sehen.

Siracusa, Duomo S. Maria delle Colonne
Siracusa, Piazza Duomo, Mai 2014
Duomo S. Maria delle Colonne, Längsseite
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Die Haupthalle des Tempels bildet heute das Mittelschiff des Doms, die Seitenwände wurden bogenförmig durchbrochen, um Durchgänge zu den beiden Seitenschiffen zu schaffen und Seitenkapellen einzufügen.

Siracusa, Duomo S. Maria delle Colonne
Siracusa, Piazza Duomo, Mai 2014
Duomo S. Maria delle Colonne, Mittelschiff
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Ein Architrav des Tempeltors dient heute als Altar. Das Altargemälde mit der Geburt Mariae wird Agostino Scilla zugeschrieben (1653). Der Chor war schon nach einem Erdbeben von 1542 errichtet worden, mußte aber nach dem großen Erdbeben von 1693 renoviert werden. Er wurde von Corrado Mazza aus Noto beendet. Die Kuppel entstand nach dem Entwurf des Luciano Ali (†1782), des Architekten des Palazzo Beneventano del Bosco. Das hölzerne Chorgestühl stammt aus dem 17. Jahrhundert, die zwei Bronzekandelaber entstanden, wie die Sängertribünen im Hintergrund, zu Beginn des 16. Jahrhunderts.

Siracusa, Duomo S. Maria delle Colonne
Siracusa, Piazza Duomo, Mai 2014
Duomo S. Maria delle Colonne, Presbyterium
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Die Sakramentskapelle (1651-1653) ist ein Werk von Giovanni Vermexio, des Architekten des Senatspalastes. Die architektonische Wandbekleidung besteht aus korinthischen Säulen und Lisenen auf hohem Sockel. Die Fresken des Gewölbes, Szenen aus dem Alten Testament, malte Agostino Scilla (1657), den Voraltar mit seinem Relief, dem Letzten Abendmahl, schuf Filippo della Valle (1762), das Tabernakel Luigi Vanvitelli (1752). Die Marmorbalustrade stammt von Ignazio Marabitti und Giovanni Battista Marino (1746); das Schmiedeeisengitter von Domenico Ruggeri wurde 1811 angebracht.

Siracusa, Duomo S. Maria delle Colonne
Siracusa, Piazza Duomo, Mai 2014
Duomo S. Maria delle Colonne, Sakramentskapelle
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Die Kapelle der heiligen Lucia wurde im 18. Jahrhundert gebaut, die schönen Eisengitter von Pietro Spagnuolo stammen von 1605. Der Voraltar (1781) besteht aus Silber, dem den Jungfrauen heiligen Metall (Lunarsymbolik), aus demselben Material ist auch die Statue der Heiligen (Pietro Rizzo, 1599); sie wird in dem geschlossenen Schrein (1610) über dem Altar aufbewahrt und nur zweimal im Jahr zu den Festen der Schutzpatronin der Öffentlichkeit gezeigt. Ignazio Marabitti werden die zwei marmornen Medaillons der hl. Lucia und des hl. Eustachius zugeschrieben.

Siracusa, Duomo S. Maria delle Colonne
Siracusa, Piazza Duomo, Mai 2014
Duomo S. Maria delle Colonne, Kapelle der heiligen Lucia
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Das Taufbecken, eine große Alabastervase, stammt aus dem Athenatempel und wurde im 7. Jahrhundert vom alten Dom San Giovanni zum neuen Bischofssitz gebracht. Der Sockel aus sieben Bronzelöwen ist eine Arbeit aus dem 13. Jahrhundert.

Siracusa, Duomo S. Maria delle Colonne
Siracusa, Piazza Duomo, Mai 2014
Duomo S. Maria delle Colonne, Taufbecken im Baptisterium
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Die Freibalkendecke stammt aus dem 16. Jahrhundert. Darunter verweist eine Inschrift auf den frühen Ursprung der Kirche: „Ecclesia siracusana prima divi Petri filia et prima post Antiochenam Chris to dicata” („die syrakusanische Kirche, die erste Tochter des hl. Petrus und nach der Kirche von Antiochia die erste Christus geweihte”).

Siracusa, Duomo S. Maria delle Colonne
Siracusa, Piazza Duomo, Mai 2014
Duomo S. Maria delle Colonne, Freibalkendecke und Inschrift
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Palazzo del Senato [Palazzo]

Der Palazzo del Senato, das heutige Rathaus, wurde 1629-33 von Giovanni Vermexio, dem Sohn von Andrea Vermexio, erbaut. Es ist ein geschlossener kubischer Bau der Renaissance, dem barocke Elemente wie der umlaufende Balkon oder das Gebälk des ersten Geschosses aufgesetzt wurde.

Siracusa, Palazzo del Senato
Siracusa, Piazza Duomo, Mai 2014
Palazzo del Senato (Rathaus)
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Palazzo Beneventano del Bosco [Palazzo]

Der 1779-88 errichtete Palazzo Beneventano del Bosco („Kommende des Ordens der Malteserritter”) ist ein Werk des Baumeisters Luciano Alì. Er zählt zu den harmonischsten Bauten von Syrakus. Originell sind die ungewöhnlich hohen Giebelfelder über den Fenstern mit abwechselnd runden und glockenförmigen Umrissen.
Im Zentrum der seitlich nur wenig vorspringenden Pilaster befindet sich ein Balkon, der die gesamte Vorderansicht beherrscht. Das Portal flankieren Säulen, die auch den Balkon tragen.

Siracusa, Palazzo Beneventano del Bosco
Siracusa, Piazza Duomo, Mai 2014
Palazzo Beneventano del Bosco
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Im ersten Stock über dem Eingang befindet sich ein Relief mit dem Wappen des Hauses Beneventano. Die Marmortafel darunter erinnert an den Besuch von Ferdinando, König von Neapel-Sizilien und Gatte von Maria Carolina von Österreich im Jahr 1806. Das Königspaar befand sich zum 2. Mal im Exil in Sizilien, nachdem es vor der Eroberung Neapels durch Truppen Napoleons geflohen war.

Siracusa, Palazzo Beneventano del Bosco, Relief und Marmortafel
Siracusa, Piazza Duomo, Mai 2014
Palazzo Beneventano del Bosco, Marmortafel zur Erinnerung an den Besuch Ferdinandos
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Die lateinische Inschrift auf der Tafel lautet:

FERDINANDO III UTRIUSQUE SICILIAE
REGI CLEMENTISSIMO QUI
SYRACUSANORUM PORTUS
ET MOENIA LUSTRANDO
HANC AEDEM
ADIVIT HONESTAVIT BEAVIT
FRANCISCUS BENEVENTANO
IN GRATI ANIMI PIGNUS
ET ACCEPTE HONORIS MEMORIAM
POSUIT
DIE XXVIII APRILIS MDCCCVI

Erzbischöfliches Palais [Museum]

Das 1618 unter Erzbischof Giovanni Torres von Giovanni Vermexio errichtete Erzbischöfliche Palais (Arcivescovado) beherbergt heute die Alagoniana-Bibliothek, in der wertvolle griechische, lateinische und arabische Handschriften sowie Münzen aufbewahrt werden.

Siracusa, Erzbischöfliches Palais
Siracusa, Piazza Duomo, Mai 2014
Erzbischöfliches Palais
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S. Lucia alla Badia [Kirche]

Die von 1695-1707 von Stadtbaumeister Luciano Caracciolo errichtete Kirche S. Lucia alla Badia besitzt einen schön gearbeiteten, schmiedeeisernen Balkon. Von hier konnten die zisterziensischen Auftraggeberinnen die Prozessionen auf der Straße beobachten.

Siracusa, S. Lucia alla Badia
Siracusa, Piazza Duomo, Mai 2014
S. Lucia alla Badia
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Fonte Aretusa [Brunnen]

Die griechische Nymphe Arethusa wurde von dem stürmischen Flussgott Alpheus so bedrängt, dass sie sich ins Meer stürzte und erst auf Ortygia wieder auftauchte. Um sie für immer zu schützen, verwandelte die Göttin Artemis sie in eine Quelle, die noch heute sprudelt - die Fonte Aretusa.

Siracusa, Lago Aretusa, Mai 2014
Fonte Aretusa
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Die geologische Erklärung für die so nahe am Meer entspringende Süßwasserquelle ist etwas nüchterner: Das Wasser hat sich unterirdisch einen Weg durch die höher gelegenen Karstflächen der Hybläischen Berge gebahnt und steigt hier wie ein artesischer Brunnen an die Oberfläche.
Attraktion des Süßwasserteichs sind die Papyrusstauden, die sonst nur in Ägypten oder Palästina vorkommen.

Castello Maniace [Burg]

Das mächtige, äußerlich sehr gut erhaltene Castello Maniace wurde 1038 nach der Vertreibung der Sarazenen aus Siracusa vom byzantinischen Feldherrn Maniakes angelegt und von 1232–40 von Friedrich II. als Festung und Königspalast neu errichtet. Das Kastell mit seinen mächtigen Ecktürmen erhebt sich über einem viereckigen Grundriss.

Siracusa, Castello Maniace
Siracusa, Piazza Frederico di Svevia, Mai 2014
Castello Maniace
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Die oberen Geschosse wurden in spanischer Zeit abgetragen, um den Kanonen eine geringere Angriffsfläche zu bieten. Sehenswert sind vor allem das Portal aus der Stauferzeit, vor dem einst zwei Widderskulpturen standen, und der gigantische Saal, dessen Decke von einem großen Kreuzrippengewölbe getragen wird (leider wegen Renovierung geschlossen).

Siracusa, Castello Maniace
Siracusa, Piazza Frederico di Svevia, Mai 2014
Castello Maniace, Portal
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

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