Fahne IslandIsland Rundreise - 13. Tag: Reykjavík Stadtgeschichte

Der Tag ist ganz der Besichtigung Reykjavíks gewidmet. Wir beginnen bei der Hallgrimskirche, auf deren großem Parkplatz man kostenlos parken kann, der Weg in die Altstadt aber kurz ist (rund 600 m über die Skólavörðustigur). In der Nähe befinden sich das Einar Jónsson Museum und die Ásmundur-Sveinsson-Galerie. Anschließend geht es über die Skólavördustigur am Gefängnis vorbei Richtung Bankastræti und Altstadt.
Zu den etwas außerhalb des Zentrums liegenden Zielen Höfði und Perlan fahren wir nach dem ausführlichen Spaziergang durch die Altstadt. Das Universitätsviertel ist der letzte Besichtigungspunkt des Tages.

Wetter: im Tagesverlauf zunehmend sonnig
Abendessen im Kaffi Sólon, Übernachtung im Hotel Ørkin, beide Reykjavík

Reykjavík - Stadt und Geschichte

Lage | Klima | Stadtgliederung | Geschichte

Reykjavík, Innlandsflughafen
Reykjavík, Innlandsflughafen, Juli 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)
Wappen Reykjavík

Reykjavik ist ein lebenslustiges Gemeinwesen, dessen psychologisches und soziales Naturell zwischen Amerika und Europa einerseits und zwischen moderner Großstadt und einfachem Landleben andererseits schwankt: Weitläufigkeit, breite Ausfallsstraßen und Hochhäuser einerseits, verwinkelte Gassen und Holzhäuser andererseits. Die älteren Bewohner sind im Grunde noch isländische Bauern und Fischer, erst die seit den 1960er-Jahren Geborenen kann man als „Stadt­genera­tion” bezeichnen - 30% der Einwohner sind jünger als 20 Jahre.
Beeindruckend ist die Weite der Stadt. Von der etwas verwinkelten Altstadt abgesehen herrscht der Eindruck vor, Platz zu haben. Die Verbauung ist meist locker, früher waren Häuser mit sechs Stockwerken bereits Wolkenkratzer (was allerdings bei den oft tiefhängenden Wolken kein ganz falsches Bild ist), die meisten Hotels, Restaurants, Geschäfte, Wohnhäuser, aber auch Kirchen haben Parkplätze - was angesichts des hohen Motorisierungsgrades auch erforderlich erscheint. Wenn man vom Turm der Hallgrimskirche oder der Aussichtsplattform des Perlan über die Stadt blickt, springt die niedere, aufgelockerte Verbauung mit vielen Grün- oder einfach unbebauten Flächen ins Auge. Und welche Stadt leistet sich schon einen Flughafen praktisch im Zentrum - auch wenn es „nur” der Inlandsflughafen ist?

Lage

Reykjavík liegt im Südwesten Islands am Fuß der Halbinsel Reykjanesskagi. Der Bereich der plattentektonischen Verschiebung, der Island von Südwesten nach Nordosten quert, läuft auch über diese Halbinsel. Daher gibt es häufiger Erdbeben von allerdings meist geringer Stärke. Die Küste der Stadt ist geprägt von Halbinseln, Höhlen, Meerengen und Inseln.
Während der Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren waren Teile des Stadtgebietes von Gletschern bedeckt, andere lagen unterhalb der Wasserlinie. In den Warmperioden und am Ende der Eiszeit waren einige heutige Hügel (wie Öskjuhlíð) Inseln. Die Hügel Öskjuhlíð und Skólavörðuholt sind ehemalige Schildvulkane. Mit 914 Metern Höhe ist die Esja der höchste Berg der Umgebung.
Die nördlichste Hauptstadt der Welt, am inneren Ende der Faxaflói-Bucht gelegen, dehnt sich mittlerweile auf 274 km² aus. Das ursprüngliche Zentrum der Stadt lag zwischen dem See Tjörnin und dem Hafen, heute breitet sich die Stadt auf die Halbinsel Seltjarnarnes und das Hinterland aus. Die modernen Trabantenstädte Kópavogur (29.960 Einwohner), Hafnarfjörður (25.840 Einwohner), Garðabær (10.360 Einwohner), Mosfellsbær (8.270 Einwohner), Seltjarnarnes (4.410 Einwohner) und Bessastaðahreppur (3.800 Einwohner) sind meist bevorzugtere Wohnorte als Reykjavík selbst.Top

Reykjavík, Juli 2011
Blick von Perlan Richtung Altstadt
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Klima

Das Klima in Reykjavík wird vom Golfstrom beeinflußt, die Winter sind relativ mild, die Sommer eher kühl. So lang etwa 2010 im Januar die Durchschnittstemperatur bei 2,4°C, im Juli bei 13,4°C und über das gesamte Jahr bei 5,9°C. Aber das sagt nicht viel aus, denn die Schwankungen innerhalb eines Monats, ja sogar innerhalb eines Tages können größer sein, wie die folgende Übersicht zeigt

Temperatur in Reykjavík, 2010
Durchschnitt Max. Min.
Januar 2.4 10.1 -10.1
Februar 0.0 6.8 -9.8
März 3.1 10.1 -6.7
April 2.8 11.8 -8.9
Mai 8.2 16.3 0.8
Juni 11.4 19.2 5.9
Juli 13.0 21.2 6.6
August 12.1 19.7 4.8
September 10.2 17.2 0.4
Oktober 6.3 14.6 -3.1
November 0.6 8.4 -7.7
Dezember 0.7 10.3 -10.8
Jahr 5.9 21.2 -10.8

Quelle: The Icelandic Meteorological Office/Statistics IcelandTop

Stadtgliederung

Reykjavik gliedert sich in zehn Stadtbezirke (hverfi): Vesturbær, Miðborg, Hlíðarnar, Laugardalur, Háaleiti og Bústaðir, Breiðholt, Árbær, Grafarvogur, Kjalarnes, Grafarholt og Úlfarsárdalur

Stadtgliederung Reykjavík
Reykjavík, Bezirke
Quelle: Wikipedia

Geschichte

Ingólfur Arnarson
Ingólfur Arnarson, Juli 2011
Statue auf dem Arnarhóll (Arnars Hügel) von Einar Jónsson
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Die Gründung der Stadt geht auf eine Sage zurück. Ingólfur Arnarson, der erste dauerhafte Siedler Islands, warf bei seiner Ankunft im Jahr 870 gemäß einem alten Wikingerbrauch seine Hochsitzsäulen über Bord. Sie galten als Symbol seiner norwegischen Heimat, die er nach Streitigkeiten verlassen musste. Die Götter sollten darüber entscheiden, wo er sich in dem neuen Land niederzulassen hatte. Die Säulen wurden drei Jahre später von Arnarsons Leuten gefunden, und er siedelte sich 874 an dem Fundort an, den er Reykjavík („Rauchbucht”) nannte, benannt nach dem Dampf, der von den heißen Quellen im Laugardalur aufsteigt. Da das Land um Reykjavík aber landwirtschaftlich nicht so ertragreich war wie andere Regionen im Norden oder Süden, siedelten sich hier keine weiteren Höfe an. Aufgewertet wurde der Ort durch gute Fischgründe, Seehunde und Seevögel.

Anfang des 13. Jahrhunderts entdeckte Snorri Sturluson die Region. 1219 kaufte er Bessastaðir, 1215 Gufunes. 1261 fielen die Besitztümer an den norwegischen König, Bessastaðir wurde Sitz der königlichen Verwalter. 1590 wurde der damalige Bezirksmann und Besitzer von Reykjavík, Narfi Ormsson, zum Verzicht auf einen Teil seines Landes zu Gunsten des dänischen Königs gezwungen. Nach seinem Tod 1613 wurde Reykjavík bis 1786 Krongut. Damit konnten die dänischen Handelsleute die guten Hafengegebenheiten nutzen.

Skúli Magnusson
Skúli Magnusson, Juli 2011
Statue in der Aðalstræti von Guðmundur Einarsson
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Der erste isländische Amtmann der dänischen Krone, Skúli Magnusson (1749-1794), errichtete in Reykjavík eine Wollmanufaktur mit Färberei, Seilerei und Gerberei. Allerdings scheiterten seine Bemühungen am Boykott der dänischen Handels­leute. Erst nach dem verheerenden Vulkan­ausbruch von Laki 1783/84 lockerte Christian VII. das Handelsmonopol, und Reykjavík erhielt am 18. August 1786 den Status eines königlichen Handelsplatzes und das Stadtrecht. Dieses Jahr gilt als Gründungsjahr der Stadt, die damals gerade 150 Einwohner (ca. 1% der Gesamt­bevöl­kerung) zählte.
Skúlis Einrichtungen zogen nach und nach Menschen und Ämter an. 1796 wurde - auch als Folge der Erdbeben von 1783/84 - der Bischofs­sitz und die Lateinschule „Menntaskólinn í Reykjavík” von Skáholt nach Reykjavík verlegt. 1763 zogen die Falkner mit den Falknerhaus von Bessastaðir hierher. 1779/80 baute man die Häuser von Örfirisey hier neu auf. Ende des 18. Jahrhunderts wurde das erste Steinhaus, Stjórnarrathhusith, errichtet. 1845 wurden das isländische Parlament, das Alþing, sowie der Oberste Gerichtshof hierher verlegt.
1874 gewährt der dänische König Christian IX. Island eine eigene Verfassung. Mit der Übergabe der Regierungsgewalt 1904 an Island wurde in Reykjavík der Bau von Verwaltungs- und Bildungseinrichtungen begonnen. Die Stadt wuchs stetig. Lebten um 1900 erst 5.800 Menschen oder 7,6% der Gesamtbevölkerung in der Hauptstadt, so sind es heute 118.000 oder 60% der Gesamtbevölkerung.

eigene Zusammenstellung
Datenquelle: Statistics Iceland

Der wirtschaftliche Aufschwung der Stadt führte auch zu einem Ausbau der kulturellen Einrichtungen: Oper, Theater und seit 2011 das neue Konzerthaus und Konferenz­zentrum Harpa. Im Jahr 2000 war Reykjavík Europäische Kulturhauptstadt. Am 4. August 2011 wurde Reykjavík als fünfte Stadt der Welt und als erste nicht-englischsprachige zur UNESCO-Literaturstadt ernannt. So hat die Stadt neben einem pulsierenden Wochenend-Nachtleben auch kulturell und architektonisch einiges zu bieten.Top

Bilderreise Island - 13. Tag: Reykjavík - Sehenswertes: Zentrum
Bilderreise Island - 12. Tag