Selfoss ⇒ Kerid ⇒ Skálholt ⇒ Haukadalur ⇒ Gullfoss ⇒ Úthlíð ⇒ Laugarvatn ⇒ Þingvellir ⇒ Selfoss (rund 240 km)
Kerid | Skálholt | Haukadalur | Gullfoss | Úthlíð | Laugarvatn | Þingvellir
Kerid
- Vulkankrater Kerid, Juli 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Kerid und die weiteren rund 20 Asche- und Schlackenkegel gehören zum kleinsten Vulkansystem des Landes, Grímnes, 12 km lang und 4 km breit. Der 55 m tiefe tiefblaue Kratersee steht in einem interessanten Kontrast zu rötlichen Lava. Seit rund 3.000 Jahren ist der Vulkan erloschen. Das Gebiet ist bewaldet und ein beliebtes Wochenend- und Sommerhausareal.
Skálholt
Von 1056 bis 1785 war Skálholt Bischofssitz und zugleich das wichtigste kulturelle und politische Zentrum des Landes. Der Großbauer und Gode Gissur Teitsson („der Weiße”), ein Verwandter des norwegischen Königs Ólafur Tryggvason, war ein bedeutender Fürsprecher der Christianisierung Islands beim Althing im Jahr 1000. Er errichte hier die erste Kirche. Sein Sohn Ísleifur Gissurarson, zum Priester ausgebildet im Stift von Herford (Deutschland), wurde 1056 der erste Bischof des Landes und Skálholt damit der erste Bischofssitz. Die von ihm begründete Lateinschule war die erste Bildungseinrichtung Islands.
- Skálholt, Juli 2011
Rekonstruktion einer frühen Kirche
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Insgesamt residierten hier 32 katholische und 13 protestantische Bischöfe. 1540 wurde Skálholt unter dem Bischof Gissur Einarsson zur Keimzelle des Protestantismus. Sein erbitterter Gegner, der katholische Bischof Jón Arason (1484-1550) aus Hólar, wollte Skálholt mit Waffengewalt erobern, scheiterte aber und wurde mit zwei Söhnen 1550 hingerichtet. Im nationalen Bewußtsein wird er als Kämpfer gegen die dänische Fremdherrschaft verehrt.
Bei den schweren Erdbeben vom August 1784 wurde Skálholt bis auf die Kirche zerstört. Mit königlicher Verordnung vom 15. April 1785 wurden die Kirche und die Lateinschule, heute „Menntaskólinn í Reykjavík”, nach Reykjavík verlegt. 1796 starb der letzte Bischof von Skálholt, Hannes Finnsson. Damit wurde 1797 Reykjavík zum neuen Bischofssitz. (Informationszentrum, tgl. 9-18 Uhr)
Domkirche

Skálholt, Juli 2011
Domkirche
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Skálholt, Juli 2011
Domkirche, Mosaik über dem Altar
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Skálholt, Juli 2011
Domkirche, Kanzel
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Skálholt, Juli 2011
Domkirche, Mosaikfenster
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)
Die heutige, wahrscheinlich elfte Kirche an diesem Platz, wurde 1956-1963 nach Plänen des Staatsarchitekten Hörður Bjarnason aus Beton errichtet. Größenmäßig entspricht sie mit 30 m Länge der 1650 errichteten Kirche des Bischofs Brynjólfur Sveinsson (1605-1675). Die größte war die 50 m lange, nach skandinavischen Muster aus Holz errichtete Kathedrale. Sie wurde 1155 unter dem Bischof Klængur Þórsteinsson erbaut und galt als eine der größten Stabkirchen. 1309 brannte sie ab.
Am Bau der heutigen Kirche beteiligten sich die skandinavischen Staaten. So stammen die Dachziegel, Fliesen und Kirchentüren aus Norwegen, die Orgel, Kirchenbänke, Mosaike und Fenster finanzierte Dänemark, das Taufbecken aus Granit ist ein Geschenk der Faröer. Gerður Helgadóttir entwarf die Mosaikfenster, das Mosaik im Altarchor entwarf Nina Tryggvadóttir. Die Kanzel stammt noch aus der Amtszeit des Bischofs Brynjólfur Sveinsson (1639-1674).
Thermalfeld Haukadalur
Hier endlich finden sich die Springquellen, von denen man sich mehr in Island erwartet hätte. Der Stóri-Geysir, der Große Geysir, ist ihr Namesgeber. Erstmals 1294 erwähnt, wurde er 1647 von Bischof Brynjólfur Sveinsson unter dem Namen Geysir beschrieben. Geologen schätzen sein Alter auf rund 10.000 Jahre. Seine aktivste Zeit hatte er im 18. Jahrhundert, als halbstündlich eine Wasserfontäne bis zu 70 m Höhe emporschoß. 1915 stellte er seine Ausbrüche ein - vorläufig, bis er nach einem Erdbeben der Stärke 7 am Nationalfeiertag, dem 17. Juni 2000, unerwartet ausbrach. Danach brach der Große Geysir fast schon regelmäßig mehrmals am Tag aus. Heute hat seine Aktivität wieder abgenommen, und Ausbrüche sind seltener geworden. Die Wassersäule ist meist nur wenige Meter hoch. Das Kalksinterbecken hat einen Durchmesser von 14 m. Unter dem mit bläulich schimmerndem Wasser gefüllten Quelltopf führt ein Schlund 120 m in die Tiefe, wo sich das Wasser über Siedetemperatur aufheizt.

Haukadalur, Juli 2011
das Thermalfeld
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Haukadalur, Juli 2011
Littli-Geysir
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Haukadalur, Juli 2011
Strokkur, Ihr Auftritt, bitte
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Haukadalur, Juli 2011
Strokkur - jetzt ist es soweit!
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Haukadalur, Juli 2011
Strokkur - in ganzer Pracht
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)
Der Strokkur („Butterfass”) ist der „kleine Bruder” des Großen Geysir, rund 100 m von diesem entfernt. Nachdem 1963 der Quellschacht gereinigt wurde, schießt etwa alle 10 Minuten das Wasser 10 - 20 m in die Höhe. Zuvor steigen große Dampfblasen auf, dann wölbt sich die Wasseroberfläche glockenförmig auf. Den Bruchteil einer Sekunde später schießt das Wasser explosionsartig nach oben. Nach ein paar Sekunden ist das durchaus beeindruckende Schauspiel vorbei.
Auf dem 3 km² großen Areal befinden sich viele weitere kleine Quellen, deren Farbe je nach ihrer mineralischen Zusammensetzung von tiefem Türkisblau bis zu leuchtendem Rot reicht. Das Gelände ist stark frequentiert und touristentauglich, allerdings sollte man die markierten Wege nicht verlassen und hell ausgeblühte Stellen meiden.
Im Geysir-Center Geysirstofa findet man neben einer Tankstelle, Cafeteria, Restaurant und Souvenirshop auch ein Informationszentrum mit einer Ausstellung über Vulkane, Erdbeben, Gletscher, Wasserwirtschaft, Flora und Fauna. In der Multimediashow über die Geologie Islands wird auch ein Erdbeben simuliert (Geysirstofa, tgl. 10-17 Uhr).
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Gullfoss
Etwa 5 km nordöstlich des Thermalfeldes Haukadalur gelangt man auf der Straße Nr. 35 zum Gullfoss („Goldener Wasserfall”), einem der schönsten Wasserfälle Islands. Der Gletscherfluß Hvítá, der auch den Ölfusá bei Sellfoss speist, fällt hier in zwei, in einem 90°-Winkel zueinander stehenden Stufen, insgesamt 32 m in die Schlucht Hvítárgljúfur. In rund 10.000 Jahren hat der Fluß eine 3-4 km lange und 70 m tiefe Schlucht in das Hochplateau gegraben.
- Gullfoss, Juli 2011
Reliefporträt der Bäuerin Sigríður Tómasdóttir
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Eine Basaltsäule mit dem Reliefporträt der Bäuerin Sigríður Tómasdóttir (1871-1957), Tochter des Bauern von Brattholt, erinnert an ihren Kampf um die Erhaltung des Wasserfalls. Eine englische Gesellschaft wollte erstmals 1907 den Gullfoss kaufen und hier ein Kraftwerk zur Stromerzeugung errichten. Auch später versuchten immer wieder ausländische Firmen, den Wasserfall in ihren Besitz zu bekommen. Es gab bereits Vorverträge, als sich Sigriður 1920 mit großem Engagement - und unter der Androhung, sich in den Wasserfall zu stürzen - gegen den Verkauf von „isländischem Boden” einsetzte. Heute befindet sich der Wasserfall in Staatsbesitz und steht seit 1979 unter Naturschutz.
Das erste Passagierschiff Islands, die 1915 in Dienst gestellte „Gullfoss”, wurde nach dem Wasserfall benannt.
Leider konnten wir den Wasserfall nicht im goldenen Licht der Abendsonne, von der er seinen Namen hat, sehen.
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Úthlíð

Úthlíð, Úthlíðarkirkja, Juli 2011
Vorderfront außen
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Úthlíð, Úthlíðarkirkja, Juli 2011
Altar von der Empore
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Úthlíð, Úthlíðarkirkja, Juli 2011
Rückfront außen
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)
Bald nach der Abzweigung der Straße Nr. 37 von der Nr. 35 sieht man die architektonisch interessante Úthlíðarkirkja. Sie wurde im Juli 2006 geweiht. Schon seit der Chritianisierung Islands befand sich an dieser Stelle eine Kirche, die letzte von 1861 bis 1935. Die neue Kirche ließ der Bauer Björn Sigurðsson in Erinnerung an seine 2004 verstorbene Gattin Agústa Margrét Ólafsdóttir errichten (Touristeninformation).
Laugarvatn
- Laugarvatn, Juli 2011
Eingang zum Schwimmbad
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Der Laugarvatn ist ein von warmen Quellen gespeister, 2 km² großer See mit einigen Badebereichen. Der Ort Laugarvatn am westlichen Ufer des Sees, der sich in einem Geothermalgebiet befindet, ist Islands bekanntestes Schul- und Erholungszentrum. Im Sommer ist es an Wochenenden ein beliebter Ausflugsort. Das Schwimmbad ist architektonisch bemerkenswert.
Þingvellir (Thingvellir)
Dafür, daß kein Ort in Island von so großer nationaler, historischer und auch geologischer Bedeutung ist wie Þingvellir, ist es bemerkenswert schlecht ausgeschildert. Vermutlich liegt die Orientierung in dem 1928 zum Nationalpark und 2004 zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärten Gebiet den Isländern in den Genen. Wir hingegen fanden die Zufahrt zu Þingvallabær einerseits und zur Almannagjá andererseits eher zufällig und nach einigem Suchen. Den Aussichtspunkt Hakið mit dem Multimedia-Informationszentrum fanden wir gar nicht. Außerdem wehte ein unangenehmer Wind, so daß es trotz Sonne eher ungemütlich war und die Anlage nicht sehr beeindruckte.
- Þingvellir, Juli 2011
das Ensemble der Häuser und die Kirche
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

In Þingvellir tagte 930 erstmal das Alþing, das bis heute fälschlicherweise als das älteste Parlament bezeichnet wird. In Wahrheit war das Alþing kein Parlament im heutigen Sinn, sondern eine zentrale Institution der Rechtssprechung und Gesetzgebung. Als Sitz des Alþing wurde Þingvellir gewählt, da sich der Ort im Landnahmebereich des legendären Erstbesiedlers Ingólfur Arnarson befindet und verkehrsgünstig im Zentrum des am dichtesten besiedelten Landstrichs liegt. Außerdem verfügte er über das notwendige Weideland, Brennholz und Wasser für die Pferde der Besucher.
In der gesamten Freistaatzeit von 930 bis 1262 tagte das Alþing in der zehnten Sommerwoche im Juni/Juli. Damals versammelten sich hier bis zu 5.000 Menschen. Viele blieben ein bis zwei Wochen und nutzten die Gelegenheit, sich im sportlichen Wettkampf mit anderen zu messen, Verwandte und Freunde zu sehen, Neuigkeiten zu erfahren, Handel zu treiben oder auch um Hochzeiten anzubahnen.
Den Vorsitz beim Alþing hatte der für jeweils drei Jahre gewählte Lögsögumaður („Gesetzessprecher”) inne. Bis 1118 trug er alljährlich ein Drittel aller Gesetze auf dem Lögberg, dem „Gesetzesfelsen”, auswendig vor. Danach wurden die Gesetze schriftlich festgehalten. Die Goden wählten das oberste Gericht, die Lögrétta. Es gab drei Bestrafungen: Geldstrafe, Verbannung bis zu drei Jahren und lebenslange Acht. In den beiden letzten Fällen verlor der Verurteilte seinen gesamten Besitz. Die Durchsetzung des Urteils oblag den streitenden Parteien.
1262 fällte die Lögrétta den folgenschweren Beschluß, die Oberherrschaft der norwegischen Krone anzuerkennen. Bereits 1279 trat an die Stelle des Gesetzessprechers, die bis dahin höchste Funktion im isländischen Staat, der Statthalter des norwegischen und ab 1380 des dänischen Königs. Unter der dänischen Herrschaft verlor das Alþing sukzessive seine Bedeutung und wurde 1800 aufgelöst. Seit 1845 tagt das isländische Parlament in Reykjavík (Þingvellir).
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Þingvallabær
- Þingvellir, Juli 2011
Þingvallabær, das fünfgiebelige Haus
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Þingvallabær ist das fünfgiebelige Haus neben der Þingvallakirkja. Hier wohnte einst der Pfarrer, der zugleich Direktor des Nationalparks war. Das Gebäude wurde 1930 vom Staatsarchitekten Guðjón Samúelsson anläßlich der 1000-Jahr-Feierlichkeiten des Alþings entworfen und 1970 um zwei Giebelanbauten erweitert. Das Haupthaus ist das offizielle Sommerhaus des Premierministers.
Bereits seit 1018 stand auf dem Platz der heutigen Kirche eine Kirche. Das mittelalterliche Gotteshaus - Holz und eine Glocke spendete der norwegische König Olaf - war so groß, daß bei Schlechtwetter der Vortrag der Gesetze hier stattfinden konnte. Von ihr und ihren Nachfolgebauten ist nichts erhalten geblieben. Die heutige Holzkirche wurde 1859 geweiht, der Turm, in dem drei Glocken hängen, stammt von 1907.
Almannagjá
- Þingvellir, Juli 2011
Almannagjá, die Allmännerschlucht
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Eine Brücke führt über die Öxará (Axtfluß) in die Almannagjá, die Allmännerschlucht. Die mehrere Kilometer lange und bis zu 40 m tiefe Schlucht erhielt ihren Namen, weil angeblich alle Teilnehmer des Alþing in ihr Platz fanden.
Geologisch interessant ist das Gebiet durch das Aufeinandertreffen der nordamerikanischen und die eurasischen Lithosphärenplatte, die entlang des mittelatlantischen Rückens hier auseinanderdriften. Stellt man sich über eine schmale Spalte, kann man behaupten, mit einem Bein auf dem amerikanischen und mit dem anderen auf dem europäischen Kontinent zu stehen. Geologisch stimmt das nicht so ganz, denn die Almannagjá gehört zu Nordamerika und erst die 5 km entfernte Hrafnagjá gehört zu Europa.Top