Vogar ⇒ Akranes ⇒ Reykholt ⇒ Arnastapi ⇒ Hellnar (rund 400 km)
Akranes (6.550 Einwohner)
Geschichte und Überblick
- Akranes, Blick auf den Ort vom Hafen, Juli 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Der Name Akranes bedeutet Ackerlandzunge und weist auf den bis ins 15. Jahrhundert betriebenen Getreideanbau hin.
Die ersten Siedler waren wohl um 880 die irischen Brüder Þórmóður und Ketill Bresason. Als Ausdruck der immer noch bestehenden Verbindungen zwischen Irland und Island schenkte die Republik Irland 1974 der Stadt ein Granitmonument, das heute vor dem Museum steht.
Im 17. Jahrhundert wurde aus der kleinen Ansiedlung ein Dorf, das die dort ansässigen Familien Skipaskagi („Schiffshalbinsel”) nannten. Der Hafen gewann zunehmend an Bedeutung, sodaß Akranes 1941 die Stadtrechte erhielt. Wesentlich zum weiteren Aufschwung des Ort trug das 1958 gegründete staatliche Zementwerk bei, das für das ganze Land mit Zement versorgt. Der isländische Zement wird nicht auf der Basis von Kalk, sondern von Muschelsand aus der Faxaflói-Bucht hergestellt. Weitere bedeutende Arbeitgeber in unmittelbarer Umgebung sind das Ferro-Silicium-Werk in Grundartangi und die Aluminiumschmelze.
Sehenswertes

Akratorg, Juli 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Akratorg, Juli 2011
Denkmal für die ertrunkenen Seeleute
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Kirkjubraut, Juli 2011
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Kirche, Juli 2011
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Am Akratorg im Zentrum der Stadt steht das Denkmal von Martein Guðmundsson, das 1967 zur Erinnerung an die ertrunkenen Seeleute errichtet wurde.
Entlang der Kirkjubraut kommt man Richtung Kirche an einigen älteren Häusern vorbei.
Da sich die Stadt weder uns noch dem Navi erschloss, versäumten wir den Leuchtturm in Breið sowie das Museumsgelände Garðar (Safnasvæðið á Akranesi Garðar, Görðum, in der Nähe des Friedhofs)Top
Reykholt
Geschichte und Überblick
- Reykholt, Juli 2011
neue Kirche und Kulturzentrum
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Entlang der Straße 519 im Tal der Reykjadalsá, dem Reykholtsdalur, ziehen sich warme Quellen, Warmwasserleitungen und Gewächshäuser. Hier findet sich auch die wohl ergiebigste heiße Quelle, Deildartunguhver, die mit einem Ausstoß von 180 l/sek Akranes und Borganes mit Erdenergie versorgt.
In dieser fruchtbaren Gegend lebte der 1179 in Hvammar in Westisland geborene Snorri Sturluson bis zu seiner Ermordung 1241. Snorri verfasste mehrere Schriften zur Geschichte und Literatur, darunter die Heimskingla, eine Chronik der norwegischen Könige, und die Prosa-Edda, ein Skaldenlehrbuch.
Snorri war aber auch ein mächtiger Politiker. Durch eine Heirat wurde er mit 20 Jahren vermögend und Herrscher zweier Godentümer. Seine langjährige Gefolgschaft zum norwegischen König Håkon Håkonarson (1204-1263) festigte seine politische Macht. Beim Alþing wurde er zwei Mal Gesetzessprecher, in der damaligen Zeit das wichtigste Amt im Staat. Bei seinem Aufenthalt in Norwegen 1237-1239 schloß er sich jedoch dem ehemaligen Vormund des Königs, Skúli Bárðarson, an. Im Konflikt zwischen diesem und dem König obsiegte jedoch Håkon, und er ließ Snorri töten.
Von 1297 bis zur Reformation herrschten die Bischöfe von Skáholt über den Pfarrbezirk Reykholt. Ab 1567 dominierte für 185 Jahre der Sturlungar-Clan den Ort. Aus ihren Reihen gingen etliche bedeutende Forscher hervor, die die Grundlage zu zwei bedeutenden kulturellen Institutionen Islands legten: dem Árni Magnússon Institut und dem Nationalarchiv.
Oddur Gottskálksson, der von 1550-1567 als Feudalherr über das Einkommen der Pfarre verfügte, übersetzte das Neue Testament ins Isländische. Das Werk wurde 1540 in Roskilde, Dänemark, veröffentlicht.
Ein weiterer bedeutender Bewohner Reykholts war der Pfarrer und spätere Bischof von Skáholt, Finnur Jónsson, der eine mittelalterliche Kirchengeschichte Islands verfasste, die zwischen 1772 und 1778 in Kopenhagen erschien.Top
Sehenswertes
Snorris Badeplatz (Snorralaug)
- Reykholt, Juli 2011
Snorris Badeplatz Snorralaug
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Snorris Badeplatz ist das einzige noch existierende Baudenkmal Islands aus dem frühen Mittelalter. Durch einen unterirdischen Gang war er mit dem Wohnhaus verbunden. Das Wasser kommt über zwei unterirdische Rinnen von der Quelle Skrifla, die heute auch das Hallenbad und die Häuser von Reykholt beheizt. In dem Becken aus Geyserit-Steinen (Opal) mit einem Durchmesser von 4 Metern finden 10 Personen Platz. Die Tiefe beträgt 54-84 cm, der Boden ist mit flachen Geyseritplatten belegt.
Alte Holzkirche

Reykholt, Juli 2011
Alte Holzkirche, Westseite
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Reykholt, Juli 2011
Alte Holzkirche: Innenraum
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Reykholt, Juli 2011
Alte Holzkirche: Altarraum mit Orgel und Kanzel
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Reykholt, Juli 2011
Alte Holzkirche: Orgel
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Reykholt, Juli 2011
Alte Holzkirche, Ostseite
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In Reykholt stand bereits seit der frühen Christianisierung eine Kirche. Ihr Inventar wurde, neben einer Aufzählung ihrer Rechte und Besitztümer, im späten 12. Jahrhundert im ältesten erhaltenen isländischen Kirchendokument Reykholtsmáldagi, dem so genannten Vertrag von Reykholt, verzeichnet. In dem Dokument wird auch Snorri als einer der Spender der Kirche angeführt. Die heutige Holzkirche wurde 1886-1887 von Ingólfur Guðmundsson und Árni Þorsteinsson erbaut. Sie gehört seit 2001 zum Isländischen Landesmuseum. Von den beiden Kirchglocken stammt die größere wahrscheinlich aus dem 13. Jahrhundert, die kleinere hat das Jahr 1742 und einen Spruch eingeprägt.
Neue Kirche
- Reykholt, Juli 2011
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Die neue Kirche wurde 1988-1996 gebaut und am 28. Juli 1996, dem St.-Ólafs-Tag, eingeweiht. Bemerkenswert sind die Kirchenfenster von Valgerður Bergsdóttir und der schlanke, spitze Kirchturm. Leider ist die Kirche nur im Rahmen einer Museumsführung zu besichtigen.
Alte Distriktschule
- Reykholt, Juli 2011
Alte Distriktschule mit Snorri-Denkmal
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Bemerkenswert ist auch der imposante Bau der alten Distriktschule, der von Guðjón Samúelsson entworfen wurde. Vor ihm steht das Snorri-Denkmal, ein Werk des norwegischen Künstlers Gustav Vigeland, das 1947 der Stätte vom damaligen norwegischen Kronprinz Olav geschenkt wurde.
Kulturzentrum Snorrastofa
- Reykholt, Juli 2011
Kulturzentrum Snorrastofa
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Im Jahr 2000 wurde das an die Kirche angebaute und mit ihr verbundene Kulturzentrum Snorrastofa eröffnet, wie die Kirche ein Entwurf des Architekten Garðar Hallðósson. Finanziell unterstützt von Norwegen, dessen König Harald V. auch zur Eröffnung kam, ist es Landesmuseum, Bibliothek, nationales Kulturerbe und Forschungszentrum für mittelalterliche Studien in einem. Außerdem bietet es Ausstellungen zu Snorri, seiner Zeit und der Region im Mittelalter. In der letzten Juli-Woche findet hier alljährlich ein Festival mit klassischer Musik und internationalen Gästen statt.
(Snorrastofa, tgl. 10-22 Uhr; Musik-Festival)
Hellnar
Der kleine Ort am Meer war früher ein wichtiges Fischerdorf. Davon zeugen noch der Bootsanleger und die Kirche. 1783 lebten hier 200 Menschen, heute sind es gerade noch neun permanente Bewohner. In Hellnar befindet sich auch das Nationalpark Snæfellsjökull Besucherzentrum.
Arnastapi
- Arnastapi, Juli 2011
die Häuser des Ortes, im Hintergrund der „Adlerfelsen”
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Arnastapi ist ein kleiner Fischerort mit bizarren Lava- und Basaltformationen, Grotten, Naturbrücken und Höhlen entlang der Küste, in denen Vogelkolonien (hauptsächlich Dreizehenmöven) nisten. Der bekannteste Felsen ist der Lochfelsen Gatklettur, durch dessen Öffnung bei stürmischer See das Wasser spritzt. Arnarstapi bedeutet „Adlerfelsen”. Der Name bezieht sich auf den pyramidenförmigen Berg, auf dem Seeadler nisten. Obwohl es noch 30 Paare geben soll, bekommt man diese großen Vögel kaum zu Gesicht.
Sehenswertes

Arnastapi, Juli 2011
Der steinerne Riese, Skulptur von Ragnar Kjartansson
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Arnastapi, Juli 2011
Vogelfelsen - in den Klippen nisten die Möven
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Arnastapi, Juli 2011
Vogelfelsen - Nistplatz der Möven
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Arnastapi, Juli 2011
kleiner See - Nistplatz der Seeschwalben
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Arnastapi, Juli 2011
Hafen, im Hintergrund der „Adlerfelsen”
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Arnastapi, Juli 2011
Lochfelsen Gatklettur
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)
Am Ende der Straße erinnert ein steinerner Riese an den ersten Siedler auf der Halbinsel Snæfellsnes, den bärtigen Seemann Barður. Die riesenhafte Skulptur aus aufgeschichteten Lavasteinen wurde von Ragnar Kjartansson zur Erinnerung an Trausti Jónsson, der 1928 auf dem Gletscher ums Leben kam, geschaffen. Um Barður Snæfellsas rankt sich eine Legende.
Auf markierten Wegen kann man weiter Richtung Küste gehen. Die auf den Grasweiden nistenden Seeschwalben fliegen zur Brutzeit im Juli Scheinangriffe auf Menschen. Man fühlt sich dann entfernt wie in Hitchcocks Thriller „Die Vögel” - unangenehm und verunsichernd, aber gefährlich ist es nicht.
Der kleine Hafen ist von steilen Felswänden umgeben, über die sich kleine Wasserfälle ins Meer ergießen.