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Wappen FlorenzToskana—Florenz: Battistero di San Giovanni

Das älteste Gebäude der Stadt ist die Johannes dem Täufer geweihte Taufkirche Battistero di San Giovanni. Beeindruckend sind die drei Bronzeportale und die Mosaikkuppel im Inneren.

Toskana, Florenz, Battistero di San Giovanni
Florenz, Piazza del Duomo, Battistero di San Giovanni, September 2008
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Battistero di San Giovanni [Baptisterium]

Die Überlieferung berichtet von einem Tempel für den römischen Kriegsgott Mars, der zu einer christlichen Kirche umgewidmet wurde. Das heutige Gebäude, ein typisches Beispiel toskanischer Protorenaissance (Jacob Burckhardt), entstand zwischen 1059 und 1150. Die ursprünglich halbrunde Apsis wurde 1202 durch eine rechteckige Chorkapelle ersetzt.

Toskana: Florenz, Battistero di San Giovanni
Florenz, Battistero di San Giovanni, September 2008
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Die charakteristische Marmorverkleidung in Weiß und dunklem Grün ist für Florenz typisch. Die weiß-grüne Zebrastreifung der Eckpilaster ist jedoch unflorentinisch und wurde erst 1296 nach Pisaner Vorbild hinzugefügt. Die achteckige Form als Symbol der Ewigkeit war für Taufkirchen obligatorisch und stammt aus der frühchristlichen, byzantinischen und frühmittelalterlichen Tradition. Für Brunelleschi war das Baptisterium ein Demonstrationsobjekt für die von ihm entdeckte Gesetzmäßigkeit der perspektivischen Verkürzung.
Die Laterne aus dem 12. Jahrhundert schloss die bis dahin nach oben offene Kuppel ab. Dadurch fiel das Licht direkt auf das Taufbecken und sollte so die „Erleuchtung” durch die christliche Weihe greifbar machen.
Die Taufkirchen gehen auf die christliche Tradition zurück, daß nur Getaufte die Kirche betreten durften. In Florenz blieb das Baptisterium bis ins 19. Jahrhundert die einzige Taufstätte. Im Mittelalter fanden Taufen nur zwei Mal jährlich statt. Um die Anzahl der Täuflinge zu ermitteln, wurden für Knaben schwarze und für Mädchen weiße Bohnen abgegeben.

Bronzeportale

Hervorzuheben sind die drei monumentalen Bronzeportale. Sie wurden im 14. und 15. Jahrhundert hinzugefügt und sind ein Höhepunkt der Bildhauerkunst der Gotik und Renaissance in Italien.

Das älteste Portal, das Südportal, wurde von Andrea Pisano entworfen und von Leonardo d'Avanzano 1336 gegossen. Es besteht aus 28 Quadraten mit Vierpassfeldern. 20 Relieftafeln zeigen Szenen aus dem Leben Johannes des Täufers, die anderen allegorische Darstellungen christlicher und weltlicher Tugenden.

Das Nordportal stammt von Lorenzo Ghiberti, der 1401 den Wettbewerb gemeinsam mit Brunelleschi gewann. Allerdings wollte Brunelleschi nicht mit ihm zusammenarbeiten, so daß Ghiberti das Portal zwischen 1403 und 1424 mit Donatello ausführte. Er hielt sich dabei an das Vorbild des Südportals: 20 Szenen aus dem Neuen Testament, acht Figuren.

Das Hauptwerk Ghibertis ist jedoch das Ostportal. Michelangelo befand es für würdig, die Pforten des Paradieses zu schmücken. Deshalb wird es auch „Porta del Paradiso (Paradiesportal)” genannt.

Toskana: Florenz, Battistero di San Giovanni
Florenz, Battistero di San Giovanni, September 2008
Ostportal / Porta del Paradiso
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Die zehn Tafeln mit quadratisch gerahmten Szenen aus dem Alten Testament entstanden zwischen 1425 und 1452. 1990 wurden die Originale ins Museo dell' Opera gebracht und durch Kopien in vergoldeter Bronze ersetzt.

Toskana: Florenz, Battistero di San Giovanni
Florenz, Battistero di San Giovanni, April 2000
Ostportal, Detail: Moses empfängt die Zehn Gebote
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Innenraum

Beeindruckend ist die achteckige, doppelschalige Kuppel, die mit einem Durchmesser von 26 Metern zur Zeit ihrer Errichtung die größte Kuppel Europas war. Sie ist komplett von einem Mosaik aus dem 13. Jahrhundert bedeckt. Sie bilden einen der bedeutendsten Bildzyklen Italiens unter byzantinischem Einfluß, der durch die thematischen Darstellungen ebenso hervorragt wie durch die reiche Ornamentik.

Toskana: Florenz, Battistero di San Giovanni, Kuppel
Florenz, Battistero di San Giovanni, Juni 2015
Mosaikkuppel aus dem 13. Jahrhundert
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Die Mosaike wurde zunächst ausschließlich von venezianischen Meistern ausgeführt, möglicherweise nach Entwürfen von Giotto und Giovanni Cimabue. Sie stellen in insgesamt 68 Bildern, die in konzentrischen Kreisen horizontal fortschreitend angeordnet sind, die Weltgeschichte dar: das Weltgericht, ausgehend von Christus als Weltenrichter; das Leben Johannes des Täufers; das Leben Jesu; das Leben Josephs von Ägypten; die Genesis und Geschichte Noahs.

Toskana: Florenz, Battistero di San Giovanni, Christus als Weltenrichter
Florenz, Battistero di San Giovanni, Juni 2015
Mosaikkuppel: Christus als Weltenrichter
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Interessant ist auch das Grabmal des Gegenpabstes Johannes XXIII. (Baldassare Cossa, 1370-1419), ein Gemeinschaftswerk von Donatello und Michelozzo. 1410 wählte ihn ein Pisaner Konzil zum Pabst, doch das 1415 einberufene Konzil zu Konstanz bestätigte ihn nicht mehr. Er wurde von Kaiser Sigismund gefangen genommen und von Giovanni di Bicci de' Medici freigekauft.

Toskana: Florenz, Battistero di San Giovanni, Grabmal des Gegenpabstes Johannes XXIII.
Florenz, Battistero di San Giovanni, Juni 2015
Grabmal des Gegenpabstes Johannes XXIII.
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Mit dem Namen Johannes XXIII. wird heute der 1958 als 261. Pabst gewählte Angelo Giuseppe Roncalli (1881-1963) verbunden. Er berief das Zweite Vatikanische Konzil ein, das eine „Aktualisierung” der Katholischen Kirche im 20. Jahrhundert einleitete. In der Kubakrise vermittelte er zwischen zwischen dem (katholischen) US-Präsidenten John F. Kennedy und dem Vorsitzenden des Ministerrats (Regierungschef der Sowjetunion) Nikita Chruschtschow.
Auch Sehenswert im Innenraum des Baptisteriums sind der Sarkophag des Bischofs Rainer, das marmorene Taufbecken und der Hauptaltar.

Toskana: Florenz, Battistero di San Giovanni, Hauptaltar
Florenz, Battistero di San Giovanni, Juni 2015
Apsis und Hauptaltar
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Der Marmorfußboden des Innenraums entstand zwischen dem 12. und dem 14. Jahrhundert.

Battistero di San Giovanni, Piazza San Giovanni, tägl. 8:15-16:50 Uhr (März-Okt), Internet
Kunstwerke von: Andrea Pisano, Lorenzo Ghiberti, Donatello, Michelozzo

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