Die quirlige Inselhauptstadt im Nordwesten der großen Bucht von Portoferraio ist die wichtigste Anlaufstelle der Fähren von Piombino. Während die Neustadt eher hektisch ist, erfreut die ruhigere Altstadt, das Centro storico. Sie erstreckt sich hinter der Porta a Mare am alten Hafen Darsena den Hang hinauf. Schon die Etrusker, Griechen und Römer schätzten den Eisenhafen. Bis zum Zweiten Weltkrieg bildeten Hochöfen die Stadtsilhouette.
Sehenswertes
Chiesa del Santissimo Sacramento
Die äußerlich unscheinbare Kirche in der Via Garibaldi wurde zwischen 1551 und 1568 errichtet. Cosimo I. de' Medici begründete die Erzbruderschaft des Allerheiligsten, der die Kirche geweiht ist. 1731 wurde sie vergrößert, im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, aber wieder perfekt rekonstruiert.

Elba, Portoferraio, Juni 2015
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Ihre Ausstattung ist besonders opulent, da die Bruderschaft in ständiger Konkurrenz zur Bruderschaft der Chiesa della Misericordia stand. Bemerkenswert sind in der einschiffigen Kirche die 18 Kristall-Deckenkronleuchter und das Deckengemälde mit der gekrönten heiligen Jungfrau und Thomas von Aquin von Giovanni Camillo Sagrestani (1660-1731).

Elba, Portoferraio, Juni 2015
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Das Gemälde des barocken Hauptaltars ist ein Bildnis der Himmelfahrtsjungfrau (Vergine Assunta) von Giuseppe Mazzei, eine Kopie nach Guido Reni.

Elba, Portoferraio, Juni 2015
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Chiesa della Misericordia
Die 1677 erbaute kleine Kirche der Misericordia-Bruderschaft, die im Jahr 1566 von Giovanni de'Medici gegründet wurde, bewahrt die Gebeine von San Cristino, Portoferraios Schutzheiligen.

Elba, Portoferraio, Juni 2015
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
San Cristino erlitt im Jahr 65 bei der Verfolgung durch Nero den Märtyrertod. Die Urne mit den Gebeinen des Heiligen wurde 1661 in Rom in den Katakomben di Priscilla wiedergefunden und von Papst Alexander VII. der Bruderschaft der Misericordia übergeben. 1764 erklärte Pabst Clemens XIII. San Cristino zum Schutzheiligen von Portoferraio. Seine Gebeine liegen unterhalb des Altars.

Elba, Portoferraio, Juni 2015
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Faro di Portoferraio (Leuchtturm)
Der Großherzog der Toskana aus dem Haus Habsburg-Lothringen, Leopold II. (1747-1792, als Pietro Leopoldo Großherzog von 1765 bis 1790), ließ 1788 den alten Leuchtturm durch einen runden Leuchtturm mit bömischen Kristalllinsen ersetzen. Er sollte „den Hafen während der Nacht erkenntlich machen”.

Elba, Portoferraio, Juni 2015
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Der 25 Meter hohe Leuchtturm wurde 1915 restuariert. Die Laterne befindet sich 63 Meter über dem Meer und strahlt in einem 14-Sekunden-Rhythmus 3 weiße Blitze ab. Diese sind bis zu 16 nautische Meilen (30 Kilometer) weit sichtbar. 60 Meter über dem Meer warnt ein rotes Dauerlicht vor der Capo Bianco Untiefe.
Die Medici-Befestigungen
Der erste Großherzog der Toskana, Cosimo I. de' Medici (1519-1574), ließ ab 1548 von Giovan Battista Bellucci und Giovanni Camerini die Befestigungsanlagen Forte Stella, Forte Falcone und Torre della Linguella bauen. Die Stararchitekten dieser Zeit schufen ein Musterwerk militärischer Architektur der Renaissance, angepaßt an die Topographie der Landschaft ringsum. Mehrere Piratenanstürme scheiterten an dem mächtigen Bollwerk.

Elba, Portoferraio, Juni 2015
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Forte Stella, die „Sternenfestung”, liegt am östlichen Ende der Altstadt und war mit einer Befestigungsmauer mit der Forte Falcone verbunden. Ihren Name erhielt sie durch den gezackten Grundriss. Innerhalb der Mauern befinden sich heute private Wohnhäuser und der Leuchtturm.

Elba, Portoferraio, Juni 2015
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Die 1548 vollendete Festung Forte Falcone, die „Falkenfestung”, liegt auf 79 m.ü.M. auf dem höchsten Punkt eines Hügels. Ein Gedenkstein erinnert an die Gefangenschaft des Politiker und Schriftstellers Francesco Domenico Guerrazzi im Jahr 1848. Im Inneren der Festung befindet sich eine Ausstellungsfläche, die Napoleon und seinem Exil auf Elba im Jahre 1814 gewidmet ist.

Elba, Portoferraio, Juni 2015
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Am äußersten Ende der Bucht überwacht die achteckige Torre della Linguella, der „Hammerturm” (Torre del Martello), die alte Hafeneinfahrt. Im 18. Jahrhundert wurde sie als Gefängnis verwendet. Von der Torre della Linguella aus verlief eine riesige Kette bis zum Wachturm Torre del Gallo. So wurde aus Verteidigungszwecken der Zugang zum Hafenbecken verhindert.
Palazzo Communale
Der 1559-1561 von Giovanni Camerini erbaute Palazzo Communale an der Piazza Pietro Gori war ursprünglich eine Bäckerei - die Biscotteria. Hier wurde haltbares Brot und Zwieback für die Galeeren der Medici gebacken. Heute befinden sich hier das Rathaus und die Stadtpolizei. Sein heutiges Aussehen geht auf Renovierungsarbeiten im 19. Jahrhundert zurück.

Elba, Portoferraio, Juni 2015
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Napoleon verbrachte hier nach seiner Ankunft einige Tage. Im Innenhof finden sich zahlreiche Gedenktafeln an Männer mit Bedeutung für Elba, wie etwa
- der Freiheitskämpfer Giuseppe Garibaldi (1807-1882), der 1849 Elba kurz besuchte;
- Giuseppe Mazzini (1805-1872), einer der wichtigsten Unabhängigkeitskämpfer des Risorgemento;
- Victor Hugo (1802-1885), der ein paar Jahre seiner Jugend hier verbrachte, weil sein Vater Joseph Léopold Sigisbert Hugo, ein französischer General, Garnisonskommandant war.
Mehr zu Napoleon: ⇒ Porträt Napoleon Bonaparte
Portoferraio - Geschichte
Etrusker und Griechen waren die ersten Siedler an der Stelle des heutigen Portoferraio. Die Griechen nannten den Ort Argoos, da hier nach der Mythologie die Argonauten landeten.
Unter den Römern wurde aus dem Ort die Stadt Fabricia. Wegen der Verhüttung und Verschiffung von Eisenerz nach Populonia auf dem gegenüberliegenden italienischen Festland wurde sie zu einem bedeutenden Handelszentrum. Eine strategisch wichtige Rolle spielte die Stadt auch als geschützter Naturhafen. Ab dem 1. Jh.v.Chr. verlor mit der Ausdehnung des Römischen Reiches die Eisenverhüttung an Bedeutung. Fabricia wurde nun berühmt als Sommerresidenz der römischen Kaiserfamilie. Zwei römischen Villen zeugen noch von dieser glanzvollen Epoche.
Im 6. Jahrhundert kamen die Langobarden und zerstörten zahlreiche Dörfer. Im Mittelalter wurde Fabricia in Ferraia umbenannt.
Im 11. Jahrhundert ergriff Pisa die Macht über Elba. Der Eisenerzabbau wurde wieder aufgenommen.
1548 übernahmen die Medici unter Cosimo I., Spross aus dem Florentiner Geschlecht und Herzog von Florenz, die elbanische Hafenstadt Ferraia und machte sie zu einer uneinnehmbaren Festung. Damit endeten die Piratenüberfälle - wie etwa des berühmt-berüchtigten Dragut - auf Portoferraio, während andere Teile der Insel nach wie vor verwüstet wurden. Als Folge zog Portoferraio nun die Bewohner anderer Teile der Insel wie auch vom toskanischen Festland an. Die Bevölkerung stieg schlagartig an, was von Cosimo u. a. durch Steuervergünstigungen und andere Privilegien unterstützt wurde.

Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Anfang des 17. Jahrhunderts war Elba in drei Herrschaftsbereiche unterteilt: Portoferraio war im Besitz der Medici, Porto di Longone, das heutige Porto Azzurro, gehörte zum Einflussbereich der Spanier, und die anderen Teile der Insel besaßen die Appiani, die Fürstendynastie von Piombino. Diese Dreiteilung endete erst 1737 mit dem Tod des letzten Medici und dessen Großherzogtum Toskana an Franz von Lothringen, dem römisch-deutschen Kaiser, fiel.
1765 übernahm Peter Leopold I. das Großherzogtum Toskana. Für Portoferraio bedeutete dies eine Zeit der militärischen und wirtschaftlichen Schwächung: Große Teile der Marine wurden auf das Festland bei Livorno verlegt, und die Stadt wäre beinahe an die Engländer verkauft worden.
Seine Bedeutung erlangte Portoferraio erst wieder 1900 mit dem Bau der großen Hochofenanlagen auf dem Gelände, wo sich heute die Schiffswerften befinden. Rund 2000 Arbeiter waren in der Eisen verarbeitenden Industrie beschäftigt. 1910 kam es aufgrund mangelnder Nachfrage zu ersten Entlassungen, die Industriearbeiter antworteten mit Streiks. Während der beiden Weltkriege erfuhr die Eisenindustrie nochmals einen Aufschwung; die Hochöfen wurden jedoch durch Luftangriffe der Alliierten 1943 und 1944 weitestgehend zerstört, 1949 endgültig geschlossen und abgetragen. Alliierte Luftangriff zerstörten Teile der Altstadt und den alten Hafen Darsena.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es mangels an Arbeitsplätzen zu einer großen Abwanderungswelle, die erst in den 1960er-Jahren der im großen Stil einsetzende Tourismus stoppen konnte. Seitdem sind die Einwohnerzahlen leicht steigend.