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Fahne AntarktisSüdshetlandinseln — Deception Island

Durch Neptuns Blasebalg, eine rund 180 Meter breite Meerenge, gelangen die Schiffe in den vom Meer überfluteten inneren Kratersee.

Südshetlandinseln, Deception Island
Südshetlandinseln, Februar 2016
Deception Island
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Lage

Deception Island (62°57′S, 60°38′W), 14,4 Kilometer lang und 12,2 Kilometer breit, wird von der Spitze eines aktiven, 750.000 Jahre alten Vulkans gebildet, dessen letzter Ausbruch 1970 stattfand.

Karte Deception Island
Karte Deception Island
Quelle: Wikipedia, CC BY 3.0

Die in der Bransfieldstraße liegende Insel besteht aus dem ringförmigen Rest einer Caldera mit einen Durchmesser von 13 bis 14 Kilometer. Durch „Neptuns Blasebalg” (Neptunes Bellows), eine im Südosten der Insel gelegene, rund 180 Meter breite Meerenge, gelangen die Schiffe in den vom Meer überfluteten inneren Kratersee, Foster Port.

Südshetlandinseln, Deception Island, Neptunes Bellows
Südshetlandinseln, Deception Island, Februar 2016
Neptunes Bellows
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Beliebte Anlandungspunkte sind Whalers Bay, Pendulum Cove, Telefon Bay und Baily Head.
Bedingt durch die vulkanische Aktivität liegt die Wassertemperatur bei etwa 10°C, was immer wieder Kreuzfahrtgäste zum Anlass für ein kleines Bad nehmen.

Geschichte

Die hufeisenförmige Insel wurde am 29. Januar 1820 zum ersten Mal von William Smith und Edward Bransfield gesichtet. Vermutlich erstmals betreten wurde sie vom amerikanischen Kapitän Nathaniel Palmer (1799-1877), der mit dem Robbenfänger „Hero” die Einfahrt in die Caldera entdeckte und in den natürlichen Hafen Port Foster segelte. Ihren Namen „Deception Island” („Täuschungsinsel”) - niemand hatte erwartet, in die Caldera einfahren zu können - erhielt die Insel 1821.

Whalers Bay, eine Nebenbucht in der Caldera, wurde zum Zentrum der Robbenjagd. In der Saison 1920/21 gingen hier fast 100 Schiffe auf Robbenjagd. Damit allerdings erschöpften sich die Bestände rasch, und die Insel wurde 1825 wieder verlassen.

Südshetlandinseln, Deception Island, Whalers Bay, Relikte der Walverarbeitung
Südshetlandinseln, Deception Island, Februar 2016
Whalers Bay, Relikte der Walverarbeitung
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

1906/07 ankerte die „Gobernador Bories”, das erste Walfabrikschiff, in Whalers Bay. Das Angebot an Walen war so reichlich, daß man nur den Blubber, die fettreiche Hautschicht des Wals, verwertete, und den Rest über Bord warf. In Kürze trieben daher Tausende von Walkadavern in Port Foster, die fürchterlich stanken. Um diesen Zustand zu beenden, erteilte die britischen Walfangbehörde der norwegischen Hector Whaling Company die Erlaubnis, eine Trankocherei zu betreiben, die auch Fleisch und Knochen verarbeiten konnte. Somit befand sich hier 1910-1931 die südlichste Trankocherei der Welt. Rostzerfressene Maschinen, Öfen und riesige Tanks sind als Relikte dieser Zeit erhalten geblieben.

Südshetlandinseln, Deception Island, Whalers Bay,  Walverarbeitungsstation Hektor
Südshetlandinseln, Deception Island, Februar 2016
Whalers Bay, Walverarbeitungsstation Hektor
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

1908 wurde Deception Island formell Teil der Falkland Islands Dependencies und damit Britisches Hoheitsgebiet. Eine Postverbindung wurde eingerichtet, ein Magistrats- und ein Zollbeamter auf der Insel stationiert. Die Walfanggesellschaften mussten Lizenzgebühren entrichten und erhielten Fangquoten. 1912 wurden eine Radiostation und eine Feldbahn errichtet.

Der australische Geograf, Ornithologe und Fotograf George Hubert Wilkins (1888-1958) und sein Pilot Carl Ben Eielson starteten am 16. November 1928 auf Deception Island zum ersten motorisierten Flug in der Antarktis. Wilkins hatte 1921/22 an der letzten Antarktis-Expedition von Ernest Shackleton teilgenommen. Sie flogen mit ihrer Lockheed Vega entlang der Gerlache-Straße und überquerten die hohen Berge der Antarktischen Halbinsel. Bei 71°20′S und 64°15′W mussten sie mit halbleerem Tank umdrehen. Nach elf Stunden und mehr als 2.100 Flugkilometern landete die Maschine wieder auf Deception Island.
Weniger Glück hatte der Amerikaner Lincoln Ellsworth, der im Sommer 1934/35 hier zu einem Transantarktisflug starten wollte. Der schmelzende Schnee unter den Flugzeugkufen vereitelte den Start.

Um die Kohlelager und Öldepots der Walfangstation im Zweiten Weltkrieg den Deutschen zu entziehen, zerstörten die Briten sie 1941. 1942 entsandte Argentinien das Marineschiff Primero de Mayo zu der Insel, um damit formell Besitz von allen Gebieten südlich von 60°S zwischen 25°W und 68°34'W zu ergreifen. Die Briten antworteten 1943 mit der Entsendung der Carnavon Castle, die den Union Jack hißte. Als die Argentinier wieder mit der Primero de Mayo aufkreuzten, errichtete die Operation Tabarin (Vorläufer des British Antarctic Survey) die meteorlogische Forschungsstation Base B in der aufgelassenen norwegischen Walfangstation Hektor. Daraufhin errichtete Argentinien 1948 die Station Decepción. Sie wurde bis zum Vulkanausbruch 1967 ganzjährig und jetzt nur noch als Sommerstation mit 14 Personen betrieben.

Südshetlandinseln, Deception Island, Walverarbeitungsstation Hektor/Base B
Südshetlandinseln, Deception Island, Februar 2016
Whalers Bay, Base B/Walverarbeitungsstation Hektor
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Der Vulkanausbruch 1967 führte zur Evakuierung der chilenischen, britischen und argentinischen Forschungsstationen. Die chilenische Station wurde dabei zerstört, ebenso die britische Basis beim erneuten Ausbruch 1969. Die Stationen wurden nicht wieder aufgebaut.

Sehenswertes

Whalers Bay

Die Walfängerbucht an der Einfahrt in die Caldera erhielt ihren Namen vom französischen Polarforscher Jean-Baptiste Charcot (1867-1936) während seiner Zweiten Antarktisexpedition 1908–1910.

Die 1944 in der aufgelassenen Walfangstation Hektor eingerichtete britische Base B wurde beim Vulkanausbruch 1969 teilweise zerstört und bildet heute die Antarctic Treaty Historic Site and Monument (HSM) Nr. 71. Zu sehen sind neben den Resten der Tanks und dem Dampfkesselhaus das Biscoe House, ursprünglich das Wohn- und Schlafhaus der Hektor Walfangstation, das 1944 zur Forschungsstation umgebaut wurde. Im Vorratslager an der Rückseite stehen noch immer die Konserven, im Kohlebunker lagert Waliser Kohle.

Südshetlandinseln, Deception Island, Whalers Bay, Biscoe House
Südshetlandinseln, Deception Island, Februar 2016
Whalers Bay, Biscoe House, ehemaliges Verwaltungsgebäude
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Der 1960-62 gebaute Flugzeughangar diente der britischen Forschungsstation als Unterstand für ihre Flugzeuge. Bis 2004 stand hinter dem Gebäude der Rumpf einer einmotorigen De Havilland DHC-3 Otter. Inzwischen wurde er vom British Antarctic Survey geborgen und nach England verfrachtet. Die beiden Landebahnen, die sich zwischen Hangar und Strand kreuzten, sind nicht mehr zu sehen.

Südshetlandinseln, Deception Island, Whalers Bay, Flugzeug-Hangar
Südshetlandinseln, Deception Island, Februar 2016
Whalers Bay, Flugzeug-Hangar
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Südshetlandinseln, Deception Island, Whalers Bay, Flugzeug-Hangar innen
Südshetlandinseln, Deception Island, Februar 2016
Whalers Bay, Flugzeug-Hangar innen
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Zwischen der Walfangstation und Neptunes Window liegen die Reste verschiedener Boote, darunter sogenannte „Wasserboote”, mit denen Süßwasser für die Dampfmaschinen und als Trinkwasser zu den Walfangschiffen gebracht wurde, sowie normale Ruderboote.

Südshetlandinseln, Deception Island, Whalers Bay, Wasserboot
Südshetlandinseln, Deception Island, Februar 2016
Whalers Bay, Wasserboot am Strand
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

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