
255 Seiten, ISBN: 9783957285812
München: Knesebeck Verlag, 2022
Bewertung

Rezension
Fünfzehn Nächte in der Antarktis. Aber jede dauert acht Monate.
Ein Winterover in der Antarktis ist eine einmalige Herausforderung. Insbesondere auf der Amundsen-Scott Basis der USA. Bei Temperaturen zwischen -20° und -80° Celsius und fast acht Monaten Dunkelheit. Mit der restlichen Welt nur über Sateliten verbunden und unerreichbar - egal was passiert.
Das klingt für die meisten Menschen abschreckend. Aber für wenige ist es auch eine Faszination, die fast süchtig macht. Robert SCHWARZ, geboren 1970 in München, studierte Chemie, Physik und Astronomie. Und erlag´dieser Faszination bei seinem ersten Aufenthalt am Südpol 1996. In der Amundsen Scott South Pole Station war er für ein Neutrino-Teleskop und für Mikrowellenteleskope zuständig. Besonders beeindruckt haben ihn die Naturschauspiele, insbesondere die Polarlichter, denen er mit zahlreichen Fotos im Buch Referenz erweist.
Aber er beschreibt auch den Alltag auf der Station, wo man sich in der Abgeschiedenheit der polaren Nacht irgendwie zu einem Team zusammenfinden muß. Die Auswahl der Bewohner wird im Lauf der Jahre aus Kostengründen oberflächlicher, was durchaus zu Problemen führt. Denn man lebt mit etwa 30 Personen auf teilweise engem Raum ohne die Möglichkeit, Abstand zu bekommen. Erst seit 2001 gibt es die Möglichkeit eines Medevac, eines Evakuierungsflugs wegen eines medizinischen Notfalls.
Fazit: Felicitas MOKLER hat die Schilderungen von Robert SCHWARZ zu einem interessanten Buch kompiliert. Aufschlußreiche Einblicke in das Leben an einem der einsamsten Orte der Welt in 8-monatiger Dunkelheit, bei unvorstellbarer Kälte. Zahlreiche Fotografien ergänzen die Beschreibung. Ein umfangreicher Anhang bietet zusätzliche Informationen. Aber selbst werden wohl die wenigsten dorthin reisen wollen.
Hinweis:
Ähnlich die Überwinterin Carmen POSSNIG, die ihren einjährigen Aufenthalt auf der ebenso sehr abgelegenen Station Concordia
beschreibt.
Eine sehr ähnliche Schilderung einer Überwinterung, allerdings in Romanform, bietet der Thriller The dark von Emma HAUGHTON.
Der Speisesaal, der sonst eher spartanisch anmutete, wurde für das traditionelle Sunset-Dinner festlich hergerichtet, und die Köche legten sich — wie an Weihnachten und Neujahr — mächtig ins Zeug. Wir drängten uns alle an die Fenster, um einen letzten Blick zu erhaschen und der Sonne für die nächsten sechs Monate Lebewohl zu sagen.
Gänzlich verschwindet die Sonne allerdings erst ein paar Tage nach dem Datum der Tagundnachtgleiche. Selbst wenn sie rein physikalisch betrachtet bereits untergegangen ist, ist sie meist noch für eine Weile zu sehen, da die Atmosphäre ihr Licht bricht und so umlenkt, dass ihr Abbild über dem Horizont erscheint.