Erste Aufschwünge nach 1814
Erst mit dem Ende der «Dänenzeit» ab 1814 begann sich während der Schwedischen Union langsam eine norwegische Literatur zu entwickeln. Als Begründer zu nennen sind hier u.a. die Dichter Henrik Arnold Wergeland (1808-1845), der auch die norwegische Flagge entwarf, Andreas Munch (1811-1884), der u.a. den Romanzyklus „Die Brautfahrt der Königstochter” (1861, deutsch 1882) verfasste, und Camilla Collett (1813-1895), die erste Schriftstellerin Norwegens. Sie schrieb 1855 den emanzipatorischen Roman „Die Töchter des Amtmanns (Amtmandes Døttre)” und löste damit einen Skandal aus.
Die Entwicklung ab 1850
Der nachhaltige Aufschwung der norwegischen Literatur beginnt in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Wesentlich daran beteiligt waren die Dramatiker Henrik Ibsen (1828-1906) und Bjørnstjerne Bjørnson (1832-1910), sowie Schriftsteller und Schriftstellerinnen wie Alexander Kielland (1849-1906), Jonas Lie (1833-1908), Amalie Skram (1846-1905), Arne Garborg, Hans E. Kinck, Knut Hamsun (1859-1952) und Sigrid Undset (1882-1949).
Drei Mal erhielten bisher norwegische Schriftstellerinnen und Schriftsteller den Literaturnobelpreis verliehen: Bjørnstjerne Bjørnson (1903), Knut Hamsun (1920) und Sigrid Undset (1928).
Die norwegische Literatur ab 1950
In den 50er und 60er Jahren waren Norwegens Autoren zwar fleißig, aber international kaum erfolgreich. Eine Ausnahme bilden etwa Johan Borgen (1902-1979) oder der in ganz Skandinavien sehr erfolgreiche Dramatiker und Essayist Jens Borneboe (1920-1976).
Ab den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts erringen Autoren wie Dag Solstad (*1941), Edvard Hoem (*1949) und der Lyriker Jan Erik Vold (*1939) internationale Aufmerksamkeit.
Seit den 1990er-Jahre erobern Autorinnen und Autoren wie Jon Michelet (*1944), Herbjørg Wassmo (*1942), Jostein Gaarder (*1952), Per Petterson (*1952), Erik Fosnes Hansen (*1965), u.a. vor allem den deutschsprachigen Büchermarkt.
Sehr beliebt sind auch Kriminalromane aus Norwegen, etwa von Gunnar Staalesen (*1947), Anne Holt (*1958), oder Jo Nesbø (*1960).
Das norwegische Literatursystem
Das norwegische Literatursystem ruht auf vier Säulen: die Buchpreisbindung, die Abnahmeregelung neuer Bücher, die Befreiung von der Mehrwertsteuer und die Kollektivvereinbarungen zwischen den Rechteinhabern.
- Buchpreisbindung: der Preis eines neuen Buches wird bei der Veröffentlichung festgelegt. Im Verkauf kann dieser Preis bis zum 1. Mai des Folgejahres der Veröffentlichung um maximal 12,5% unterschritten werden.
- Abnahmeregelung: das staatlich finanzierte Programm existiert seit den 1960er-Jahren und wird vom Norwegischen Kulturrat verwaltet. Jährlich werden 550 bis 1.500 Exemplare aus einer Liste von etwa 600 Neuerscheinungen angekauft und den öffentlichen Bibliotheken im ganzen Land zugeteilt. Damit wird die Veröffentlichung neuer norwegischer Bücher sichergestellt, ebenso wie der öffentliche Zugang zu diesen Werken und die Steigerung der Einnahmen der Autoren und Autorinnen.
- Mehrwertsteuer: auf Bücher wird keine Mehrwertsteuer erhoben.
- Kollektivvereinbarungen: die Vereinbarungen zwischen dem Norwegischen Verlegerverband und den Verbänden der Autoren, Illustratoren und Übersetzer sorgen für faire Geschäfte mit den Rechteinhabern.
Diese Maßnahmen führen dazu, daß in Norwegen - im Gegensatz zu den Verlusten an Lesern und Käufern im deutschsprachigen Raum - 82% der Bevölkerung mindestens ein Buch pro Jahr kaufen und 88% mindestens ein Buch pro Jahr lesen. Durchschnittlich liest jede Person in Norwegen 15,5 Titel pro Jahr. Für rund 5 Millionen Einwohner gibt es 438 Verlagshäuser und 550 Buchhandlungen.
Quelle: www.norwegen2019.de
Ehrengast bei der Frankfurter Buchmesse 2019
Das Literaturprogramm als Herzstück des norwegischen Ehrengastprogramms wird die Übersetzung von rund 200 Büchern ins Deutsche bringen.
Aktuelle Neuerscheinungen in deutscher Sprache (September - Dezember 2019, PDF)