Norwegen

Fahne Norwegen PostNordkap — Hurtigruten, 6. Tag

Offiziell ist das Nordkap mit 71° 10' 21" N der nördlichste Punkt Europas. 2100 Kilometer sind es vor hier bis zum Nordpol.

Nordkap, Weltkugel
Hurtigruten, Nordkap, Mai 2004
Weltkugel und Blick zum Nordpool
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Wie der südlichste Punkt - Kap Hoorn in Chile - liegt auch das Nordkap (Nordkapplatået) nicht auf dem Festland, sondern auf der vorgelagerten Insel Magerøya. Der tatsächlich nördlichste Punkt auf dem europäischen Festland ist die Landzunge Kinnarodden. Aber das 308 Meter hoch aus dem Meer ragende Schieferplateau ist eindrucksvoller.

Nordkap — Sehenswertes

WetterfahneHonningsvåg ist der Ausgangspunkt der Tour zum nördlichen „Ende der Welt”. Bis zu 100 Kreuzfahrtschiffe legen hier an. Seit 1999 ist der Ort auch durch den Nordkaptunnel erreichbar, der bis zu 212 Meter unter der Oberfläche des agerøy-Sundes liegt.
Am Nordkap selbst sind die Weltkugel, die Nordkaphallen und der Skulpturenpark „Frieden auf Erden” die Sehenswürdigkeiten. Unterwegs gibt es einen Ausflug zu den Sami.

Nordkap

Rund 34 Kilometer sind es von Honningsvåg zum Nordkap. Die Landschaft ist kahl, „mager”, wie es der Name der Insel Magerøya (magere Insel) ahnen lässt: Steine, Krautvegetation, Flechten und Moose. Bis in den Juli hinein gibt es oft Schnee.

Magerøya
Hurtigruten, Insel Magerøya, Mai 2004
Unterwegs zum Nordkap
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Dann ist das Nordkapplateau erreicht, eine weite, windumtoste Fläche. 307 Meter fällt die Schieferklippe senkrecht ins Meer. Nur selten zeigt sich die Sonne, warme Kleidung ist auch im Sommer empfehlenswert.

Nordkapplateau
Hurtigruten, Nordkap, Mai 2004
Nordkapplateau
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Der Wunsch der meisten Besucher ist, das Plateau in der Mitternachtssonne zu sehen. 6000 Reisende sind dann keine Seltenheit. Untertags kann es aber sehr ruhig sein, wenn sich die Touristen in die Nordkaphalle begeben haben. Dann kann man durchaus die einzigartige Stimmung und Atmosphäre des Ortes spüren und auf sich einwirken lassen.

„Hier bin ich nun am Nordkap, am äußersten Punkt Finnmarks, und ich kann ohne Weiteres sagen am äußersten Punkt der Welt, denn weiter nördlich gibt es keinen von Menschen bewohnten Ort mehr.” Francesco Negri, italienischer Forschungsreisender (1623-1698), 1664

Nordkap Globus

Das Symbol des Nordkaps ist der 1978 aufgestellte Nordkap Globus, ein Modell der Weltkugel.

Nordkap Globus
Hurtigruten, Nordkap, Mai 2004
Nordkap Globus, Modell der Weltkugel
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Die Ringe aus Stahl stellen die Längen- und Breitengrade der Erde dar.

Skulpturenpark „Frieden auf Erden”

Der Skulpturenpark „Frieden auf Erden” wurde von sieben Kindern aus verschiedenen Teilen der Welt geschaffen. Er symbolisiert Freundschaft, Zusammenarbeit, Hoffnung und Freude - über alle Grenzen hinweg.

Nordkap Skulpturenpark „Frieden auf Erden”
Hurtigruten, Nordkap, Mai 2004
Skulpturenpark „Frieden auf Erden”
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Das Projekt, das 1989 vom norwegischen Kinderbuchautor Simon Flem Devold ins Leben gerufen wurde, verleiht jedes Jahr einen Preis an Einrichtungen in aller Welt, die sich bedürftiger Kinder annehmen.

Nordkap, Jungfrau Maria mit dem Jesuskind
Hurtigruten, Nordkap, Mai 2004
Statue Jungfrau Maria mit dem Jesuskind
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Die Statue Jungfrau Maria mit dem Jesuskind geht auf den italienische Botaniker und Lehrer Tina Zuccoli zurück. Er gab 1973 seine Flora Arctica heraus und sammelte in Modena Geld für die Statue.

Nordkaphalle

Besuchten 1956 erst 7.000 Menschen jährlich das Nordkap, so stieg ihre Zahl mittlerweile auf über 200.000. Somit mußte eine entsprechende Infrastruktur geschaffen werden. Schon 1958 eröffnete die von den Architekten Paul Cappelen und Torbjørn Rodah geplante Nordkaphalle (Nordkapphallen)

Nordkap, Nordkaphalle
Hurtigruten, Nordkap, Mai 2004
Nordkaphalle
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Doch schon bald erwies sie sich als zu klein für den Besucheransturm, und so wurde sie 1990 vom Architektenbüro Arnstein Arneberg erweitert.

Nordkap, Nordkaphalle
Hurtigruten, Nordkap, Mai 2004
Nordkaphalle, Eingang und Busparkplatz
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Im Inneren des Besucherzentrums finden sich Restaurants und Souvernirshops. Im Multivisionskino werden mit fünf Kameras beeindruckende Bilder des Nordkaps auf eine 225°-Leinwand projiziert. Somit kann man auch bei Schlechtwetter einen umfassenden Eindruck vom Nordkap erhalten. Auch ein nördlichstes Postamt darf nicht fehlen.

Nordkap, Nordkaphalle Postamt
Hurtigruten, Nordkap, Mai 2004
Nordkaphalle, Postamt
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Die nördlichste ökomenische Kapelle ist für Hochzeiten sehr beliebt.

Nordkap, Nordkaphalle Kapelle
Hurtigruten, Nordkap, Mai 2004
Nordkaphalle, Kapelle
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Im Inneren der Kapelle dominiert die Farbe Blau. Sie ist bewußt dem Goldton der Felsen entgegengesetzt. Der Altar auf einem umgedrehten Boot stammt von Gunnar Torvund, die Einrichtung von Terje Hope, der große Teppich von Rigmor Bove.

Der Thai-Pavillon erinnert an den Besuch des thailändischen Königs Chulalongkorn im Jahr 1907. Er war von Kopenhagen aus mit der gecharterten Yacht „Albion“ hierher gesegelt.

Nordkap, Nordkaphalle Thai-Pavillon
Hurtigruten, Nordkap, Mai 2004
Nordkaphalle, Thai-Pavillon
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Zum Abschluß kann man noch einen Abstecher in die Grotten-Bar machen, um bei Champagner und Kaviar von der Aussichtsterrasse oder einem Panoramafenster den Blick auf das Nordkap genießen. Diese Tradition wird seit 100 Jahren gepflegt.
Auch ein Nordkap-Zertifikat und die Mitgliedschaft im Royal North Cape Club können erworben werden.

Honningsvåg

Honningsvåg wäre gerne die nördlichste Stadt - ist es aber leider nicht. Mit seinen rund 2.600 Einwohnern ist es nach norwegischem Recht keine Stadt - die muß mindestens 5.000 Einwohner haben. Mit einer Ausnahmeregelung wurde es allerdings 1996 zur Stadt erklärt. Und Barrow, eine Stadt in Alaska, liegt nördlicher als Honningsvåg.

Honningsvåg
Hurtigruten, Honningsvåg, Mai 2004
Blick auf den Hafen und den Ort
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Wie viele norwegische Städte wirkt auch Honningsvåg gesichtslos. Ende 1944 wurde es im Zuge des Unternehmens Nordlicht von der deutschen Wehrmacht aufgrund der Politik der verbrannten Erde bis auf die Kirche zerstört.
Heute ist Honningsvåg ein bedeutendes Fischreizentrum der westlichen Finnmark. Touristisch interessant ist es aber als Ausgangspunkt der Touren zum Nordkap.

Nordkap Geschichte

Die Bezeichnung „Nordkap” geht auf den englischen Seefahrer Richard Chancellor (†1556) zurück. Er wollte 1553 von England aus die Nordwestpassage nach China finden.
Der erste Tourist am Nordkap war 1664 der in Ravenna geborene italienische Pfarrer Francesco Negri (1624-1698). Einen geplanten zweiten Besuch musste er aus Geldmangel absagen, da ihm der Großherzog der Toskana die Mittel verweigerte. Sein Buch über die Reise, Viaggio Settentrionale, erschien erst 1700.
Der französische Prinz Louis-Philippe I., (1773-1850), ab 1830 König der Franzosen, kam 1795 auf seiner Flucht vor der französischen Revolution ans Nordkap.
1828 bestieg der Norweger Baltazar Mathias Keilhau (1797-1858) als Erster von der Bucht Hornvika aus das Plateau. Nachdem er 24 Kilometer von Gjesvær gerudert war, machte er sich an den beschwerlichen Aufstieg.
Mit der Ankunft des Dampfschiffs „Prinds Gustav“ aus Hammerfest begann 1845 der organisierte Tourismus zum Nordkap. 1861 begründete Carl Vogt (1817-1895) die Tradition, am Nordkap Champagner zu trinken, um die Ankunft zu feiern.
1873 beschloss der schwedisch-norwegische König Oscar II. (1829-1907), den nördlichsten Punkt seines Reiches zu besuchen. Mit seiner Entourage stieg er vom Meer den steilen Steig hinauf. Nach 300 Höhenmetern an dem frischen und klaren Sommermorgen waren seine Begleiter erschöpft, der König hingegen frisch und munter.

„Dieser stolze Berg ist der letzte Stein in einem silberglänzenden Diadem, das das Haupt der Skandinavischen Halbinsel krönt.” Oscar II. bei der Enthüllung des Gedenksteins

Der organisierte Tourismus begann 1875, als die Reiseagentur Cook erstmals eine Gruppe von 24 Personen zum Nordkap brachte. Und mit der Anbindung von Honningsvåg an die Hurtigrute kamen immer mehr Wanderer zum Nordkap, wo 1898 das erste Gebäude errichtet wurde.
Um die Umwelt zu schützen und den Fremdenverkehr in geregelten Bahnen zu halten, wurde 1927 die Gesellschaft zum Wohl des Nordkaps (Nordkapps Vel AS).
Am 26. Dezember 1943 kam es 160 Kilometer vor dem Nordkap zu einer Seeschlacht mit einem britischen Kampfverband, bei dem das deutsche Schlachtschiff Scharnhorst versenkt wurde. Von den 1.934 Mann Besatzung konnten nur 36 gerettet werden.

Nordkap, Gedenktafel Scharnhorst
Hurtigruten, Nordkap, Mai 2004
Gedenktafel an den Untergang der Scharnhorst
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

1956 wurde die Straße von Honningsvåg zum Nordkapplateau eröffnet. 1999 eröffnete König Harald den Nordkaptunnel, die feste Verbindung zwischen der Insel Magerøya und dem Festland.

Sami

Auf dem Weg von Honningsvåg zum Nordkap steht kurz hinter der Abzweigung nach Sakrsvåg ein lávvu, ein Zelt der Samen.

Nordkap, Sami
Hurtigruten, Nordkap, Mai 2004
lávvu, Zelt der Samen
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Sami in Originaltracht geben einen Einblick in ihre Traditionen. Man sieht Rentiere und kann samische Speisen probieren. Ein Souvernirshop darf nicht fehlen. Touristisch, aber trotzdem nett.

Nordkap, Sami
Hurtigruten, Nordkap, Mai 2004
Sami mit jungem Rentier
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Die Sami sind ein dunkles Kapitel in der norwegischen Geschichte. 1673 begann die Kolonisierung, sie wurden aus ihren Stammesgebieten verdrängt und zur Zwangsarbeit in Bergwerken gepresst. Die Jagd auf die einheimischen Tiere zerstörte die Grundlagen der samischen Jägerkultur. Ihr Religion wurde verboten, ihre rituellen Stätten zerstört, in den Schulen die samische Sprache verboten.
Erst in den 1950er-Jahren wurden die Sami als Minderheit anerkannt und mit Rechten ausgestattet. Seit 1989 gibt es ein samisches Parlament, den Samething. Damit erhielten sie Selbstverwaltungsrechte.

Lesetipp: Der Ermittler in den Krimis von Jorun Thørring ist Same. Seine Alltagserfahrungen werden thematisiert.

Honningsvåg auf einen Blick

Norwegen, Finnmark
2.400 Einwohner
Koordinaten: 70° 58′ 43″ N 25° 58′ 36″ O; PLZ: k.A.
Hurtigruten-Fahrplan
nordgehend 6. Tag: 11:15-14:45 Uhr (Sommer/Winter); südgehend 8. Tag: 05:30-05:45 Uhr (Sommer/Winter)

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