Kambodscha Chronik

2500AD - 1799

ab 2500 v. Chr.
Austroasiatische Mon-Völker siedeln im Gebiet des heutigen Kambodscha.
2.-6. Jh.
Blütezeit des hinduistisch geprägten Reiches Funan.
6.-7. Jh.
Blütezeit des hinduistischen Khmer-Reiches Zhenla.
8. Jh.
Älteste bekannte Nennung des Namens Kambu (später Kambuja, Kambodscha) in einer Inschrift am Po Nagar Tempel in Nha Trang/Vietnam
vor 770 - nach 800
Jayavarman II. lässt sich zum Gottkönig (Devaraja) weihen und gründet das Angkor-Reich.
1112/13 - vor 1155
Angkor Wat um 1200
Angkor Wat - gesehen vom einzigen Hügel der Region, dem Phnom Bakheng. Der Tempel wurde zwischen 1113 und 1150 unter der Regentschaft des Königs Surjavarman II errichtet.
Foto: Manfred Werner, 2001 (Wikipedia)
Suryavarman II. festigt das Reich Angkor und lässt den Staatstempel Angkor Wat erbauen.
1177
Die Cham erobern und zerstören die Khmer-Hauptstadt Angkor.
1181 - um 1220
Jayavarman VII. vertreibt und unterwirft die Cham. Während seiner Herrschaft erreicht das Imperium seine größte Ausdehnung.
1431
Eroberung Angkors durch die Siamesen.
1618
Die Hauptstadt wird nach Udong am Tonle-Sap-Fluss verlegt.
17.-18. Jh.
Thailand und Vietnam kämpfen um die Herrschaft über Kambodscha.
1749
Die vietnamesischen Nguyen-Fürsten erobern das zu Kambodscha gehörende Mekong-Delta.
1793
Siam annektiert die Provinzen Battambang und Siem Reap.
1863
König Norodom
König Norodom I. (1834-1904)
Quelle: Wikipedia
König Norodom I. (1834-1904) schließt mit Frankreich einen Protektoratsvertrag.
1866Verlegung der Hauptstadt nach Phnom Penh.
1883Kambodscha wird in das Kolonialreich Französisch-Indochina eingegliedert.

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1900-1999

1941-1945
Japanische Besetzung
1954
Die Unabhängigkeit Kambodschas wird auf der Genfer Indochina-Konferenz bestätigt.
1960
Prinz Norodom Sihanouk, 1955
Prinz Norodom Sihanouk, 1955
Quelle: Wikipedia, von Sovandara (Eigenes Werk) CC BY-SA 3.0
2. April: Der Seehafen von Sihanoukville wird eröffnet. Kambodscha wird damit unabhängig von den Seehäfen in Südvietnam.
3. April: Tod von König Norodom Suramarit (1896-1960), Vater von Prinz Norodom Sihanouk. Der Prinz übernimmt das Amt des Staatsoberhauptes, verzichtet jedoch auf die Königswürde.
5. Juni: Prinz Norodom Sihanouk (1922-2012) wird nach einer Verfassungsänderung mit großer Mehrheit zum Staatsoberhaupt und Regierungschef gewählt.
1963
Grenzverletzungen durch die Südvietnamesische Armee, Abbruch der Diplomatischen Beziehungen zur Republik Vietnam (Südvietnam).
1964
Dezember: Die Volksrepublik China und Kambodscha schließen einen Geheimvertrag, der es China erlaubt, Waffenlieferungen für den Vietcong zum kambodschanischen Seehafen Sihanoukville zu bringen. Diese werden dann mit Hilfe der kambodschanischen Armee weiter an die Grenze nach Südvietnam transportiert. Weiters wird dem Vietcong erlaubt, versteckte Stützpunkte im kambodschanischen Grenzgebiet aufzubauen.
1965
Mai: Die US-Luftwaffe bombardiert in Unkenntnis des Grenzverlaufes kambodschanische Dörfer bei dem Versuch, Vietcong-Stützpunkte zu treffen. Aus Protest gegen die Bombardierungen bricht Kambodscha die Diplomatischen Beziehungen zu den USA ab.
1967
August: Nordvietnam eröffnet eine diplomatische Vertretung in Phnom Penh.
November: Besuch von Jacqueline Kennedy, der Witwe des ermordeten US-Präsidenten, in Kambodscha.
1968
Januar: Die Roten Khmer beginnen ihren Guerilla-Krieg gegen die kambodschanische Regierung.
1969
Die USA beginnen im Zuge des Vietnamkrieges mit geheimen Flächenbombardements auf Stellungen des Vietcong in Kambodscha.
1970März: Prinz Sihanouk wird während seiner Kur in Frankreich vom pro-amerikanischen General Lon Nol gestürzt (wahrscheinlich unter Beteiligung des US-Geheimdienstes CIA). Südvietnamesische Einheiten marschieren in das bis dahin neutrale Land ein. Das Parlament wählt Prinz Sihanouk als Staatschef ab und bestätigt General Lon Nol als Premierminister.
Mai: Sihanouk bildet in Peking eine Exilregierung unter Einschluss der Führer der maoistischen Roten Khmer, die im Landesinneren den Widerstand organisieren und schon bald zwei Drittel des Territoriums kontrollieren.
1973
August: Das Regime Lon Nol kontrolliert nur noch Phnom Penh und die größeren Städte. Die USA beenden die Unterstützung des Regimes und stellen ihre massiven Bombenangriffe ein.
1975
April: General Lon Nol tritt zurück und verlässt mit einigen Millionen Dollar Phnom Penh Richtung Hawaii. Die US-Botschaft wird evakuiert.
Monatio
Anhänger der „Mouvement National” (Monatio, eine kleine, obskure nationalistische Bewegung) bejubeln den Einmarsch der Roten Khmer in Phnom Penh. Sie werden kurz darauf eliminiert.
Foto: Christoph Maria Froehder (Der Spiegel/einestages)
Die Roten Khmer marschieren in Phnom Penh ein. Die Bevölkerung der Städte wird aufs Land getrieben und ein steinzeitlicher Agrarkommunismus errichtet. Ihrer Terrorherrschaft fallen die Intellektuellen und mehr als ein Viertel der Bevölkerung zum Opfer.

September: Sihanouk kehrt aus Peking nach Phnom Penh zurück.
1976
April: Sihanouk tritt als Staatsoberhaupt zurück und wird unter Hausarrest gestellt. Khieu Samphan wird nominell Präsident des Demokratischen Kampuchea, starker Mann des Regimes ist Pol Pot (Saloth Sar).
1977
September/Dezember: Der Grenzkonflikt mit Vietnam im Gebiet des „Papageienschnabel“ eskaliert. Nach erbitterten Kämpfen kommt es zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen.
1978
Januar:
Samdech Hun Sen
Ministerpräsident Samdech Hun Sen (*1952),
World Economic Forum in Ho Chi Minh Stadt, Vietnam, 2010
Foto: Ms. Sikarin Thanachaiary (www.weforum.org)
Gründung einer von Vietnam unterstützten „Befreiungsfront“ unter Heng Samrin und Hun Sen, zwei abgesprungene Kader der Roten Khmer. Vietnamesische Truppen erobern Phnom Penh. Sihanouk war einen Tag zuvor von den Roten Khmer nach Peking ausgeflogen worden. Die neue Regierung unter Heng Samrin wird nur von Vietnam, Laos, der UdSSR und den anderen Ostblockstaaten, sowie Indien und mehreren Blockfreien anerkannt.
ab 1979
Die Vereinten Nationen verweigern der von Vietnam gestützten Volksrepublik Kampuchea die Anerkennung.
1981
Juni: Die Internationale Kambodscha-Konferenz der UNO unter Vorsitz des österreichischen Außenministers Willibald Pahr wird von Vietnam, den Warschauer-Pakt-Staaten sowie Indien und mehreren anderen Blockfreien boykottiert.
1982
Juni: Bildung einer Koalition von Anhängern Sihanouks, den Roten Khmer und der antikommunistischen Nationalen Khmer-Volksbefreiungsfront unter Son Sann und einer Exilregierung unter Vorsitz von Prinz Sihanouk. Sie wird von den USA, den ASEAN-Staaten und der Mehrheit der UNO-Mitglieder als rechtmäßige Regierung anerkannt.
1989
Juli/August: Die Pariser Kambodscha-Konferenz unter Teilnahme der fünf Ständigen Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates endet ohne Einigung. Es gibt grundlegende Differenzen in der Frage der Machtbeteiligung der Roten Khmer.
September: Abzug der Vietnamesischen Truppen aus Kambodscha.
1991
23. Oktober: Alle Konfliktparteien unterzeichnen das Pariser Friedensabkommen.
November: Sihanouk kehrt nach Phnom Penh zurück. Die Regierung Hun Sen verkündet, dass er nie aufgehört habe, das rechtmäßige Staatsoberhaupt zu sein.
1992
Februar: Der UN-Sicherheitsrat beschließt die bisher größte und teuerste UN-Friedensoperation: 22.000 zivile und militärische UNO-Mitarbeiter sollen freie Wahlen in Kambodscha gewährleisten.
Die Tempelstadt Angkor wird zum Unesco Weltkulturerbe erklärt.
1993
Norodom Ranarridh (FUNCINPEC) schließt mit Hun Sen (PCC) eine Koalitionsregierung. Norodom Sihanouk wird erneut König.
1997
Machtkampf zwischen Hun Sen und Norodom Ranariddh, der vorübergehend ins Exil flüchtet.
1998
15. April: Pol Pot stirbt in einem Dschungelversteck nahe der thailändischen Grenze.
Juli: Hun Sen wird zum Sieger der zweiten Parlamentswahlen erklärt und bildet erneut mit Norodom Ranarridh eine Koalitionsregierung.
1999
Die Roten Khmer gelten als aufgelöst. Kambodscha wird als Vollmitglied in den ASEAN aufgenommen.

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ab 2000

2003
Juli: Parlamentswahlen mit starken Gewinnen der PPC von Hun Sen.
2004
Norodom Sihamoni
Norodom Sihamoni
Quelle: Wikipedia, CC BY 3.0
Oktober: Nach der Abdankung von König Norodom Sihanouk folgt ihm sein Sohn Prinz Norodom Sihamoni (*1953) nach.
2006
Der gemeinsam von den Vereinten Nationen und Kambodscha eingerichtete Gerichtshof zur Verfolgung der von den Roten Khmer begangenen Verbrechen nimmt im Sommer seine Arbeit auf.
2008
27. Juli: Bei den Parlamentswahlen kann die CPP ihre Vorherrschaft auch im Abgeordnetenhaus weiter ausbauen. Nach dem amtlichen Endergebnis erringt sie bei einer Wahlbeteiligung von knapp 72% mit 58,1% der Stimmen 90 von 123 Mandaten und damit nahezu eine 3/4-Mehrheit im Parlament. Zweitstärkste Partei wird erneut die Sam Rainsy Partei mit 21,9% der Stimmen und 26 Sitzen. Die royalistische FUNCINPEC kommt nur noch auf 5,1% bzw. zwei Sitze. Die von der FUNCINPEC abgesplitterte Norodom Ranariddh (jetzt Nationale-Partei) erreicht 5,6% und ebenfalls zwei Mandate. Als Neugründung erreicht die Menschenrechtspartei 6,6% der Stimmen und drei Abgeordnetenmandate. Die Regierung von Hun Sen umfasst 223 stellvertretende Ministerpräsidenten, Minister oder Staatssekretäre.
2009
Kaing Guek Eav (1942-2020),
Leiter des berüchtigten Gefängnisses Tuol Sleng
Foto: Mark Peters, 2009
Februar: Vor dem Völkermordtribunal in Phnom Penh wird dem ehemaligen Leiter des berüchtigten Gefängnisses Tuol Sleng („S-21“), Kaing Guek Eav (genannt „Duch“), der Prozess gemacht. Er muss sich wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Folter und Mord vor Gericht verantworten, ist geständig und hat bereits zu Beginn der Vorverhandlung im Februar um Vergebung für seine Taten gebeten.
Mai: Die erstmals durchgeführten indirekten Wahlen zu den Gemeinde-, Provinz- und Stadträten bestätigen die Mehrheitsverhältnisse der Parlamentswahlen im Wesentlichen.
2010
26. Juli: Kaing Guek Eav alias Duch wird zu 35 Jahren Haft verurteilt. Duch leitete von März 1976 bis Anfang 1979 das berüchtigte Gefängnis Tuol Sleng, das auch „Sicherheitsbüro” (S-21) genannt wurde. Nur 23 der insgesamt etwa 14.000 dort Inhaftierten überlebten. Im August legt der Staatsanwalt Berufung gegen das Urteil wegen zur geringer Strafe ein.
Gegen den Chefideologen Nuon Chea („Bruder Nr. 2” und Pol Pots Stellvertreter), den Ex-Staatschef Khieu Samphan sowie die Ex-Minister Ieng Sary (der frühere Außenminister und „Bruder Nr. 3”) und Ieng Thirith (Ieng Sarys Ehefrau und frühere Ministerin für Soziale Angelegenheiten) ist die Anklage vor dem Völkermordtribunal in Vorbereitung.
2011
27. Juni: Vor dem Völkermordtribunal nahe der Hauptstadt Phnom Penh beginnt der Prozeß gegen den Chefideologen Nuon Chea („Bruder Nr. 2” und Pol Pots Stellvertreter), den Ex-Staatschef Khieu Samphan sowie die Ex-Minister Ieng Sary (der frühere Außenminister und „Bruder Nr. 3”) und Ieng Thirith (Ieng Sarys Ehefrau und frühere Ministerin für Soziale Angelegenheiten). Die vier sind unter anderem wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Völkermordes und Kriegsverbrechen angeklagt.
2012
Denkmal Norodom Sihanouk
Phnom Penh, November 2010
Denkmal für König Norodom Sihanouk
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
15. Oktober: Tod des früheren Königs Norodom Sihanouk (*1922). An der Begräbniszeremonie Anfang Februar 2013 nehmen Hunterttausende Kambodschaner und zahlreiche ausländische Staatsgäste teil.
Im Jahresverlauf nehmen die Repressalien gegen Journalisten und Bürgerrechtler laut Amnesty International zu.
2013
Juli: Bei den Wahlen zur Nationalversammlung verliert die postkommunistische Volkspartei CCP ihre Zweidrittelmehrheit, erreicht aber mit 48,8% die absolute Mehrheit. Zweitstärkste Partei mit 44,5% wird die CNRP, ein Zusammenschluss der Sam Rainsy Partei und der Menschenrechtspartei.
September: Der Internationale Sondergerichtshof für Verbrechen der Roten Khmer (ECCC) stellt das Verfahren gegen die angeklagte frühere Sozialiministerin Ieng Thirith wegen Demenz ein. Ihr ebenfalls angeklagter Ehemann, Ex-Außenminister Ieng Sary, war im März verstorben.
Oktober: Extreme Regenfälle führen zu Überschwemmungen in weiten Teilen Kambodschas, mindestens 170 Menschen werden getötet.
November: Nach einem jahrelangen Streit mit Thailand über das 4,6 km² große Gebiet um den Tempel von Preah Vihear spricht der Internationale Gerichtshof in Den Haag das Gebiet Kambodscha zu.
2014
Januar: Die Streiks der Textilarbeiter vom Dezember 2013 weiten sich aus. Bei dem Versuch, eine blockierte Straße zu räumen, werden von der Militärpolizei mindestens drei Demonstranten erschossen und 23 festgenommen. Es wird ein Verbot aller öffentlichen Versammlungen verhängt, ein Verfahren gegen die Führer der CNRP, die den Streik unterstützten, wird eingeleitet.
Rote Khmer Tribunal
Phnom Penh, Hauptgebäude des Rote-Khmer-Tribunals
Quelle: Wikipedia, CC BY-SA 3.0
7. August: Der Internationale Sondergerichtshof für Verbrechen der Roten Khmer verurteilt den 88-jährigen Nuon Chea und den 83-jährigen Khieu Samphan wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu lebenslanger Haft. Mit weiteren Verfahren ist aufgrund des Drucks von Premier Hun Sen nicht mehr zu rechnen.
2018
November: Die vermutlich letzten noch lebenden hochrangigen Mitglieder der Roten Khmer, Chefideologe Nuon Chea („Bruder Nr. 2” und Pol Pots Stellvertreter) und Ex-Staatschef Khieu Samphan, werden vom UN-Sondertribunal für Kambodscha wegen Völkermordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Bereits 2014 waren sie wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit lebenslänglich verurteilt worden. Das 2006 eingerichtete Sondertribunal hat bisher nur drei Angeklagte verurteilt und Kosten von € 264 Millionen verursacht.
2022
September: Das UN-Sondertribunal für Kambodscha hat das Urteil gegen den früheren Staatschef Khieu Samphan bestätigt. Er bleibt in Haft. Damit beendet das Tribunal nach 16 Jahren seine Arbeit.

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