Kambodscha - Phnom Penh

Die Roten Khmer haben der Stadt ihre Seele geraubt. Regierung und Governeur arbeiten intensiv daran, sie wieder zu finden.

Phnom Penh
Phnom Penh, Preah Sihanouk Boulevard, November 2010
Independence Monument
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Die chaotische, aber verlockende Metropole Phnom Penh hat die Schatten der Vergangenheit inzwischen weitgehend hinter sich gelassen und ist eine der schönsten Flussstädte Südostasiens. Der Reiz der Stadt liegt im Detail, im Miteinander der Relikte der französischen Kolonialherrschaft und der modernen Hochhäuser und Wohnblocks. Obwohl auf dem Weg zu einer typisch asiatischen Großstadt, hat sie trotzdem ihren provinziellen Charme noch nicht verloren.

Phnom Penh - Sehenswürdigkeiten

Unser halber Besichtigungstag ermöglichte nur die Besichtigung der Hauptsehenswürdigkeiten.

Weitere Sehenswürdigkeiten

  • Tuol-Sleng-Museum: das Mahnmal der traumatischen Vergangenheit Kambodschas unter Pol Pot;
  • Killing Fields von Choeung Ek: in diesem Vernichtungslager der Roten Khmer wurde ca. 17.000 Männer, Frauen, Kinder und Babys ermordet;
  • Pagoden: in der Stadt gibt es etwa 20 restaurierte Pagoden, Wat Moha Montrei ist die bekannteste, Wat Ounalom die bedeutendste;
  • Märkte: Psah Thmay (Neuer oder Zentralmarkt) aus der Kolonialzeit, Psah Toul Tom Pong (Russenmarkt) aus der Zeit der vietnamesische Besetzung

 

Phnom Penh - Geschichte

Gründung

Nach der Legende geht der Name der Stadt auf Frau Penh zurück, die im Fluss vier bronzene Buddhastatuen fand. Aus Freude über den Fund errichtete sie mit Nachbarn einen Hügel und auf dessen Gipfel eine hölzerne Pagode, wo die Statuen untergebracht wurden. Seitdem heißt der Hügel Wat Phnom Daun Penh, was soviel wie „Bergpagoda der alten Penh“ bedeutet. Der Wat Phnom gehört heute zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten.

Phnom Penh, Wat Phnom
Phnom Penh, November 2010
Wat Phnom
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Gegründet wurde Phnom Penh 1434 von König Ponhea Yat, da die frühere Hauptstadt Toul Prasat durch eine Überschwemmung zerstört worden war und nicht wieder aufgebaut werden sollte. Er gründete vier weitere Pagoden, um die im Buddhismus heilige Zahl Fünf zu erreichen, die das Heiligtum der Frau Penh im Zentrum hatten. Kriegsbedingt wurde die Hauptstadt schon bald nach Lovek und von dort weiter nach Udong verlegt.
1772 brannten die Thailänder Phnom Penh bis auf die Grundmauern nieder. Zwar wurde die Stadt wieder aufgebaut, blieb aber eher bedeutungslos.

Französische Kolonialzeit

Auf Betreiben der Franzosen wurde ab 1867 der gesamte königliche Hof unter Norodom, dem König von Frankreichs Gnaden, wieder nach Phnom Penh verlegt, das seither die Hauptstadt Kambodschas ist. Außerdem wurde die 25.000-Einwohner-Stadt auch Sitz der französischen Kolonialverwaltung. Die Franzosen planten und bauten sie neu auf und teilte sie in quartiers (Viertel) auf. Die geraden, schachbrettartig verlaufenden Straßen stammen aus dieser Zeit.
Um die Sumpfgebiete im heutigen Stadtgebiet trockenlegen zu können, wurde ein Kanalsystem geschaffen. Seit 1933 verbindet eine Eisenbahnlinie Phnom Penh mit der Hafenstadt Kompong Som, dem heutigen Sihanoukville.
Die Franzosen errichteten zahlreiche Gebäude, die heute noch das Stadtbild prägen. Zu Beginn dieser Zeit wurde auch die Silberpagode und die Thronhalle vor dem Königspalast erbaut. Für König Norodom errichteten die Franzosen den Königspalast, erbauten im Kolonialstil das Royal Hotel, den Bahnhof sowie die Nationalbibliothek. 1953, am Ende der Kolonialherrschaft, lebten hier bereits 400.000 Menschen.

Phnom Penh, Königspalast
Phnom Penh, November 2010
Eingang zum Königspalast
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Sihanouk und Lon Nol

In der kurzen Friedensperiode zwischen 1953 und 1970 erreichte Phnom Penh den Zenit seiner Geschichte. Der in Frankreich ausgebildete Architekt Van Molyvann errichtete imposante Bauwerke wie das Olympische Stadion, das Unabhängigkeitsdenkmal, die Universität und das Bassac-Theater. Das Phnom Penh unter Norodom Sihanouk (1922-2012) war eine Stadt, in der Bildung, Kultur und Muse zum Alltag der Menschen gehörten. Die Einwohnerzahl stieg auf 500.000.
1970 putsche General Lon Nol (1913-1985) gegen Sihanouk, der Bürgerkrieg breitete sich aus. Durch die Flüchtlingsströme wuchs die Stadt Anfang 1975 auf über 2 Millionen Einwohner.

Phnom Penh unter Pol Pot

Am 17. April 1975 drangen die ersten bewaffneten Einheite der Roten Khmer in Phnom Penh ein wund wurde zunächst als Befreier bejubelt. Nach am selben Tag erging der Befehl zur Evakuierung der Stadt. Wer irgendwie Widerstand zu leisten schien, wurde erschossen. Zwei Millionen Menschen wurden über die Ausfallstraßen wie Vieh in die Provinzen getrieben, ein unfaßbarer Leidensweg für die Bevölkerung begann.
Die Roten Khmer plünderten alles in der Stadt: Geschäfte, Pagoden, Häuser und Museen. Sie sprengten die Kathedrale und die Nationalbank, und aus den Bibliotheken machten sie Schweineställe – die Bücher verbrannten sie. 16-20.000 Menschen durften in der Geisterstadt verbleiben: verdiente Kader, Fabriksarbeiter und Militärpersonal.

Unter vietnamesischem Einfluss

Am 7. Januar 1979 eroberten vietnamesische Einheiten der „Nationalen Befreiungsfront zur Rettung Kambodschas“ die Stadt. Um den Rückstrom der Flüchtlinge zu organisieren, wurden vor der Stadt Auffanglager errichtet, die allerdings in einem schrecklichen Zustand waren. Nur langsam durften die Menschen die Stadt wieder besiedeln.
Der Versuch des Wiederaufbaus scheiterte am Mangel an Experten, ausgebildeten Arbeitern und am Geld. Wegen der totalen Isolation durch die westliche Welt gab es keine Entwicklungshilfe.

Unter UN-Verwaltung

Mit dem Pariser Friedensvertrag vom 23. Oktober 1991 kam Kamboscha für 18 Monate unter eine UN-Verwaltung. Die friedliche Invasion von 22.000 Mitarbeitern der Vereinten Nationen war wie ein Adrenalinstoß für Phnom Penh. Ein Boom setzte ein, bald hatte die Stadt die höchsten Mietpreise der Welt. Der Dollarregen brachte natürlich auch Nachteile. Durch eine dramatische Inflation stiegen die Preise eklatant, ohne daß die in Riel bezahlten Löhne und Gehälter angehoben wurden.

Phnom Penh heute

Der Abzug der Blauhelme Ende 1993 führten nicht zur befürchteten Krise. Ein Bauboom beherrscht die Stadt, Strom-, Wasser- und Abwasserversorgung als auch die Müllabfuhr funktionieren wieder. Boulevards wurden gepflegt und immer mehr Parkanlagen angelegt. Phnom Penh beginnt, sich wieder als Kultur- und Kunstmetropole darzustellen.
Ungelöste Probleme sind der Bauboom und der drohende Verkehrsinfarkt. Ein öffentliches Verkehrssystem gibt es nicht. Der rasante Landverbrauch für die Großprojekte führt immer wieder zu Konflikten mit den Bewohnern der Grundstücke, die sich gegen die Vertreibung wehren, aber von der Polizei mit brutralsten Mitteln dennoch vertrieben werden.

Phnom Penh auf einen Blick

Phnom Penh, lokaler Name: Phnum Pénh, Webseite (engl.)
1.500.000 Einwohner (2011), 376 km², 3994 Einwohner/km²
PLZ 12101–12415, Vorwahl +855 (023)
Touristeninformation: Tourist Information Center, #262 Monivong Blvd, Khan Daun Penh, Phnom Penh, Tel: +(855) 23 218 585, E-mail: info@tourismcambodia.com, www.tourismcambodia.com

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