Norwegen

Fahne Norwegen PostTrondheim — Hurtigruten, 3. Tag

Die älteste Stadt Norwegens war 200 Jahre lang Hauptstadt. Der Nidarosdom war die Krönungsstätte der norwegischen Könige.

Trondheim Nidelva Speicherhäuser
Hurtigruten, Trondheim, Mai 2004
ehemalige Speicherhäuser an der Nidelva, Gamle Bybrua im Hintergrund
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Das Zentrum liegt auf der Halbinsel Kalvskinnet, die von einer Schleife des Flusses Nidelv gebildet wird. Hier befinden sich die meisten Sehenswürdigkeiten. Nur die Festung Kristiansten liegt in Bakklandet oberhalb der Stadt.

Trondheim — Sehenswertes

Die dreieinhalb-stündige Liegezeit des nordgehenden Hurtigrutenschiffs ermöglicht einen Stadtrundgang zu praktisch allen Sehenswürdigkeiten, die ja fußläufig sind. Außerdem bietet Hurtigruten eine dreistündige Bustour.

Speicherhäuser

Entlang der Nidelva reihen sich die alten, auf Pfählen gegründeten Speicherhäuser, die teilweise aus dem 18. Jahrhundert stammen. Sie geben einen guten Eindruck von der Bedeutung Trondheims als Handelsstadt.

Trondheim Nidelva Speicherhäuser
Hurtigruten, Trondheim, Mai 2004
ehemalige Speicherhäuser an der Nidelva
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

1658 wurden sie bei einem Angriff schwedischer Truppen zerstört und wieder aufgebaut. Auch der Modernisierungswelle der 1930er-Jahre trotzten sie. Die Trondheimer haben ein besonderes Verhältnis zu ihren Speicherhäusern. Heute beherbergen sie Wohnungen, Büros, Restaurants und Läden.

Trondheim Nidelva Speicherhäuser
Hurtigruten, Trondheim, Mai 2004
ehemalige Speicherhäuser an der Nidelva
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Den besten Ausblick auf die Häuser von Bryggene hat man von der gegenüber liegenden, parallel zum Fluß verlaufenden Straße Nedre Bakklandet.

Gamle Brybo

Die hölzerne Gamle Brybo (auch Gamle Bybrua) wurde 1861 im neugotischen Stil errichtet. Die Klappbrücke war früher der einzige Zugang zur Innenstadt.

Trondheim Gamle Brybo
Hurtigruten, Trondheim, Mai 2004
Gamle Brybo an der Nidelva
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Trondheim Gamle Brybo Torbögen
Hurtigruten, Trondheim, Mai 2004
die geschnitzten Torbögen der Gamle Brybo
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Die geschnitzten Torbögen sind eines der Wahrzeichen Trondheims. Ursprünglich stand auf jeder Seite der Brücke ein Wach- und Zollhaus, doch nur das westliche ist erhalten geblieben. Es ist heute eine Kindertagesstätte. Das westliche Tor wird „Glückstor” genannt.

Thomas Angells Hus

Auf dem Weg von Gamle Brybo zum Nidarosdom kommt man in der Bispegata am Thomas Angells Hus vorbei. Thomas Angell (1692-1767) zählte zu den reichsten und einflußreichsten Bürgern Trondheim. Im 18. Jahrhundert vermachte er sein Vermögen - angeblich drei Tonnen Gold - den „Armen der Stadt”. Damit wurde eine Waisenhausstiftung ins Leben gerufen.

Trondheim Thomas Angells Hus
Hurtigruten, Trondheim, Mai 2004
Thomas Angells Hus
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Trondheim Büste Thomas Angell
Hurtigruten, Trondheim, Mai 2004
Büste von Thomas Angell
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Am Park gegenüber steht eine Büste von Thomas Angell.

Nidarosdom

Der Nidarosdom entstand um 1070 auf der Basis einer Holzkirche, die über dem Grab von König Olav II. Haraldsson (995-1030) errichtet worden war. Es war die erste, aus Stein gebaute Kirche im Norden Europas.

Trondheim Nidarosdom
Hurtigruten, Trondheim, Mai 2004
Nidarosdom Ostansicht
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Im 12. und 13. Jahrhundert wurde die Kirche aus- und umgebaut: 1220-1240 entstanden Langschiff und Turm, 1248-1320 die Westfront. Damit war der Bau im wesentlichen abgeschlossen.
Nach dem Brand von 1531 blieb die Kirche für nahezu 400 Jahre eine traurige Ruine, teilweise ohne Dach. Die Reformation hatte ihre Bedeutung als Wallfahrtsziel beendet, Norwegen war nur eine verarmte dänische Provinz, der das Geld fehlte. Nur die Apsis wurde wieder aufgebaut.
1708 und 1719 - nach dem Wiederaufbau - brannte die Kirche bis auf die Grundmauern nieder. Erst 150 Jahre später wurde sie im Zuge der „Nationalromatik” des 19. Jahrhunderts wiederentdeckt. Die Restaurierung und teilweise Rekonstruktion im Stil der Neugotik und Romantik dauerte von 1869 bis 2001. Der berühmte norwegische Bildhauer Gustav Vigeland (1869-1943) gestaltete die Steinmetzarbeiten an der Westfront. Die Glasmalereien stammen von Gabriel Kielland (1871-1960), einem in Trondheim geborenen Maler und Architekten.

Trondheim Nidarosdom Westfassade
Hurtigruten, Trondheim, Mai 2004
Nidarosdom, Westfassade mit 76 Skulpturen
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Der Nidarosdom ist eine in Stein gemeißelte Geschichte des nordischen Mittelalters. Zehn Könige und zahlreiche Erzbischöfe liegen hier begraben. Bis 1906 war die Domkirche die Krönungsstätte der norwegischen Könige. Zuletzt wurde hier König Haakon VII. (1872-1957) gekrönt, seither werden die Könige nur mehr gesegnet.

Trondheim Nidarosdom Westfassade
Hurtigruten, Trondheim, Mai 2004
Nidarosdom, Westfassade Detail - Skulpturen und Rosette
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Der älteste Teil des Doms ist das Querschiff aus dem 12. Jahrhundert. In dem daran anschließenden achteckigen Chor befindet sich der zwölf Meter tiefe Olavsbrunnen, der im Mittelalter angeblich heilendes Wasser führte. Das im 13. Jahrhundert erbaute Langschiff im gotischen Stil beeindruckt durch seine Höhe.

Bemerkenswert sind auch die drei Orgeln: die Wagner-Orgel von 1741, die Steinmeyer-Orgel von 1930 und die Torkildsen-Orgel von 2015. Vom Turm der Kirche, zu dessen Spitze 172 Stufen führen, hat man einen beeindrucken Ausblick auf Stadt und Fjord.

Erzbischöfliches Palais

In unmittelbarer Nachbarschaft zum Nidarosdom steht das Erzbischöfliche Palais. Teile des Gebäudes stamme aus dem 12. Jahrhundert. Es ist der älteste, aus Stein errichtete Profanbau Norwegens. Heute beherbergt es ein Waffen- und Fahnenmuseum sowie eine Dokumentation des norwegischen Widerstandes gegen die Naziherrschaft. Zu sehen sind auch die Reichsinsignien und die königlichen Kronjuwelen.

Trondheim Erzbischöfliches Palais
Hurtigruten, Trondheim, Mai 2004
Erzbischöfliches Palais
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Nach der Reformation diente das Palais als Residenz des dänischen Gouverneurs.

Marktplatz (Torget)

Der Torget ist der zentrale Marktplatz und markiert den Mittelpunkt der Altstadt. Die 17 Meter hohe Granitsäule mit dem Stadtgründer Olav I. Tryggvason dominiert ihn. Sie wurde 1920 augestellt und bildet mit der Pflasterung eine große Sonnenuhr.

Trondheim Torget
Hurtigruten, Trondheim, Mai 2004
Torget mit Säule von Olav I. Tryggvason
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Im 17. Jahrhundert wurde auf Grundlage des Stadtplans von General Caspar Cicignon die neue Innenstadt geschaffen. Die in Ost-West-Richtung verlaufende Kongens gate und die in Nord-Süd-Richtung verlaufende Munkegata kreuzen sich hier und teilen die Innenstadt in Viertel.

Stiftsgården

Der hölzerne Prunkbau in der Munkegate erhielt den Namen Stiftsgården, als er 1800 vom Staat als Residenz für den Gouverneur gekauft wurde. Er wurde Ende des 18. Jahrhunderts von einer wohlhabenden Witwe erbaut und ist heute die Königliche Residenz.
Das im Rokokostil errichtete Gebäude ist mit 70 Zimmern das größte Holzbauwerk Nordeuropas.

Insel Munkholmen

Trondheim Munkholmen
Hurtigruten, Trondheim, Mai 2004
Insel Munkholmen
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Auf der vor der Hafeneinfahrt liegenden Insel Munkholmen wurde bereits im frühen 11. Jahrhundert ein Benediktinerkloster errichtet - eines der ersten Klöster Skandinaviens. 1531 wurde es nach einem verheerenden Brand aufgegeben und 1648 zu einer Festung mit Gefängnis umgebaut. Im Zweiten Weltkrieg stellte die deutsche Besatzung hier Flugabwehrkanonen auf.

Auch Sehenswert

  • Kunstmuseum: norwegische Bildkunst des 19. und 20. Jahrhunderts
  • Kunstindustriemuseum: Kunsthandwerk aus mehreren Jahrhunderten
  • Freilichtmuseum Trøndelag: Stabkirche und 60 traditionelle Stadthäuser und Herrensitze, Gehöfte und Speicherhäuser
  • Ringve-Museum: Norwegens Nationalmuseum für Musik und Musikinstrumente
  • Rockheim-Museum: modernes, interaktives Museum der norwegischen Pop- und Rockgeschichte seit den 1950er-Jahren

Kjeungskjær Fyr

Etwa eine halbe Stunde nach Verlassen des Hafens fährt das nordgehende Hutigrutenschiff am Leuchtturm Kjeungskjær Fyr vorbei. Der achteckige Leuchtturm ist 21 Meter hoch und steht auf einer kleinen Schäre im Bjugnfjord, mitten in einem Seevögelschutzgebiet. Er wurde 1880 errichtet, 1906 aufgestockt und 1987 automatisiert. Mittlerweile steht er unter Denkmalschutz und kann gemietet werden.

Trondheim Kjeungskjær Fyr
Hurtigruten, Trondheim, Mai 2004
Leuchtturm Kjeungskjær Fyr
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Das Leuchtfeuer ist vom 22. Mai bis 20. Juli wegen der Mitternachtssonne außer Betrieb.

Trondheim — Geschichte

Die „Wiege des norwegischen Königtums” wurde 997 als Nidaros von König Olav I. Tryggvason (968-998) an der Mündung des Flusses Nid gegründet.

„Mit seinem Heer fuhr König Olav zur Nid-Mündung, wo er am Flussufer Häuser errichten ließ und festlegte, dort sollte eine Kaufstadt sein! Er gab den Leuten Bauplätze, wo sie ihre Hütten errichten konnten; einen Könighof aber ließ er oberhalb von Skipakrok fertigstellen...” (Snorri Sturluson, Heimskringla, S. 181)

Von hier aus wurde die Christianisierung Norwegens vorangetrieben. Nach dem Tod von König Olav II. Haraldsson (995-1030) und seiner Heiligsprechung erlangte der Ort Reichtum und Größe. Als „rex perpetuus Norvegiae” wurde er zu einer bedeutenden Identifikationsfigur. 1152 wurde Nidaros Bischofssitz, und Baumeister aus allen Weltgegenden errichteten den 1320 fertiggestellten Nidarosdom. Die Stadt wurde zur größten und reichsten Stadt Norwegens.

Im 14. Jahrhundert verlor Nidaros jedoch an Bedeutung. Gründe waren der Aufstieg Bergens als Hanse-Niederlassung, die Union mit Dänemark ab 1380 und die Reformation, die die lukrativen Wallfahrten beendete. Verheerende Brände und Pestepedemien beschleunigten den Niedergang Trondheims, wie die Stadt ab der dänischen Herrschaft hieß.

Trondheim Kongens gate Fyr
Hurtigruten, Trondheim, Mai 2004
die Kongens gate Richtung Torget
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Als 1681 die gesamte Altstadt durch einen Brand vernichtet wurde, wurde Trondheim nach dem Vorbild von Verailles völlig neu errichtet. Jean Caspar de Cicignon (ca. 1625-1696), ein Militär-Ingenieur aus Luxemburg, plante die Stadt im Barockstil neu. Großzügige Boulevards sollten die Ausbreitung eines Feuers beschränken.
Im 17. und 18. Jahrhundert blühte Trondheim durch den Holzhandel neu auf und erhielt einen Anschluß an das Eisenbahnnetz. Durch die Industrialisierung lebten Anfang des 19. Jahrhunderts hier mehr Menschen als in Oslo.

Trondheim ist die Stadt des Aquavit („Lebenswasser”), einem unter Verwendung von Kümmel hergestellten Schnaps. 1805 schickte der Kaufmann Jørgen B. Lysholm das Segelschiff Trondhiems Prøve, beladen mit Schnaps, Trockenfisch und ähnliche Waren, nach Asien. Dort allerdings hatte man für den Schnaps keine Verwendung. Und so wurde er nach Trondheim zurückgebracht. Die zweijährige Schaukelei in Eichenfässern hatte seinen Geschmack wesentlich verbessert. Die Fahrt über den Äquator - der „Linie” - gab dem Getränk den Namen Linie Aquavit.

Trondheim auf einen Blick

Wappen TrondheimNorwegen, Sør-Trondelag, Webseite
188.000 Einwohner (2016), 342 km², 549 Einwohner/km²
Koordinaten: 63° 26′ N, 10° 24′ O; PLZ: 7010-7052
Hurtigruten-Fahrplan
nordgehend 3. Tag: 08:30-12:00 Uhr (Sommer), 06:00-12:00 Uhr (Winter); südgehend 11. Tag: 06:30-10:00 Uhr (Sommer/Winter)

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