Norwegen

Fahne NorwegenOslo

Die Hauptstadt Norwegens - das sind 343 Seen, 40 Inseln, über 50 Museen. Aber auch interessante Architektur, gute Restaurants, Stimmung und Unterhaltung.

Oslo Pipervika Rathaus
Norwegen, Oslo, Mai 2004
Pipervika, Blick auf das Rathaus
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Malerisch eingerahmt von grünen Höhen und dem Oslofjord bezaubert Oslo durch seine Lage. Bis zum Kai erstrecken sich die blanken Schären des Fjords, in dem Fischerboote neben Ozeanriesen dümpeln.

Oslo — Sehenswertes

Fast alle offiziellen und wichtigen Gebäude befinden sich im Zentrum (Sentrum), meist entlang der Karl Johans gate. Das Zentrum ist eher kleinräumig, der planmäßige Ausbau Oslos (damals noch Christiania) begann erst 1850.

Norwegen, Oslo, Mai 2004
Panorama Pipervika und Aker Brygge
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Im 20. Jahrhundert begann sich dann auch die Viertel um die Pipervika und den Hafen zu entwickeln - Aker Brygge und Fjordbyen.

Karl Johans gate

Nördlich der alten Stadtmauern wurde ab 1814 eine neue Ost-West-Achse angelegt, entlang derer sich die zentralen und repräsentativen Gebäude der Stadt ansiedeln sollten: die Domkirche, das Schloss (1849), die Universität (1852), das Parlamentsgebäude (1862), das Nationaltheater (1899).

Oslo, Karl Johans gate
Norwegen, Oslo, Mai 2004
die Karl Johans gate Richtung Schloss
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Die 1,5 Kilometer lange Straße führt vom Bahnhof zum Schloss. Sie erhielt ihren Namen nach dem schwedisch-norwegischen König Karl III. Johan (1763-1844, in Schweden Karl XIV. Johann) und wird deshalb oft nur einfach „Karl Johan” genannt. Sie ist ein Spiegel der Osloer Gesellschaft: mondän und elegant, aber auch schlicht und bescheiden.

Domkirche (Domkirke)

Die Domkirche ist das dritte bischöfliche Kirchengebäude Oslos auf dem kleinen Hügel, damals außerhalb der Stadtmauern. Für die 1697 eingeweihte Kirche wurde überwiegend gelber Ziegelstein aus den Niederlanden verwendet, der deutlich preiswerter war als der einheimische rote Ziegelstein.

Oslo, Domkirche
Norwegen, Oslo, Mai 2004
die Domkirche auf dem Stortorvet mit dem Denkmal des dänisch-norwegischen Königs Christian IV.
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Die Turmuhr von 1718 ist die älteste, noch in Betrieb befindliche Uhr des Landes. 1848-1850 wurde der Turm erhöht, wofür man rote Ziegelsteine verwendete, wie heute noch deutlich zu sehen ist. Außerdem erhielt er eine neue, reicher verzierte Spitze.
Im Geschmack der Zeit wurde der Innenraum von Hamburger Architekten Alexis de Chateauneuf (1799-1853) im neugotischen Stil gestaltet. 1950 wurde das Interieur jedoch wieder zum ursprünglichen barocken Stil zurückgebaut.

Oslo, Domkirche innen Deckenmalerei
Norwegen, Oslo, Mai 2004
Deckenmalerei im Inneren
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Im Innenraum fallen die zwischen 1936 und 1950 entstandenen Deckenmalereien des norwegischen Malers Hugo Louis Mohr (1889-1970) auf. In deren Mitte strahlt eine mächtige Sonne, umgeben von der Inschrift „Gloria in excelsis Deo - Ehre sei Gott in der Höhe”.

Oslo, Domkirche innen Kanzel
Norwegen, Oslo, Mai 2004
barocke Kanzel
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Sehenswert sind auch die barocke Kanzel und der Altar, die als die ersten bekannten Arbeiten im Akanthusstil in Norwegen gelten.

Oslo, Domkirche Bilderstein
Norwegen, Oslo, Mai 2004
Bilderstein aus dem 12. Jahrhundert
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Außen am Fuß des Turms kann man einen Bilderstein aus dem 12. Jahrhundert entdecken. Er stammt von der St. Hallvardskathedrale, dem mittelalterlichen Vorgängerbau. Der Stein zeigt einen Menschen, der von einem Löwen und einem Drachen angegriffen wird.

Parlament (Storting)

Das gelbe Parlamentsgebäude wurde 1866 vom schwedischen Architekten Emil Victor Langlet (1824-1898) in einem romanische beeinflussten Stil errichtet. Es vereint nordische und italienische Elemente.

Oslo, Parlament
Norwegen, Oslo, Mai 2004
Parlamentsgebäude von 1866
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Im Halbzylinder in der Mitte des H-förmigen Gebäudes tagte bis 2009 das Unterhaus. Damit soll Offenheit und Volksnähe symbolisiert werden.

Oslo, Parlament Eidsvoll plass
Norwegen, Oslo, Mai 2004
der Eidsvollpark vor dem Parlament
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Vor dem Parlamentsgebäude liegt der Eidsvollpark, der früher ein Sumpfgebiet war. 1889 wurde er in eine Grünanlage umgewandelt.

Verfassunggebende Nationalversammlung von Eidsvoll
Verfassunggebende Nationalversammlung von Eidsvoll
Gemälde von Oscar Arnold Wergeland, 1887
Quelle: Wikipedia

Im Parlamentssaal (Stortingssal) hängt seit 1885 das Gemälde von Oscar Arnold Wergeland (1844-1910), das die verfassungsgebende Versammlung in Eidsvoll am 17. Mai 1814 - heute der Nationalfeiertag - zeigt. An diesem Tag trat Dänemark Norwegen an Schweden ab, was Norwegen mehr Autonomie brachte. Über dem Gemälde prangt das Reichswappen in Rot und Gold. Diese Farben werden in der prunkvollen Dekoration des Raumes in einer stilistischen Mischung aus englischer Neugotik und norwegischem Drachenstil aufgenommen.

Vor dem Parlament bewachen zwei Löwen aus Granit das Gebäude. Sie wurden von Gulbrand Eriksen Mørstad gehauen. Der wegen Mordes in der Festung Akershus einsitzende Gefangene wurde 1872 begnadigt.

Oslo, Parlament Löwe
Norwegen, Oslo, Mai 2004
der Löwe von Gulbrand Eriksen Mørstad bewacht das Parlamentsgebäude
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Grand Hotel

Dem Parlament gegenüber liegt das 1874 im klassizistischen Stil errichtete Grand Hotel. Gegründet vom Konditor Julius Fritzner (1828-1882) wurde es 1911-1913 umgebaut: eine schlichte Fassade aus hellem Granit, ein Glockenturm und 290 Zimmer, in denen auch die Gewinner des Friedensnobelpreises bei der Preisverleihung wohnen.

Oslo, Grand Hotel
Norwegen, Oslo, Mai 2004
Grand Hotel
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Zum Hotel gehört das Grand Café. Von 1874 bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts traf sich hier die Boheme der Stadt und schmiedete Pläne zur Umgestaltung des Gesellschaftssystems.

Oslo, Grand Café
Norwegen, Oslo, Mai 2004
Eingang zum Grand Café
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Norwegische Berühmtheiten wie Knut Hamsun, Gustav Vigeland, Roald Amundsen, Ernst Munch oder Per Krogh verkehrten hier. Der Dramatiker Henrik Ibsen besuchte pünktlich zwei Mal am Tag sein Stammcafé und trank hier Münchner Bier: von 12:30 bis 14 Uhr und von 18 bis 19:30 Uhr. Die Osloer konnten die Uhr nach ihm stellen.

Tostrupgården

Am Stortings plass steht das modäne Haus Tostrupgården, das 1896-1898 für eine Juwelierfirma errichtet wurde. Das Erdgeschoß ist mit schwarzem Labradorit verkleidet, die oberen Etagen mit hellem Fauske-Marmor aus Nord-Nordwegen.

Oslo, Tostrupgården
Norwegen, Oslo, Mai 2004
Kaufhaus Tostrupgården
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Teilweise wurde es von Torolf Prytz (1858-1938), einem norwegischen Architekten, Goldschmied und Politiker entworfen. Er ließ sich von einem Hochhaus in Chicago inspirieren, das er hier in reduzierter Höhe wiedergab.

Narvesen Kiosk

In der Parkanlage Stundenterlunden steht ein 1912 von dem deutschen Architekten Heinrich Jürgensen (1871-1953) für die Narvesens Kioskkompani A/S entworfener Zeitungskiosk. Diese Kioske prägten damals das Stadtbild Oslos und anderer Städte.

Oslo, Tostrupgården
Norwegen, Oslo, Mai 2004
Narvesen Kiosk
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Der Kiosk ist im nordischen Neobarock mit runden Ecken, einem Fries, Kapitellen und einem Kuppeldach ausgeführt.

Nationaltheater (Nationaltheatret)

Dem Parlament gegenüber liegt die größte Sprechbühne des Landes, das Nationaltheater. 23 Jahre nach der Einweihung der Den Nationale Scene in Bergen wurde es 1899 eröffnet. Entworfen hat es der norwegische Architekt Henrik Bull (1864-1953). Er war auch am Wiederaufbau von Ålesund beteiligt.

Oslo, Nationaltheater
Norwegen, Oslo, Mai 2004
Nationaltheater
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Das aus gelben Ziegelsteinen und Granit bestehende Äußere vereint Stilelemente des Klassizismus, des Jugendstils und des Neorokoko. Die beiden Denkmäler links und rechts des Eingangs zeigen Henrik Ibsen und Bjørnstjerne Bjørnson.

Oslo, Nationaltheater Eingang
Norwegen, Oslo, Mai 2004
am Eingang zum Nationaltheater stehen die Denkmäler von Henrik Ibsen und Bjørnstjerne Bjørnson
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An der Fassade des Hauses stehen die Namen der drei wichtigsten Dramaturgen des Landes: Ibsen, Holberg und Bjørnson.

Oslo, Nationaltheater Fassade
Norwegen, Oslo, Mai 2004
die drei wichtigsten Dramaturgen über dem Eingang zum Nationaltheater
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Das norwegische nationale Theater konnte erst am Ende des 19. Jahrhunderts entstehen, da sich die norwegische Sprache erst als Bühnensprache etablieren mußte. Zuvor wurde auf den Bühnen Dänisch gesprochen.

Universität (Universitetet)

Dem Wunsch Norwegens nach einer eigenen Universität gab erst der dänisch-norwegische König Fredrik VI. (1768-1839) nach. 1813 konnte daher die erste Universität eröffnet werden - mit sieben Professoren und 17 Studenten, aber noch ohne entsprechendes Gebäude.

Oslo, Universität
Norwegen, Oslo, Mai 2004
Universität
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

1852 erhielt sie ein eigenes Gebäude im klassizistischen, von Säulen getragenen Stil. Erbaut von dem dänisch-norwegischen Architekten Christian Heinrich Grosch (1801-1865), der auch die Domkirche in Tromsø errichtete. Der preußische Architekt Karl Friedrich Schinkel überprüfte und redigierte die Pläne.

Das königliche Schloss (Det kongelige slott)

Mit der neuen schwedisch-norwegischen Personalunion erschien auch der Bau eines repräsentativen Schlosses für die Besuche des Königs erforderlich. Karl III. Johan bestimmte selbst 1825 den Standort und legte den Grundstein. Doch es sollten noch 24 Jahre bis zur Fertigstellung vergehen.

Oslo, königliches Schloss
Norwegen, Oslo, Mai 2004
das königliche Schloss, 1824-1848 erbaut
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Der vom Architekten Hans Ditlev Franciscus Linstow (1787-1851) geplante H-förmige Grundriss mußte aus Geldmangel zu einer U-Form verkleinert werden. Nach dem Tod von Karl III. Johan musste das Schloss an die Bedürfnisse des neuen Königs Oscar I. (1799-1859) angepasst und vergrößert werden. Die Fassade wurde mit Säulen verschönert.
Das Schloss bildet mit dem in Richtung Zentrum zeigenden Schlossbalkon den Abschluß der Karl Johans gate, die ebenfalls weitgehend nach den Plänen von Hans Ditlev Franciscus Linstow angelegt wurde. Mit 173 Zimmer zählt die 100 Meter lange und bis zu 24 Meter breite Anlage zu den kleineren Residenzen Europas. Im Sommer können Innenräume im Rahmen von Führungen besichtigt werden.
Das Reiterdenkmal vor dem Schloss erinnert an die Grundsteinlegung durch König Karl III. Johan. Die gehisste königliche Flagge weist auf die Anwesenheit eines Mitglieds der Königsfamilie hin.

Oslo, königliches Schloss, Reiterdenkmal König Karl III. Johan
Norwegen, Oslo, Mai 2004
das Reiterdenkmal von König Karl III. Johan vor dem königlichen Schloss
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Bewacht wird das Schloss, wie alle königlichen Residenzen, von der königlichen Garde.

Oslo, königliches Schloss, Schlosswache
Norwegen, Oslo, Mai 2004
das königliche Schloss, bewacht von der königlichen Garde
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Das Schloss ist von einem 22 Hektar großen, frei zugänglichen Park umgeben.

Pipervika

Der Hafen am Oslofjord erstreckt sich in etwa von der Festung Akershus zur Aker Brygge. Dazwischen liegt das Rathaus.

Festung Akershus (Akershus slott og festning)

Bereits im späten 13. Jahrhundert wurde auf dieser Landzunge im Oslofjord eine Festungsanlage errrichtet. 1299 hatte König Håkon V. (1270-1319) die Residenzfunktion von Bergen auf Oslo übertragen. Ab 1304 diente die Festung als Palastburg.

Oslo, Festung Akershus
Norwegen, Oslo, Mai 2004
Festung Akershus
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Unter dem dänischen König Christian IV. (1577-1648) wurde die Anlage zwischen 1593 und 1646 in mehreren Phasen modernisiert. Der mittlere Teil wurde zu einem Renaissanceschloss umgebaut. In die Modernisierung flossen die neusten Erkenntnisse der italienischen Festungsbaukunst ein.
Seit dem 19. Jahrhundert wird Akershus nicht mehr als Festungsanlage genutz. Die Anlage steht jedoch weiterhin unter militärischer Verwaltung. Im 19. und 20. Jahrhundert fand sie teilweise als Zuchthaus Verwendung.

Oslo, Festung Akershus, Heimatfrontmuseum
Norwegen, Oslo, Mai 2004
Festung Akershus, Heimatfrontmuseum
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Zwischen 1940 und 1944 wurde Akershus von der deutschen Besatzung als Gefängnis und Exekutionsplatz genutzt. Das Heimatfrontmuseum (Hjemmefrontmuseet), untergebracht in einem Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert, erinnert daran.

Oslo, Festung Akershus, Denkmal
Norwegen, Oslo, Mai 2004
Festung Akershus, Denkmal für die Opfer der nationalsozialistischen Besatzung
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Zu dem Hovedtangen genannten Gebiet östlich der Festung gehört der Festungsplatz (Festningsplassen). Auf diesem Patade- und Festplatz wurden die dänisch-norwegischen Könige feierlich empfangen. Auch heute finden hier militärische Aufmärsche als Zeremonien für ausländische Staatsbesucher statt.

Oslo, Festung Akershus, Norwegens Nationalmonument
Norwegen, Oslo, Mai 2004
Festung Akershus, Norwegens Nationalmonument von Gunnar Jansson
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Im Westen des Platzes steht Norwegens Nationalmonument, eine Mutter und Hausfrau mit der aufwachsenden Generation an ihrer Seite. Hinter ihnen befindet sich ein stilisiertes, in der Brandung wogendes Boot. Kronprinz Harald enthüllte am 8. Mai 1970 das von Gunnar Jansson entworfen Monument.

Oslo, Festung Akershus, Kreuzfahrtterminal
Norwegen, Oslo, Mai 2004
Festung Akershus, „Queen Elizabeth 2” vor dem Kreuzfahrtterminal
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Rathaus (Rådhuset)

1915 beschloß der Stadtrat den Bau eines neuen und größeren Rathauses im ärmlichen Hafenviertel Vika, das dafür abgerissen werden mußte. Den Architekturwettbewerb gewannen die Norweger Arnstein Arneberg und Magnus Poulsson. Aber der Bau des mehrfach umgearbeiteten Projekts konnte aus Geldmangel erst 1931 beginnen. Der mit roten Ziegelsteinen verkleidete Betonkorpus wurde 1936 fertiggestellt.

Oslo, Rathaus, Ostseite
Norwegen, Oslo, Mai 2004
Rathaus, Seite zum Fjord
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Der Krieg verzögerte die weiteren Arbeiten, so daß das Rathaus erst am 15. Mai 1950 anlässlich des 900-jährigen Stadtjubiläums eingeweiht werden konnte.
Das Osloer Rathaus ist ein aufsehenerregendes und umstrittenes Gebäude im funktionalistischen Stil der 1930er-Jahre. Die markanten quadratischen Türme ragen 63 bzw. 66 Meter in den Himmel. Der Haupteingang ist am nördlich gelegenen Fridtjof Nansens plass.

Oslo, Rathaus, Haupteingang
Norwegen, Oslo, Mai 2004
Rathaus, Haupteingang an der Nordseite
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Die astronomische Uhr auf der rechten Seite hat vier Zeiger: je einen für die Stunden, die Tage, die Monate und das Jahr. Außerdem zeigt sie die zwölf Tierkreiszeichen. Stündlich ertönt ein Glockenspiel.

Oslo, Rathaus, astronomische Uhr
Norwegen, Oslo, Mai 2004
Rathaus, astronomische Uhr beim Haupteingang an der Nordseite
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Im großen, marmorverkleideten Rathaussaal findet jedes Jahr am 10. Dezember die Verleihung des Friedensnobelpreises statt. Dieser Saal wie auch die anderen Räume wurden von zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern gestaltet: Henrik Sørensen, Alf Rolfsen, Karl Högberg, Reidar Aulie, Edvard Munch. An der Ostwand ein Wandgemälde zum Thema „ Arbeiterbewegung” von Alf Rolfsen, an der Südwand das Gemälde „Arbeid, Administrasjon, Fest” von Henrik Sørensen.

Oslo, Rathaus, Rathaussaal
Norwegen, Oslo, Mai 2004
Rathaus, Rathaussaal mit Wandgemälden von Alf Rolfsen und Henrik Sørensen
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Der Ratssaal mit seinem halbkreisförmigen Grundriss soll das demokratische Prinzip versinnbildlichen. Der Wandteppich von Else Poulsson stellt den Stadtheiligen St. Hallvard und das Leben in der Stadt dar.

Oslo, Rathaus, Ratssaal
Norwegen, Oslo, Mai 2004
Rathaus, Ratssaal, rechts der Wandteppich von Else Poulsson
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Der Bankettsaal ist mit seinem gutbürgerlichen Charakter einem Schlosssaal nachempfunden. Hier hängen die Gemälde der Mitglieder der königlichen Familie seit 1905 an den Wänden. Nur das Wandgemälde „Leben am Fjord (Badelivet langs fjorden)” von Johan Wilhelm Midelfart (1904-1975) relativiert diesen Eindruck.

Oslo, Rathaus, Bankettsaal, Johan Wilhelm Midelfart
Norwegen, Oslo, Mai 2004
Rathaus, Bankettsaal, an der Stirnseite Gemälde von Johan Wilhelm Midelfart
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An der Fassade Richtung Hafen stehen die von Per Palle Storm geschaffenen Skulpturen der verschiedenen Handwerkszünfte, die am Bau des Rathauses beteiligt waren.

Fotos © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Rathausplatz (Rådhusplass)

Der Rathausplatz liegt vor dem Rathaus Richtung Wasser. Hier steht ein Skulpturenpark mit Werken von Emil Lie und Per Hurum.

Oslo, Rathauspark
Norwegen, Oslo, Mai 2004
Rathauspark mit Skulpturen von Emil Lie und Per Hurum
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Victoria terrasse

Von den prächtigen Bauten im Viertel Vika („Die Bucht”) wurden die meisten in den 1960er-Jahren abgerissen. Stehen blieb nur die Victoria terrasse am Ruseløkkveien. Der 180 Meter lange Komplex wurde 1884-1890 erbaut. Von verschiedenen Architekten entworfen vereint das Gebäude die Stile von Neorenaissance und Neogotik. Ursprünglich gab es hier 124 moderne Wohnungen für Wohlhabende. 1913 zogen dann kommunale Verwaltungen ein.

Oslo, Victoria terrasse
Norwegen, Oslo, Mai 2004
Victoria terrasse
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1940 schlug die Gestapo, die deutsche Geheime Staatspolizei, ihr Quartier hier auf. Ein Verhörzimmer für alle Gefangenen aus dem Raum Oslo wurde eingerichtet. Eine Gedenktafel erinnert an diese dun kle Zeit.

Oslo, Victoria terrasse, Gestapo-Schild
Norwegen, Oslo, Mai 2004
Victoria terrasse, Gestapo-Gedenktafel
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1962 wurde der untere Bereich umgestaltet.

Aker Brygge

Wohl kaum ein Ort in Oslo repräsentiert die durchgreifende Veränderung der norwegischen Gesellschaft von den alten bescheidenen Verhältnissen zur neureichen Konsumgesellschaft. Der populäre Einkaufs- und Ausgehkomplex an der Bucht Pipervika ist ein Kind des Ölbooms, der ab den 1970er-Jahren Norwegens Verhältnisse neu gestaltete.

Oslo, Aker Brygge
Norwegen, Oslo, Mai 2004
Aker Brygge, Blick auf die Akershus Festung
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Von 1854 bis 1982 befand sich auf diesem Gelände die Akers Mekaniske Versted AS, eine innerstädtische Werft. Nach deren Konkurs wurde das Gelände in die Stadt integriert und zu einem neuen Viertel umgestaltet. 1986 eröffnete in den umgebauten Werkshallen ein Shoppingzentrum - das erste Einkaufszentrum in der Stadtmitte. Aus alten Industriebauten wurden Läden, Restaurants, Büros, Wohnungen und Kinos.

Oslo, Aker Brygge, Bryggetorget
Norwegen, Oslo, Mai 2004
Aker Brygge, der eigenwillige Skulpturbrunnen am Bryggetorget
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Die gelungene Symbiose aus alten Fabriksgebäuden und moderner Architektur versinnbildlicht den Übergang Oslos von einer unscheinbaren Stadt zu einer modernen Metropole. An Sommertagen und lauen Abenden könnte man beinahe vergessen, daß man sich an einem Ort mit der gleichen Breite wie die Südspitze Grönlands aufhält.

Oslo, Aker Brygge
Norwegen, Oslo, Mai 2004
Aker Brygge, ein lauer Sonnentag
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Insgesamt ist Aker Brygge eine architektonisch gelungene und sehr ansprechende Neubestimmung der alten Werfthallen für die postindustrielle Gesellschaft. Die alten Werft- und Fabrikgebäude wurden in ein neues Kleid gepackt, ohne sie dabei ihrer Ursprünglichkeit zu berauben.

Oslo, Aker Brygge
Norwegen, Oslo, Mai 2004
Aker Brygge, Skulptur
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Oslo, Aker Brygge
Norwegen, Oslo, Mai 2004
Aker Brygge, Skulptur
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

An der Aker Brygge befindet sich auch die Herbern Marina mit über 100 Yachtliegeplätzen.

Oslo, Aker Brygge, Herbern Marina
Norwegen, Oslo, Mai 2004
Aker Brygge, Herbern Marina
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

An der Hauptpromenade stehen einige Skulpturen, darunter auch der Anker der Blücher. Das deutsche Schlachtschiff wurde bei den Versuch, Oslo einzunehmen, versenkt.

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Oslo — Geschichte

Laut der Heimskringla, der Chronik der norwegischen Könige des isländischen Dichters und Historikers Snorri Sturluson wurde Oslo um 1050 von König Harald Hardråde gegründet. Allerdings weisen Besiedlungsspuren 8000 Jahre zurück. 1070 wird Oslo Bischofssitz.
1314 wird Oslo unter König Håkon V. Magnusson (1270-1319) durch die Verlegung der Reichskanzlei von Bergen Hauptstadt. 1308 ließ er auch die erste Festung Akershus anlegen. 1348 reduzierte die Pest die Bevölkerungszahl drastisch. Mit der Kalmarer Union, die 1397 die drei Königreiche Schweden, Dänemark und Norwegen unter dänischer Oberhoheit vereinte, verlor Oslo seinen Status und wurde weitgehend bedeutungslos.
1537 zieht die dänische Krone umfangreiche kirchliche Besitzungen ein, wodurch Oslo weiter an ökonomischer Bedeutung verliert. Nach dem vierten verheerenden Brand 1624 (die anderen Brände waren 1223, 1254 und 1532) wird es unter dem Dänenkönig Christian IV. in Christiania (ab 1877 Kristiania) umbenannt und bei der Festung Akershus neu errichtet: Steinbauten statt Holzhäuser, breite, rechtwinkelig angelegte Straßen.

Christiania um 1814
Norwegen, Christiania, Blick aus Richtung Ekeberg (1814)
Gemälde von Magrethe Kristine Tholstrup
Quelle: Wikipedia

1814 wird Christiania nach der Loslösung von Dänemark wieder Hauptstadt und durch die einsetzende Industrialisierung die wichtigste Stadt des Landes. 1811 wurde die erste Universität Norwegens hier gegründet, von 1825 bis 1848 das Schloss als fester Königssitz errichtet. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts explodierte die Einwohnerzahl von 32.000 auf 228.000. 1925, 20 Jahre nach Erringung der Unabhängigkeit, wird Kristiania wieder zu Oslo.
In den 1950er-Jahren erlebt die Stadt mit Geldern aus dem Marshallplan einen neuen Bauboom, zu dem auch die Ausrichtung der Winterolympiade 1952 beiträgt.
Ab den 1970er-Jahren wird das Zentrum schrittweise verkehrsberuhigt, erste Fußgängerzonen entstehen. 1980 wird der Eisenbahntunnel, 1990 der Straßentunnel unter der Stadt eröffnet. 2010 ist die E18 komplett in den Untergrund verlegt.
1986 beginnt die Stadterneuerung an der Fjordseite: Aker Brygge, Fjordbyen, Bjørvika und Tjuvholmen. Das Gesamtprojekt soll bis 2020 fertiggestellt sein.

Oslo auf einen Blick

Wappen OsloNorwegen, Oslo, Webseite
660.000 Einwohner (2016), 454 km², 1456 Einwohner/km²
Koordinaten: 59° 55′ N, 10° 45′ O; PLZ: 0010-1295

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