Hamburg — Altstadt

Insgesamt ist von der historischen Bausubstanz nur wenig erhalten. Weite Teile der Altstadt fielen dem Großen Brand von 1842 zum Opfer. Nur in der Deichstraße lassen einige erhaltene Häuser die Schönheit des alten Hamburg erahnen. Den Rest besorgten die Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg.

Die Altstadt

Die Altstadt erkennt man von Weitem an den Türmen der vier Hauptkirchen: Mahnmal St. Nicolai, St. Jacobi, St. Katharinen, St. Petri. Um St. Petri herum liegt die Keimzelle Hamburgs. Hier stand vermutlich die Hammaburg, die der Stadt ihren Namen gab, hier wurden Reste eines alten Wehrturms aus dem 11. Jahrhundert gefunden.

Hamburg Altstadt
Altstadt vom Mahnmal St. Nicolai, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Der Große Brand von 1842 wurde als stadtplanerische Chance genützt: kein bloßer Wiederaufbau, sondern eine groß angelegte Neugestaltung des Innenstadtgebiets. Insbesondere im Bereich um die Kleine Alster wurden Fleete begradigt, Straßen verbreitert und mit Steinpflasterung versehen. Eine Reihe großzügiger Gebäude katapultierte Hamburg mit einem Schlag städtebaulich aus dem Mittelalter in die Neuzeit. Prunkstück des Ganzen war das Rathaus und der sich zur Kleinen Alster hin öffnende Rathausmarkt mit den angrenzenden Alsterarkaden, die Hamburg ein venezianisches Flair geben.

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Freie Innenstadtkarte von Hamburg, Altstadt (Ausschnitt)
Quelle: Marcus Venzke

In den 1920er Jahren entstanden die Kontorhäuser um den Buchardplatz. Der Wiederaufbau nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs war architektonisch nur bedingt bereichernd. Das etwa 2,4 km² große Areal der Altstadt ist heute überwiegend Geschäfts- und Bürogebiet, das nur noch etwa 1.700 Einwohner zählt.

Altstadt — Besichtigung

Rathaus

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Rathaus, vom Jungfernstieg aus, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

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Rathaus Vorderfront, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

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Rathaus, Turmuhr, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Rathaus, Fassade mit Skulpturen von Joseph II. und Franz II., Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Rathaus, Bronzeallegorien über dem Haupteingang, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Rathaus, Rathausdiele, Blick Richtung Senatsstiege, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Rathaus, Rathausdiele - Senatsstiege, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Rathaus, Hygieia-Brunnen im Innenhof, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

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Das heutige Rathaus ist bereits der sechste Bau. Vom ersten und zweiten Rathaus aus dem 12. Jahrhundert ist nicht viel bekannt, sie existierten gleichzeitig in der Neu­stadt und in der erz­bischöflichen Altstadt. Das dritte Rathaus wurde um 1216 nach dem Zusammenschluß der beiden Teile der Stadt Ecke Dornbusch/Kleine Johan­nisstraße gebaut und fiel 1284 einem Stadtbrand zum Opfer.
Während des Großen Brandes wurde das vierte Rathaus bei der Trost­brücke gesprengt, doch die Hoffnung, dadurch die Flammen aufhalten zu können, erfüllte sich nicht. Bis zum Neubau dauerte es indes 43 Jahre, unzählige Entwürfe wurden wieder verworfen. Inzwischen tagte der Senat im Waisenhaus an der Admiralitätsstraße, das damit zum fünften Rathaus geworden war. Gebaut werden sollte das sechste Rathaus in der Mitte der Stadt, zwischen Börse und Kleiner Alster, mit dem Rathausmarkt als Hauptplatz der Stadt.

1884 wurde der Entwurf vom Rathausmeisterbund unter Martin Haller, in dem die tonangebenden Privatarchitekten Hamburgs vertreten waren, angenommen.

Turmuhr
Rathaus, Turmuhr, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Zwischen 1886 und 1897 wurde der Bau errichtet. Im Stil der Neorenaissance entstand ein beeindruckendes Bauwerk: 4.000 Eichenpfähle mußten in den sumpfigen Boden getrieben werden, 120 x 70 Meter mißt das Gebäude mit 647 Zimmern, der Turm ist 112 m hoch, das Ziffernblatt der Turmuhr hat eine Seitenlänge von 5 m, das Bogengewölbe der Rathausdiele wird von 16 mächtigen Sandsteinsäulen getragen. Beeindruckend ist auch die mit Skulpturen verzierte Fassade: 20 deutsche Kaiser, von Karl dem Großen bis zu Franz II., sind an der Front zum Rathausmarkt dargestellt und zitieren die Tradition Hamburgs als Freie Reichsstadt.

Bronzeallegorien
Rathaus, Bronzeallegorien über dem Haupteingang, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Die vier Bronzeallegorien über dem Haupteingang symbolisieren die bürger­lichen Staatstugenden: Weisheit, Eintracht, Tapferkeit und Frömmigkeit. Sie umrahmen die Mahnung vom alten Millentor: „Libertatem quam peperere maiores digne studeat servare posteritas - die Freiheit, die die Vorfahren errungen haben, ist es wert, daß die Nachwelt sich darum mühe, sie zu erhalten”.
Das Rathaus ist auch ein Ausdruck der Dualität der hamburgischen Verfassung bis 1918: die Gesamtbürgerschaft besteht aus der politischen Bürgerschaft und Rat/Senat, die in unauflöslicher Gemein­samkeit die Stadt regieren. Der Bereich des Senates ist rechts, der der Bürgerschaft links, die Gemeinsamkeit wird durch den Turm in der Mitte repräsentiert.
Die Treppen an den Stirnseiten der Diele sind unterschiedlich gestaltet. Die Bürgerschaftstreppe hat zwei Anläufe und eine Rednertribüne, die Senatstreppe ist einläufig und wird von wappenhaltenden, schmiedeeisernen Löwen nach einem Entwurf von Carl Börners flankiert.

Hygieia-Brunnen
Rathaus, Hygieia-Brunnen im Innenhof, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Die Hoffront des Rathauses zeigt Statuen von Fürsten und Bischöfen, die für Hamburgs Geschichte Bedeutung hatten. In der Hofmitte steht der Hygieia-Brunnen. Die Bronzefiguren wurden vom Münchner Bildhauer Joseph von Kramer 1895/96 modelliert. Die weibliche Allegorie der Gesundheit/Hygieia bezieht sich auf die Cholera-Epidemie von 1892, die Assistenzfiguren am Beckenrand weisen auf nützliche Eigenschaften des Wassers hin. Der Brunnen dient der Frischluftversorgung des Rathauses.
Als erstes Gebäude der Stadt verfügte das Rathaus über Fernwärme und Elektrizität. Obwohl es einen Volltreffer abbekam, überstand das Gebäude den Zweiten Weltkrieg fast unbeschädigt - der Volltreffer hatte nicht gezündet.

[Rathaus, www.hamburg.de/rathaus, U3 Rathaus | U1 U2 Jungfernstieg | S1 S2 S3 Jungfernstieg]

Rathausmarkt

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Rathausmarkt, im Hintergrund die Alsterarkaden, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

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Rathausmarkt, Gedenkstein (Stele) für die Gefallenen der Weltkriege (Claus Hoffmann, 1930-32), Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

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Rathausmarkt, Wassertreppe zur Kleinen Alster und Stele, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

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Rathausmarkt, Flaggenmast - Sockelrelief, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

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Die Raumwirkung ergibt sich aus der Abfolge von Rathaus­markt, der architek­tonisch streng gefassten Kleinen Alster und der sich jenseits der Reesendammbrücke öff­nen­den Binnenalster. 1842 konzipiert von Gottfried Semper (1803-1879) und Alexis de Chateau­neuf (1799-1853). Es ist die Verbindung von Platz und Wasserfläche, die dieses städtebauliche Kunstwerk ausmachen; das Wechsel­ver­hältnis von Rahmung und Öffnung in die Weite, der rechte Winkel, in dem Rathausmarkt und Kleine Alster einander zugeordnet sind. Und die Wassertreppe von Johann Hermann Maack (1809-1868), die im Viertelkreis zur Kleinen Alster hinunterführt. Vorbild für diesen Platz war der Markusplatz in Venedig.
Neben der Wassertreppe befindet sich das 1930-32 errichtete Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs - eine Stele von Claus Hoffmann mit dem Relief einer trauernden Mutter mit Kind von Ernst Barlach - eine Teilrekonstruktion, das Original des Reliefs fiel der Zerstörungswut der Nazis zum Opfer, die es durch einen Phönix ersetzten. Die lakonische Inschrift „40 000 Söhne der Stadt ließen ihr Leben für Euch”, die städtebauliche Bedeutung und die extrem einfache Form geben dem Denkmal eine kaum zu übertreffende Dichte der Aussage, aber ohne jede Verherrlichung des Krieges.

Flaggenmast - Sockelrelief
Rathausmarkt, Flaggenmast - Sockelrelief, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Die Stele verdrängte das ursprünglich hier 1889 errichtete Kaiser-Wilhelm-Denkmal von Johannes Schilling, das sich heute am Sievekingplatz befindet. Von dieser Denkmalanlage sind nur die beiden Flaggenmasten erhalten geblieben. Ihre Sockelreliefs und Bekrönungen kennzeichnen sie als Masten: Für die Reichsflagge (Vogesengrün und eine Karte von Elsaß-Lothringen, dazu der wehrhafte Friede und ein krönendes Kriegsschiff); und für die Hamburgflagge (Vierländer Gemüse, ein Plan der Speicherstadt und ein Handelsschiff). Sie unterstreichen das Thema der Rathausfassade „Hamburg und das Reich”.

1980-82 wurde der Rathausmarkt verkehrsberuhigt, grundlegend umgestaltet und mit Bäumen und glasüberwölbten Bushaltestellen ausgestattet. Im Zuge der Umgestaltung wurde im Südosten des Platzes als Mahnung zur Humanität die Rekonstruktion des Heinrich-Heine-Denkmals aufgestellt. 1926 von Hugo Lederer entworfen, war es ebenfalls in der Nazizeit vernichtet worden.
Heute ist der Rathausmarkt ein Ort für Events wie Weihnachtsmarkt oder Freiluftkino.

[Rathausmarkt, www.hamburg.de/rathaus, U3 Rathaus | U1 U2 Jungfernstieg | S1 S2 S3 Jungfernstieg]

Bucerius Kunst Forum

Bucerius Kunst Forum
Bucerius Kunst Forum, Eingang zum Rathausmarkt, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Das ehemalige Gebäude der Reichsbank wurde von 1914-19 im Stil des Neoklassizismus erbaut, 1981-1983 umgebaut und restauriert. Seit 2002 beherbergt es das private Kunstmuseum der ZEIT-Stiftung von Ebelin und Gerd Bucerius. Jährlich finden hier vier thematisch ausgerichtete Ausstellungen statt.

[Bucerius Kunst Forum, www.buceriuskunstforum.de, Rathausmarkt 2, U3 Rathaus | U1 U2 Jungfernstieg | S1 S2 S3 Jungfernstieg]

Börse

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Börse, Osttrakt mit Uhrturm (1909-12), Mai 2011

Die bereits 1558 gegründete Hamburger Börse war zunächst ein gepflasterter Platz an der Trostbrücke. 1583 zog sie in ein am gleichen Standort eigens errichtetes Renaissancegebäude. Im 19. Jahrhundert nahm der Börsenhandel dann solche Ausmaße an, dass zwischen 1837 und 1841 am Adolphsplatz ein Neubau entstand. Der von Carl Ludwig Wimmel und Franz Gustav Forsmann errichtete Bau überstand den Großen Brand nahezu unbeschädigt. 1856 wurde der zweite, östliche Saal fertiggestellt. 1880-84 folgte der Westtrakt mit dem dritten Börsesaal, 1892-94 die Umbauung des Mittelteils und die neue Fassade zum Rathaushof, 1909-12 der Neubau des Osttraktes mit Uhrturm.
Seit 1952 steht der im Zweiten Weltkrieg erheblich zerstörte, danach aber nach historischem Vorbild wiederaufgebaute Gebäudekomplex unter Denkmalschutz. 2005 zog die Wertpapierbörse aus, gehandelt wird hier aber noch immer. Teile des Gebäudes werden nun von der Handelskammer Hamburg genützt.

[Börse, www.hamburger-boerse.de, Adolphsplatz 1, U3 Rathaus | U1 U2 Jungfernstieg | S1 S2 S3 Jungfernstieg]

Alsterarkaden

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Alsterarkaden, Jungfernstieg, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

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Alsterarkaden, dahinter Häuser aus 1846, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

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Alsterarkaden innen, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

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Alsterarkaden, Blick vom Jungfernstieg zur Schleußenbrücke, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

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Die Alsterarkaden liegen dem Rathaus­platz gegen­über an der Kleinen Alster. Sie wurden beim Wiederaufbau nach 1842 von Alexis de Chateau­neuf konzi­pier­t und sind ein städte­bau­liches Schau­stück - wie ein Aussichts­platz für das Rathaus. Hinter dem schicken weißen Arka­dengang sieht man mit der Nummer 9-13 ebenfalls von Chateau­neuf entworfene Häuser mit einfacher weißer Putzfassade aus dem Jahr 1846. Ein Großteil der Arkaden brannte Silvester 1989/90 durch Brandstiftung ab, wurde jedoch originalgetreu wieder aufgebaut. In der vornehmen Ladenpassage mit gußeisernen Geländern, Laternen und Straßencafés kommt im Sommer italienische Atmosphäre auf.

Wasserträger Hummel

Wasserträger Hummel
Bleichenfleet, Wasserträger Hummel, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Ähnlich wie die Zitronenjette ist der Wasserträger Hummel ein Hamburger Original. Johann Wilhelm Bentz (1787-1856) versorgte als Wasserträger die alsterfernen Gebiete mit Trinkwasser. Die Straßen­kinder riefen dem recht dürren Mann „Hummel, Hummel” hinterher. Er konnte sie wegen seiner schweren Last jedoch nicht fassen und rief seinerseits „Mors, Mors” (plattdeutsch für „Hinterteil”). Daraus entstand der Hamburger Schlachtruf „Hummel, Hummel! - Mors, Mors!”. Nach Gerüchten geht das Hamburger Autokennzeichen HH auf „Hummel, Hummel” (und nicht auf „Hansestadt Hamburg”) zurück.

Alsterfleet

Alsterfleet, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Das Alsterfleet ist die Kanalverbindung zwischen Binnenalster und Elbe. Es erstreckt sich südlich der Kleinen Alster zwischen der Schleusenbrücke und der Schaartorschleuse und mündet am Baumwall in die Elbe. Das Fleet wurde im 12. Jahrhundert durch Begradigung eines Wasserlaufs angelegt. 1967 wurde zum Schutz vor Hochwasser die Schaartorschleuse angelegt, damit hat das Alsterfleet einen ausgeglichenen Wasserstand etwa 3 Meter über Null.

Görtz-Palais

Neuer Wall, Görtz-Palais mit dem Denkmal des ehemaligen Bürgermeisters Carl Friedrich Petersen, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Das dreigeschossige Gebäude wurde um 1710 vom Hamburger Architekten Johann Nikolaus Kuhn (1670-1744) für den Gesandten von Schleswig-Holstein-Gottorf und Minister Georg Heinrich von Görtz (1668-1719) entworfen. Es war zu dieser Zeit das erste und einzige Gebäude am Neuen Wall. Das Stadtpalais galt nach seiner Fertigstellung als herausragend innerhalb Hamburgs, da der profane Baubestand bis dahin hauptsächlich bescheidene Bürgerhäuser umfasste. In seiner ursprünglichen Form mit sichtbarem Backstein ausgeführt, wurde es erst 1776 verputzt und erhielt damit sein heutiges Aussehen. Das Gebäude, das wichtigste Werk von Johann Nikolaus Kuhn, war das erste in Hamburg, in dem er das aus Italien stammende Motiv der dreischiffigen Einfahrtshalle umsetzte.
1722 bis 1806 diente das Palais als Residenz des österreichischen kaiserlichen Gesandten im niedersächsischen Kreis. Während der französischen Besatzung 1811-1814 wurde es unter dem damaligen Bürgermeister Amandus Augustus Abendroth als Mairie (Rathaus) genutzt. Danach wurde es Teil des neu erbauten Gebäudekomplexes Stadthaus und so Sitz der Hamburger Verwaltung und Polizei. Von 1933 bis zu seiner Zerstörung 1943 war es Teil des Gestapo-Hauptquartiers.
1953 rekonstruierte der Architekt Carl-Friedrich Fischer (1909-2001) die Straßenfront des im Krieg weitgehend zerstörten Gebäudes in vereinfachter Form.

[Görtz-Palais, Neuer Wall Nr. 86, S1 S2 S3 Stadthausbrücke]

Mahnmal St. Nicolai

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Mahnmal St. Nicolai, „Erden-Engel” (Bronze von Edith Breckwoldt, 2003), Mai 2011
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Mahnmal St. Nicolai, Turm von außen, Mai 2011
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Mahnmal St. Nicolai, Eingang Hopfenmarkt, Mai 2011
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Mahnmal St. Nicolai, innen, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

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Mahnmal St. Nicolai, „Prüfung” (Bronze von Edith Breckwoldt, 2004), Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

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St. Nicolai, Modell der Kirche (Krypta), Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

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St. Nicolai, Foto ca. 1930 (Krypta), Mai 2011
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Mahnmal St. Nicolai, Turm Innenseite, Mai 2011
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Die Nicolaikriche wurde 1195 als Kapelle gegrün­det und im 13. und 14. Jahrhundert zur Kirch­spiel-Pfarrkirche ausge­baut. Beim Großen Brand wurde sie völlig zerstört. Der gebürtige Altonaer Gottfried Semper gewann den Wettbewerb zum Wieder­aufbau. Trotzdem wurde der Entwurf des englischen Architekten George Gilbert Scott von 1846 realisiert. Er lehnte sich an die großen gotischen Kathe­dralen des Mittel­alters an. Der Bau wurde 1874 fertiggestellt. Der Steinkirch­turm war mit seinen 145 Metern der dritthöchste Turm Deutschlands.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche bis auf diesen Turm - er diente den Bombern als Orientierungspunkt - und die Außenmauern zerstört. Die Kirche wurde nach 1945 nicht wieder aufgebaut, sondern blieb als Mahnmal und Gedenkstätte für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft stehen. Die neue St. Nicolai-Kirche wurde 1957-62 am Klosterstern in Harvestehude errichtet.
In der erhalten gebliebenen Krypta zeigt eine sehenswerte Ausstellung die Geschichte St. Nicolais sowie Bilder der Zerstörung Hamburgs, Warschaus und Coventrys. Seit 2005 kann man mit einem Panoramalift auf eine Plattform in 76 m Höhe fahren. Von dort hat man einen guten Blick über die Stadt, der mit historischen Aufnahmen ergänzt wird.

[Nicolaikriche, www.mahnmal-st-nikolai.de, Willy-Brandt-Straße 60 | Hopfenmarkt, U3 Rödingsmarkt]

Hopfenmarkt

Hopfenmarkt, Vierländerin-Brunnen, Mai 2011
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Hopfenmarkt, Vierländerin-Brunnen, Statue, Mai 2011
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Der Hopfenmarkt war bis zur Neuanlage des Deichtor­marktes der Ham­burger Großmarkt. 1978 wurde hier der Vierländerin-Brunnen auf­gestellt, ursprünglich der Markt­brunnen auf dem Meßberg. Der Brunnen wurde 1878 von Franz Andreas Meyer entworfen. Die Standfigur einer Vierländer Bäuerin mit Marktkorb stammt von Engelbert Pfeiffer.

[Hopfenmarkt, Willy-Brandt-Straße 60 / Hopfenmarkt, U3 Rödingsmarkt]

Deichstraße

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Deichstraße, Bronzebrunnen von Georg Engst, Mai 2011
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Deichstraße, Restaurant „Deichgraf, Zum Brandanfang”, Mai 2011
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Deichstraße, Haus Nr. 19, Mai 2011
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Deichstraße Nr. 37, „Alt-Hamburger-Bürgerhaus”, Mai 2011
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Deichstraße, Blick Richtung Süden, Mai 2011
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Deichstraße Nr. 51 / Hohe Brücke, Haus der Seefahrt (Eingang), Mai 2011
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In der 1304 erstmals urkundlich erwähnten Deichstraße ist eine Gruppe von Häusern aus dem 17. und 18. Jahrhundert erhalten geblieben. Der Name „Deichstraße” geht auf den damals erbauten Schutzdeich zurück - als Folge der Erschließung des Viertels rund um den Rödingsmarkt. Einst standen hier lange Reihen fünf- bis sechs­geschoßiger Lager­häuser mit trüben Fenstern und großen Luken, mit spitzen oder geschweiften Giebeln. Es war die typische Kombination von Wohn- und Geschäftshäusern jener Zeit.
1842 begann in der Deichstraße Nr. 38 der Große Brand (Brandanfang), der in drei Tagen den Großteil der Altstadt zerstörte. Der südliche Teil der Straße blieb teilweise erhalten. Ab 1974 wurde die Deichstraße saniert, neue Häuser (Nr. 35 und Nr. 49) wurden im alten Stil gebaut.
Über die Cremonbrücke, die die Willy-Brandt-Straße überspannt, gelangt man zu Deichstraße. Vor der 1976-82 errichteten Landeszentralbank (heute Deutsche Bundesbank) befinden sich ein Bronzebrunnen und Bronzepoller von Georg Engst von 1982, die Hamburger Motive - Schiffsmotoren, Taue, Haken - assoziieren sollen.
Die Häuser Deichstraße Nr. 19, 21 und 23 wurden nach 1842 wieder aufgebaut. Nr. 19 wurde nach einem Entwurf von Georg Luis für den Oberalten Johann Heinrich Schäffer erbaut. Haus Nr. 25 wurde 1659 erbaut, das verstümmelte Barockportal 1974 wiederentdeckt. Nr. 27 von 1780 ist der älteste noch erhaltene Hamburger Speicher. Nr. 29 ist ein Kontorhaus von 1905. Nr. 37 ist als Alt-Hamburger-Bürgerhaus 1978-80 wiederhergestellt worden und beinhaltet eine über zwei Stockwerke gehende, typische Bürgerhausdiele mit bemalter Balkendecke. Am Ende der Straße befindet sich an der Ecke zur Hohen Brücke auf Nr. 51 das Haus der Seefahrt, ein 1909/10 errichtetes Kontorhaus mit Jugendstilornamenten und einer Bronzegruppe der Hammonia.

[Deichstraße, U3 Rödingsmarkt]

Mönckebergstraße

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Mönckebergstraße Nr. 3, Klöpperhaus, Mai 2011
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Mönckebergstraße Nr. 7, Levantehaus, Mai 2011
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Mönckebergstraße Nr. 7, Levantehaus Eingang, Mai 2011
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Mönckebergstraße Nr. 7, Levantehaus innen - Einkaufspassage, Mai 2011
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Die Mönckebergstraße entstand 1907/08 als größte Durchbruch­straße Richtung Alt­stadt im Sanierungs­gebiet zwischen Spitaler- und Stein­straße. In einem leichten Doppelschwung geführt, ver­bin­det sie den Hauptbahnhof mit dem Rathaus und entspricht einer Idee des künstlerischen Städte­baus von Camillo Sitte (1843-1903).
Hier entstanden keine Wohnhäuser, sondern nur Geschäftshäuser. Heute ist die Mönckebergstraße daher eine lange Einkaufsmeile mit überbreiten Gehsteigen, in der nur Busse und Taxis verkehren dürfen.
Am Beginn der Mönckebergstraße linker Hand Richtung Rathaus auf Nr. 3 steht das Klöpperhaus, 1912/13 von Fritz Höger für Heinrich Adolf Klöpper erbaut. Die Firma Adolf Klöpper war im Wollhandel tätig. Heute befindet sich hier ein Kaufhaus.
In der Mönckebergstraße Nr. 7 befindet sich das Phlipps-Levante-Haus, 1912/13 von Franz Bach und Carl Bensel errichtet. Früher waren hier die Büros der 1889 gegründeten Levante-Schifffahrtsgesellschaft untergebracht. Diese Gesellschaft bot regelmäßige Verbindungen zwischen der Hansestadt und den Häfen der Levante (Kleinasien, Syrien, Ägypten usw.).
Die zwei Baukörper an der Mönckeberg- und Bugenhagenstraße sind durch ein zentrales Treppenhaus verbunden. Nur die Fassade zur Mönckebergstraße ist mit Muschelkalk-Gliederungen schmuckreich detailliert. Ende der 1990er Jahre wurde es innen aufwendig umgebaut, es entstand eine exklusive Ladenpassage mit Cafés in den unteren Stockwerken. Darüber logiert das Park Hyatt Hotel.

Kontorhausviertel

Chilehaus

Kontorhausviertel, Chilehaus, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Sprinkenhof

Kontorhausviertel, Sprinkenhof, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Meßberghof

Kontorhausviertel, Meßberghof, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

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Mit dem Kontorhaus­viertel zwischen Stein­straße und Meß­berg, rund um den Burchard­platz, hat die City­bildung in Hamburg ihren Höhepunkt erreicht. Vorher war hier ein Gängeviertel mit dichter Bebauung in Fach­werk­häusern des 17. bis 19. Jahrhun­derts, bewohnt von kleinen Leuten. Seit 1892 sollte das Viertel saniert werden, geplant war ein hafennahes Wohn­viertel. Noch vor dem Ersten Weltkrieg begannen die Abbrucharbeiten, die Bewoh­ner wurden in die Jarrestadt (Winterhude) und auf die Veddel umgesiedelt.
Unter dem Druck der wirtschaftlichen Verhältnisse und der Zwangsläufigkeit der Citybildung, dem sich auch Fritz Schumacher beugen mußte, entstanden hier ab 1921 Kontorhäuser. Damit besitzt die City Hamburgs eine historische Architektur und ein Stadtbild, das unverwechselbar ist und zu den größten und wichtigsten Stadtbauleistungen Deutschlands gehört. Das Kontorhausviertel ist eine Geschäftsstadt, aus der Gewerbe und Wohnen verdrängt wurden - durch die Büros der Hamburger Handelsfirmen.
Zu den bekanntesten Kontorhäusern in diesem Viertel gehören der Sprinkenhof (der größte Gebäudekomplex im Kontorhausviertel wurde in drei Abschnitten zwischen 1927 und 1943 erbaut); das Chilehaus (erbaut 1922-24 nach Entwürfen von Fritz Höger) und der Meßberghof (1923/24 nach Entwürfen von Hans und Oskar Gerson als Ballinhaus erbaut).
Am 5. Juli 2015 hat das UNESCO-Welterbekomitee das Kontorhausviertel und die Hamburger Speicherstadt mit dem Chilehaus in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen. Diese Stätte würde auf einzigartige Weise die Folgen des rasanten internationalen Handelswachstums im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert symbolisieren, so das Komitee in seiner Begründung.

Polizeiwache Klingberg

Polizeiwache Klingberg
Klingenberg 1, Landherrenschaften und Polizeiwache, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

Die Polizeiwache Klingberg war das erste moderne Gebäude im Sanierungsgebiet, 1906-08 erbaut nach Entwürfen von Albert Erbe. Das Dienstgebäude für die Landherrenschaft und eine Polizeiwache nimmt mit seinen hohen Giebeln Bezug auf alt-hamburgische Bürgerhäuser. Von hier aus verwaltete Hamburg seine Landgebiete, worauf die Details am Eingang mit den Vierländer Feldfrüchten hinweisen.

Hauptbahnhof

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Hauptbahnhof, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

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Hauptbahnhof, Rückfront, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

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Hauptbahnhof, Bahnhofshalle, Mai 2011
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)

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Der Hauptbahnhof gehört bezirksmäßig nicht mehr zur Altstadt, sondern zu St. Georg. Er wurde 1899-1906 im Zuge der Neuordnung der Hambur­ger Bahn­ver­hältnisse nach einem Entwurf der Berliner Architekten Reinhardt & Süßenguth errichtet. Der ursprüng­liche Jugend­stil­ent­wurf wurde von Kaiser Wilhelm II. abgelehnt, so daß eine zurück­haltende Renais­sance­inspiration innerhalb der Steinarchitektur zur Ausführ­ung kam.
Die Halle mit Dreigelenkbindern in Tudor­bogen­form hat eine Spann­weite von 73 Metern. Mit den niedrigen Seitenschiffen ist sie ein Zitat der „Halle des Machines” der Pariser Weltausstellung von 1889. Die 37 Meter hohe, 206 Meter lange und 135 Meter breite Halle ist die größte Bahnhofshalle Deutschlands.
Bis zum Bau des Hauptbahnhofes gab es nur notdürftig miteinander verbundene selbständige Bahnhöfe der Verbindungsbahn, Berliner Bahn, Lübecker Bahn und Hannoverschen Bahn. Gleichzeitig wurde für vornehme Gäste und die Stadtteile rechts der Alster der Dammtorbahnhof in Rotherbaum gebaut.