Sehenswertes
Hauptattraktion von Petronell-Carnuntum ist natürlich das Freilichtmuseum Römerstadt Carnuntum. Aber bei einem Spaziergang durch den Ort kann man mehr Sehenswertes entdecken.
Rundkirche Petronell
Die Rundkirche Petronell des hl. Johannes der Täufer, auch Johanneskapelle oder Rundkapelle genannt, ist einer der ältesten und wertvollsten romanischen Bauten Österreichs. Der Quaderbau stammt aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts und wurde wahrscheinlich über den Fundamenten eines aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts stammenden Vorgängerbaus, der möglicherweise die erste Pfarrkirche von Petronell war, errichtet.

Rundkirche des hl. Johannes der Täufer
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
In den meterdicken Außenmauern verbirgt sich ein Gang, der zur Verteidigung gegen die häufigen Überfälle diente. Die Außenfassade ist durch zarte Halbsäulenpilaster mit Kapitellen gegliedert. Sie und Teile der Architektur des Innenraums zeugen von den Innovationen der Romanik. Das Kegeldach stammt aus der Zeit um 1700.

Rundkirche des hl. Johannes der Täufer, Halbsäulenpilaster der Außenfassade
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
In die Kapelle kommt man über ein romanisches Stufentor mit je vier Halbsäulen mit Würfelkapitellen. Der Eingangsbereich wurde 2019 restauriert. Dabei wurden die Steinoberflächen wurden mit reinem Wasser gereinigt, früheren Ausbesserungen mit Mikrosandstrahl im Trockenstrahlverfahren entfernt, verschobene Werksteine am Eingangsportal vorsichtig ausgelöst und passgenau wieder versetzt.

Rundkirche des hl. Johannes der Täufer, romanisches Stufentor
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Im Das Tympanon oder Tympanum (ursprünglich Handtrommel
) ist in der Architektur eine Schmuckfläche in Giebeldreiecken oder im Bogenfeld von Portalen (Wikipedia)Tympanon über dem Eingang befindet sich das besonders sehenswerte Relief Taufe Christi im Jordan. Christus wird als Knabe bartlos, im Jordan stehend, dargestellt. Johannes nimmt die Taufe vor, rechts hält ein Engel das Tuch bereit. Über Christus befindet sich eine Taube, das Sinnbild des Heiligen Geistes.

Rundkirche des hl. Johannes der Täufer, Tympanon über dem Stufentor
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Ab dem 15. Jahrhundert diente die Rundkirche als Gruft für verstorbene Mitglieder der herrschaftlichen Familie und wichtiger Funktionsträger. Heute ist sie im Besitz der Familien Abensperg-Traun und ihre letzte Ruhestätte.
Pfarrkirche Petronell-Carnuntum
Die römisch-katholische Pfarrkirche Petronell-Carnuntum der hl. Petronilla ist ein nur geringfügig veränderter spätromanischer Quaderbau, dessen Eindruck von dem axial angeordneten Westturm über annähernd quadratischem Grundriß beherrscht wird.

Pfarrkirche der hl. Petronilla
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
1058 schenkte Kaiser Heinrich IV. seiner Mutter, Agnes von Poitou (ca. 1025-1077), der Witwe von Heinrich III., einen weiten Landstrich, zu dem auch Petronell gehörte. 1056 bereiste sie das Grenzland zu Ungarn. Ab 1065 lebte sie überwiegend in Italien.
Als große Verehrerin der heiligen Petronilla wurde sie 1078 in Petronella-Rotunde des Petersdoms in Rom beigesetzt. Die Grafen von Vohburg (Diepoldinger-Rapotonen) ließen ihrer Lehensherrin die Kirche St. Petronilla errichten.

Pfarrkirche der hl. Petronilla, davor der Zierbrunnen
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Im 15. Jahrhundert wurde ein gotisches Seitenschiff, die sogenannte Florianikapelle, hinzugefügt. Während der Türkenkriege wurde die Kirche schwer beschädigt. Der Turm mußte im oberen Teil neu aufgeführt werden und erhielt sein Zwiebeldach. Die Pfarrkirche St. Petronilla ist das Werk einer im Raum um Hainburg tätigen, stilistisch konservativ eingestellten Bauhütte. Deren Hauptwerk ist die 1213 begonnene Basilika von Bad Deutsch-Altenburg.
Der Zierbrunnen wurde 1962 bei der Neugestaltung des Kirchenplatzes aufgestellt. Auf der Säule thront ein Wildtruthahn.

Pfarrkirche der hl. Petronilla, Kanzel und Altar
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Das Kircheninnere, ein Langhaus mit romanischem Mauerwerk, wurde am Ende des 17. Jahrhunderts mit einem barocken Stichkappentonnengewölbe auf tiefen Wandpfeilern versehen, mit zwei Flachbogen zur Seitenkapelle geöffnet.

Pfarrkirche der hl. Petronilla, Orgel von Josef Loyp
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Die Orgel baute 1842 der Orgelbauer Josef Loyp, einer der bedeutendsten Wiener Orgelbauern des 19. Jahrhunderts, in einem klassizistischen Gehäuse.
Annakapelle
Die der hl. Anna geweihte Annakapelle ist ein 1744 errichteter, barocker kreuzförmiger Bau. Heute dient sie als Aufbahrungshalle.
Dreifaltigkeitssäule
Mautmanderln
Die sogenannten Mautmanderln, Steinfiguren von gedrungener Gestalt, bekleidet mit einer Amtsrobe, stehen links und rechts auf den Pfeilern des ehemaligen östlichen Markttores, dem Ungartor.
Die Figur auf der Nordseite hält ein Schild mit der Aufschrift: Sehet liebe Nachbarn mein wir zwei wollen Wächter sein (1778)
.

Mautmanderl mit Schild
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Auf der einen Straßenseite steht neben dem Pfeiler mit dem Mautmanderl ein barockes Wohnhaus aus dem 2. Viertel des 18. Jahrhunderts, vermutlich das Mauthaus.

Mautmanderl und barockes Wohnhaus
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Auch Sehenswert
Zierbrunnen

Zierbrunnen, 1973 errichtet
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Tabernakelpfeiler

Tabernakelpfeiler, 1. Hälfte 16. Jh.
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Geschichte
Die Siedlung geht ursprünglich auf das römische Militärlager Carnuntum zurück, das der spätere Kaiser Tiberius im Jahre 6 n. Chr. als Winterlager errichtete. Carnuntum entwickelte sich zwischen dem 1. und 4. Jahrhundert n.Chr. zu einer Großstadt an der nördlichen Grenze des Römischen Reichs, dem Donaulimes.
Ab dem 11. Jahrhundert entwickelte sich im Bereich der römischen Zivilstadt eine neue Siedlung. Das Hainburger Gebiet gehörte seit 1058 Kaiserin Agnes von Poitou (ca. 1025-1077), der Mutter von Kaiser Heinrich IV. Sie stiftete der neu gegründeten Pfarrkirche Reliquien der hl. Petronilla und gab damit auch dem daneben entstehenden Dorf seinen Namen.
1142 erhielt Hugo von Weikersdorf († 1156), der Stammvater des Hauses Liechtenstein, das Gut Petronell von König Konrad III. als freies Eigen, verbunden mit dem Marktrecht. Unter den Liechtensteinern entstand um 1210 der romanische Bau der Pfarrkirche und der Markt wurde durch einen quadratischen Platz erweitert. Anfang des 14. Jahrhunderts gelangte die Herrschaft Petronell an die Herren von Kranichberg. Danach wurde Petronell landesfürstliches Lehen, als Rest der alten Stellung blieb nur das eigene kleine Landgericht. Nach den Kranichbergern gelangte der Markt 1510 an den St.-Georgs-Orden, 1598 an die Jesuiten in Graz, 1610 an die Freiherren von Unverzagt
1656 erwarb Graf Ernst von Abensperg und Traun (1608–1668) die Herrschaft Petronell durch Heirat. Die Familie Abensperg und Traun ist heute noch durch den Besitz der Rundkapelle und des barocken Schüttkastens und als Förderer der Pfarreinrichtungen mit der Marktgemeinde Petronell-Carnuntum verbunden.
Seit 1966 führt die Gemeinde Petronell offiziell den Namen Petronell-Carnuntum.
Petronell auf einen Blick
Marktgemeinde Petronell-Carnuntum, Land Niederösterreich, politischer Bezirk Bruck an der Leitha, Webseite
1.280 Einwohner (2022), 25 km², 51 Einwohner/km²
Vorwahl: +43 (0)2163, KfZ-Kennzeichen: BL
Koordinaten: 48° 7′ N, 16° 52′ O
Literatur/Quellen
- Wikipedia [abgerufen am 24.04.2023]
- Gedächtnis des Landes [abgerufen am 24.04.2023]
- Denkmalgeschützte Objekte [abgerufen am 24.04.2023]
- Rundkapelle - Johanneskirche [abgerufen am 24.04.2023]
- Baugeschichte der St. Johannes-Kirche [abgerufen am 24.04.2023]