Das Schloss
Der Markt Obersiebenbrunn wird 1115 erstmals urkundlich erwähnt. Um 1322 entstand hier, als Nacholger einer verödeten Burg, ein Freihof. 1579 erwarben die Freiherren von Heberstein das Anwesen. 1690 wurde das Schloss Maria Helena Gräfin von Meggau, verheiratete Kollonitz, zugesprochen.
1710 erwarb der spätere Fürsterzbischof Sigismund Graf von Kollonitz (1677-1751) Schloss und Liegenschaft von Obersiebenbrunn und nahm den frühbarocken Umbau in Angriff.

Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672
1725 erhielt Prinz Eugen die zweigeschossige Vierflügelanlage von Kaiser Karl VI. als Geschenk. Er ließ es, vermutlich nach Plänen von Lukas von Hildebrandt, zu einem Barockschloss umbauen. Dabei wurde der Bau stark überarbeitet und adaptiert. Die Fassade Richtung Parkeingang und zur Siedlung weist gegenüber den anderen Fronten eine reichere Dekoration auf. Das Erdgeschoß ist gequadert, das Obergeschoß überwiegend durch Pilasterstellungen und geschwungene Fensterverdachungen dekoriert. Das Zentrum des Baues ist der viergeschossige, risalitartig vorspringende, die Dachzone markant überragenden südgelegene Torturm mit kräftiger Geschoßgliederung. Das rundbogige Tor ist durch Pilaster und eine gerade, profilierte Verdachung geschmückt. Die seitlichen Fassaden sind deutlich schlichter gestaltet.
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- Marchfeld, Schloss Obersiebenbrunn, September 2019
Seitentrakt
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Nach Prinz Eugens Tod verkaufte es seine Nichte und Universalerbin Victoria von Savoyen wieder an Kardinal Kollonitsch. Dessen Familie behielt das Schloss bis zu ihrem Aussterben 1874. Danach ging es testamentarisch in den Besitz der Erzdiözese Wien über. Diese richtete hier 1914 ein Erziehungsheim für gefährdete Mädchen ein, verbunden mit einer landwirtschaftlichen Schule. 1936 wurde die große Landwirtschaft vom Schloß abgetrennt. 1973 verließen die „Schwestern vom Guten Hirten“ endgültig Obersiebenbrunn, Heim und Schule wurden geschlossen. Das stark vernachlässigte Gebäude kam dann in Privatbesitz und war von 1999 bis November 2001 im Besitz der Marktgemeinde Obersiebenbrunn.
2001 erwarb Seine Heiligkeit Pabst Schenuda III. der ägyptischen Koptisch-Orthodoxen Kirche das Schloss, heute das St.-Antonius-Kloster für koptische Mönche. Aus dem ehemaligen Festsaal mit einer barocken Stuckdecke wurde ein Andachtsraum. Dessen Wände sind mit Figuren aus der koptischen Kunst bemalt.
Der große Park mit dem Gartenhaus gehört nach wie vor der Gemeinde. Die ehemaligen Wirtschaftsgebäude wurden an einen Reitstall verpachtet.
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- Marchfeld, Schloss Obersiebenbrunn, September 2019
Reitstall (ehemaliges Wirtschaftsgebäude)
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Der Schlosspark
Den nördlich des Schlosses gelegenen barocken Schlosspark ließ Prinz Eugen um 1725 durch den Brunneningenieur und Gartenarchitekten Dominique Girard (um 1680–1738) anlegen, den sternförmig acht von einem Pavillon ausgehende Alleen durchziehen. Die für die Jagd gedachte 46 Hektar große Anlage war Teil der eugenschen Landerschließung im Marchfeld, zu der auch Schloss Hof und Schloss Niederweiden gehörten. Der Park ist nicht mehr direkt vom Schloss aus zugänglich, aber noch immer von erkennbaren Orthogonal- und Diagonalalleen durchzogen.
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- Marchfeld, Schloss Obersiebenbrunn, September 2019
Achse zum Gartenpavillon
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Im Zentrum der acht Strahlen des JagdsternsDer Jagdstern ist ein Element aus der barocken Garten- und Landschaftsgestaltung. Er stellt den Mittelpunkt eines Systems aus sternförmig zusammenführenden Sichtachsen und Schneisen dar und diente der Gliederung und Erschließung eines Jagdreviers für die Parforcejagd und andere Jagdformen.
Wikipedia steht der barocke Gartenpavillon von 1728, der von Johann Lucas von Hildebrandt (1668–1745) entworfen wurde.
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- Marchfeld, Schloss Obersiebenbrunn
Gartenpavillon
Foto Bwag/Wikipedia (CC BY-SA 3.0 AT)
Der ovale Grundriss des Pavillons und das Mansardwalmdach erinnern an die Türkenzeit - Prinz Eugen hatte das Schloss ja für seine Erfolge im Kampf gegen die Türken erhalten. Die Wände und Decken sind mit allegorischen Fresken und Groteskenmalereien des Augsburger Malers Jonas Drentwett (1656-1736) geschmückt. Vorwiegend sind es Szenen aus dem Land- und Jagdleben, ebenso die Tierkreiszeichen, die vier damals bekannten Kontinente, die vier Elemente und die vier Jahreszeiten.
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- Marchfeld, Schloss Obersiebenbrunn
Gartenpavillon innen
Foto Ailura/Wikipedia (CC BY-SA 3.0 AT)
Jonas Drentwett hat unter anderem auch die Deckengemälde der beiden Wiener Belvedereschlösser und des Augartenpalais geschaffen.
Webseite Marktgemeinde
das Schloss kann tagsüber außen frei besichtigt werden, der Park ist seit Mai 2018 wegen Pilzbefalls der Eschen gesperrt
Literatur/Quellen
- Buchtipps Marchfeld-Schlösser
- Wikipedia [abgerufen am 23.06.2020]
- Burgen-Austria [abgerufen am 23.06.2020]
- NÖ-Burgen online [abgerufen am 23.06.2020]