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Schloss Niederweiden - das Jagdschloss von Prinz Eugen

Das dritte von Prinz Eugen von Savoyen erworbene Schloss im Marchfeld diente vor allem dessen Jagdleidenschaft. Die erhaltene Wildküche gibt davon Zeugnis.

Marchfeld, Schloss Niederweiden Westfront
Marchfeld, Schloss Niederweiden
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Das kleine und zierliche Schloss steht alleine in der Landschaft, etwa vier Kilometer von Schloss Hof entfernt, mit dem es eine Einheit bildet.

Das Schloss

Das Gebiet um Niederweiden wurde erstmals 1045 als Schenkungsgut Heinrichs III. erwähnt. Im Mittelalter befand sich hier die Wasser- und Fluchtburg Grafenweiden, von der aus die Bernsteinstraße und eine Furt durch die March überwacht wurden. Beim ersten Türkeneinfall 1529 wurde der Wehrbau endgültig zerstört. 1585 verlieh Kaiser Rudolf II. (1552-1612) die „öde Veste“ an Friedrich von Prankh. 1637 ging sie dann gemeinsam mit dem Dorf Unterweiden an den kaiserlichen Feldhauptmann Hans Ulrich Graf Concin von Penna über.

Schloss Niederweiden um 1700
Schloss Niederweiden um 1700
Foto Kwerdenker/Wikipedia

1685 erwarb Ernst Rüdiger Graf von Starhemberg (1638-1701), der zwei Jahre zuvor Wien erfolgreich gegen die Osmanen verteidigt hatte, die Herrschaft Engelhartsstetten. 1693 beauftragte er Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656-1723) mit der Ausarbeitung eines Entwurfes für ein „Lustgebäude“. Fischer von Erlach baute ein zierliches, französisch wirkendes Jagdschlösschen, das mit Ausnahme des mittleren Saaltraktes eingeschossig war. Die niedrig gezogenen Trakte hatten flache Dächer, ähnlich den Palladio-Villen in Oberitalien, die mit Terrassen versehen waren. Den ovalen Mittelteil betonte eine dekorative Attika mit Skulpturen. Westlich des Schlosses wurden zwei kleine Wirtschaftsgebäude, die Wildküche und eine Zuckerbäckerei, errichtet.
1726 kaufte Prinz Eugen von Savoyen (1663-1736) von Maria Josepha Gräfin Starhemberg die Herrschaft samt Schloss und Dorf Niederweiden für 100.000 Gulden in bar und 77.000 Gulden in sieben Raten. Er vereinigte sie mit seiner Herrschaft Schlosshof - die seither immer einen gemeinsamen Besitzer haben - und seinem Gut Obersiebenbrunn und wurde damit zum bedeutendsten Grundherrn im Marchfeld. Der Prinz veränderte nur wenig am Schloss selbst. Er bewohnte die Nordostecke des Hauses mit dem rot tapezierten Schlafzimmer, einer Garderobe und einer Hauskapelle. Der Salon daneben diente als „Taffelzimmer mit niederländischem Spalier”, der Raum auf der anderen Seite des großen ovalen Saales war das „Officier Taffel Zimmer”. In der Jagd- oder Wildküche - ein Werk von Johann Lucas von Hildebrandt - war für jeden Jagdgast eine eigene Feuerstelle vorgesehen.

Marchfeld Schloss Niederweiden Wildküche
Marchfeld, Schloss Niederweiden, September 2019
Wildküche
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Nach dem Tod von Prinz Eugen 1736 fielen seine Besitztümer an seine Nichte und Universalerbin, Prinzessin Viktoria von Savoyen (1683-1763), die 1738 den Prinzen Joseph Friedrich von Sachsen-Hildburghausen (1702-1787, Regent von Sachsen-Hildburghausen und kaiserlicher Generalfeldmarschall der Habsburger) heiratete. Niederweiden wurde ein Ort rauschender Feste, bis der nach der Scheidung von Viktoria finanziell etwas klamme Prinz die beiden Schlösser 1754 verkaufen mußte und bei einem Fest Maria Theresia als Käuferin gewinnen konnte. Diese schenkte die beiden Schlösser ihrem Gatten Franz I. Stephan von Lothringen.

Marchfeld Schloss Niederweiden Gartenseite
Marchfeld, Schloss Niederweiden, Oktober 2022
Ostfront gartenseitig
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Sie ließ Niederweiden aufstocken und von ihrem Hofarchitekten Nicolaus Pacassi einen Pavillon Chinois errichten. Das Stiegenhaus brachte der Architekt im linken Gebäudeteil unter, die exotische Malerei des Mittelsaales stammt von Jean Baptist Pillement. Die übrigen Zimmer wurden nach chinesischem Vorbild mit Reispapiertapeten ausgestaltet, die Chinesen beim Ackerbau, der Fischerei und beim Teesammeln zeigten. In den Kabinetten waren französische Kupferstiche in die Vertäfelung eingelassen. 1770 wurde auf Wunsch Maria Theresias durch den Schönbrunner Hofgärtner Louis Flechier eine Allee zwischen den Schlössern Hof und Niederweiden angelegt. Den Plan, das Schloss als Witwensitz zu nutzen, realisierte sie jedoch nicht.
Mit dem Tod Maria Theresias begann, wie bei anderen habsburgischen Schlössern, der Niedergang von Schloss Niederweiden. Das Schloss blieb bis heute unbewohnt. Die Möbel wurden nach Schloss Hof oder nach Wien überstellt, die Gärten verwilderten. Im ersten Weltkrieg diente das Erdgeschoß sogar als Pferdestall. Im zweiten Weltkrieg wurde das Schloss durch Artillerietreffer beschädigt. Bei den 1956 begonnenen Renovierungsarbeiten zerstörte ein Brand das Stiegenhaus, nahezu das gesamte Dach wurde vernichtet. Erst seit der Niederösterreichischen Landesausstellung Prinz Eugen und das barocke Österreich 1986 geht es mit Schloss Niederweiden wieder bergauf, es wird als permanenter Ausstellungsort genützt.

Marchfeld Schloss Niederweiden Gartenseite
Marchfeld, Schloss Niederweiden, September 2019
Gartenseite
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Der Schlosspark

Lucas von Hildebrandt hat einen von zahlreichen Alleen und Wegen durchzogenen Park mit einem Heckentheater angelegt. Durch eine Mittelachse war er in einen landwirtschaftlich genutzten Bereich (mit Obst- und Gemüseflächen) und ein sogenanntes „Lustwäldchen“ geteilt.

Marchfeld Schloss Niederweiden Schlosspark
Marchfeld, Schloss Niederweiden, September 2019
Schlosspark
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Dieser rokokohafte Garten mit allerlei versteckten Plätzen, verschlungenen Wegen und spektakulär gestalteten Rasenplätzen zeigt bereits den Wandel in der Gartenkunst: Lässt der Park in Schloss Hof noch die strenge Symmetrie des Barock erkennen, ist hier die verspielte Unregelmäßigkeit wichtigstes Gestaltungsprinzip.

Schloss Niederweiden, Niederweiden 1, 2292 Engelhartstetten,
Tel. +43 2285 20 000, Internet
09.03. - 03.11.2024: tägl. 10-18 Uhr

Literatur/Quellen

Sonderausstellung – Imperiale Hochzeiten

Schloss Niederweiden | Schloss Hof | 09.03. - 03.11.2024 | tägl. 10-18 Uhr

Ausstellungsplakat Sonderaustellung Imperiale Hochzeiten

Die Sonderausstellung „Imperiale Hochzeiten“ zeigt faszinierende Aspekte rund um das Thema Hochzeit und Heirat im Hause Habsburg - von der Partnerwahl über die Verlobung bis zu den eigentlichen Hochzeitsfeierlichkeiten.
Der Ausstellungsteil in Schloss Niederweiden zeigt die spektakulären Facetten einer imperialen Hochzeit. Musste diese doch besonders prunkvoll und außergewöhnlich sein, denn schließlich dienten die Festlichkeiten auch dem Prestige der Monarchie und der kaiserlichen Familie. Voraussetzung für eine Verlobung war ein erfolgreicher Abschluss der Verhandlungen zwischen den Familien von Braut und Bräutigam. Dabei war die Bekanntschaft der Brautleute nicht notwendig, auch ein Brautwerber konnte stellvertretend für den zukünftigen Ehemann bei der Familie der Auserwählten um deren Hand anhalten. „Sobald alle protokollarischen Punkte erfüllt waren, begann man mit der Zusammenstellung der Brautausstattung, des sogenannten Trousseaus“, erklärt Birgit Schmidt-Messner, Kuratorin der Schönbrunn Group. So unterschiedlich die Bräute, so unterschiedlich gestaltete sich auch die Aussteuer, die im 19. Jahrhundert öffentlich ausgestellt und mit regem Interesse betrachtet wurde.
Die Hochzeit bildete vor allem für die Braut eine große Veränderung und begann mit einer wochenlangen Reise, die oft quer durch Europa von ihrem Geburtsort in die neue Heimat führte. Der aufwendig gestaltete Einzug der Braut, der Höhepunkt der Reise, diente schließlich auch dazu, sie dem Volk zu präsentieren.

Schloss Niederweiden Imperiale Hochzeiten, © Schoennbrunn Group/Viktor Annerl
Schloss Niederweiden, Imperiale Hochzeiten
Foto © Schoennbrunn Group/Viktor Annerl

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