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Schloss Hof - ein barockes Juwel

Das zweite Schloss von Prinz Eugen ist das barocke Juwel des Marchfelds, ein Höhepunkt der Schlösser-Architektur.

Marchfeld, Schloss Hof Ehrenhof 2019
Marchfeld, Schloss Hof
Neptunbrunnen und Ehrenhof
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Die Anlage nimmt mit Nebengebäuden und Park eine Fläche von fast 50 Hektar ein. Damit ist sie die größte Schlossanlage Österreichs und ein barockes Gesamtkunstwerk ersten Ranges. Auf den einstigen Wehrcharakter weisen heute nur mehr die hohen Basteimauern an der Gartenseite hin. Das Gelände, auf dem sich Schloss und Park befinden, ist in sieben Terrassen gegliedert, die sich in West-Ost-Richtung zur March hin absenken.

Das Schloss

Das Innengestaltung des Schlosses wurde im Lauf der Zeit mehrfach verändert, so daß man sie heute vor allem als Präsentation einer Ausstellung verstehen kann.
Im Erdgeschoß befanden sich die Räume der Lakaien, Kammerdiener, Pagen, Keller- und Küchenmeister sowie die Küche, die im Nordflügel untergebracht war. Die Zuckerbäckerei im anschließenden Eckpavillion, in der feines Konfekt und kandierte Früchte hergestellt wurden, war sehr beliebt.
Im Obergeschoß, der Beletage, befanden sich die Privatgemächer und die meisten Repräsen­tationsräume. Im Nordtrakt das Wohnappartement von Prinz Eugen, das für Kaiser Joseph II. umgestaltet wurde. Die Räume im Osttrakt, mit Blick auf den prachtvollen Garten, widmen sich ausführlich dem Leben und Wirken des kunstsinnigen Prinzen. Über die barocke Kapelle - die weitgehend in ihrem ursprünglichen Aussehen erhalten ist - und den klassizistischen Festsaal gelangt man in den Südtrakt mit den Gemächern Maria Theresias.

Schloss Hof Festsaal
Schloss Hof, Festsaal im Osttrakt
Foto © Schloss Schoenbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H./Severin Wurnig

Das auf Joseph II. zurückgehende Kaiserappartement im Nordtrakt beherbergte ursprünglich die Privaträume von Prinz Eugen:

  • das Caffeezimmer,
  • die Taffelstuben (Speisezimmer),
  • das Spielzimmer,
  • das unbeheizte Audienzzimmer (Audienzen sollten kurz und bündig sein),
  • das Schlafzimmer

Im Osttrakt widmen sich vier Räume in einer Dauerpräsentation eingehend dem Leben und Wirken des Prinzen Eugen von Savoyen.
Das Appartement von Maria Theresia war ursprünglich das Paradeappartement - Schlachtenbildersaal, ein Konversationszimmer und ein Paradeschlafzimmer - von Prinz Eugen. Es wurde ab 1773 für Maria Theresia vollkommen umgestaltet und besteht nun aus:

  • der Antecamer (Vorzimmer),
  • dem Empfangszimmer (es nahm in der Hierarchie der Räume des Appartements den wichtigsten Platz ein),
  • dem Sitzzimmer,
  • dem Schlafzimmer
  • und dem Dienstbotenzimmer, wo die Zubereitung der heißen Schokolade thematisiert wird.

In den neu gebauten Flügeln des Ehrenhofes lagen die Räume für die Gäste des Prinzen, in der Regel sechs Kavaliere und sieben Damen. Im Ehrenhofteil des Nordtrakts finden heute die Wechselausstellungen statt.

Der Schlosspark

Der Garten beschränkte sich ursprünglich auf das direkte Schlossumfeld und war noch nicht als Terrassenanlage konzipiert. 1729/30 wurde diese Gartenanlage durch eine wesentlich umfangreichere Neuplanung von Lucas von Hildebrandt ersetzt. Eine großzügige Erweiterung und Neuorientierung der Gartenanlage in der Achse nach Osten zur March.
Der 16 Hektar große barocke Schlosspark besteht nun aus sieben Terrassen. Nach einem Konzept des Fontainier Dominique Girard lag die Gestaltung des Gartens in den Händen des Obergärtners und Garteninspektors Anton Zinner, unterstützt vom Feldingenieur Ludwig Seibb.

Schloss Hof, Luftaunahme
Schloss Hof, Luftbild
Blick von der March über den Garten
Foto © Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H./Severin Wurnig

Die Idee des terrassierten Gartens geht auf den italienischen Renaissance-Architekten Donato Bramante (1444-1514) zurück, der eine solche Anlage um 1500 im Vatikan errichtete. Diese Gestaltungsweise wurde in den Renaissancegärten des 16. Jahrhunderts übernommen und zu Vorbildern in ganz Europa.

Buch Antoine-Joseph Dézallier d'Argenville, La théorie et la pratique du jardinage ...
Quelle: Heinrich Heine Universität Düsseldorf

Das 1709 erschienene Traktat La théorie et la pratique du jardinage … des Pariser Hofbeamten Antoine-Joseph Dézallier d'Argenville (1680-1765) wurde zur unentbehrlichen Grundlage jeder Gartengestaltung.
Die barocken Gärten wurden zum Ort glanzvoller Repräsentation, sie sollten größer sein, als sie tatsächlich waren. Und sie sollten einen vollkommen ebenmäßigen und harmonisch konstruierten Naturraum, ein ideales Abbild des Kosmos oder des Paradieses, darstellen. Die geformte Natur bedeutete für die absolutistischen Fürsten immer auch unterworfene Natur.

Die zahlreichen Figuren im Barockgarten - antike Götter und Fabelwesen - dienen der Verherrlichung des großen Feldherren. Die Löwenskulpturen von Herkules und Antaeus erzählen von der Bezwingung der Türken durch Prinz Eugen.
Zur Wasserversorgung der Fontänen wurden Speicherbecken im nahen Groißenbrunn verwendet. Das Zentrum der Anlage bildeten drei Reservoirteiche und ein Pumpenwerk. Ein oberschlächtiges Rad beförderte das Wasser in einen Turm. Von da gelangte es über eigene Leitungen zu den Becken der Brunnen und der Kaskade in Schloss Hof.
Die Rekonstruktion des Gartens erfolgte ab 1991. Als Vorlage dienten auch Gemälde von Bernardo Bellotto, gen. Canaletto, die auch die Gartenseite zeigen.

Schloss Hof, Gartenseite 1759-1760, Gemälde von Bernardo Bellotto, gen. Canaletto
Gartenseite von Schloss Hof zur Glanzzeit Maria Theresias
Gemälde von Bernardo Bellotto, gen. Canaletto, 1759-1760
Foto © Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie

Als Prinz Eugen 1736 starb, war die Gartenanlage nur bis zur Hälfte der untersten Terrasse vollendet. Sie wurde 1754 fertiggestellt, als der damalige Besitzer Joseph Friedrich von Sachsen-Hildburghausen Schloss Hof an Maria Theresia verkaufen wollte.

Terrasse 1

Der ursprüngliche Haupteingang und Vorhof zum Schloss am Ende der Allee von Schloss Niederweiden sind nicht erhalten. Auf der ersten Terrasse stehen seitlich zwei parallele Stallungsbauten für die Pferdeställe. In der Geländestufe zur zweiten Terrasse befindet sich der Neptunbrunnen. Allerdings ist die Neptunstatue verloren gegangen.

Schloss Hof, Terrasse 1, Neptunbrunnen im Winter
Marchfeld, Schloss Hof, Januar 2023
Terrasse 1, Neptunbrunnen im Winter
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Die beiden prächtigen Herkulesfiguren, die beiderseits des Neptunbrunnens standen, wurden nach der Räumung des Schlosses um 1898 im Oberen Belvedere in Wien aufgestellt und Ende des 20. Jahrhunderts an Schloss Hof zurückgegeben.

Schloss Hof, Terrasse 1, Neptunbrunnen, Herkulesfigur1
Marchfeld, Schloss Hof, Juli 2020
Terrasse 1, Neptunbrunnen - Herkulesfigur 1
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Schloss Hof, Terrasse 1, Neptunbrunnen, Herkulesfigur2
Marchfeld, Schloss Hof, Juli 2020
Terrasse 1, Neptunbrunnen - Herkulesfigur 2
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Die heute hier aufgestellt Figuren sind Repliken, die Originale befinden sich geschützt im Lapidarium.

Terrasse 2

Die zweite Terrasse wird vom Schloss eingenommen. Das ursprünglich vierseitige Kastell erhielt durch den Anbau der seitlichen Flügel unter Lucas von Hildebrandt den Ehrenhof.

Schloss Hof, Ehrenhof im Winter
Marchfeld, Schloss Hof, Januar 2023
Ehrenhof im Winter
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Terrasse 3

Auf der Gartenseite des Schlosses gelangt man durch die Sala Terrena, den sommerlichen Speisesaal des Prinzen, zur dritten Terrasse mit dem Najadenbrunnen (Ceresbrunnen).

Schloss Hof, Terrasse 3, Ceres- Najadenbrunnen
Marchfeld, Schloss Hof, Oktober 2022
Gartenfront, Terrasse 3, Ceres- oder Najadenbrunnen
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Najaden sind mit Meerestieren spielende Wassernymphen. In der griechischen Mythologie sind sie Nymphen, die über Quellen, Bäche, Flüsse, Sümpfe, Teiche und Seen wachen.

Schloss Hof, Terrasse 3, Najadenbrunnen, Detail
Marchfeld, Schloss Hof, Oktober 2022
Terrasse 3, Najadenbrunnen, Detail
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Schloss Hof, Terrasse 3, Najadenbrunnen, Detail
Marchfeld, Schloss Hof, Oktober 2022
Terrasse 3, Najadenbrunnen, Detail
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Terrasse 4

Zwei halbrunde Treppenarme, die eine Brunnengrotte umschließen, führen von der dritten Terrasse hinab auf die vierte, die man durch ein schmiedeeisernes Tor betritt. In der Brunnengrotte sind Statuen des Danuvius, dem Flussgott der Donau, und der Flussgöttin March. Sie symbolisieren die Kräfte von Donau und March.

Schloss Hof, Terrasse 4, Brunnengrotte
Marchfeld, Schloss Hof, Juli 2020
Terrasse 4, Brunnengrotte
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Schloss Hof, Terrasse 4, Brunnengrotte, Danuvius
Marchfeld, Schloss Hof, September 2019
Terrasse 4, Brunnengrotte, Danuvius
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Schloss Hof, Terrasse 4, Brunnengrotte, Flussgöttin March
Marchfeld, Schloss Hof, September 2019
Terrasse 4, Brunnengrotte, Flussgöttin March
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Terrasse 5

An den Seiten der breiten Mitteltreppe wachen zwei Sphingen über den barocken Garten von Schloss Hof.

Schloss Hof, Terrasse 5, Aufgang zur Terrasse 4
Marchfeld, Schloss Hof, September 2020
Terrasse 5, Aufgang zur Terrasse 4
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Von den beiden seitlichen Treppen sind nur die Rampen und die Figuren der vier Jahreszeiten am Treppenantritt geblieben. An den Treppenenden stehen Vasen.

Schloss Hof, Terrasse 5, Vasen
Marchfeld, Schloss Hof, September 2019
Terrasse 5, Vasen am Treppenende
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Terrasse 6

Von den sechs Brunneanlagen in Schloss Hof - Neptunbrunnen, Najadenbrunnen (Ceres-Brunnen), Brunnengrotte mit March & Donau, Kleine Kaskade und Oktogon ist die Große Kaskade wohl die beeindruckenste. Am Geländesprung von der fünften auf die sechste Terrasse überwindet sie einen Höhenunterschied von über fünf Metern. Das Wasser stürzt über fünf Schalen in das untere Becken, das Gesamtwasservolumen beträgt 500.000 Liter. 27.000 Liter pro Stunde für die drei Fontänen, 200.000 Liter für die Kaskadenstufen werden im Kreislauf befördert.

Schloss Hof, Terrasse 6, große Kaskade
Marchfeld, Schloss Hof, September 2019
Terrasse 6, große Kaskade
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Die Große Kaskade bildet den räumlichen, aber auch den thematischen Mittelpunkt des barocken Gartens. Am Beginn der Kaskadentreppe befand sich eine Gruppe aus sechs Figuren, auf der untersten Kaskadenstufe zwei Kindelgruppen, im unteren Becken zwei weitere Figurengruppen. Erhalten geblieben sind nur die seitlichen Allegorien, die Prinz Eugens Staatskunst und Prinz Eugens Kriegsruhm darstellen, und der auf einer Muschel sitzende Apoll.

Schloss Hof, Terrasse 6, große Kaskade, Apoll
Marchfeld, Schloss Hof, Juli 2020
Terrasse 6, große Kaskade, Figur des Apoll
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Der durch seine Lyra als Apollo Musagetes gekennzeichnete Sonnengott wurde einst, als Förderer der Künste, wahrscheinlich von einer Muse flankiert. Das Thema Apolls ist in vielen Gärten des 18. Jahrhunderts zu finden.
Am äußeren Beckenrand auf der fünften Terrasse befinden sich zwei Skulpturengruppen. Eine antike Gottheit, begleitet von einer weiblichen Muse, triumphiert über die darunter liegende, negativ besetzte Personifikation.

Schloss Hof, Terrasse 6, Prinz Eugens Kriegsruhm
Marchfeld, Schloss Hof, September 2019
Terrasse 6, große Kaskade, Prinz Eugens Kriegsruhm
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Schloss Hof, Terrasse 6, Prinz Eugens Staatskunst
Marchfeld, Schloss Hof, September 2019
Terrasse 6, große Kaskade, Prinz Eugens Staatskunst
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Die Figurengruppe am südlichen Pfeiler ist die Allegorie von Prinz Eugens Kriegsruhm. Der etwas gedrungen wirkende Kriegsgott Mars, begleitet von der Fama, der Göttin des Ruhmes, blickt Richtung Hainburger Pforte. Fama krönt Mars mit dem Lorbeerkranz und hält eine Trompete, um den Ruhm des siegreichen Kriegers zu verkünden. Zu Füßen der beiden liegt Invidia, die Personifikation des Neids und der Mißgunst.
Am nördlichen Pfeiler steht die allegorische Darstellung von Prinz Eugens Staatskunst. Herkules hält in der linken Hand eine Keule und richtet den Blick in die Ferne. Die weibliche Figur an seiner Seite, mit Buch und Ruder in den Händen, ist die Personifikation der Staatsführung. Zu beider Füßen liegt Marsyas, das Symbol der Dummheit.

Schloss Hof, Terrasse 6, große Kaskade, äußeres Relief der Südseite
Marchfeld, Schloss Hof, Juli 2020
Terrasse 6, große Kaskade, äußeres Relief der Südseite
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Die szenisch aufgebauten Darstellungen in den vier großen Relieffeldern der Stützmauer sind unvollständig und den Metamorphosen Ovids entnommen. Sie spielen auf das klassische Thema der menschlichen Hybris an.

Terasse 7

Über die Kleine Kaskade überwindet das Wasser die Geländestufe zur siebenten Terrasse.

Schloss Hof, Übergang Terrasse 6/7, kleine Kaskade
Marchfeld, Schloss Hof, Juli 2022
Übergang Terrasse 6/7, kleine Kaskade
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Die siebente Terrasse ist durch eine Längs- und Querachse in vier Felder geteilt, in deren Kreuzungspunkt sich eine oktogonale Fontäne befindet. Das Wasser schiesst aus dem Maul eines Seeungeheuers. Das Original der Skulptur wurde jedoch 2003 nach Frankreich verkauft. Heute ist hier eine Kopie aufgestellt.

Schloss Hof, Terasse 7, Oktogonbrunnen
Marchfeld, Schloss Hof, Juli 2020
Terasse 7, Oktogonbrunnen
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Das neu geschaffene Labyrinth und der Irrgarten mit jeweils 2.200 Quadratmetern Fläche sind eine besondere Attraktion der 7. Terrasse. Von der Aussichtsplattform kann man auf den vollendeten Barockgarten von Schloss Hof blicken.

Schloss Hof, Terrasse 7, Labyrinth und Irrgarten
Marchfeld, Schloss Hof, Oktober 2022
Terrasse 7, Labyrinth und Irrgarten
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Am unteren Ende der Terrasse befindet sich das Marchtor, das das Ende des Gartens und die Grenze zur wilden Landschaft im Außenbereich markiert.

Schloss Hof, Marchtor aussen
Marchfeld, Schloss Hof, November 2020
Marchtor aussen
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Meierhof und Orangerie

Der Meierhof im Norden der Schlossanlage wurde ebenfalls nach Plänen von Johann Lukas von Hildebrandt errichtet. Er ist einer der größten noch erhaltenen Meierhöfe in Europa. Ursprünglich befanden sich hier Stallungen, eine Käserei und Getreidespeicher.

Schloss Hof, Meierhof
Marchfeld, Schloss Hof, Dezember 2019
Weihnachtsmarkt im Meierhof
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Heute befinden sich hier Werkstätten (Drechslerei, Töpferei, Korbflechterei, Gärtnerei, Schnapsbrennerei), in denen die Besucher das barocke Leben kennenlernen können. Auch der jährliche Weihnachtsmarkt findet im und vor dem Gebäude statt.

Schloss Hof, westliche Orangerie
Marchfeld, Schloss Hof, Juli 2022
Meierhof, westliche Orangerie
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Westlich und östlich schließen an den Meierhof zwei spiegelbildlich angeordnete Orangerien an, die zu den größten und ältesten (1729/30 errichtet) barocken Bauten dieses Typus in Europa zählen. Sie sollten den botanischen Kostbarkeiten von Prinz Eugen einen würdigen Rahmen geben.

Schloss Hof, östliche Orangerie
Marchfeld, Schloss Hof, Juli 2020
Meierhof, östliche Orangerie
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Johann Lukas von Hildebrandt errichtete die Orangerieanlage aus zwei Gewächshäusern mit vorgelagerten Gärten. Die Orangerien wurden nach dem neuesten Bautypus des Glashauses ausgeführt, bei dem die Südseite eine reine Holz-Glas-Konstruktion ist. Ausgestattet sind sie mit Europas einziger erhaltener und wieder in Funktion gesetzter unterirdischer Warmluftheizung.

Schloss Hof - Geschichte

Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Anlage 1413 als landesfürstliche. „veste Hoff gelegen bei Marichart”. Der befestigte hausbergartige Hof diente der Bewachung einer Furt an der March.
Mitte des 16. Jahrhunderts verlegte Friedrich Prankh von Rickersdorf die kleine Burg wegen der ständigen Bedrohung durch Hochwasser auf den höchsten Punkt seiner Besitzungen, den 30 Meter höher gelegenen Hofer Berg. Dort, wo das Schloss heute noch steht, errichtete er ein zweigeschossiges Kastell, dessen vier Flügel einen Arkadenhof umschließen. Nach seinem Tod 1627 gelangte es nach mehrmaligem Besitzerwechsel schließlich 1661 an Adam Maximilian Guiscard Graf von Saint-Julien, Kämmerer und Oberstfalkenmeister des Kaisers.

Schloss Hof, Kupferstich von Georg Matthäus Vischer
Schloss Hof, Kupferstich von Georg Matthäus Vischer, 1672
Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672

Prinz Eugen von Savoyen

1725 erwarb der bereits 62jährige Feldherr Prinz Eugen von Savoyen (1663-1736) „mit merklicher Überzahlung” von Graf Johann Albrecht von Saint-Julien dessen Herrschaft Hof mit ihren wildreichen Augebieten. Noch im selben Jahr begann Johann Lucas von Hildebrandt (1668-1745), der für den Prinzen auch Schloss Belvedere in Wien erbaute, mit der Planung des Umbaus des kleinen Schlösschens in ein standesgemäßes Lustschloss. Er erweiterte es nach Westen um zwei Flügelbauten mit Eckpavillons, gedeckt mit Mansardendächern. Dadurch entstand der großzügige Ehrenhof.
Im Frühjahr 1730 waren an der Baustelle fast 800 Mann tätig, auch aus sozialen Gründen. Der Prinz betrachtete den Schlossbau nicht zuletzt als Arbeitsbeschaffungsprogramm für die nach dem Frieden von Passarowitz aus dem Heer entlassenen Soldaten und die in den Kriegen verarmte Landbevölkerung.
Der gesamte Schlossumbau - die Errichtung des Meierhofs, die Anlage des Gartens mit mehreren Terrassen, Wasserspielen und verschiedenen Steinplastiken - konnte in nur sechs Jahren abgeschlossen werden. Es entstand ein barockes Gesamtkunstwerk. Der Blick über die Marchgrenze in Richtung des bezwungenen Feindes steckt, wie im Wiener Belvedere, voller Symbolik.

Schloss Hof, Broderieparterre auf Terrasse 3
Marchfeld, Schloss Hof, September 2019
Broderieparterre auf Terrasse 3, im Hintergrund die wenig erhebende Silhouette von Bratislava (Devínkska Nová Ves)
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Victoria von Savoyen

Nach Prinz Eugens Tod 1732 erbte es seine 52-jährige Nichte Victoria von Savoyen (1683-1763) als Universalerbin. Sie heiratete 1738 den Prinzen Joseph Friedrich von Sachsen-Hildburghausen (1702-1787, Regent von Sachsen-Hildburghausen und kaiserlicher Generalfeldmarschall der Habsburger) und überließ ihm Schloss Hof gemeinsam mit Schloss Niederweiden und 300.000 Gulden als Morgengabe.

Maria Theresia

Nach der Scheidung des Paares konnte sich der Prinz die Erhaltungskosten von Schloss Hof nicht mehr leisten. Mit dem aufwändigsten Fest, das je hier gefeiert wurde, konnte er 1754 Maria Theresia als Käuferin für beide Schlösser gewinnen. Sie schenkte die Herrschaft ihrem Gatten Franz I. Stephan (1708-1765). Ohne eigene Hausmacht und ohne nennenswerte militärische oder politische Begabung widmete sich der römisch-deutsche Kaiser vor allem der finanziellen Absicherung der kaiserlichen Familie, wobei er sehr erfolgreich war. Er ließ im Meierhof eine Musterlandwirtschaft einrichten und konnte mit neuen Zucht- und Anbaumethoden die Erträge stark steigern. Er begann mit der Seidenraupenzucht und verzehnfachte die Erträge aus dem Weinbau.
In den folgenden zehn Jahren diente Schloss Hof einerseits als privates Refugium der kaiserlichen Familie, anderseits aber auch als gesellschaftliches Zentrum. Es war die Glanzzeit des Schlosses. Berühmt waren vor allem die großen Jagden, an denen oft mehrere Hundert Gäste teilnahmen. Die Anreise erfolgte entweder über Land mit der Kutsche oder per Schiff über die Donau.

Schloss Hof, Ehrenhofseite 1759-1760, Gemälde von Bernardo Bellotto, gen. Canaletto
Ehrenhofseite Schloss Hof zur Glanzzeit unter Maria Theresia
Gemälde von Bernardo Bellotto, gen. Canaletto, 1759-1760
Foto © Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie

Maria Theresia wollte Schloss Hof eigentlich zu ihrem Alterssitz machen. Doch nach dem Tod von Franz Stephan 1765 gründete sie den Habsburger Familienfonds, dem die Schlösser Eckartsau, Niederweiden, Orth und Hof einverleibt wurden.

Maria Christina von Österreich

Nur einmal noch wurde auf Schloss Hof ein großes Fest gefeiert: Am 8. April 1766 heiratete hier in der Schlosskapelle die Lieblingstochter von Maria Theresia, Maria Christina von Österreich (1742–1798), Prinz Albert Casimir von Sachsen (1738-1822), der durch die Heirat zum Herzog von Teschen (Österreichisch-Schlesien) wurde. Sie war die einzige Tochter Maria Theresias, die nicht nach politischem Kalkül verheiratet wurde. Der sehr kunstsinnige Albert begründete in seinem Palais die Albertina, heute ein bedeutendes Kunstmuseum in Wien.
Während Herzog Albert als Statthalter in Pressburg residierte, bevorzugte das Paar Schloss Hof als Wohnsitz. Um ihm die Verbindung zu erleichtern, wurde 1771 nach Plänen des Hofarchitekten Isidore Canevale östlich des Schlosses die erste steinerne Brücke über die March errichtet. An sie erinnert die 2012 errichtete Fahrradbrücke der Freiheit.

Josef II.

Da Maria Theresia ursprünglich Schloss Hof zu ihrem Witwensitz machen wollte, ließ Josef II. (1741-1790) zwischen 1770 und 1775 das Schloss aufstocken, wodurch es seine eleganten Proportionen einbüßte und sein heutiges Aussehen erhielt. Mit den Arbeiten wurde der Hofarchitekt Franz Anton von Hillebrand betraut. Durch die Neufassadierung und die Veränderung der Giebel verwandelt sich das luftige barocke Sommerschloss in einen klassizistischen Repräsentationsbau.

Marchfeld Schloss Hof Terrasse 1 Ehrenhofseite
Marchfeld, Schloss Hof, Mai 2021
Terrasse 1 Ehrenhofseite
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Die Umbauarbeiten sollten auch dem jüngesten Sohn von Maria Theresia und Franz Stephan, Maximilian Franz von Österreich (1756-1801), eine angenehme Unterkunft bieten. Aufgrund einer schweren Erkrankung konnte er jedoch nicht, wie geplant, Generalstatthalter von Ungarn werden, sondern beendete seine militärische Laufbahn und ging ins Kloster. 1784 wurde Maximilian Franz Erzbischof-Kurfürst von Köln und Fürstbischof von Münster sowie Großmeister des Deutschen Ordens. Er verstarb nach schwerer Krankheit im Gall-Hof des Grafen Seilern in Hetzendorf bei Wien, gegenüber dem Schloss Hetzendorf, in dem 1814 seine Schwester Maria Carolina, Königin von Neapel-Sizilien, versterben sollte.

19. und 20. Jahrhundert

Nach dem Tod von Maria Theresia diente Schloss Hof nur mehr als Absteige, wenn im benachbarten Preßburg der ungarische Landtag tagte. Mit dem von Josef II. verfügten drastischem Sparprogramm begann eine lange Periode der Vernachlässigung. 1788 ließ er in den Stallungen ein Beschäler­departement einrichten, das bis 1857 hier verblieb. Die Einquartierung von Soldaten 1809 und 1866 verbesserten den Zustand nicht.
1898 wurde hier und in Schloss Niederweiden das k.u.k. Militär-, Reit- und Fahrinstitut untergebracht. Davor waren sämtliche Einrichtungsgegenstände, Tore, Gitter, Vasen und anderes weggebracht und an andere Schlösser und Botschaften verteilt worden. 1920 übernahm das Bundesheer die Verwaltung.
Ab 1938 wurde die Anlage von der deutschen Wehrmacht genutzt. Reichsjägermeister Hermann Göring plante die Wiederherstellung, die Instandsetzungsarbeiten wurden aber bald durch den Beginn des Zweiten Weltkrieges beendet. Von 1945 bis 1955 wurde es von der Roten Armee genutzt.
In den 1950er-Jahren begannen langsam Renovierungsarbeiten. Mit der Landesausstellung Prinz Eugen und das barocke Österreich 1986 wurden diese Arbeiten intensiviert. Ab 2002 wurde es von der „Marchfeldschlösser Revitalisierungs- und Betriebsgesellschaft m.b.H.“ (MRBG) verwaltet, die 2015 mit der „Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft” (SKB, verwaltet Schloß Schönbrunn, das Hofmobiliendepot, die Kaiserappartements in der Wiener Hofburg mit Sisi Museum und Silberkammer sowie Schloss Hof und Schloss Niederweiden und steht im alleinigen Eigentum der Republik Österreich) verschmolzen wurde. Seit 2019 ist die Renovierung von Schloss, Garten und Meierei weitgehend abgeschlossen.

Schloss Hof, Neptunbrunnen Ehrenhofseite Abend
Marchfeld, Schloss Hof, Dezember 2022
Terrasse 1, Neptunbrunnen und Ehrenhofseite
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Schloss Hof, 2294 Schlosshof 1, Webseite,
09.03. - 03.11.2024: tägl. 10-18 Uhr
Nebeneingang / Osttor an Wochenenden sowie österreichischen und slowakischen Feiertagen geöffnet

Literatur/Quellen

Sonderausstellung – Imperiale Hochzeiten

Schloss Hof | Schloss Niederweiden | 09.03. - 03.11.2024 | tägl. 10-18 Uhr

Ausstellungsplakat Sonderaustellung Imperiale Hochzeiten

Die Sonderausstellung „Imperiale Hochzeiten“ zeigt faszinierende Aspekte rund um das Thema Hochzeit und Heirat im Hause Habsburg - von der Partnerwahl über die Verlobung bis zu den eigentlichen Hochzeitsfeierlichkeiten.
Auf Schloss Hof stehen die Hintergründe der Heiratspolitik, die entscheidenden Kriterien bei der Partnerwahl und die dynastischen Erwartungen an die Paare im Mittelpunkt. Denn in Herrscherhäusern bedeutete eine Heirat nicht nur die Partnerschaft zweier Individuen, sondern vielmehr die Verbindung von zwei Dynastien. Liebe spielte dabei kaum bis gar keine Rolle. In der Regel war der kaiserliche Nachwuchs, sobald das heiratsfähige Alter erreicht war, ein Spielball der Politik. Mitspracherechte bei Wahl des Partner / der Partnerin gab es so gut wie keine.
Eine Ausnahme war etwa Maria Christina von Österreich, die Lieblingstochter von Maria Theresia, die nach der Heirat mit Prinz Albert Casimir von Sachsen hier in Schloß Hof wohnte.
Aber selbst aus rein dynastisch-politischen Gründen geschlossenen Ehen konnten gute Partnerschaften, ja tiefe emotionale Verbindungen werden. Das beweisen die beiden „Ausnahmepaare“ Maria Theresia und Franz Stephan sowie Franz Joseph und Elisabeth. Neben diesen großen Liebespaaren der habsburgischen Geschichte behandelt die Ausstellung auch Eheverbindungen mit nicht-standesgemäßen Partnern, wo dem individuellen Liebesglück die strengen Regeln der habsburgischen Ehegesetze im Weg standen.

Schloss Hof Imperiale Hochzeiten, © Schoennbrunn Group/Viktor Annerl
Schloss Hof, Imperiale Hochzeiten
Foto © Schoennbrunn Group/Viktor Annerl

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