Römisches Stadtviertel - Anlage
Es ist ein einmaliges Zeitfenster in das antike Carnuntum in seiner Blütezeit unter den Severern (193-235 n.Chr.). Die komplett wiederaufgebauten Häuser sind vollständig möbliert, haben funktionstüchtige Küchen und die Räume zieren prächtige Wandmalereien.
Haus des Ölhändlers
Das Haus des Ölhändlers ist wegen fehlender archäologischer Beweise nur teilrekonstruiert. Es besteht aus dem Gewerbebereich (vorne) und dem Wohnhaus.
In der Nordveranda, dem eigentlichen Eingangsbereich in die Privaträume des Hauses, befindet sich ein Wasserbecken. Vermutlich diente es der privaten Wasserversorgung des Hauses.
Im Gewerbebereich lagen die Verkaufsräume. Dort lagerten Amphoren und verschiedene Kostgefäße.
Haus des Lucius
Das Haus des Lucius zeigt den Lebensstandard der Mittelschicht von Carnuntum. Die großzügige Anlage und solide Ausstattung weisen auf den beträchtlichen Wohlstand einiger Bürger hin. Am Schnittpunkt der Bernsteinstraße und der Limesstraße war die Stadt ein wichtiger Umschlagplatz für Waren aller Art. Somit konnte Händler einen entsprechenden Wohlstand erwirtschaften.
Vermutlich gehörte das Haus dem Stoffhändler Lucius Maticeius Clemens.
Domus Quarta
Das als domus quarta bezeichnete Gebäude war ein großzügiges und luxuriöses Wohnhaus.
Hier befindet sich das einzige in Carnuntum erhaltene Fußbodenmosaik.
Villa Urbana
Die Villa urabana war ein prächtiges Stadtpalais. Sie zeigt eindrucksvoll den Lebensstil der Oberschicht Carnuntums. Der Eigentümer der Villa ist unbekannt.
Bemerkenswert ist der äußerst luxuriös ausgestattete Hauptsaal, in dem wohl der Hausherr seine Gäste empfing. Auffallend ist die prächtige Wandmalerei. Die Apsis ist von einer steinernen Halbkuppel überwölbt.
Nordstraße
Die heute so genannte Nordstraße war zur römischen Zeit ein bedeutender, in West-Ost-Richtung verlaufender Straßenzug mit durchlaufenden Säulenhallen zu beiden Seiten. Das Straßenpflaster ist vollständig erhalten.
Im Säulenportikus befinden sich verschiedene Geschäfte.
Römische Therme
Der Besuch der Therme war ein fester Bestandteil der römischen Lebenskultur. Selbst in weit entfernten Städten errichteten die Römer öffentliche Badeanlagen. Die hier rekonstruierte Therme ist nur eine von mehreren, die es in Carnuntum gab.
Im Haus wurden auf den Originalfundamenten die voll funktionstüchtigen Heiz- und Badeanlagen wiedererrichtet. Der Thermenkomplex beansprucht eine Fläche von rund 1500 Quadratmetern. Die Räume waren mit einer Fußbodenheizung ausgestattet.
Der zentrale Versammlungsraum der Therme war die Basilica thermarum, ein Umkleide- und Ruheraum.
Von der Basilica thermarum erreichte man die verschieden themperierten Täumen mit einer genau geregelten Abfolge:
- Das Frigidarium war der kälteste Raum und verfügte über ein Kaltwasserbecken.
- Im Tepidarium sollte der Körper bei einer Raumtemperatur zwischen 25° und 30°C schonend aufgewärmt werden.
- Das Caldarium war mit rund 35°C der wärmste Raum. Hier befindet sich ein Warmwasserbecken.
Die Latrine war zur Römerzeit kein stiller Ort, Intimsphäre gab es nicht. Unter den Sitzbänken verlief ein Kanal, mit dem das Abwasser abgeleitet wurde.
Römische Herberge
Das zwischen der Villa Urbana und der Therme gelegene, bisher nicht wiederhergestellte Gebäude war wahrscheinlich eine Herberge. Dafür spricht die Nähe zur Therme und die Lage an der Nordstraße.
Herbergen waren vor allem zweckmäßig und wurden überwiegend von einfachen Reisenden frequentiert. Mehrere Gäste teilten sich ein Zimmer, Flöhe und Wanzen waren nicht ungewöhnlich. Prostitution war eine zusätzliche Verdienstquelle der Betreiber.
Geplant ist, das Gebäude in den nächsten Jahren wieder aufzubauen.
16. März bis 17. November 2024, täglich 9 - 17 Uhr
Römerstadt Carnuntum
Hinweis: Ab 30. März verbindet Sa/So/Fei der Carnuntum Shuttlebus das Römische Stadtviertel, das Museum Carnuntinum und den Bahnhof Petronell. Beförderung nur mit gültigem Eintritts-Ticket.
Museum Carnuntinum
Das Museum Carnuntinum in Bad Deutsch-Altenburg wurde restauriert und inhaltlich neu gestaltet. Seit 30. Juni 2022 wird hier die neue Ausstellung Carnuntum – Weltstadt am Donaulimes präsentiert. Mit zum Teil noch nie gezeigten Exponaten aus den Landessammlungen Niederösterreich werden die Stadtgeschichte, aber auch das gesellschaftliche Leben eindrucksvoll porträtiert.
Das Museum Carnuntinum wurde von Friedrich Ohmann und August Kirstein, zwei angesehenen Architekten der K.u.K. Monarchie, im Stil einer römischen Landvilla erbaut. Finanziert von der 1885 gegründeten Gesellschaft der Freunde Carnuntums wurde es 1904 von Kaiser Franz Josef I. eröffnet. Ganz im Geist des Historismus erbaut, greift der Entwurf typische Architekturelemente aus den römischen Provinzen auf.
Ausstellung Der Adler Roms
In der nun beendeten Ausstellung Der Adler Roms - Carnuntum und die Armee der Cäsaren
(März 2017 - November 2020) wurde der Bogen von der Bedeutung des römischen Militärs als Macht- und Wirtschaftsfaktor bis hin zu persönlichen Karrieren und Lebensschicksalen einzelner Soldaten gespannt.
16. März bis 17. November 2024 tägl. 9 - 17 Uhr
Webseite
Hinweis: Ab 30. März verbindet Sa/So/Fei der Carnuntum Shuttlebus das Römische Stadtviertel, das Museum Carnuntinum und den Bahnhof Petronell. Beförderung nur mit gültigem Eintritts-Ticket.
Literatur/Quellen
Buchtipps Carnuntum
Franziska BEUTLER [u.a. Hrsg.]: Der Adler Roms. (2017, Ausstellungskatalog)
Ein umfangreiches und detailliertes Begleitbuch zu der Ausstellung von 2017, das nur leider zu schwer ist, um mitgeführt zu werden. Aber es gibt auch eine informative Zusammenfassung als ...
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Andreas BICHL [u.a.]: Erlebnis Archäologie. (2003, Architekturführer)
Der archäologhische Reiseführer stellt die Museen und interessanten Orte der Region vor. Insgesamt vermittelt er eine gute Vorstellung der Region Carnuntum und ihrer historischen Bedeutung und ...
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Verena GASSNER/Andreas PÜLZ [Hrsg.]: Der römische Limes in Österreich. (2015, Geschichte)
Die Beiträge des von Verena GASSNER und Andreas PÜLZ herausgegebenen Bandes über den römischen Limes zeigen ein umfassendes Bild der militärischen Organisation als auch des zivilen Lebens in ...
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Werner JOBST: Das Heidentor von Petronell-Carnuntum. (2002, Architektur)
Ziemlich erstmalig legt hier der Autor Werner JOBST anhand neuer Ausgrabungen und Funde die Entstehungszeit des Bauwerkes und seiner Funktion dar. Ein kurzes englisches Summary macht das Denkmal auch ...
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Internet
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