Buchtipp : Andrea CAMILLERI, Die Botschaft der verborgenen Bilder. (Rezension)

Andrea CAMILLERI, Die Botschaft der verborgenen Bilder.

Montalbano/Sizilien/Krimi/

 Andrea CAMILLERI: Die Botschaft der verborgenen Bilder.
Andrea CAMILLERI: Die Botschaft der verborgenen Bilder. Commissario Montalbano entdeckt eine neue Welt.
Commissario Montalbano 25
(La rete di protezione., 2017)
304 Seiten, ISBN: 978-3-7857-2806-2
Köln: Lübbe, 2023
Bewertung
Bewertung: 3 Sterne

Rezension

Vigàta als Filmkulisse - oder die Welt der 1950er-Jahre im Schmalfilm.
Eine schwedische Filmproduktionsfirma will eine Dokumentation über Vigàta in den 50er-Jahren drehen. Um diese Zeit nachbilden zu können, werden die Anwohner um Bild- und Filmmaterial aus dieser Zeit gebeten. Montalbano ist von dem Projekt überhaupt nicht begeistert.
Er hatte keine Lust, nach Vigàta zu fahren - oder besser gesagt dorthin, wo bis vor ein paar Tagen Vigàta gewesen war. Denn die Stadt hatte ihr Erscheinungsbild komplett verändert, sie war in einer Art Zeitreise in die 1950er-Jahre zurückgefallen.
Da bittet ihn der Ingenieur Sabatello, sich sechs Filme anzusehen, die er als Hinterlassenschaft seines Vaters am Dachboden gefunden hat. Die Filme zeigen mehrere Minuten lang eine Stelle an einer Mauer und wurden jedes Jahr am selben Tag aufgenommen.
Sabatellos Vater hatte einen autistischen Zwillingsbruder, um den er sich sehr gekümmert hat. Als er erfuhr, daß er unheilbar an Krebs erkrankt war, tötete sich sein Bruder mit einer Pistole - obwohl er unbezähmbare Angst vor Waffen hatte. Oder war die Sache anders?
Dann wird Montalbano in seinen Nachforschungen unterbrochen. Zwei Männer sind in eine Klasse in einer Schule in Vigàta eingedrungen und haben die Schüler mit Waffen bedroht. In dieser Klasse ist auch der Sohn von Montalbanos Stellvertreter Domenico „Mimì“ Augello, der von Mobbing erzählt. Zwei Schüler bedrohen einen Mitschüler, der zwar durchaus nicht unbeliebt ist, aber als Computernerd irgendwie anders. Ein Zusammenhang?
Der Überfall wirkte irgendwie dilletantisch. Die Sicherheitskräfte gehen daher eher nicht von einem terroristischen Hintergrund aus. Aber auch Montalbanos Versuch, das Rätsel zu lösen, ist mehr als dilletantisch und sehr unbedarft.
Fazit: Andrea CAMILLERI begibt sich in seinem 25. Montalbanokrimi auf dünnes Eis. Die Welt der Computer und des Internets ist ein deutig nicht seine, und seine Kenntnisse davon mehr als bescheiden und wenig sinnvoll. Irgendwann denkt Montalbano über die Pension nach. Schön langsam wird es für ihn Zeit. Denn es gibt nur das immergleiche Personal, Livia und den vorwiegend mißmutigen Montalbano. Aber er hat eine entscheidende Erkenntnis über die Bedeutung der Wahrheit.
Ausführlich mit der Forderung nach der Wahrheit - und ihren Folgen - beschäftigt sich Arnaldur INDRIÐASON in seinem Krimi Wand des Schweigens. Muß man alles wissen?

Nun begann die Fastenzeit, aber zuallererst musste er sich eine Lüge einfallen lassen, die er dem In-gegnere Sabatello auftischen konnte. Sidoti hatte ihm die Wahrheit gesagt. 1968, als er noch jung war, hatte auch Montalbano lautstark gerufen, dass die Wahrheit revolutionär ist, dass die Wahrheit immer gesagt werden muss.
Nein, nein. Schon seit geraumer Zeit war ihm klar, dass man die Wahrheit manchmal besser im Verborgenen hält, in der finstersten Dunkelheit, ohne auch nur das kleinste Flämmchen eines Streichholzes.

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