Buchtipp : Arnaldur INDRIÐASON, Wand des Schweigens. (Rezension)

Arnaldur INDRIÐASON, Wand des Schweigens.

Island/Krimi/

 Arnaldur INDRIÐASON: Wand des Schweigens.
Arnaldur INDRIÐASON: Wand des Schweigens. Island Krimi.
Kommissar Konráð 4
(Þagnarmúr., 2020)
397 Seiten, ISBN: 978-3-7857-2824-6
Köln: Lübbe, 2022
Bewertung
Bewertung: 3 Sterne

Rezension

Die Wahrheit ist ein hehres Gut - aber zerbrechlich.
In einem Haus in Reykjavík wird bei Umbauarbeiten eine Leiche gefunden, eingemauert in einer Kellerwand vor wahrscheinlich 40 Jahren. Das Haus hat mehrfach den Besitzer gewechselt, auch, weil sich manche dort nicht wohl gefühlt haben und eine Bedrohung zu bemerken glaubten. Somit ist es schwer, die Leiche zu identifizieren.
Konráð, pensionierter Kommissar, glaubt einen Zusammenhang zum Mord an seinem Vater zu sehen, der ungefähr zu dieser Zeit stattfand und nie aufgeklärt wurde. Konráð sucht noch immer nach dem Täter und glaubt, ihm mehr auf die Spur gekommen zu sein. Er und seine Mutter standen eine Weile unter Verdacht, hatten aber ein - wenn auch nicht sehr tragfähiges - Alibi. Konráð erzählt einem früheren Kollegen, daß er bereits vor dessen Tod gewußt hatte, daß sein Vater seine Schwester mißbraucht hatte. Seine Mutter hatte es ihm am Tag der Ermordung erzählt. Konráð hatte das immer bestritten - und nun gab es ein handfestes Motiv.
Der Exkollege erzählt es, entgegen seinem Versprechen, dem Polizeichef, denn die Wahrheit darf nicht unterdrückt werden. Und so nimmt die Polizei Ermittlungen gegen Konráð auf. Und dieser kann das Rätsel nicht lösen, auch wenn er einer Lösung wieder etwas näher gekommen ist.
Fazit: Arnaldur INDRIÐASON entwickelt in seinem vierten Band der Serie um den früheren Kommissar Konráð eine etwas befremdliche Vorstellung von der Bedeutung der Wahrheit. Konráð hatte seiner todkranken Frau nicht eine Affäre mit deren Freundin eingestanden, was ihm diese nun zum Vorwurf macht und es seinen Kindern erzählt. Hätte er die Sterbende damit belasten sollen - und wem hätte es etwas gebracht? Scheinheilige Moral...

Konráð saß allein bei sich zu Hause im Stadtteil Àrbaer. Er hatte die Sachen aus dem Nachlass seines Vaters auf den Boden geworfen, einiges an Wein getrunken und es irgendwie geschafft, ein weiteres Brandloch in den Teppich zu brennen, während er überlegte, wann eigentlich alles dermaßen aus dem Ruder gelaufen war. Er dachte an seinen Vater. An Svanhildur. Leó. Erna. Seine alten Freunde bei der Polizei, zu denen er den Kontakt verloren hatte. Er dachte an die lange Zeit, in der er Erna betrogen hatte. Und zur Krönung des Ganzen war es ihm jetzt auch noch gelungen, Húgó gegen sich aufzubringen. All das schwirrte in seinem Kopf herum, bis dort nichts mehr war außer einem nebulösen Durcheinander von Schuldgefühlen, Wut und Reue. Er versuchte die Gedanken zu verdrängen, doch stattdessen kamen immer mehr aufwühlende Erinnerungen hinzu. An Rikki. An Lukas auf dem Felsvorsprung am Ufer der tosenden Ölfusá. An das letzte Mal, als er seine Mutter Sigurlaug gesehen hatte, an die Fragen, die er ihr nie gestellt hatte.

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