Buchtipp : Anne MEREDITH, Das Geheimnis der Grays. (Rezension)

Anne MEREDITH, Das Geheimnis der Grays.

Weihnachtsbuch/England/Historischer Krimi/

 Anne MEREDITH: Das Geheimnis der Grays.
Anne MEREDITH: Das Geheimnis der Grays.
(Portrait of a murderer. A Christmas crime story., 1933)
304 Seiten, ISBN: 978-3-608-98362-3
Stuttgart: Klett-Cotta, 2020
Bewertung
Bewertung: 3 Sterne

Rezension

Weihnachten kann gefährlich sein. Vor allem für Familien.
Jedes Jahr zu Weihnachten lädt Adrian Gray seine Familie - vier Töchter, zwei Söhne, eine Schwiegertochter und zwei Schwiegersöhne - ein sein abgelegenes Landhaus King's Polar ein. So auch 1931. Obwohl sie Adrian im Prinzip nicht leiden können, kommen sie doch alle, weil sie sich Geld von ihm erwarten. Aber Adrian ist pleite, weil sein Schwiegersohn Eustache sich mit Adrians Geld verspekuliert hat und in einige teilkriminelle Vorgänge verwickelt ist. Auch seine Söhne Richard, der eine Peerswürde anstrebt, und Hildebrand, das schwarze Schaf der Familie, erhoffen finanzielle Unterstützung von Adrian.
Am ersten Weihnachtstag wird Adrian tot in der Bibliothek gefunden - erschlagen mit einem Briefbeschwerer. Die Frage ist, wer ihn zuletzt gesehen hat. Denn der muß wohl der Mörder sein. Aber darum geht es nicht in diesem Krimi. Der Mörder ist dem Leser von Beginn an bekannt - Hildebrand. Durch seine Augen sehen wir, wie er seinen Vater erschlägt, unbeabsichtigt und versehentlich. Er wollte ihn eigentlich nur bedrohen, um eine Geldsumme zu erhalten, mit der er ein freies Leben als Künstler führen könnte. Abseits von seiner Frau und den Kindern. Nun entwickelt er einen Plan, den Verdacht auf ein anderes Familienmitglied zu lenken: Eustache. Daß dieser unschuldig gehängt werden wird, nimmt er in Kauf.
Nur der Anwalt Miles Amery, Gatte von Adrians jüngster Tochter Ruth, entdeckt Widersprüche und Fehler bei der polizeilichen Ermittlung. Sein Rechtsempfinden kann den Tod eines Unschuldigen nicht hinnehmen. Und so macht er sich auf die Suche nach dem verschwundenen Hildebrand.
Fazit: Die bekannte Krimiautorin Anne MEREDITH (pseud. von Lucy Beatrice Malleson, 1899-1973) hat hier einen eher ungewöhnlichen Krimi entwickelt. Der Mörder ist praktisch von Beginn an bekannt, der Mord wird aus seiner Perspektive geschildert. Es geht nur darum, ob und wie er überführt werden kann. Ungewöhnlich!

Noch am selben Abend verließ er England, und sogleich verschluckten ihn die Außenbezirke von Paris, des Paris, das er kannte. Anonym wie ein Schatten betrat und verließ er die hohen, schmalen Häuser, redete an Straßenecken und in Cafés mit Männern, trank, arbeitete und machte Pläne, so losgelöst von allem, was je geschehen war, als hätte er mit jenem anderen Hildebrand Gray, den die Welt gekannt hatte, nichts zu tun. Es war weder Ruhm noch Hoffnung, wonach er in dieser Zeit unermüdlich strebte. Nachdem er erkannt hatte, welche Arbeit er tun musste, nahm er sie in Angriff; die Folgen, fand er, gingen ihn nichts mehr an. Gespannt, elektrisiert und unbezähmbar schöpfte er sein neues Leben aus.

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