Buchtipp : Ilija TROJANOW, Eistau. (Rezension)

Ilija TROJANOW, Eistau.

Antarktis/Roman/

 Ilija TROJANOW: Eistau.
Ilija TROJANOW: Eistau.
171 S., ISBN: 978-3-446-23757-5
München: Carl Hanser, 2011
Bewertung
Bewertung: 3 Sterne

Rezension

Zeno Hintermeier ist Professor für Glaciologie und fixiert auf einen Alpengletscher. Der allerdings verschwindet zunehmend und stirbt schließlich. Hintermeier schafft es allerdings nicht, sich mit anderen Gletschern zu befassen und steigt - ohnehin dem Pensionsalter schon nahe - aus dem Universitätsbetrieb aus.
Ein ehemaliger Kollege bietet ihm eine Stelle als wissenschaftlicher Lektor auf einem Expeditions-Kreuzfahrtschiff in der Antarktis. Vier Jahre lang fährt er jeweils für ein halbes Jahr auf einem der Schiffe mit. Angefreundet hat er sich mit der philipinischen Kellnerin Paulina, mit der er immer für dieses halbe Jahr zusammen lebt, aber sonst keinen Kontakt hat. Er beobachtet das Eis und registriert die Veränderungen.
Dann wird ihm überraschend der Posten des Expeditionsleiters angeboten, den er zunächst gut bewältigt. Aber ein Wirt in Ushuaia hat ihm vorgeworfen, nur zu reden, aber nicht zu handeln, und an der Zerstörung dieser unberührten Natur mitzuverdienen. Unbewußt bohrt das in Hintermeier, und als er einen chilenischen Soldaten in einer Station auf King George Island rauchen und die Zigarette einfach wegwerfen sieht, dreht er fast durch. Und als dann ein Installationskünstler mit den Passagieren ein SOS formen lassen will, reift in ihm ein verrückter Plan.
Fazit: Ilija TROJANOW porträtiert hier einen älteren Mann, der an den menschenverursachten Veränderungen der Natur, insbesondere vom Tauen des Eises, immer stärker leidet. Es ist insbesondere ein Plädoyer, den Kontinent Antarktis zu schützen und mit besonderer Vorsicht zu behandeln. Diese Einstellung ist jedoch auf Dauer nicht kompatibel mit der Arbeit auf dem Kreuzfahrtschiff. Die Lösung, die der Autor anbietet, ist jedoch nicht nachvollziehbar oder auch nur sinnvoll. Und Kreuzfahrtschiffe kann man nicht mit dem Joystick steuern - dann bräuchte man weder Kapitän noch Steuermann ... Nicht wirklich anregend.

Im Kaukasus bin ich als Koch nicht in meinem Element, erwiderte ich den Kollegen, und zudem ertrage ich den Anblick von lebenden Gletschern nicht mehr. Das war eine Lüge, sie wußten es, ich liebte Eis, weiterhin, verändert war jedoch meine Sicht, schaute ich früher auf einen Gletscher, sah ich Geschichte und Wandlung, Fülle und Bestand, jetzt starrten mir Fratzen entgegen, das übriggebliebene Eis war zu einem Spiegel unserer groben Fahrlässigkeit geworden. Egal, auf was ich blickte, es war mir unmöglich, das frühere Einverständnis mit den Dingen wiederherzustellen. Mir schien, als würde ich erst jetzt ihre Essenz wahrnehmen.

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