Buchtipp : Hans FALLADA, Kleiner Mann - was nun? Ungekürzte Neuausgabe in der Originalfassung. (Rezension)

Hans FALLADA, Kleiner Mann - was nun? Ungekürzte Neuausgabe in der Originalfassung.

Mecklenburg-Vorpommern/Roman/

 Hans FALLADA: Kleiner Mann - was nun? Ungekürzte Neuausgabe in der Originalfassung.
Hans FALLADA: Kleiner Mann - was nun? Ungekürzte Neuausgabe in der Originalfassung.
(zuerst 1932), 557 Seiten, ISBN: 978-3-351-03641-6
Berlin: Aufbau Verlag, 2016
Bewertung
Bewertung: 3 Sterne

Rezension

Deutschland in der Zwischenkriegszeit.
Es geht um die Kleinen Leute, die ein Stück vom Glück, ja eigentlich nur vom Leben, erlangen wollen. Die immer nur getreten oder von den Mühlen der Bürokratie zermahlen werden.
Johannes Pinneberg ist Buchhalter in einer Agrarhandlung in einer Kleinstadt. Als seine Freundin Lämmchen, die ihn immer Junge nennt, ein Kind erwartet, heiraten sie. Aber das mißfällt Pinnebergs Chef, der ihn mit seiner Tochter verkuppeln wollte, und schließlich entlässt er ihn.
Aber Pinneberg scheint Glück zu haben. Ein Freund seiner Mutter hat eine Stelle als Verkäufer in einem großen Modegeschäft für ihn in Aussicht. Und so reisen sie voller Hoffnung nach Berlin. Doch das Verhältnis zu seiner Mutter ist sehr gespannt. Und Jachmann, der Freund der Mutter, ist eine zwielichtige Figur.
Pinnemann bekommt zwar die Stelle, ihr Sohn wird geboren. Aber das Geld langt hinten und vorn nicht. Und mitten in der Weltwirtschaftskrise wird Pinnemann dann wieder entlassen. Immerhin bekommt er ein, wenn auch minimales, Arbeitslosengeld. Aber Arbeit gibt es keine. Lämmchen steht zu ihm, richtet ihn auf, und sie geben nicht auf: Wenn andere das schaffen...
Fazit: Hans FALLADA beschreibt in dem erstmals in Originalfassung nach dem Manuskript vorliegenden Roman jene, die schon ziemlich weit unten sind, aber nicht aufgeben wollen. Sie bewahren sich ihre Ehre, auch wenn sie nur herumgestoßen werden. Und manchmal gibt es auch ein wenig Hilfe.
Interessant ist auch der Anhang zum Roman, der die Entstehungsgeschichte näher beschreibt und die Streichungen und Kürzungen, die dem Zeitgeist und dem aufkommenden Nationalsozialismus geschuldet waren. Fallada war ja unter der Naziherrschaft nur ein Geduldeter, das Buch aber ein großer Erfolg.

Ist man etwas dumm, dann geht man zu den Nazis und glaubt, irgendwas würde dadurch anders, wenn man die Juden totschlägt - und ist man gläubig und viel widerstandsfähiger und jede Stunde imstande, einen Lehmann anzukotzen, träumt man also nicht von der Höhle in der Erde, dann geht man zur KPD und versucht es anders. Wenn es auch vielleicht schiefgeht, aber welche gibt es, die müssen sich wehren. Man versteht das und möchte auch so sein, aber schließlich stammelt man doch immer, wenn Herr Lehmann hochnäsig ist.
Vielleicht ist es noch zu neu mit Lämmchen, aber wenn man hier so steht und sieht die Menschen an, so denkt man kaum an sie. Man wird ihr auch von diesen Dingen nichts erzählen.

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