158 S., ISBN: 978-3-95988-147-0
Hamburg: CulturBooks Verlag, 2020
Bewertung
Rezension
Brüder sind ein Problem.
Georg, genannt Schorsch, betreibt in Hamburg ein angesagtes Restaurant. Dann erhält er die Benachrichtigung, daß sein Bruder Michael (Mike) auf einem Autobahnrastplatz erschlagen und vollkommen ausgeraubt wurde. Der ältere Bruder, über dessen Leben er eigentlich nichts weiß. Und den zu vergessen er sich nach einer wenig gut verlaufenen Jugend bemüht hat. Denn Mike war immer der Anführer, der Erfolgreiche, der seinen Bruder gerne vorführte.
Trotzdem will Schorsch herausfinden, was da mit Mike geschehen ist und warum. Zuletzt hatte Mike ein fünfzehnjähriges Mädchen, Suse, gesucht, das mit seinem marokkanischen Freund Arif abgehauen ist. Ihr Vater, ein Polizist, wurde bei einer Razzia in einem Lagerhaus getötet. Von seinem Kollegen, versehentlich. Es sieht so aus, als hätte Mike unbewußt in ein Vespennest gestochen.
Mikes letzte Spur führt Schorsch in Rotlichtmilieu nach Amsterdam. Dort findet er Arif und Suse. Arif steht unter dem Druck von einem lokalen Boß, der Suse anschaffen lassen will. Arif versucht, das zu vermeiden. Aber die Situation eskaliert, als Schorsch auftaucht.
Fazit: Frank GÖHRE hat nach zehn Jahren Pause einen gelungenen Neueinstieg geschafft. Ein präszises, lakonisches Buch mit hart geschnittenen Szenenwechseln, das ein wenig an Lee Child erinnert. Er war ja auch Drehbuchautor. Und er zeigt ein nicht sehr touristentaugliches Amsterdam.
Und dann war da wieder der reißende Bach. Die scharfkantigen Steine. Die Waldlichtung. Die durch das Geäst fallenden Sonnenstrahlen, ein Strahlenkranz. Und der Schrei, der durchdringende Schrei. Den hörte er seit Jahren immer und immer wieder, das ging nicht vorbei, war jedes Mal wie ein Stich ins Herz, mit eiskaltem Stahl.