Buchtipp : Henrik SIEBOLD, Inspektor Takeda und das doppelte Spiel. (Rezension)

Henrik SIEBOLD, Inspektor Takeda und das doppelte Spiel.

Hamburg/Krimi/

 Henrik SIEBOLD: Inspektor Takeda und das doppelte Spiel.
Henrik SIEBOLD: Inspektor Takeda und das doppelte Spiel.
Harms-Takeda 4
416 S S., ISBN: 978-3-7466-3514-9
Berlin: Aufbau Verlag, 2019
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Japanische Verschwörungstheorien und deutsche Träume.
Tetsuro Goto, ein japanischer Profifußballer, der beim Hamburger HSV spielte, wird auf einem abgelegenen Fabriksgelände brutal ermordet aufgefunden. Es sieht aus wie eine Hinrichtung. Zunächst sieht es nach einer Auseinandersetzung im Fußballermilieu aus. Sein Fußballerkollege und Freund Ermin Delibasic weiß etwas, will es aber zunächst nicht sagen. Goto, auch Matsumoto genannt, hatte scheints Probleme und sah sich zu etwas gezwungen, das er nicht wollte.
Matsumoto hat Zen praktiziert und war Mitglieder im Tempel Tözaikai. Zu diesem Tempel hat auch Klaus-Heinrich Henningsen, Seniorchef eines Hamburger Schiffsausrüsters mit engen Beziehungen zu Japan, eine Beziehung. Henningsen, alter Hamburger Adel, zeigt eine hohe Affinität zu den deutsch-japanischen Beziehungen im nationalsozialistischen Deutschland und beklagt die Verweichlichung der deutschen Jugend. Und es gibt Gemeinsamkeiten mit einem sehr alten Japaner, der in dieser Zeit eine wesentliche Rolle spielte.
Takeda, der japanische Austauschpolizist, glaubt aber beim Tod von Matsumoto Spuren einer rituellen Selbsttötung zu finden, die korrekt Seppuku, auf deutsch Harakiri, genannt wird. Somit scheinen die Spuren nach Japan in höchste politische Kreise zu führen. Takeda und Claudia Harms fahren inoffiziell nach Japan und glauben, hier die Lösung finden zu können. Aber sie lernen auf die harte Tour, daß sie hier keine Chance haben - und mit Glück überleben werden. Dabei kommen sie einander sehr nahe.
Fazit: Henrik SIEBOLD, der selbst einige Jahre in Tokio lebte und ein großer Japanfan ist, legt hier seinen bisher japanischsten Roman mit Ken Takeda vor. Wenn auch der zweite Teil des Buches vorwiegend ein Japan-Reiseführfer ist und mit seinem etwas unlogischen Handlungsablauf gelegentlich nervt, so führt er doch nebenbei in die japanische Kultur ein.
Takedas innere Ruhe wurde tief. Hier und jetzt würde es also zu Ende gehen. In Hamburg. In einem Stadion.
In Ausübung seines Dienstes.
Totale Ruhe. Zen. Leben und Tod waren eines. So war er erzogen worden, von frühester Kindheit an. Von seinem Vater, von seinen Ausbildern bei der Polizei. Seine Aufgabe war es zu dienen. Ohne Rücksicht auf sich selbst. Dem hatte er sich verschrieben. Eigentlich war es nicht anders als das, was auch Henningsen und Nishimori gesagt hatten. Das eigene Leben in den Dienst der Sache stellen, in den Dienst des Volkes. Darauf hatte Takeda seinen Eid geschworen.
Aber er wollte es nicht.
Er wollte nicht sterben.

Im Nachwort geht Siebold ausführlicher auf die deutsch-japanische Achse im Zweiten Weltkrieg ein, die zwar nie zu koordinierten Kriegshandlungen führte - ein Angriff Japans auf die Sowjetunion hätte wohl einen anderen Kriegsverlauf bewirkt -, aber in Deutschland Bewunderung für die todesbereiten japanischen Soldaten hervorrief. Daneben sah die Wehrmacht nicht so gut aus. Aber die Japaner bewunderten ihrerseits die technischen Fähigkeiten Deutschlands. Zum Glück nahm mit Hitlers Kriegserklärung an die USA nach dem japanischen Überfall auf Pearl Harbor alles einen anderen Verlauf.

Takedas erster Reflex bestand darin, Claudia zurückzuhalten. Obwohl sie ja zweifellos recht hatte. Aber darum ging es gar nicht. In Japan zählte eben nicht nur die Wahrheit, sondern genauso die Stellung, das Alter, die Erfahrung und die Macht desjenigen, der sich äußerte. Und je mehr dieser Attribute ein Redner auf sich vereinigte, desto mehr Unsinn konnte er öffentlich von sich geben, ohne dass ihm jemand widersprach. Darum hätte Yasuda in Japan vermutlich sogar verkünden können, Matsumoto sei von Außerirdischen oder nordkoreanischen Agenten ermordet worden, ohne Widerspruch zu ernten.

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