Buchtipp : John GRISHAM, Das Bekenntnis. (Rezension)

John GRISHAM, Das Bekenntnis.

USA/Mississippi/Provinz/Roman/

 John GRISHAM: Das Bekenntnis.
John GRISHAM: Das Bekenntnis.
(The reckoning., 2018)
591 Seiten, ISBN: 978-3-453-27213-2
München: Heyne, 2019
Bewertung
Bewertung: 3 Sterne

Rezension

Ein Kriegsheld erschiesst einen Pfarrer. Und keiner weiß, warum.
Pete Banning, Großgrundbesitzer und Baumwollfarmer, ist ein angesehener Bürger in Clanton, Ford County (Mississippi). Bis er eines Tages im Oktober 1946 zum Pfarrhaus fährt und Dexter Bell, den Gemeindepfarrer der Methodistenkirche, erschiesst. Er geht völlig ruhig und systematisch vor und sagt dem Sheriff, daß er es war. Nur zum Motiv sagt er nichts. 'Ich habe nichts zu sagen' ist sein einziger Kommentar. Seine Kinder Joel und Stella, die auswärts studieren, sind zutiefst geschockt. Und auch seine Schwester Florry hat keine Erklärung. Aber Pete war immer schon schweigsam und spricht nicht über Gefühle.
Das ändert sich auch nicht, als er erwartungsgemäß wegen vorsätzlichen Mordes zum Tode verurteilt wird. Selbst als der Gouverneur ihm vor der Hinrichtung anbietet, die Todesstrafe in lebenslange Haft umzuwandeln, wenn er das Motiv nennt, schweigt er und wird hingerichtet.
Im zweiten Teil des Romans, Knochenacker, werden Petes Erlebnisse als Soldat im 2. Weltkrieg geschildert. Er war Absolvent von West Point und hatte eigentlich eine militärische Laufbahn geplant. Doch der frühe Tod seines Vaters und bald auch seiner Mutter ändern seine Pläne: er muß die Farm übernehmen und lebt von nun an mit seiner Frau Liza und dem Sohn Joel in Clanton, einem eher verschlafenen Nest.
Mit dem Kriegeintritt der USA wurde Pete 1941 reaktiviert und auf die Philippinen abkommandiert. Die Japaner griffen mit starken Kräften an und es gelang ihnen, auch aufgrund von schweren Fehlern des kommandieren Generals Douglas MacArthur, die Inseln zu erobern. Trotz erbitterten Widerstands mußten sich die amerikanischen Truppen schließlich ergeben. Die Kriegsgefangenschaft der Japaner war äußerst brutal und menschenverachtend. Tausende Gefangene starben, was den Japanern völlig gleichgültig war. Schließlich wurden die etwas kräftigeren Gefangenen auf Schiffe gepfercht, um in Japan in den Kohlenbergwerken zu schuften. Beim Untergang des Schiffes gelang es Pete, zu fliehen und sich einer Guerilla-Einheit anzuschließen, die die Operationen der Japaner erfolchreich störte. So überlebte er den Krieg und kam, wenn auch schwer verwundet, wieder nach Clanton zurück.
Dort jedoch hatten sich die Verhältnisse und vor allem Liza, die ihm die Kraft zum Überleben gegeben hatte, verändert. Liza und die Familie glaubten, daß Pete, der als vermisst galt, tot wäre. Doch nun lebte er.
Fazit: John GRISHAM legt hier eine äußerst interessante Schilderung des Lebens in den 1940 und 1950er-Jahren in Clanton, Mississippi, vor. Weiße Großgrundbesitzer, schwarze Farmarbeiter, strenge Rassentrennung, unaufhebbare Abhängigkeiten. In der Familie Banning spricht man nicht über Gefühle und Befindlichkeiten. Und natürlich nicht über ein Mordmotiv.
Nicht ganz nachvollziehbar bleibt die Schilderung von Petes Einsatz im Südpazifik auf den Philippinen. Ist es eine Abrechnung mit General MacArthur, der die Niederlage zu verantworten hat, sich nach Australien absetzte und nie zur Verantwortung gezogen wurde? Oder soll den Soldaten, die hier umkamen, ein Denkmal gesetzt werden? Oder ist es am Ende einfach der Versuch, Petes Handeln verstehbar zu machen? Auf jeden Fall ein Blick in eine untergegangene Welt.
Clanton, Ford County, war schon in dem Roman Die Liste Schauplatz, allerdings etwa 30 Jahre später.

In Ford County hatte es seit über zehn Jahren keinen Mord an einem Weißen mehr gegeben. 1936 waren zwei Pächter über ein wertloses Stück Land aneinandergeraten. Der, der besser zielen konnte, überlebte, berief sich vor Gericht auf Notwehr und durfte unbehelligt nach Hause gehen. Zwei Jahre später wurde dann in der Nähe von Box Hill ein schwarzer Junge gelyncht, nachdem er angeblich »frech« zu einer Weißen gewesen war. Zur damaligen Zeit galt Lynchmord nicht als Verbrechen, nirgendwo im Süden, und schon gar nicht in Mississippi. Ein falsches Wort zu einer weißen Frau hingegen wurde schon mal mit dem Tod bestraft.
In ganz Clanton konnten sich weder Nix Gridley noch Red Arnett noch Roy Lester noch sonst irgendjemand, der jünger als siebzig war, daran erinnern, dass ein so prominenter Mitbürger ermordet worden wäre.

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