Buchtipp : Paul THEROUX, Der Fremde im Palazzo d'Oro. (Rezension)

Paul THEROUX, Der Fremde im Palazzo d'Oro.

Sizilien/Taormina/Roman/

 Paul THEROUX: Der Fremde im Palazzo d
Paul THEROUX: Der Fremde im Palazzo d'Oro.
(The stranger at the Palazzo d'Oro., 2004)
173 S., ISBN: 978-3-455-40523-1
Hamburg: Hoffmann und Campe, 2015
Bewertung
Bewertung: 3 Sterne

Rezension

Eine Parabel aus Taormina.
Der amerikanische Student Gil kommt im Sommer auf den Spuren von D.H. Lawrence in den touristisch eher verlassenen (1962) Ort Taormina. Dort sieht er in einem guten Hotel ein Paar zu Mittag speisen und wünscht sich, ihr Leben zu leben. Durch seine Skizze des Paares kommt er mit ihnen ins Gespräch, und der Mann lädt ihn ein, im Hotel zu wohnen. Bald stellt sich heraus, daß die Beiden kein Paar sind, sondern eine deutsche Gräfin und ihr arabischer Arzt, der sie auf ihren Reise begleitet. Selber schwul fordert er Gil auf, mit der Gräfin eine Affäre zu beginnen - was Gil nach einigen Anfangsschwierigkeiten auch gelingt.
So lebt Gil etwa vier Wochen mit den Beiden im namensgebenden Hotel. Seine Beziehung zur Gräfin ist ambivalent - Distanziertheit in der Öffentlichkeit, Leidenschaft in der Nacht. Doch schließlich beendet er die Affäre, geschockt vom Alter der Gräfin. Nach 40 Jahren wird er, nun selbst so alt wie der Gräfin damals, zurückkommen, um seine Geschichte aufzuschreiben. Und er trifft auf ein Mädchen in seinem damaligen Alter.
Fazit: Außer der relativ genauen Beschreibung der Affäre mit der Gräfin gibt der Roman nicht viel her, selbst Taormina bleibt ein nachlässig skizzierter Hintergrund. Die 1960er-Jahre machen sich nicht weiter bemerkbar. Na ja…

Seit meiner Rückkehr nach Taormina, wo ich, an einem Hotelpool sitzend, meine Geschichte aufschrieb, hatte mich das Mädchen nicht aus den Augen gelassen. Sogar ihre Nippel starrten, sie glupschten mich förmlich an. Wenn ich zu ihr hinüberblickte, lächelte sie. Ab einem bestimmten Alter, spätestens ab sechzig, verliert ein Mann die Fähigkeit zu unterscheiden, ob die Aufmerksamkeiten einer jungen Frau nur freundlich oder schon kokett gemeint sind. Was bedeutet es, wenn sie mit den Wimpern klappert und sich in den Hintern zwickt. Signalisiert sie sexuelle Offenheit, oder ist sie einfach nur süß? Wenn man diese Frage nicht mehr beantworten kann, ist man alt.

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