Buchtipp : Cay RADEMACHER, Der Trümmermörder. (Rezension)

Cay RADEMACHER, Der Trümmermörder.

Hamburg/Krimi/

 Cay RADEMACHER: Der Trümmermörder.
Cay RADEMACHER: Der Trümmermörder.
Stave-Trilogie 1
333 S., ISBN: 978-3-8321-6154-5
Köln: DuMont Buchverlag, 2011
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Hamburg 1946 - eine Stadt in Trümmern.
Es ist der kälteste Winter seit Jahrzehnten, und es fehlt an allem. Die Kohlezüge kommen nicht durch, die Menschen frieren. Innerhalb weniger Wochen werden vier Ermordete gefunden, die aber niemandem abgehen. Opfer desselben Mörders?
Overinspektor Stave versucht die Opfer zu identifizieren, eine Gemeinsamkeit zwischen ihnen herzustellen. Aber Frieden ist nur die Abwesenheit von Krieg. Es ist die Zeit der Schieber und des Schwarzmarkts, jeder kämpft gegen jeden ums Überleben. Ein paar Tote mehr oder weniger interessieren nicht weiter. Menschen verschwinden ohne Spur.
"Wenn ich von diesem Spaziergang an der Wandse nicht zurückkäme, Herr Oberinspektor, der brave Rentner Johann Schwarzhuber würde mich nicht als vermisst melden. Und sollte mein Foto irgendwann auf einem Ihrer Plakate auftauchen, würde er sich nicht bei der Polizei melden. Er würde wegschauen, etwas wenig Schmeichelhaftes vor sich hin brummen und meinen Verschlag plündern, bevor es jemand anders tut."
Cay Rademacher gelingt es recht gut, diese Stimmung einzufangen und ein stimmiges Porträt einer erfrierenden Stadt etwa ein Jahr nach Kriegsende zu zeichnen. Natürlich bleibt die Frage, ob es wirklich so war, denn gerade diese Zeit ist für die Nachkommen schwer zu fassen.
Fazit: Ein Roman über eine Gesellschaft in einer Ausnahmesituation und auch eine Studie, wie Menschen sich verhalten, wenn es nur noch ums Überleben geht. Nicht immer ganz schlüssig, aber atmosphärisch sehr dicht.
NB: Eine gewissermaßen literarische Aufklärung der historische Mordserie in Hamburg im Jänner 1947 versucht die Buchautorin Mechtild BORRMANN in dem Roman Trümmerkind.

Stave schweigt. Jedes heftige Wort ist gefährlich. Niemand weiß, was der Nebenmann im Krieg gemacht hat. Es sind schon Leute, die halblaut geflucht haben, von ehemaligen Russlandsoldaten einfach so niedergestochen worden. Und Halbwüchsige, die als fünfzehnjährige Buben der Hitlerjugend noch an der Front kämpften, haben jemanden, der sie versehentlich anrempelte, zu Tode geprügelt. Verwüstete Gesellschaft, denkt der Oberinspektor, und wir Krimsches räumen die Trümmer beiseite.

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