Buchtipp : Helmut SCHMIDT, Was ich noch sagen wollte. (Rezension)

Helmut SCHMIDT, Was ich noch sagen wollte.

Hamburg/Essays/

 Helmut SCHMIDT: Was ich noch sagen wollte.
Helmut SCHMIDT: Was ich noch sagen wollte.
239 S., ISBN: 978-3-406-67612-3
München: C.H. Beck, 2015
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Das letzte Buch.
Helmut Schmidt ist am 10. November 2015 verstorben. Somit war dieses Buch sein letztes. Aber man kann es wohl nicht sein Vermächtnis nennen. Denn natürlich war ihm bewußt, sterblich zu sein, und mit 96 ist man dem Tod wohl näher als dem Leben. Aber was er schreibt, sind Erinnerungen, aber keine Bilanz seines Lebens. Wenn er vielleicht eine solche gezogen hat, dann eventuell im Kreis guter Freunde, oder auch nur alleine für sich, aber niemals öffentlich.
Unter dem Generalthema "Vorbilder" beschreibt Helmut Schmidt Menschen, die ihn beeinflusst haben, und Gedankenwelten, die ihn geprägt haben. Die Menschen, die ihm nahe standen, mit denen er diskutierte und er sich auch Rat holte, waren etwa der französische Präsident Valéry Giscard d'Estaing, die amerikanischen Außenminister George Shultz und Henry Kissinger, der ägyptische Präsident Anwar Sadat, wohl auch der Schriftsteller Siegfried Lenz oder der österreichische Kardinal Franz König, um nur einige zu nennen.
Das Fundament seines politischen Denkens und Handelns legten vor allem vier Bücher. die "Selbstbetrachtungen" des römischen Kaisers Mark Aurel, der Traktat "Zum ewigen Frieden" von Immanuel Kant, "Politik als Beruf" von Max Weber und "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde" von Karl Popper. Als Eklektiker nahm er sich von allen, und zimmerte daraus sein moralisches Fundament, die Koordinaten seines politischen Handelns.
Helmut Schmidt galt zeit seines Lebens als distanziert, manchmal sogar als arrogant. Das "Du" blieb selbst gegenüber engen Freunden die Ausnahme, üblich war das hanseatische "Sie" und die Anrede mit dem Vornamen. Sich geöffnet und Einblick in sein Innenleben gegeben hat er wohl nur seiner Frau Loki, seine Jugendliebe aus der Schulzeit, mit der er 68 Jahre verheiratet war. Ihren Tod hat er wahrscheinlich nie ganz verwunden.
Fazit: Helmut Schmidts letztes Buch gibt Einblick in das Fundament seines politischen Denkens und Handelns. Es stellt die Menschen, aber noch viel mehr deren Ideen und Handeln vor, die ihn in irgendeiner Weise beeinflusst haben. Das Private, der Mensch Helmut Schmidt, kommt nur sehr sparsam vor. Dafür war er sich selbst nicht wichtig genug.

Die Mehrheit bedarf der Führung. Von einer schlechten Führung lässt die Mehrheit sich leider auch schnell verführen. Das gilt nicht nur für die breite Masse, sondern es gilt genauso für Intellektuelle oder für Wohlhabende: Bildung und Wohlstand schützen nicht vor Fehlurteil.

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