Buchtipp : Henri CARTIER-BRESSON, Amerika: Photo-Skizzen. (Rezension)

Henri CARTIER-BRESSON, Amerika: Photo-Skizzen.

Henri Cartier-Bresson/Monografie/

 Henri CARTIER-BRESSON: Amerika: Photo-Skizzen.
Henri CARTIER-BRESSON: Amerika: Photo-Skizzen. Mit einem Vorwort von Arthur Miller und einem Essay von Gilles Mora.
(zuerst 1991), 149 S, ISBN: 3-88814-828-6
München-Paris-London: Schirmer-Mosel, 1996
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Henri Cartier-Bresson (HCB, wie er oft genannt wird) war von Amerika fasziniert, seitdem er es 1935 zum ersten Mal betreten hatte - allerdings hatte er sich in dem Jahr nur in New York aufgehalten. 1946 kehrt er wieder, und 1947 unternimmt er mit zuerst mit Truman Capote und später mit John Malcom Brinnin eine Reise durch die USA mit dem Ziel, ein Buch über Amerika zu schreiben. Aber die Aufnahmen verstören den Verleger, weil sie nicht in das optimistische, zukunftsgerichtete Amerika-Bild passen.
Erst 1991 kann das Buch erscheinen und liegt jetzt vor. Die Bildauswahl und wahrscheinlich die Zusammenstellung besorgte großteils auf Gilles Mora. Es sind Aufnahmen aus der Zeit 1935 bis 1975.
Bressons Zugang zu Amerika war der eines Europäers, vielleicht sogar eines Franzosen. Seine Bilder unterscheiden sich merkbar von dem Amerikabild eines Ansel Adams, Paul Strand oder Walker Evans. Ihn interessiert nicht so sehr die Landschaft oder die Weite, sondern die Menschen, die sie bewohnen. Und hier natürlich wiederum mehr die "kleinen" Leute, die Schwarzen, die am Rande der Gesellschaft leben und dem sozialkritischen linksorientierten HCB vor allem ins Auge stechen.
Den Schwerpunkt der 99 Aufnahmen bilder Bilder aus den 1940er- und 1950er-Jahren. Leider, aber vermutlich von HCB gewünscht, beschränken sich die Bildunterschriften aus Aufnahmeort und Jahr, erst zu Schluß gibt es eine Übersicht mit detaillierten Bildunterschriften - etwas unpraktisch, denn wenn auch die Fotografien für sich wirken, ist doch auch der Hintergrund von Interesse.
In vielen Aufnahmen sieht man seine Vorliebe für die Geometrie der Linien, und hin und wieder blitzt Cartiers Neigung zum Surrealismus auf, etwa auf Tafel 30, wenn sich die Fahrbahnen einer Autobahn am Hudson River zu verlieren scheinen.
Fazit: der Querschnitt der Fotografien kann das Amerika-Bild von HCB gut wiedergeben.

Ein Künstler hat einen Weg gefunden, unter Einsatz seiner gesamten geistigen Kultur in belichteten und erhellenden Bildern ein Paradoxon festzuhalten - die wohlhabendste und in vielerlei Hinsicht segenreichste Gesellschaft, die es je gab, die aber zugleich so hart, so brutal gegen sich selbst ist, so voller Vitalität und Hoffnung und doch so nahe tödlicher Verzweiflung. [Arthur Miller, Vorwort]

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