Weltstadt Carnuntum
Geschichte
Bereits 6 n.Chr. errichtete der römische Feldherr Tiberius (42 v.Chr - 37 n.Chr.), Adoptivsohn von Kaiser Augustus, in der Nähe des keltischen Carnuntum ein Winterlager während seines Feldzuges gegen die Markomannen. Zwischen 35 und 40 n.Chr. erfolgte dann die Errichtung eines Holz-Erde-Lagers.
Der Bau des ersten Lagers mit ständiger militärischer Besatzung erfolgte in der spättiberisch-claudischen Zeit um 54 n.Chr. im Bereich der heutigen Marktgemeinde Bad Deutsch-Altenburg. Zwischen Hainburg und Bratislava durchbricht die Donau die Kleinen Karpaten, die von Norden kommende March mündet hier in den Strom ein - ein strategisch wichtiges Nadelöhr zwischen dem Ostalpenrand und dem Karpatenbecken. Damit wurde das römische Legionslager Carnuntum - der Name aus vorrömischer Zeit weist auf das felsige Gelände hin - zu einem der wichtigsten Stützpunkte am gesamten Donaulimes. Der Zweck war einerseits die Überwachung der Bernsteinstrasse, des größten Nord-Süd verlaufenden Handels- und Verkehrsweges östlich der Alpen. Andererseits war die starke Präsenz der germanischen Stämme der Quaden und Markomannen im nördlichen Niederösterreich, im Weinviertel und im Marchfeld entscheidend. Zur gleichen Zeit erhielten Noricum und Pannonien von Kaiser Claudius (10 v.Chr.|41-54 n.Chr.) den Status einer Provinz und die damit verbundenen Verwaltungsorganisationen.

Foto © Wikipedia/Hermann Junghans (CC BY-SA 3.0)
Die Provinz Pannonien wies bereits in claudisch-vespasianischer Zeit eine wesentlich höhere Dichte an Truppenlagern im Provinzinneren und an den Einmündungen der jeweiligen Donauzuflüsse auf als Noricum. Unter Kaiser Traian (53|98–117 n.Chr.) wurde die Großprovinz Pannonien geteilt:
- Oberpannonien (Pannonia superior) im Westen mit der Hauptstadt Carnuntum,
- Niederpannonien (Pannonia inferior) im Osten mit der Hauptstadt Aquincum.
Oberpannonien wurde von einem in Carnuntum regierenden, konsularischen Statthalter verwaltet. Bis in das frühe 2. Jahrhundert n.Chr. bildete die legio XV Apollinaris die Stammtruppe im Lager. Zusammen mit den Hilfstruppen waren hier zeitweilig bis zu 6.500 Mann stationiert.
171-173 n.Chr. leitete Kaiser Marc Aurel (121|161-180 n.Chr.) von Carnuntum aus die Feldzüge gegen die Markomannen und schrieb hier das zweite Buch seiner berühmten Selbstbetrachtungen.
Pannonia superior war die einzige Provinz, in der drei Legionen stationiert waren: die legio X Gemina in Vindobona, die legio XIIII Gemina in Carnuntum und die legio I Adiutrix in Brigetio weiter donauabwärts.
Als 193 n.Chr. der damalige Statthalter Septimius Severus (145|193-211 n.Chr.) von seinen Truppen in Carnuntum zum Kaiser ausgerufen wurde, erhob er Carnuntum in den Rang einer Provinzhauptstadt (Colonia Septimia Aurelia Antoniniana Karnuntum). Die hier stationierte legio XIIII Gemina wurde dafür mit zahlreichen Privilegien belohnt. So durften die Soldaten bereits während ihrer Dienstzeit offiziell und legitim heiraten (und nicht erst danach), ihr Sold wurde verdoppelt und sie konnten leichter in städtische Ämter und damit in den Ritterstand aufsteigen.
Ende des 2. und zu Beginn des 3. Jahrhunderts n.Chr. erreichte Carnuntum mit rund 10 km² und über 50.000 Einwohnern seine größte Ausdehnung und war somit die zweitbedeutendste Stadt nördlich der Alpen.
Im November 308 rückte Carnuntum ein letztes Mal in den Focus der Weltgeschichte. Der bereits abgetretene Kaiser Diokletian (284-305) berief in Carnuntum eine Kaiserkonferenz ein, um das System der Tetrarchie neu zu ordnen und dem Reich Stabilität zu geben.
Die römische Tetrarchie wurde 293 von Kaiser Diokletian eingeführt: Jeweils ein Augustus war von nun an für die West- bzw. Osthälfte des Reiches verantwortlich, jedem war ein Caesar und präsumptiver Nachfolger zugeordnet. Die enge Bindung zwischen beiden wurde durch die Eheschließung des Caesars mit einer der Töchter des Augustus gesichert, wofür sich der Caesar vorher eigens scheiden lassen musste. Dieses System geriet nach dem Tode Constantius’ I. 306 in eine Krise. Endgültig beendet wurde es durch den Aufstieg Kaiser Konstantins des Großen zum Alleinherrscher 324. Somit wurden in Carnuntum indirekt die Weichen für die rasche Ausbreitung des Christentums gestellt.
Ein letztes Mal wurde Carnuntum 430 n.Chr. im römischen Amtskalender erwähnt. Danach geriet es in Vergessenheit, da Vindobona (Wien) mehr an geostrategischer Bedeutung erlangte. Mitte des 5. Jahrhunderts wurde das Lager verlassen, im 9. und 10. Jahrhundert noch einmal partiell bewohnt. Danach wanderte die Siedlung auf den Kirchenberg von Bad Deutsch-Altenburg und Mitte des 11. Jahrhunderts nach Hainburg.
Anlage
In der römischen Zeit entwickelte sich ausgehend vom Legionslager im Bereich der heutigen Gemeinden Bad Deutsch-Altenburg und Petronell eine ausgedehnte Siedlung mit zwei Kernzonen:
- Im Osten der militärischen Bereich mit Legionslager, Statthalterpalast und Lagervorstadt (canabae legionis),
- im Westen eine Zivilsiedlung mit zunächst dörflichem Charakter (vicus). Unter Kaiser Hadrian (117-138 n.Chr.) wurde der stetig wachsenden Siedlung dann das Stadtrecht (municipium aelium carnuntum) verliehen.

Quelle: Academic
Carnuntum - militärischer Bereich
Legionslager
Das Legionslager ist heute nur noch als Geländeformation warnehmbar. Der unregelmäßige Grundriss der ursprünglich knapp 18 Hektar großen Befestigungsanlage hebt sich als Plateau deutlich von seiner Umgebung ab.
Nördlich der Landesstraße L2026 befanden sich die Wohnquartiere der Stabsoffiziere (Tribunen), zwei Kohorten von Legionären (aus römischen Bürgern rekrutierte Fußsoldaten) und vermutlich die Lagerthermen. Südlich der Straße befand sich das zentrale Stabsgebäude (principia), eine quergestellte Basilika und das Lagerheiligtum. Hier huldigten die Soldaten dem Kaiserhaus, symbolisiert durch den Adler Roms. Weiters gab es eine Unterkunft des Legionskommandeurs, ein Lagerlazarett (das größte Gebäude im Legionslager), mehrere Wirtschaftsbauten und die Mannschaftsunterkünfte. Umgeben war die Anlage von einer Lagermauer mit vier Lagertoren.
Lagervorstadt
Die Lagervorstadt (Canabae legionis) entwickelte sich im Westen, Osten und Süden des Legionslagers entlang der wichtigsten Ausfallstraßen. Diese Siedlungsflächen wurden in der frühen und mittleren Kaiserzeit nur unter gewissen Einschränkungen für die private Nutzung freigegeben. Sie erstreckten sich rund 2,2 Kilometer um das Legionslager und wurden von römischen Bürgern bewohnt. Diese besaßen zwar Grund und Boden, konnten ihn aber nicht als souveränes Eigentum für sich beanspruchen. Sichtbar ist dieser Bereich nur in den luftarchäologischen Untersuchungen.
Campus und Statthalterpalast
Der Campus lag an der südwestlichen Seite des Legionslagers. Das militärische Übungs- und Exerziergelände hatte eine Ausdehnung von 177 x 233 Metern und war an drei Seiten von länglichen Gebäudetrakten umgeben. An der Südseite stand eine mächtige Basilika.

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Der Statthalterpalast lag unmittelbar an der Donau, dem Campus gegenüber. Er war der Amtssitz des oberpannonischen Provinzstatthalters. Hier hatte Septimius Severus seinen Palast, als er am 9. April 193 zum Kaiser ausgerufen wurde.
Amphitheater I
Das Amphitheater I lag in einer Geländesenke nordöstlich des Legionslagers. Es ist der heute einzig sichtbare Bau der Canabae. Errichtet wurde er von der 15. Legion in den 70er-Jahren des 1. Jahrhunderts n.Chr. und bot schätzungsweise 6000-8000 Besuchern Platz. Die Arena war mit einem zentralen Wasserbecken ausgestattet. Hier fanden vor allem Gladiatorenspiele und Tierhetzen statt.

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Carnuntum - Zivilstadt
Die Zivilstadt Carnuntum war seit Beginn des 2. Jahrhunderts n. Chr. Verwaltungszentrum der römischen Provinz (Ober-)Pannonien und liegt auf den Gemeindegebieten von Petronell-Carnuntum und Bad Deutsch-Altenburg in Niederösterreich, westlich des Legionslagers. Unter Trajan wurde sie Provinzhauptstadt von Oberpannonien, nach der Ausrufung von Septimius Severus zum Kaiser erhielt sie den Rang einer Kolonie (colonia Septimia Aurelia Antoniniana Karnuntum). Zwischen 193 und 235 erreichte Carnuntum seine wirtschaftliche und kulturelle Hochblüte und maximale Ausdehnung. Auf einer Fläche von 10 km² lebten etwa 50.000 Personen.

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Im 5. Jahrhundert wurde Carnuntum von seinen romanischen Bewohnern endgültig aufgegeben.
Römisches Stadtviertel (Freilichtmuseum)
Im Spaziergarten von Schloß Petronell gibt das auf großer Fläche freigelegte römische Stadtviertel einen Einblick in den südöstlichen Randbereich der Zivilstadt Carnuntum. Weltweit einmalig wurde es in Carnuntum am Originalstandort rekonstruiert, die römischen Häuser vollständig und funktionstüchtig wiederaufgebaut. Sämtliche Baumaßnahmen und Ausstattungsdetails basieren auf archäologischen Befunden vor Ort.

Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Damit öffnet sich ein einmaliges Zeitfenster in das antike Carnuntum in seiner Blütezeit unter den Severern (193-235 n.Chr.). Die komplett wiederaufgebauten Häuser sind vollständig möbliert, haben funktionstüchtige Küchen und die Räume zieren prächtige Wandmalereien.
Römische Therme
Der Besuch der Therme war ein fester Bestandteil der römischen Lebenskultur.

Therme
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Im Haus VI wurden auf den Originalfundamenten die voll funktionstüchtigen Heiz- und Badeanlagen wiedererrichtet. Der Thermenkomplex beansprucht eine Fläche von rund 1500 Quadratmetern und bestand aus vier mit Fußbodenheizungen ausgestatteten Räumen: Heißbad (sudatorium), Laubad (caldarium) und einem beheizten Durchgangsraum (tepidarium)

Baderaum in der Therme
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)

Ruheraum (Basilica thermarum) in der Therme
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Weitere rekonstruierte Gebäude sind:
- das Haus des Ölhändlers mit Verkaufsräumen
- das Haus des Lucius, zeigt den Lebensstandard der Mittelschicht
- das Domus Quarta, ein luxuriös ausgestattetes Wohnhaus
- die Villa Urbana, ein prächtiges Stadtpalais
- die Herberge
täglich 9 - 17 Uhr (19. März bis 20. November 2022)
Römerstadt Carnuntum
Heidentor
Das wohl bekannteste Denkmal Österreichs römischer Vergangenheit ist das sogenannte Heidentor. Mehr als alle anderen Bauten der Römerstadt Carnuntum hat es die Jahrhunderte überdauert und ist damit zu einem Wahrzeichen geworden. Und dennoch blieb das Heidentor durch Jahrhunderte voller Rätsel und Geheimnisse.

Petronell-Carnuntum, September 2021
Foto © www.bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Markomannen, Quaden, Naristen, Jazygen und andere Völker drangen 168 n.Chr. über den Donaulimes in die römischen Provinzen Norikum und Pannonien ein. Sie bedrohten die Legionsfestungen Vindobona und Carnuntum. Über die bestehenden Nord-Süd-Verbindungen, vor allem die Bernsteinstraße, strömten sie weiter nach Oberitalien und belagerten Aquileia. Ein Schock, denn seit fast 300 Jahren war kein auswärtiger Feind mehr in das italienische Mutterland vorgedrungen.
Kaiser Marc Aurel besiegte die germanischen Völker noch auf ihrem Rückmarsch an der Donau. Aus Sicht Roms lag die Römerstadt Carnuntum damals noch an der Peripherie des Imperiums, was sich allerdings mit den Markomannenkriegen änderte. Als dann auch noch 193 Lucius Septimius Severus in Carnuntum zum Kaiser ausgerufen wurde, erlebten die Städte entlang des Donaulimes eine Blütezeit.
Ein weiteres Ereignis von weltgeschichtlicher Bedeutung war die Vierkaiserkonferenz 308 in Carnuntum. Hier konnte die von Kaiser Diokletian begründete Vierkaiserherrschaft (Tetrarchie) noch einmal gerettet werden.
Die Bedeutung Carnuntums als politischer und kultureller Drehscheibe erklärt sich aus seiner geografischen Lage am Schnittpunkt zweier transkontinentaler Verkehrswege: der Wasserweg der Donau und die Bernsteinstraße.
Am Rande der römischen Stadt, etwa zwei Kilometer westlich der Zivilstadt von Carnuntum, wurde mit der Errichtung des Heidentors, eines monumentalen Quadrifrons (viertoriger Triumphbogen, Doppeldurchgangsbogen, Tetrapylon), ein Zeichen der uneingeschränkten Macht Roms gesetzt.

Quelle: Wikipedia/Gryffindor (CC BY-SA 3.0)
Archäologische und bauhistorische Untersuchungen des Heidentores haben erbracht, dass das Janus-Quadrifrons in Rom praktisch nach dem gleichen Baumaß (16 x 16 Meter im Grundriss) wie das Heidentor konstruiert worden ist. Der Bau ist nach den Haupthimmelsrichtungen hin orientiert. Das Heidentor, das bekannteste und meistbeachtete Denkmal der Austria Antiqua, war seit jeher ein Anziehungspunkt für Reisende und Forscher, Künstler und wissbegierige Besucher. Seine Funktion war nicht klar. Für den Wiener Arzt und Historiker Wolfgang Lazius (1514-1565), von dem es seinen Namen erhielt, war es ein Stadttor oder ein Triumpfbogen.
„Vorhanden ist noch mitten auf dem Felde der Überrest eines gewaltigen alten Tores, von dem das Dorf einen Steinwurf weit gelegen ist, nicht so weit von der Grenze Österreichs und Ungarns entfernt, benannt nach der heiligen Petronilla …” (Wolfgang Lazius, Commentarii Rei Publicae Romanae, 1551)

Quelle: Wikipedia (CC)
Der Name „Heidentor" geht wohl auf die Tradition zurück, alles Römische als „heidnisch" zu bezeichnen, und auf die irrige Meinung, ein „Tor" vor sich zu haben. So nennt ein Kolmarer Mönch des 13. Jahrhunderts in der Descriptio Theutoniae das Land östlich von Wien „Theutonia" mit des Riesen Theutos „Grabmal". Man kann darin das (damals noch intakte) Heidentor zu sehen, das an ein Mausoleum erinnerte.
Frühere Deutungsversuche als Stadt- oder eine Art Straßentor, das eine Kreuzung überspannte, oder als Grabmonument und Ehrenbogen zur Erinnerung an die historisch bedeutsame Zusammenkunft römischer Kaiser 308 n.Chr mussten wieder verworfen werden. Die Auswertung der Grabungsergebnisse und die Analyse seiner Baustruktur ergaben, dass das Monument der spätrömischen Periode zuzurechnen ist und nicht vor der Mitte des 4. Jahrhunderts n.Chr. erbaut wurde. Die Errichtung des Monumentes fällt wahrscheinlich in die Zeit der Alleinregierung von Kaiser Constantius II. (317|337-361), genauer in die 350er Jahre. Vermutlich stand das Monument an einer stark befahrenen Straßenkreuzung im Stadtgebiet Carnuntums.

Petronell-Carnuntum, September 2021
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
In der Mitte des Baues wurden die Fundamentreste eines Rundsockels festgestellt, der die leicht überlebensgroße Kaiserstatue getragen hat. Der zentrale Figurensockel schließt jedoch eine Durchgangsfunktion aus, das Tor diente wohl als Baldachin für die Kaiserstatue.

Petronell-Carnuntum, September 2021
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
Die Auswertung der 44 erhaltenen Einzelbauteile des Rundsockels bestätigt die Interpretation als 4,30 Meter hohe Figurensäule, die sich mehrfach nach oben zu abstufte. Die auf dem Pfeiler aufgestellte Figur war wohl leicht überlebensgroß.
Solange jedoch das städtische Gefüge Carnuntums nicht ausreichend geklärt ist, kann über das ursprüngliche städtische Umfeld des Heidentors und seine äußere Wirkung nur spekuliert werden.
Die Sage vom Römerschatz beim Heidentor
Eines Abends hütete ein Bursche aus Petronetl mehrere Rinder draußen beim Heidentor. Als er eben die Tiere heimtreiben wollte, sah er neben dem Heidentor eine bläuliche Flamme am Boden leuchten. Der Bursche dachte, an dieser Stelle sei gewiss ein Schatz verborgen, und er beschloss, diesen zu heben. Am nächsten Abend erschien die Flamme wieder und der Bursche bezeichnete die Stelle durch eine Marke. Am dritten Tage nahm er Grabwerkzeuge mit und grub ein tiefes, weites Loch. Zu seiner Freude stieß er auf einen Steinsarg, in dem er den Schatz vermutete. Eben wollte er eine Ecke der mächtigen Deckenplatte abschlagen, um in das Innere des Sarkophages zu gelangen, da fühlte er sich hart an der Schulter gefasst. Sich aufrichtend, gewahrte er eine Gestalt in noch nie gesehener Kleidung, die ihm zurief: „Törichter, dieser Schatz ist nicht dir bestimmt! Sieh dort deine Kühe!" Der Bursche blickte erschreckt auf diese und sah, dass seine Tiere in einen Weingarten eingedrungen waren und dort großen Schaden anrichteten. Da sprang er aus der Grube, um seine Kühe aus dem verbotenen Gehege zu vertreiben. Und dies war sein Glück. Denn kaum stand er auf ebenem Boden, so erfolgte ein gewaltiges Getöse. Der Fremde stand riesengroß vor ihm, riss ein ungeheures Stück vom Oberteil des Bauwerkes herab und schleuderte es auf die Stelle, wo der Bursche das Loch getrieben hatte, und begrub so den Schatz wiederum, vielleicht für immer. Seit jener Zeit liegt neben den zwei Pfeilern des Heidentores, an deren Ostseite, ein riesiger losgerissener Mauerblock.
(aus: Sagenschatz aus dem Bezirk Bruck an der Leitha, zit. nach Erlebnis Archäologie)
Museum Carnuntinum
Das Museum Carnuntinum in Bad Deutsch-Altenburg wurde restauriert und inhaltlich neu gestaltet. Seit 30. Juni 2022 wird hier die neue Ausstellung Carnuntum – Weltstadt am Donaulimes präsentiert. Mit zum Teil noch nie gezeigten Exponaten aus den Landessammlungen Niederösterreich werden die Stadtgeschichte, aber auch das gesellschaftliche Leben eindrucksvoll porträtiert.

Quelle: Museum Carnuntinum

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Das Museum Carnuntinum wurde von Friedrich Ohmann und August Kirstein, zwei angesehenen Architekten der K.u.K. Monarchie, im Stil einer römischen Landvilla erbaut. Finanziert von der 1885 gegründeten Gesellschaft der Freunde Carnuntums wurde es 1904 von Kaiser Franz Josef I. eröffnet. Ganz im Geist des Historismus erbaut, greift der Entwurf typische Architekturelemente aus den römischen Provinzen auf.
Ausstellung Der Adler Roms
In der nun beendeten Ausstellung Der Adler Roms - Carnuntum und die Armee der Cäsaren
(März 2017 - November 2020) wurde der Bogen von der Bedeutung des römischen Militärs als Macht- und Wirtschaftsfaktor bis hin zu persönlichen Karrieren und Lebensschicksalen einzelner Soldaten gespannt.

Der Adler Roms
Bad Deutsch-Altenburg, Juli 2020
Foto © bilderreisen.at/Walter Reinthaler (cc)
19. März bis 20. November 2022 tägl. 9 - 17 Uhr
Webseite
Literatur/Quellen
Buchtipps Carnuntum
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Werner JOBST: Das Heidentor von Petronell-Carnuntum. 2002 (Architektur)
Ziemlich erstmalig legt hier der Autor Werner JOBST anhand neuer Ausgrabungen und Funde die Entstehungszeit des Bauwerkes und seiner Funktion dar. Ein kurzes englisches Summary macht das Denkmal auch ...
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Internet
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- Carnuntum (Militärlager) [abgerufen am 28.02.2022]
- Carnuntum (Zivilstadt) [abgerufen am 28.02.2022]
- Freilichtmuseum Petronell [abgerufen am 28.02.2022]
- Carnuntiner Wissenschafts- und Museumsgeschichte [abgerufen am 28.02.2022]