Pfarrkirche „Unserer Lieben Frau Geburt”
Die Mutterpfarre Altenmarkt entstand neben den Mutterpfarren Pfarrwerfen und St. Veit etwa in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts. Sie wird erstmals 1074 in der Schenkungsurkunde von Erzbischof Gebhard I. an das Kloster Admont erwähnt.
Das Äußere
Der vorhandene Baubestand geht auf Pfarrer Reicher von Etling zurück, dessen Wirken hier von 1369-99 nachweisbar ist. Reicher war Kaplan und später Hofmeister am Hof des kunstsinnigen Erzbischofs Pilgrim II. Ab 1393 beginnt eine rege Bautätigkeit, 1395 stiftet Reicher die Annakapelle.
In den Bauernkriegen wurde die Kirche vermutlich 1526 beschädigt und erfuhr durch zahlreiche An- und Umbauten wesentliche Veränderungen. 1867-75 wurde sie im Sinne der Neugotik umfassend restauriert. 1985/86 wurde das gesamte Äußere saniert.
Das Innere
Der Innenraum der Pfarrkirche weist zahlreiche Sonderformen der Salzburger Spätgotik auf. Die Joche des siebenjochigen Raums sind kreuzrippengewölbt. Der Chorbogen zwischen dem 4. und 5. Joch ist ein Hinweis darauf, daß der romanische Vorläuferbau nur bis hierhin reichte. Die restlichen drei Joche und der Altarraum wurden erst am Ende des 14. Jahrhunderts angebaut.
-
- Altenmarkt, Pfarrkirche, Februar 2008
Hauptschiff, Blick zum Hochaltar
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)
Der Salzburger Tischler Josef Ripper fertigte 1872 die Kanzel nach einem Entwurf von Josef Wessicken.
Das Ensemble des Hochaltars wurde 1972 nach einem Entwurf von Clemens Holzmeister neu gestaltet und 1996 geringfügig geändert. Neben dem Barockkreuz von Sebastian Eberl stehen die Figuren von Johannes und Maria. Sie wurden vermutlich um 1760 vom Kitzbühler Bildhauer Josef Martin Lengauer geschaffen.
-
- Altenmarkt, Pfarrkirche, Februar 2005
Hauptschiff, Hochaltar
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)
1974 wurde anlässlich der 900-Jahr-Feier der Pfarre die zweite Orgelempore abgetragen und die neue Jubiläums-Orgel auf die erste Empore gesetzt.
-
- Altenmarkt, Pfarrkirche, Februar 2005
Hauptschiff, Blick zur Jubiläums-Orgel
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)
Der rechte Seitenaltar, der Josephsaltar, wurde 1902 vom Salzburger Bildhauer Johann Piger unter Mitarbeit von Johann Ripper geschaffen. Die Figuren zeigen den hl. Joseph, flankiert von Marias Eltern, Anna und Joachim.
-
- Altenmarkt, Pfarrkirche, Februar 2007
Josephsaltar
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)
Die Lourdeskapelle
Die Lourdeskapelle, der ehemalige Karner, erhielt 1875 ihre heutige Gestalt. Das Kriegergedächtnismal an der rechten Stirnwand wurde unter Dechant J. Fink 1949 gestaltet. Jakob Adlhart kopierte dazu das gotische Vesperbild in Stein.
-
- Altenmarkt, Pfarrkirche, Februar 2007
Lourdeskapelle
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)
An der Westmauer links daneben ist noch das romanische Portal der Vorgängerkirche sichtbar.
Dechant Felix Gredler
-
- Altenmarkt, Pfarrkirche, Februar 2007
Gedenktafel für Felix Gredler
Foto © Walter Reinthaler/www.bilderreisen.at (cc)
Der Tiroler Felix Gredler (1892-1942) wurde in Mayrhofen im Zillertal geboren. Er besuchte das Borromäum und Priesterseminar in Salzburg und wurde 1915 zum Priester geweiht. Am 1. November 1934 wurde er Dechant in Altenmarkt.
Zum Dechanthof im Eigentum der Pfarrgemeinde Altenmarkt gehörten 140 Hektar Grundbesitz sowie einiges Vieh. Gredler war somit nicht nur Priester, sondern auch Landwirt. Der Dechanthof entwickelte sich zu einem florierenden Betrieb und beherbergte auch einige Pensionsgäste.
Damit war er den führenden National­sozialisten, Bürgermeister Hans Weitgasser und Orts­gruppen­leiter Roman Weinstabl, ein Dorn im Auge. Sie konstruierten eine Anklage wegen „Vergehens nach § 1, Abs. 1 der Kriegs­wirtschafts­verordnung vom 4. Septem­ber 1939” gegen Gredler: dieser habe zu wenig Butter abgeliefert. Felix Gredler wurde am 27. September 1940 von der Gestapo festgenommen und vor das „Sondergericht” gestellt. Das Sondergericht war unter anderem für Vergehen nach der Kriegswirtschaftsverordnung (Schwarzschlachtungen, Schwarzhandel mit Lebensmittelkarten) zuständig: politische Justiz ohne richterliche Voruntersuchung, sofortige Rechtskraft des Urteils und Unzulässigkeit eines Rechtsmittels. Das Sondergericht verurteilte Dechant Gredler zu einer Gefängnisstrafe von sieben Monaten, vielleicht auch, um ihn vor der Gestapo zu retten.
Einen Monat vor seiner Entlassung beschlagnahmte die Gestapo das Vermögen Gredlers, der Dechanthof mußte verpachtet werden, im Pfarrgebäude wurde die Hitler-Jugend einquartiert. Kurz vor Ende seiner Haftstrafe wurde Felix Gredler in das Polizeigefängnis Innsbruck gebracht und am 16. August 1941 als Häftling Nr. 26963 in das Konzentrationslager Dachau überstellt. Dort starb er am 26. Juni 1942, offiziell an Bauchwassersucht.