Buchtipp : Douglas J. PRESTON/Lincoln CHILD, Attack - Unsichtbarer Feind. (Rezension)

Douglas J. PRESTON/Lincoln CHILD, Attack - Unsichtbarer Feind.

FBI-Agent Aloysius Pendergast/USA/Colorado/Thriller/

Douglas J. PRESTON/Lincoln CHILD: Attack - Unsichtbarer Feind.
Douglas J. PRESTON/Lincoln CHILD: Attack - Unsichtbarer Feind. Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast.
Pendergast 13
(White fire., 2013)
479 S, ISBN: 978-3-426-19985-5
München: Droemer Knaur, 2013
Bewertung
Bewertung: 3 Sterne

Rezension

Ein Luxusschiort in Colorado kurz vor Weihnachten.
Corrie Swanson kommt aus eher tristen sozialen Verhältnissen. Aber mit Pendergasts Hilfe - für den sie mehrmals gearbeitet hat (zB. in Ritual und Fear) - hat sie ihre Probleme hinter sich gelassen und studiert nun am John Jay College of Criminal Justice. Für ihre Semesterarbeit in forensischer Osteologie (Identifikation von Personen anhand des Skeletts) will sie Skelette in Roaring Fork, einem noblen Wintersportort (das bekannte Aspen ist ein Teil dieses Ortes), untersuchen. Elf Bergleute wurden in den 1870er-Jahren von einem Bären angefallen und teilweise aufgefressen. Daraus könnte eine Studie über den Unterschied zwischen tierischen und menschlichen Perimortem-Knochenverletzungen entstehen. Und die Toten sollen verlegt werden, befinden sich also nicht in Gräbern, sondern in einer Lagerhalle.
Corrie fährt wenige Wochen vor Weihnachten nach Roaring Fork. Der dortige Polizeichef ist zunächst geneigt, ihr die Untersuchungen zu erlauben, zieht aber die Genehmigung plötzlich wieder zurück - auf Druck von Betty Brown Kermode, Besitzerin der Immobilienfirma vor Ort. Sie betreibt in The Heights, einem ganz exklusiven Teil des Ortes für besonders reiche Bewohner, ein Bauprojekt. Im Zuge dieses Bauprojekts wurde der Friedhof geräumt, die Toten sollen an einem anderen Ort bestattet werden. Und möglicherweise gibt es da Dinge im Hintergrund, die nicht bekannt werden sollen.
Corrie, die mit dem Polizeichef einen kurzen Blick auf einen der Toten machen konnte, glaubt, nicht zu einer Bärenattacke passende Verletzungen gesehen zu haben. Da ihr der weitere Zugang verweigert wird, bricht sie in der Nacht in die Lagerhalle ein, wird entdeckt und verhaftet. Ihr drohen bis zu 30 Jahre Gefängnis wegen Störung der Totenruhe.
Aber Pendergast kann Corrie helfen. Eine Urenkelin von einem Toten droht, die Stadt und die Immobiliengesellschaft zu verklagen, weil diese nicht ihre Genehmigung zur Totenverlegung eingeholt hatte. Somit kommt es zu einem Deal: die Anklage gegen Corrie wird fallen gelassen, sie darf mehrere Skelette untersuchen. Dabei findet sie heraus, daß die elf Männer keineswegs Opfer eines Bären, sondern von Kanibalen waren. Dieser Vorfall, der unter den Bergarbeitern bekannt wurde - Roaring Fork war in den 1870ern ein wichitges Silber-Abbaugebiet - wurde jedoch nie publik. Nur der englische Schriftsteller Oscar Wilde hat bei einer Lesereise, die ihn auch hierher geführt hatte, davon erfahren. Und er erzählte die Geschichte in London Conan Doyle, dem Autor der Sherlock Holmes Detektivromane. Doyle konnte die Geschichte jedoch nicht veröffentlichen, in einem Verzeichnis seiner Werke wurde sie zwar angeführt, gilt aber als verschollen.
In Roaring Fork kommt es zu spektakulären Brandstiftungen, bei denen die Opfer absichtlich bei lebendigem Leib verbrannt wurden. Pendergast, der vor Ort ist, unterstützt die örtliche Polizei und glaubt, einen Zusammenhang zwischen den Morden an den Bergleuten vor 150 Jahren und den Brandanschlägen zu erkennen. Den Schlüssel glaubt er in der verschwundenen Geschichte von Doyle zu finden - die er natürlich auch wiederfinden kann. Und er warnt Corrie, sieht sie in Lebensgefahr, weil sie vermutlich auf einen Zusammenhang gestoßen ist. Corrie ignoriert die Warnungen und gerät natürlich in eine tödliche Situation.
Fazit: Der vorliegende Roman ist nicht gerade ein Meisterwerk des Autorenduos PRESTON/CHILD. Er wirkt eher wie ein Entwurf, nur oberflächlich ausgearbeitet und mit ungenauen Beschreibungen der verschiedenen Ereignisse: bleiben bei einem Schneesturm Fuß- oder Fahrzeugspuren sichtbar? Wäre der Hintergrund der Morde nicht auch ohne die verschwundene Geschichte von Conan Doyle aufklärbar gewesen? Das ganze wirkt sehr unrund, flüchtig zusammengeschrieben. Die aufgebaute Spannung wirkt oft zu künstlich. Und ab der Hälfte ergibt sich schon ein Verdacht auf den Brandstifter. Seine als Final gegen den Kapitalismus und die verkommene Snobgesellschaft stlisierten Anschläge werden zur Handlung eines Geisteskranken reduziert. Und warum ist nur er ein vom Umfeld getroffener, und nicht alle, die hier leben?
Vielleicht ist der Schreibdruck auf die Autoren etwas zu groß geworden, und nun leidet die Qualität.
NB: Wieder begegnen werden wir der zur FBI-Agentin ausgebildeten Corrie Swanson in Old Bones.

Pendergast sah sich gezwungen, die meditative Einstellung von der Dritten Ebene auf die Vierte Ebene zu verlagern, wobei er komplexe Gleichungen im Kopf löste und gleichzeitig vier Blätter Bridge spielte. Schließlich war die Stimme verstummt, und dann begann er mit den uralten Meditationsschritten des eigentlichen Chongg Ran. Zunächst blockierte er jedes Geräusch, jede Sinnesempfindung, eine nach der anderen ... bis er schließlich den Zustand des ston pa nyid erreichte: den Zustand der Reinen Leere. Einen Augenblick lang gab es nur Nicht-Dasein; sogar die Zeit selbst schien nicht mehr zu existieren. Dann aber - langsam, ganz langsam - tauchte etwas aus dem Nichts auf. Zunächst war es so klein, so zart, so schön wie ein Fabergé-Ei. Mit dem gleichen Mangel an Eile wurde es größer und klarer. Mit immer noch geschlossenen Augen ließ Pendergast es um sich herum Umriss und Gestalt annehmen. Und dann endlich öffnete er die Augen und fand sich in einem hell erleuchteten Raum wieder, einem prächtigen und eleganten Speisesaal, erfüllt von Licht und Kristall, dem Klirren von Gläsern und dem Gemurmel vornehmer Konversation.

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