Buchtipp : James JONES, Heimkehr der Verdammten. (Rezension)

James JONES, Heimkehr der Verdammten.

USA/Weltkrieg 2/Pazifik-Krieg/Roman/

 James JONES: Heimkehr der Verdammten.
James JONES: Heimkehr der Verdammten.
Pazifik-Trilogie 3  Neu 
(Whistle., 1978)
456 Seiten, ISBN: 978-3-596-31174-3
Frankfurt: Fischer TB-Verlag, 2016
Bewertung
Bewertung: 4 Sterne

Rezension

Vier Männer aus der 3. Kompanie auf einem Lazarettschiff auf dem Heimweg - verwundet. Aber werden sie den Krieg hinter sich lassen können?
- Kompaniefeldwebel Martin Winch, der eigentlich nicht verwundet ist, sondern Herzprobleme hat;
- sein Furier (Koch) Johnny Strange, dessen rechte Hand durch einen Granatsplitter beeinträchtigt ist;
- der Sergeant Mario Landers, dessen Knöchel verletzt ist;
- der Korporal Bobby Prell, dem die Amputation seiner Beine droht.
Als sie - bis auf Prell - teilweise wieder genesen sind, bekommen sie Stadturlaub. Den sie mit Alkohol und Sex verbringen. Denn die zahllosen jungen Frauen sind leicht zu haben. Als wollten sie das Leben genießen, so lange es das noch gab. Frauen entdecken Oralsex als Weg zur Befriedigung, und Männer müssen da mitziehen: lecken und lutschen. Aber es ist nicht gesellschaftskonform. Und viele Männer wollen es nicht.
»Das hat mit unserer amerikanischen Erziehung zu tun, mit der amerikanischen Form der christlichen Religion. In unserer religiösen Erziehung spielt die Sexualität eine große Rolle, insofern sie alles liefert, was die Kirche braucht: Sünde, Schmutz, Schuldgefühle. Das ist alles sehr primitiv. Mittelalterlich. Aber eben Teil unseres puritanischen Erbes.«
Aber Winch, Strange und Landers gelingt es nicht, in diesem Amerika Fuß zu fassen. Alles wirkt friedlich, der Krieg ist weit entfernt und kein Thema. Ausgenommen die vielen Soldaten, die die Stadt überschwemmen, bevor sie in den Krieg müssen - jetzt meistens in den Krieg in Europa.
Die Drei haben Albträume und leiden wahrscheinlich an einem posttraumatischen Syndrom. Aber das interessiert die Ärzte im Lazarett nicht.
Fazit: Der letzte Teil der Pazifik-Trilogie von James JONES unterscheidet sich merkbar von seinen Vorgängern. 20 Jahre nach der Insel der Verdammten geschrieben und mehr als 30 Jahre nach dem Krieg ist der Stil anders, lockerer und weniger dicht. Der Autor legt seinen Fokus auf grundsätzliche Überlegungen zum Krieg und seine Folgen - für den Einzelnen wie für die Gesellschaft. Er fragt sich, welchen Sinn es macht, daß man sich gegenseitig umbringt. Die Kriegsgegner würden ja schließlich in „zehn Jahren Handelsverträge miteinander schließen, zum beiderseitigen Vorteil Geschäfte machen, während die glücklosen Dummköpfe in ihren Löchern modern."
Jones starb während der Arbeit an dem Roman und konnte ihn nicht beenden. Die abschließenden drei Kapitel fassen zusammen, wie sich Jones das Ende vorgestellt hat. Geschrieben nach Tonbandaufzeichnungen und Notizen erhält man nur die Zusmmenfassung des Schicksals der vier Protagonisten.

Der Wagen fuhr an einem Lokal nach dem anderen vorüber, auf den Straßen wimmelte es von Soldaten mit ihren Mädchen, alle mindestens leicht angetrunken, sie johlten und grölten, kicherten und quiekten, gebärdeten sich wie die Kinder. Es schien, als hätten sie die Taschen voller Geld und reichlich Zeit, es auszugeben. Es war nicht zu glauben. Winch mußte an seine durstigen, keuchenden, schwitzenden Männer denken, und dabei wurde ihm nur noch flauer. Nicht zu glauben. Wieder wurde ihm klar, daß alles, was er hier sah, mit dem, was dort draußen geschah, überhaupt nichts gemein hatte. Es gab da einfach keine Verbindung.

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